55 || Sie würde dich bestimmt mögen

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Vor lauter Frust entfuhr mir ein niedergeschlagenes Schluchzen. Alle von ihnen haben dazu beigetragen, dass sich Ashton nicht wohl in seiner Haut fühlte. Würden sie jetzt wenigstens den Anschein davon erwecken, Reue dafür zu zeigen und mir zu helfen, könnten sie es eventuell wiedergutmachen.

"Ashton wäre in dem Brand nicht verletzt worden, wenn wir ihm sofort geholfen und das Geld einfach liegengelassen hätten ...", sagte Tessa auf einmal ganz leise und weit entfernt und durchbrach das peinliche Schweigen.

Für ihre Worte hatte ich gerade keinen Nerv mehr übrig. Ich stellte fest, dass ich aufgrund meiner Ansprache auf Ashton nicht mehr Acht gegeben habe. Owen stand mit ihm nun direkt vor dem Feuer und packte ihn grob am Hinterkopf. "Er hat es nicht anders verdient ... das ist alles seine Schuld!"

Owen wollte ihn noch dichter an die Flammen drücken, die schon beinahe Ashtons Körper auffressen wollten. Doch Brian schlang seinen Arm um Owens Hals und riss ihn von ihm weg. Sie schubsten sich gegenseitig und schlugen mit den Fäusten aufeinander ein.

Ashton sackte in derselben Sekunde in sich zusammen. Ich stürzte auf ihn zu und nahm seinen verängstigten Körper fest in meine Arme.

"Ashton, bitte sieh mich an", flüsterte ich eindringlicher und nahm Ashtons Kopf in meine Hände. Obwohl seine Haut schon so weiß wie Schnee war, wirkte er in diesem Moment so blass wie noch nie. "Sieh mich an."

Nur zögernd hob er den Blick unter seinen zitternden Wimpern an. In ihm schien gleichzeitig alles zusammenbrechen, denn Tränen fluteten seine Wangen. Von seinem Anblick mitgenommen, zog ich ihn enger an mich heran, sodass er das Gesicht in meiner Halsbeuge vergraben konnte.

Ashtons Arme schlangen sich um meinen Rücken und seine Finger krallten sich in meinem Hoodie fest. Er umfasste den Stoff mit beiden Fäusten, während er aufschluchzte und nur noch kläglich weinte.

"Alles ist gut. Du bist in Sicherheit." Ich strich durch sein weiches Haar, von dem die vorderen Strähnen nassgeschwitzt waren. Innerlich versprach ihm, es nie wieder so weit kommen zu lassen. Sein Leid und die Schmerzen hätte ich verhindern müssen.

"Wegen Tessa und mir ist Ashton verletzt", hörte ich Brian sagen, der Owen immer wieder davon abhalten musste, auf uns zuzustürmen. "Wir wussten, dass dein Vater im Office einen Safe mit Kohle hat. Wir wollten es holen! Es hat schon gebrannt und geldgierig haben wir nach dem Safe gesucht ... Ashton haben wir außer Acht gelassen. Erst als das Feuer ihn erreicht hat, konnten wir ihn aus dem Raum zerren ... ohne das Geld."

Tessa hielt sich an Brians Seite auf und drängte sich dichter zu ihm. "Das, das tut mir so leid! Das ist nicht Brians Schuld! Ich hab ihn darum gebeten mir zu helfen."

Die Diskussion wurde weitergeführt, doch ich ignorierte sie bloß. Ich legte das Kinn auf Ashtons Kopf ab und streichelte über seinen Rücken. Sein heißer Atem gemischt mit warmen Tränen brachte meine Haut am Hals zum Kribbeln. Das Allerwichtigste war in diesem Augenblick, dass er sich beruhigte.

Owen wurde von Brian abermals zurückgedrängt. Diesmal blieb er stehen und starrte uns an. Sein Mund öffnete sich. Keine Sekunde war er offen, so schloss er ihn wieder und presste die Lippen aufeinander. Energisch stieß er Brian von sich weg, der immer noch auf ihn einredete und versuchte, seine Wut zu mindern.

Owen kickte eine der Holzkisten aus dem Weg. Sie überschlug sich mehrmals und landete weiter entfernt in der Wiese. Alle wichen von ihm zurück. Ich zuckte vor Schreck kurz zusammen und drückte Ashton noch fester an meine Brust.

Und dann ging er.

Es folgte ein weiterer Moment der unerträglichen Stille. Das Knistern des Feuers mischte sich mit dem abwechselnden Schluchzen von Ashton und Tessa. Obwohl ich mich daran hindern wollte, habe ich selbst auch die ein oder andere Träne vergossen. Schnell tupfte ich sie mir aus dem Gesicht.

ASHES ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt