38 || Howdy Partners

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Sienna und ich stürmten den Gang im Krankenhaus hinab und entdeckten schon von weitem den Jungen mit den verwuschelten braunen Haaren in schlabbernder Hose und weitem Pullover auf einem Stuhl sitzen. Er stellte sich als Jamies großen Bruder heraus, der ihre knallrote Cap trug und unruhig mit den Knien auf und ab wippte.

"Billie!", keuchte ich außer Atem. Sofort sprang er auf und verzog deprimiert das Gesicht. Er breitete die Arme aus und wir fielen ihm um den Hals.

"Warst du schon drinnen?", fragte Sienna ihn und löste sich aus der Umarmung. Auch ich trat einen Schritt zurück und schaute ihn frustriert an.

Er nickte und seufzte. "Sie ist okay."

Gottseidank! Ich legte erleichtert den Kopf in den Nacken und atmete aus. Das könnte ich mir nie verzeihen, wenn ihr etwas noch Schrecklicheres zugestoßen wäre.

"Sie wurde von einem Mason bewusstlos in der Umkleidekabine gefunden. Er hat die Polizei und einen Krankenwagen gerufen", erzählte er uns und setzte sich wieder. Er stützte die Ellbogen auf den Beinen ab und legte das Gesicht in die Hände. "Fuck ..."

Wahrscheinlich machte er sich Vorwürfe, weil er als großer Bruder auf seine kleine Schwester immer aufpassen wollte. Die beiden Geschwister waren wirklich eng miteinander verbunden und es machte sie fertig, wenn es einem von ihnen nicht gut ging.

Die Tür neben uns öffnete sich und ein betroffener Kyle trat heraus. Als er uns erkannte, ließ er die Schultern sinken und schüttelte den Kopf.

Ich zog ihn in eine Umarmung. "Hey, alles gut?"

"Tut mir leid", flüsterte er und ging mit hängendem Kopf an uns vorbei.

"Ihr könnt reingehen." Billie deutete auf die nun leicht angelehnte Tür.

Das ließen Sienna und ich uns nicht zweimal sagen und wir stürzten förmlich auf unsere Freundin zu. Die sah noch ziemlich fertig und schläfrig aus, lächelte aber schwach, als sie uns sah.

"Howdy Partners", krächzte sie und streckte ihre Arme nach uns aus.

Wir setzten uns zu beiden Seiten auf das Krankenbett und kuschelten uns in eine Gruppenumarmung. Ich atmete den Geruch des sterilen Krankenhauses ein und fiel mit dem Blick dann auf ihren Arm, an dem eine Nadel samt Schlauch eingeführt war.

"Wie geht es dir?", fragte ich sie leise und legte meine Hand auf ihre. Sie fühlte sich etwas kalt und sehr trocken an.

Jamie stieß ein unschlüssiges Seufzen aus. "Ganz gut ... mein Kopf dröhnt noch etwas und ich bin echt müde, aber eigentlich ... gehts."

Klang ja schon mal vielversprechend. Immer noch besser, als wenn sie sich schwer verletzt hätte.

"Kannst du dich an letzte Nacht irgendwie erinnern?", wollte Sienna dann wissen, die ihre Hand dann auch auf unsere legte. Ich lächelte sie aufmunternd an.

Jamie überlegte und starrte auf unsere Hände. "Da ist ein riesiges schwarzes Loch in meinem Kopf. Nach dem Auftritt bin ich bei Kyle gewesen. Ich weiß auch nicht mehr viel, nur dass irgendwann Mr Smith mal vorbeikam und ich mit Jemandem mitgegangen bin ... und dann ist da nichts mehr."

Mr Smith? Der verantwortungsbewusste Lieblingslehrer der ganzen Schülerschaft würde doch niemals einer seiner Schülerinnen Ko-Tropfen unterjubeln, oder? Oh Gott, ich hyperventilierte schon wieder!

Der einzig andere Verdacht, den ich im Kopf hatte, war Owen. Schließlich würde das zu seiner unausstehlichen und widerlichen Art passen.

"Es war Owen!", knurrte ich finster und zog die Augenbrauen zusammen.

ASHES ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt