Ashton umklammerte seinen Ärmel fest in der anderen Hand und presste den Stoff seines Pullovers gegen seine Haut. Ich hob zögerlich den Kopf an und entgegnete seinen kalten Blick, in dem pure Enttäuschung lag.
"Ich, ich wollte ...", stammelte ich erschüttert und rutschte ein Stück von ihm weg. "Ich wollte nur ... es tut mir leid!"
"Die Narben", murmelte er und verfestigte den Griff seiner Hand um den Stoff, wobei die Knöchel schon weiß hervortraten. "Du wolltest sie ansehen."
Ja.
Das nur aus dem Grund, weil ich mir wahnsinnig Sorgen um ihn machte. Wenn er zuhause wirklich nichts aß und es ihm wieder so beschissen ging wie vor zwei Jahren, dann könnte ich mir all das was dazwischen passiert ist wirklich niemals verzeihen!
Dass ich ihn mit seinem eigenen Zwillingsbruder hintergangen habe, anstatt länger bei ihm zu bleiben und dass ich Owen Freiraum gewährt hatte mich anzufassen, war schlimm genug. All das türmte meine Schuldgefühle in die endlose Höhe, bis dieser wackelige Turm irgendwann einstürzen würde.
"Es tut mir wirklich leid", wiederholte ich mit einem plötzlich trockenen Hals. "Ja, ich wollte sie ansehen. Das hätte ich nicht tun dürfen."
Allein, dass ich jetzt in seine sichere Blase eingedrungen bin, musste ihn innerlich zerstören. Dabei hatte er sich scheinbar bis zu diesem Zeitpunkt sicher gefühlt, wenn er doch sogar in meinem Bett - und in meiner Anwesenheit - eingeschlafen ist.
"Ich weiß, was du denkst", brummte er und rutschte an die Bettkante. "Es gibt aber keine neuen."
Ja, das dachte ich. Und ich wünschte, ich könnte ihm das irgendwie abkaufen.
"Ashton, hilft dir denn der Psychologe zu dem du gehst?", fragte ich vorsichtig.
Er schnaubte. "Nö."
Irgendwie konnte ich seinen Tonfall nicht richtig deuten. Entweder war er tatsächlich ehrlich zu mir oder der Sarkasmus triefte in diesem einen winzigen Wort.
Und in diesem Moment fiel mir wieder ein, dass ich ja auch nie ehrlich zu ihm gewesen bin, wenn ich die Affäre zu Owen geheimgehalten habe. Nie habe ich Ashton auch nur ein Wort darüber erzählt und mich ansatzweise dafür entschuldigt, wofür die Zeit längst vorbei war. Jetzt würde ich damit ziemlich spät ankommen, aber ich musste es trotzdem noch nachholen.
"Ich muss dir was erzählen", sagte ich dann und setzte mich in einen Schneidersitz, während er weiterhin den Rücken zu mir gekehrt hatte. Schon jetzt raste mein Herz vor Aufregung, denn ich würde ihm gleich das erzählen, was er laut Owen unter gar keinen Umständen erfahren sollte. Denn er hat mich immer wieder dazu gedrängt, dass es ein Geheimnis zwischen ihm und mir war und Ashton davon nicht Wind kriegen sollte.
"Ich will ehrlich zu dir sein, Ashton", begann ich mit bebender Stimme. "In der Zeit, in der wir ein Paar gewesen sind und du in der Psychiatrie gewesen bist, bin ich nicht treu zu dir gewesen."
"Ich weiß", flüsterte er so leise, dass ich es nur kaum verstehen konnte.
Diese beiden Worte zerbrachen mir das Herz und brachten mich den Tränen nahe. Ich bohrte die Fingernägel tief in die Matratze und krallte mich daran fest. Er wusste davon. Natürlich.
"Owen und ich ... wir haben uns geküsst ... sehr oft", krächzte ich und versuchte verzweifelt, die Tränen in meinen Augen zu behalten. "Und wir ... wir ... wir haben miteinander geschlafen."
Von Ashton kam keine Antwort zurück. Ich schaffte es nicht, dem Stau an Tränen standzuhalten und schluchzte auf. "Es tut mir so unfassbar leid, dass ich so eine schreckliche Freundin für dich gewesen bin!"
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ASHES ✓
Mystery / Thriller"Tja, wer weiß, was an jenem Abend alles so passiert ist?", fragte er mich und lächelte mich unschuldig an. "Du siehst den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, Anni." Ich legte die Stirn in Falten. "Was -" Ganz vielleicht schenkte ich dem Sprichwort v...