13 || Dein hinterfotziges Verhalten

79 8 30
                                    

Lustlos und vollkommen übermüdet schlurfte ich meine Beine durch den endlos langen Schulflur. Die Muskulatur schien an meinem ganzen Körper zu verschlaffen und von Sekunde zu Sekunde immer schwächer zu werden. Meine Knie drohten gleich wegzuknicken.

Auch in dieser Nacht bin ich heulend und schweißgebadet aufgewacht. Die Albträume würden sich mit Sicherheit nicht bessern, nachdem Ashton wieder in unfassbarer Nähe war. Ich habe nur von ihm geträumt und die Bilder, die ich sehen musste, sind grausam gewesen.

Wenigstens konnte ich mich nur noch verschwommen daran zurückerinnern, wie Tristan vor meinen Augen Ashton das Leben genommen hat und anschließend mein eigenes. Überall sind Flammen zu sehen gewesen. Ich habe schon fast spüren können, wie schmerzhaft sie über meine Haut gekrochen sind.

Ich hatte Mühen, meine Augenlider offenzuhalten, da sie mir immer wieder zu fielen, was ich echt nicht vermeiden konnte. Zuhause habe ich mir kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt und mich extra lang im Spiegel mit weit aufgerissenen Augen angestarrt, aber danach hätte ich im Stehen wieder einschlafen können.

Weil ich die Clique im Erdgeschoss der Schule entdeckt habe, bin ich absichtlich einen Umweg über zwei Stockwerke gegangen, um ihnen sicherheitshalber aus dem Weg zu gehen. Jetzt warteten allerdings all diese Treppenstufen auf mich, damit ich sie wieder hinuntersteigen konnte.

Stufe ...

... für Stufe ...

... für Stufe ...

... für Stufe ...

... für Stufe ...

Ein Ellbogen rammte sich gegen meinen Arm.

Beinahe verlor ich das Gleichgewicht, aber rechtzeitig konnte ich mich an das Geländer festklammern. Ich hatte echt keine Lust, in diesem Zustand eine Diskussion anfangen zu müssen, doch ich wollte trotzdem wissen, wer mir meinen ohnehin schon schrecklichen Morgen noch weiter verderben musste.

Von knapp sieben Milliarden Menschen auf der ganzen Welt gingen etwa tausend hier auf meine Schule und ausgerechnet Owen musste vor mir stehen. War ja irgendwie klar.

Auf seine Lippen schlich sich ein belustigtes Grinsen. "Heute bist du wohl nicht mehr so gut gelaunt, was? Also wenn ich du wäre, würde ich lieber ich sein wollen."

Ich musste echt grausam aussehen – und zwar noch schrecklicher als letzte Woche.

"Falls du mir irgendetwas sagen möchtest, merks dir und komm später nochmal vorbei, denn ich -" Ich holte tief Luft und wagte einen Blick direkt in seine Augen. "- habe gerade absolut keine Lust, mich mit dir zu unterhalten. Danke für die Rücksicht und jetzt hau ab, Sir Fierce."

Ich zog mich an dem Geländer entlang und stieg die restlichen Stufen der ersten Treppe hinunter. Jetzt würden noch ganze 32 Stufen auf mich warten und die wollte ich schnellstmöglich und am besten nicht in Owens Anwesenheit hinter mich bringen.

"Ist das etwa eine Einladung auf ein Date?", hakte er nach und schlenderte gelassen neben mir her. Allein diese Körpernähe trieb mich schon wieder in den Wahnsinn.

"Hast du nichts Sinnvolleres zu tun, als mich zu nerven?", brummte ich und wandte mich an die nächste Treppe. "Du könntest zum Beispiel deine Hausaufgaben machen oder dich einfach erschießen gehen."

Und auf ein Neues.

Stufe ...

... für Stufe ...

... für Stufe ...

... für Stufe ...

... für Stufe ...

ASHES ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt