47 || Und ich befand mich mitten drin

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Tristan lehnte mit vor der Brust verschränkten Armen im Türrahmen. Mit einem Kopfnicken bedeutete er mir, ihm aus dem Zimmer zu folgen. Ich fühlte mich von ihm ein wenig ertappt, weshalb ich kurzzeitig zögerte, bevor ich den Zettel an Ort und Stelle zurücklegte und ihm rasch hinterherging.

Er befand sich schon auf dem Weg nach unten. Ich war erleichtert darüber, in diesem Haus einen Menschen anzutreffen, den ich leiden konnte. Daher fiel mir echt ein Stein vom Herzen, dass es er war, der mich beim Durchsuchen von Owens Zimmer erwischt hatte. Ich wollte mir nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn Owen aufgetaucht wäre.

Wir landeten letztendlich im Wohnzimmer. Dort räumte er gerade noch den Esstisch ab, woraus ich schloss, dass sie wohl doch kurz vor meiner Ankunft gegessen haben. Um nicht nutzlos herumzustehen, half ich ihm dabei, das restliche Geschirr in die Spülmaschine einzuräumen.

Drei Teller, drei Gläser, dreimal Besteck. Ashton hat nicht mitgegessen.

Etwas beunruhigt biss ich die Zähne zusammen und reichte Tristan die aufeinander gestapelten Teller. Konnte ja sein, dass er in seinem Zimmer gegessen hatte. Ich durfte die Hoffnung einfach nicht aufgeben, was das anging.

Tristan schaltete die Spülmaschine ein und wandte sich nun an mich. "Du willst sicher zu Ashton, oder?"

Ich nickte bloß.

"Soweit ich weiß, ist er eben erst aufgestanden und duscht noch", erklärte er mir dann und nahm mich mit zu der Couch, damit wir uns hinsetzen konnten. Ich ließ mich auf das bequeme Möbelstück fallen, auf dem ich mittlerweile schon öfter geschlafen hatte und lehnte mich seufzend zurück. "Ich glaube nur nicht, dass Owens Zimmer eine Abkürzung dafür ist. Ihm gefällt das nicht, wenn man unerlaubt sein Zimmer betritt."

"Ich weiß ... ich wollte nach den Ko-Tropfen suchen", gestand ich und wollte ihm noch eine weitere Erklärung liefern, was ihn aber nicht zu interessieren schien.

Denn Tristan zuckte nur mit den Schultern. "Ist ja auch egal ... und was ist mit Ashton?"

Damit brachte er mich auf einen anderen wichtigen Gedanken. Immer noch war es mir ein Rätsel, was für ein Tattoo Ashton unter der Haut trug. Eigentlich war es ja nicht schlimm, aber so panisch wie er reagiert hat, als ich ihn darauf angesprochen habe, musste doch mehr dahinter stecken. Bestimmt bildete ich mir nur wieder irgendeinen Müll ein.

"Wusstest du, dass er ein Tattoo hat?", fragte ich Tristan in der Hoffnung, dass er mir mehr dazu sagen konnte. Nur sah es nicht besonders gut mit einer mich zufriedenstellenden Antwort aus.

Er legte die Stirn in Falten. "Ist mir neu. Wo denn?"

"Am Unterarm. Ich dachte, vielleicht weißt du ja, was er sich tätowiert hat."

"Ich glaube nicht, dass er sich tätowiert hat", meinte er schulterzuckend und mit schwacher Belustigung. "Dann müsste er ja mit dem Tätowierer geredet haben."

Frustriert ließ ich den Kopf auf die Rückenlehne fallen. Ich wollte doch nur, dass all diese Dinge, die gerade mein Leben auf den Kopf stellten, endlich wieder enden würden.

Tristans Hand legte sich auf mein Bein und drückte sanft zu. "Dass du dir so viele Gedanken über ihn machst, zeigt doch, dass du ihn immer noch liebst. Beweis ihm das."

Verwundert darüber, dass er meine Gefühle unterstützte, schaute ich zur Seite. Obwohl in seinen Worten pure Ernsthaftigkeit gelegen hatte, schien tief in seinen dunklen Augen trotzdem ein Funken von Reue zu erkennen sein. Als würde er nicht wollen, dass ich Ashton immer näherkam.

Tristans Unterkiefer war deutlich angespannt. Er schaute auf seine Hand hinab, die sich nun wie in Zeitlupe über meinen Oberschenkel hinaufbewegte. Ich hielt den Atem an, als seine Zunge zwischen seinen Lippen für eine Millisekunde sichtbar wurde.

ASHES ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt