25 || Wink mit dem Zaunpfahl

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Die nächsten Schultage vergingen wie im Flug. Owens übliche Leiern musste ich über mich ergehen lassen, denen ich teilweise sogar aus dem Weg gehen konnte. Von Ashton hörte ich wie immer nicht sonderlich viel, weil hier das ganze Spiel umgekehrt war und er mir aus dem Weg ging.

Mit Tristan wollte ich nicht allzu engen Kontakt haben, um unangenehme Situationen zu vermeiden. Ich konnte nicht aufhören daran zu denken, wie lieb er am Wochenende zu mir gewesen ist, was so überhaupt nicht meinen Erwartungen entsprochen hat.

Außerdem haben wir uns noch eine ganze Weile miteinander unterhalten. Dabei habe ich erfahren, dass er nur manchen Kursen wieder beitreten würde – aufgrund seiner Bewährung.  Daher schenkte ich ihm nur von weitem hin und wieder ein kleines Lächeln. Ich konnte immer noch nicht fassen, dass ich ihm tatsächlich vertraute. Zwar hatte ich hier und da noch meine unbändigen Zweifel, aber größtenteils glaubte ich ihm jedes einzelne Wort.

Evies One-Night-Stand namens Ryan habe ich bisher noch nicht kennenlernen dürfen. Ich fragte mich, ob ausnahmsweise mal etwas Langfristiges daraus werden würde. Laut meiner Schwester sei das die Nacht ihres Lebens gewesen. Ist ja nicht so, dass sie das jedes Mal behauptete.

Nun war es Mittwochmorgen und ich saß neben Sienna mitten auf dem Schulhof. Wir mussten gerade noch auf den Bus warten, der uns in das Museum bringen würde. Ich würde mich ja echt auf diesen Ausflug freuen und ihn genießen, wenn nur so ein paar bestimmte Leute nicht dabei wären.

"Boah ... guck mal in unsere Gruppe", sagte Sienna und rollte sichtlich genervt mit den Augen. Ich nahm mein Handy aus der Hosentasche und schaute darauf.

Jamie (08:49):
"Haltet den Bus auf!
Ich frühstücke noch!"

"Wäre es denn ein normaler Tag, wenn sie nicht kurz vor knapp erscheinen würde?", fragte ich belustigt nach und ließ das Handy zurück in meine Tasche wandern.

Sienna zuckte bloß mit den Schultern und schlang die Arme um ihre angezogenen Knie. "Ich hoffe einfach, dass der Bus bald kommt und wir endlich loskönnen. Ob mit oder ohne Jamie."

Kopfschüttelnd stieß ich ihr mit dem Ellbogen in die Seite, worauf sie mich nur unschuldig anlächelte und mit ihren Wimpern klimperte. Solange Jamie nicht anwesend war, traute sich die Blondine noch eher, das Mädchen zu necken.

Ich stieß ein lustloses Seufzen aus, als sich ein Reisebus dem Schulgelände näherte. Sienna sprang sofort auf und zog mich an den Händen auf die Beine. Wir folgten den anderen Schülern, die auf den inzwischen stehengebliebenen Bus zu strömten. Sienna zupfte ihre geflochtenen Zöpfe zurecht. "Ich freue mich irgendwie schon auf den Ausflug."

Obwohl Mrs Rider verzweifelt ihre Schüler anflehte draußen zu warten, stiegen die ersten bereits in den Bus ein. Sie wollte nämlich typischerweise abzählen, ob wirklich alle anwesend waren. Mr Smith winkte bloß ab und begrüßte jeden einzelnen Schüler mit seinem strahlenden Lächeln.

"Guten Morgen", flötete er und grinste uns an, als wir in den Bus kletterten.

Ich nickte dem Lehrer zu. "Hallo, Mr Smith. Jamie kommt gleich nach."

"Hat sie wieder mal verschlafen?", fragte er dezent genervt und blickte auf seine Armbanduhr. "Mal schauen, ob ich ihr Nachsitzen aufs Auge drücken kann."

Innerlich überlegte ich, ob ich Jamie nicht schreiben sollte, dass sie sich ruhig noch Zeit lassen konnte. Das würde nämlich bedeuten, dass sie bei ihrem absoluten Lieblingslehrer nachsitzen dürfte – und dazu würde sie definitiv nicht nein sagen.

Tief Luft holend blieb ich in dem schmalen Flur stehen und ließ meinen Blick durch den bereits recht gefüllten Bus schweifen. Mir fiel direkt Masons blonder Haarschopf ins Auge und neben ihm war zufälligerweise noch ein Platz frei. Gerade war er damit beschäftigt, seine Kopfhörerkabel zu entwirren.

ASHES ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt