Ashton entfernte sich schweigend von der Tür und setzte sich wieder in sein Bett. Zwar behielt er dieselbe ausdruckslose Miene bei, aber ich war mir so ziemlich sicher, dass er das Szenario in seinem Kopf immer wieder von vorne abspielen ließ. Er machte sich bestimmt darüber lustig.
Ich beruhigte mich allmählich und atmete einmal tief durch. Mein Blick blieb an dem dampfenden Essen hängen. Kurzerhand schnappte ich mir den Teller und näherte mich dann dem Bett. "Ich wollte nach dir sehen. Geht es dir besser?"
"Mir gehts gut", antwortete er monoton und zog die Knie an die Brust. Seine Arme legte er darauf ab, wobei er den Kopf jedoch an die Wand lehnte.
"Okay ..." Ich nickte und setzte mich an die Bettkante. Weit entfernt von ihm, aber trotzdem unfassbar nah. "Warum hast du ausgerechnet mich angerufen?"
"Weil ich mich bei dir sicher fühle." Als die Worte seine Lippen verließen, schaute er mich nicht an. Mein Herz schlug automatisch wieder in einer höheren Frequenz.
Ich habe Recht behalten. Ashton hat mich um Hilfe gebeten, weil er sich bei mir sicher fühlte. Ich könnte die Welt umarmen! Bevor ich ihm tatsächlich um den Hals gefallen wäre, hielt ich ihm den Teller unter die Nase. Er verzog das Gesicht, als wäre das mit Abstand das Widerlichste, das er jemals gerochen hatte und drehte den Kopf ruckartig zur Seite.
"Willst du denn gar nichts essen?", fragte ich ihn und rutschte auch bis zur Wand zurück. Dabei betrachtete ich den schön hergerichteten Teller, der nicht einmal mit einer halben Portion gefüllt war. Tristan hat sich bestimmt Mühe gegeben. Er sorgt sich um ihn.
"Nein." Ashton zog sich die Bettdecke über den Kopf.
Auch wenn mich seine Antwort innerlich bedrückte, musste ich lächeln, weil er sich unter der Decke versteckte. Wenn ihm etwas nicht passte, zeigte er das auch. Ich nahm die Gabel in die Hand und piekste eine Nudel damit auf. "Darf ich probieren?"
Ganz langsam ließ er die Decke sinken und schaute mit den Augen hervor. "Du kannst ruhig alles haben."
Schmunzelnd öffnete ich den Mund und steckte die Nudel hinein. Ehe ich zu kauen beginnen wollte, schnappte ich nach Luft, denn sie war noch verdammt heiß. Ich verzog das Gesicht und hechelte wie ein Fisch.
Ashton legte den Kopf schief. "So schlimm?"
Ich schüttelte bei meinen Atemübungen den Kopf und schluckte angestrengt herunter. Dann atmete ich aus und legte die Gabel auf den Teller zurück. "Nein, nein! Ist noch viel zu heiß."
Mit einem Kopfnicken ließ er die Decke ganz herunter sinken und fuhr mit den Fingern an dem Saum entlang. Ich blickte auf den Bildschirm seines Laptops. Darauf war immer noch das Standbild des Animes zu sehen, den ich sofort wieder erkannte. Wir haben ihn damals zusammen angeschaut und ich habe davon heulen müssen. Ashton hat mich darauf in den Arm genommen und mich getröstet.
Kimi no Na wa oder auch Your Name – Gestern, heute und für immer.
Ich schluckte und schaute das aktuelle Bild genauer an. Der weibliche Hauptcharakter vergoss Tränen, während sie dem männlichen Protagonisten auf einer Treppe gegenüber stand. Das war die Szene, in der sie endlich zueinander gefunden hatten und genau diese Szene hat mich damals zum Weinen gebracht.
Die Erinnerungen an den Anime oder die Erinnerungen an Ashtons Umarmung brachten meine Augen zum Brennen. Mein Unterkiefer begann bereits zu zittern und ich vergrub die Hände in der Bettdecke, um auch dort die Unruhe zu verbergen.
Ashton bemerkte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen und beugte sich über mich. Ich hielt den Atem an und sah in sein mir verdammt nahes Gesicht. Die dunkelroten Haare kitzelten mich an der Nase.
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ASHES ✓
Mystery / Thriller"Tja, wer weiß, was an jenem Abend alles so passiert ist?", fragte er mich und lächelte mich unschuldig an. "Du siehst den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, Anni." Ich legte die Stirn in Falten. "Was -" Ganz vielleicht schenkte ich dem Sprichwort v...