49 || Wie ein unwirklicher Traum

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Ashton betrachtete mein Gesicht, als würde er sich jedes noch so kleine Merkmal einprägen wollen. Ihm fielen die Augenlider wieder zu. Ich biss mir auf die Unterlippe, als sich seine Stirn an meine lehnte. Die Berührung war für ihn vielleicht nicht sonderlich viel von Bedeutung, für mich bedeutete sie hingegen, dass er meine Nähe suchte. Er fühlte sich bei mir wohl.

Auf meiner Haut konnte ich jeden einzelnen seiner Atemzüge spüren. Kitzelnd streiften sie meine Wange, wenn er ausatmete. Ich starrte auf seine geschlossenen Augen und blickte für einen Moment zu seinem leicht geöffneten Mund. Zwar könnte ich ihn jetzt küssen, doch ich wollte nicht, dass er sich plötzlich doch unwohl fühlte.

"Nisa", hauchte er und blinzelte geschwächt. Seine Hand, die er zuvor auf meiner Hüfte abgelegt hatte, strich über meinen Arm an meinem Körper hinauf. Die Fingerspitzen tippten schwach auf meine Wange. "Tut es noch weh?"

Die Ohrfeige von seinem Vater habe ich mittlerweile wieder verdrängt. Das Brennen war mit keinem Schmerz vergleichbar, so abgeschwächt wie es sich hatte.

"Nein, geht schon wieder", antwortete ich und begann zu lächeln. Irgendetwas an diesem Augenblick machte mich gerade so glücklich, dass ich es nicht beschreiben konnte. Ich lag eng an Ashton gekuschelt in seinem Bett. Vor ein paar Wochen hätte ich nicht einmal im Traum daran gedacht, dass es jemals wieder dazu kommen könnte.

Ashtons Augen glänzten in dem schwachen Licht, während sie mich anschauten. Ich blieb ein weiteres Mal an seinen Lippen hängen, die gerade voller denn je wirkten. Angetrieben von meinen Gefühlen fuhr meine Zunge ganz automatisch über meine Lippen.

Als er mich weiterhin stumm musterte, schien das Herz in meiner Brust beinahe stehenzubleiben. In seinem Gesicht veränderte sich etwas. Mit einem Mal wirkte er schockiert darüber, dass ich hier in seinem Arm lag. Es war vergleichbar mit Momenten, in denen ich ihm das Herz gebrochen habe.

Ich hob meine zittrigen Hände zaghaft an und legte sie auf seiner Brust ab. Dann richtete ich mich auf und blickte zu ihm herunter. Ashton wehrte sich nicht, sondern blieb ruhig auf dem Rücken liegen, während er meinem Blick standhielt.

Auch seine Augen blitzten für eine winzige Millisekunde zu meinen Lippen, ehe sie mich wieder fixierten. Würde ich es riskieren, könnte er mich danach noch mehr hassen, als er es jemals getan hat. Ich wollte nicht alles verlieren, was ich zwischen uns wieder aufgebaut habe.

"Anisa ...", hörte ich ihn sagen.

Meine Finger tasteten über seine vernarbte Wange, bis sie seine Lippen erreichten. Ich streifte mit dem Daumen darüber. Heiße Luft trat aus seiner Nase, traf meine Haut. Langsam beugte ich mich über ihn und versuchte, sein Gesicht zu lesen.

Für den Moment ließ ich meine Hand dort liegen. Ich spürte, wie weich seine Lippen waren. Weicher, als ich sie in Erinnerung hatte. Nun wanderte meine Hand über den kuscheligen Pullover. Die Berührungen dürfte er eigentlich nicht spüren, so dick wie der Stoff war. Dennoch konnte ich unter meiner Handfläche deutlich seinen schnellen Herzschlag in seiner Brust spüren. Ich musste lächeln.

Ashtons schläfrige Augen verfolgten alles, was meine Hände taten. Ich erreichte den Saum seines Pullovers und hielt dort inne. Was mich dazu veranlasste, ihn einfach bedenkenlos anzufassen, wusste ich nicht. Ich wollte seine Haut an meiner spüren.

Tief Luft holend berührte ich unter dem Stoff seine kalte Haut. Sein Bauch zuckte auf, Ashton hielt den Atem an und seine Brust senkte sich nicht mehr ab. Ganz vorsichtig und mit größter Zärtlichkeit fasste ich seinen Oberkörper an.

Ich tastete über seinen Bauch und seine Rippen, bis ich an seinen Schlüsselbeinen angelangte. Dabei habe ich seinen Pullover hochgeschoben, sodass ich seinen Oberkörper vor mir entblößte. In der Dunkelheit waren die blauen Flecken und roten Linien nicht zu erkennen. Was ich jedoch sah, war diese schmale Hüfte und wie scharf sich die Knochen unter der vermeintlich dünnen Hautschicht abzeichneten.

ASHES ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt