11 || Rettung in der Not

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Die Jungenstimme riss mich aus den Gedanken und mein Körper wurde von Owen direkt losgelassen. Ich verharrte noch einen kurzen Moment lang, bevor ich mich dann mit glühenden Wangen umdrehte und Mason auf uns zu schwimmen sah. Als er seine Brust aus dem Wasser hob und sich das blonde Haar aus dem Gesicht strich, konnte ich nicht anders, als erleichtert aufzuatmen. Rettung in der Not.

"Bring mir irgendetwas mit", erwiderte Owen auf seiner typischen unausstehlichen Art.

Masons Blick wanderte von ihm zu mir. "Und du?"

Ich blickte an ihm vorbei und stellte fest, dass die anderen bereits aus dem Wasser gegangen sind und sich in ihre Handtücher eingehüllt haben.

"Ich, ich komme mit!", beschloss ich stotternd und beeilte mich ihm zu folgen. Owen sollte mich bloß nicht davon abhalten. Hauptsache weg von ihm.

Wäre ich noch länger bei ihm geblieben, hätte er mir nur wieder gesagt, dass er wusste, wie sehr es mir gefiel. Und ich wollte mir echt nicht ausmalen, was außerdem noch alles hätte passieren können. Das ist sowieso schon viel zu viel Körperkontakt gewesen. Jeden verdammten Tag versuchte ich ihm klarzumachen, dass wir überhaupt nichts wiederholen werden, aber er gab nicht auf. Er würde nie aufgeben.

Alles, was wir miteinander getan haben, ist ein riesiger Fehler gewesen. Klar, die Zeit mit ihm war wunderschön und er hat mich in schwierigen Momenten aufmuntern und ablenken können, aber das bedeutete nicht, dass es richtig gewesen ist. Es ist nämlich definitiv nicht richtig gewesen!

Owen würde das nie verstehen. Für ihn bin ich leichte Beute gewesen, als es mir nicht gut ergangen ist. Zuerst haben wir uns zu guten Freunden entwickelt. Er ist für mich da gewesen, hat auf mich eingeredet, mich in den Arm genommen und meine Tränen weggewischt. All das hat sich zu mehr und mehr entwickelt, bis es letztendlich zur Gewohnheit geworden ist, dass wir nicht einfach nur miteinander abgehangen sind.

Ich schlang mein Handtuch um meinen Körper, der immer noch unter Strom stand und extrem aufgeheizt war. Mason trocknete sich kurz ab und gemeinsam gingen wir dann also Eis kaufen.

"Was wollte Owen von dir?", fragte er nebenbei und schlenderte mit mir durch den Sand.

Daran hatte ich ja gar nicht gedacht. Was ist, wenn sie alle gesehen haben, was wir getan haben? Hoffentlich hat Owens super-muskulöser Rücken mal einen Zweck gehabt und alles gut verborgen.

Ich schaute kurz über die Schulter und stellte fest, dass Owen nun auch aus dem Wasser zu den anderen ging. Dabei sah er uns hinterher. Ich drehte den Kopf hastig wieder nach vorne. Er treibt mich in den Wahnsinn.

Er ließ mich nicht mehr gehen – und ich schaffte es einfach nicht, ihn gehen zu lassen. Wahrscheinlich habe ich mir auf emotionaler Ebene viel zu viel auf ihn eingebildet und mir eingeredet, dass er mich tatsächlich lieben könnte, weshalb ein Abschied leider nicht so einfach war. Warum musste alles auch nur so kompliziert sein?

"Ach, der ... der wollte nur mal wieder nerven", antwortete ich mit einem nervösen Lachen und schlang das Handtuch enger um meinen Körper.

Mason nickte. "Ach so. Ist ja so eine Angewohnheit von ihm."

Oh ja, und zwar eine tierisch schreckliche Angewohnheit.

Meine Haut konnte sich auf dem Weg zur Eisdiele etwas entspannen und wurde nur noch dank der Sonne und meinem Handtuch aufgeheizt. Ich schaute auf den Sand hinab, während Mason in seiner Hand das Kleingeld klirren ließ und unsere ellenlange Bestellung aufzählte.

Um ehrlich zu sein, hat der Strandausflug relativ spaßig begonnen und inzwischen fand ich die ganze Truppe eigentlich recht sympathisch. Wenn Owen mich bloß in Ruhe gelassen hätte, wäre das heute sicher ein ganz normaler lustiger Tag unter Freunden gewesen.

ASHES ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt