Ich hielt den Kopf gesenkt, sodass mir braune Haarsträhnen vor das Gesicht fielen. So schnell wie nur irgendwie möglich wollte ich den Schulhof überqueren und dabei unerkannt bleiben. Nur leider wurde daraus nichts. Ich wurde von dem Jungen ausgebremst, zu dem ich zurzeit den größten Abstand suchte.
Seine Hände waren in den Taschen seiner Jeansjacke verschwunden, als er sich blockierend vor mich stellte. Aufgrund seiner Größe schaute er nur verbissen zu mir herunter. Die kristallblauen Augen blitzten förmlich auf, während sie mich anvisierten. Ich erwiderte seinen intensiven Blick nur grimmig.
Selbst als er sich mit der Hand durch das braune Haar fuhr und dabei den Kopf in Schieflage brachte, hielt ich dem Blickkontakt stand. Meistens konnte ich ihm ziemlich gut aus dem Weg gehen. Hin und wieder erwischte er mich jedoch recht ungünstig und hielt mich leidenschaftlich gerne auf. Er liebte es abgöttisch, meine Zeit aus non-existenten Gründen mit seiner Präsenz zu verschwenden.
Ich atmete tief ein und beherrschte mich, um ihn nicht gleich anzumotzen. "Schön, dich zu sehen."
Der Sarkasmus triefte nur so in diesem kurzen Satz, aber ich wollte ihm nun mal verdeutlichen, dass ich absolut keinen Bock auf seine Spielchen hatte. Ich kannte jede einzelne seiner Absichten, mit denen er mich von sich überzeugen wollte, doch das funktionierte nicht mehr. Er schoss sich damit nur ein Eigentor nach dem anderen.
"Ich habe das Gefühl, dass du mich vermisst, Anni." In das blaue Augenpaar blickend, das auf mich hinabschaute, als würde er mir per Telepathie die Klamotten vom Leib streifen wollen, stieß ich ein ungläubiges Schnauben aus. Dieser scheinbar harmlose Satz brachte mich zum Kopfschütteln, denn mein Gehirn schien diese Worte nicht freiwillig verinnerlichen zu wollen.
"Das glaubst aber auch nur du!", sagte ich höhnisch und zog misstrauisch die Augenbrauen zusammen, während ich dem starren Blick immer noch standhielt. Wenn er dadurch meine Knie zum Verweichlichen bringen konnte, könnte ich das doch sicherlich auch.
Seine Hand fuhr erneut in einer gleichmäßigen Bewegung durch sein weiches Haar, das er sich dabei aus der Stirn strich und seine dichten Augenbrauen offenbarte. Ich hielt den Atem an und versuchte dieses verführerische Gesicht zu ignorieren. Langsam aber sicher drängte ich mich in Millimeter großen Schritten rückwärts in Richtung Freiheit.
Als er wohl selbst merkte, dass er mein Herz höher schlagen ließ, fingen seine Augen an zu glitzern, die mich weiterhin anvisierten und nicht mehr loslassen wollten. Ich versuchte ruhig zu bleiben, unterdrückte ein Zittern und ballte meine Hände zu festen Fäusten. Das war gar nicht gut.
Owen war das größte Arschloch der Welt und trotzdem konnte er mich mit Leichtigkeit verführen. Er schaffte es immer wieder – und das wusste er.
"Du hast gestern ein Bild von mir auf Instagram geliket", sagte er und neigte seinen Kopf so dicht zu mir herab, sodass ich den Duft seines Aftershaves einatmen konnte. Süß und fruchtig lag er hier in der Luft und kroch mir verboten tief in die Nase. "Das ist schon zwei Jahre alt."
Während mir sprachlos das Kinn herunterklappte, lachten Brian und Jackson voller Belustigung aus dem Off auf. Auch Nate musste davon breit grinsen. Nur Mason war gerade damit beschäftigt, seine Tasche zu durchwühlen, weil es ihn scheinbar nicht interessierte. Immerhin einer von ihnen respektierte wohl, dass man sich nicht überall einmischen musste.
Gestern bin ich nur ein wenig in Langeweile versunken, weil meine Schwester so intensiv mit Lernen beschäftigt gewesen ist. Deshalb wollte sie auch kein einziges Wort mit mir wechseln. Ich habe nur ein paar Profile gestalkt und bin irgendwie auch bei Owen gelandet.
Ihm folgte ich zwar schon länger nicht mehr, aber trotzdem bin ich durch all seine alten Fotos gescrollt. Auf vielen zeigte er sich leidenschaftlich gerne oberkörperfrei und dieser durchtrainierte Körper war einfach himmlisch. So sehr ich den Jungen, der in diesem Körper steckte, verachtete, konnte ich wirklich nicht leugnen, dass er verdammt gut aussah.
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ASHES ✓
Mystery / Thriller"Tja, wer weiß, was an jenem Abend alles so passiert ist?", fragte er mich und lächelte mich unschuldig an. "Du siehst den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, Anni." Ich legte die Stirn in Falten. "Was -" Ganz vielleicht schenkte ich dem Sprichwort v...