Beim Nachhausefahren versuchte ich die Gedanken an Ashton und Owen zu verdrängen. Absichtlich bin ich noch ein paar Umwege gefahren, bis ich feststellen musste, dass der Tank sowieso bald leer gewesen wäre. Nach einem ordentlichen Volltanken habe ich mich schlussendlich doch dazu entschlossen, nach Hause zu gehen.
Ich konnte vor den bedrängenden Gefühlen in meiner Brust nicht ewig wegrennen. Neben meinem Wunsch nach Liebe ließ mich das Problem nicht los, dass Tristan schon lange aus dem Knast sein könnte. Dass jede Laterne und jeder Fußgänger ihm verdammt ähnlich sah, redete ich mir sicher nur ein, oder?
Lautstark knallte ich die Haustür hinter mir zu und streifte mir die Sneakers von den Füßen, ehe ich dann ins Wohnzimmer trat. Während ich die Kaffeebecher, die ich extra noch für meine Schwester und mich gekauft habe, in einer Hand balancierte, hielt ich in der anderen meine Tasche, die ich am Esstisch abstellte.
Ich nahm Stimmen aus dem Fernseher wahr, vor dem sich Evie auf die Couch eingekuschelt hatte und wie immer ihre Serie schaute. Wenn sie wirklich eine erfolglose Studentin bleiben wollte, konnte sie meinetwegen so viele Serien durchsuchten wie sie wollte.
In der Küche standen Unmengen an randvoll gefüllten Einkaufstüten. Dad musste wohl extrem fleißig einkaufen gewesen sein und freute sich bestimmt schon auf morgen, wenn Mum wieder zurück ist.
Damit ich nicht noch länger planlos im Wohnzimmer herumstand, ließ ich mich neben Evie auf die Couch fallen. Sie schob mich stöhnend von sich weg, sodass sie sich aufrichten konnte. Ich drückte ihr einen Kaffeebecher in die Hand und schaute sie erwartungsvoll an.
"Ach, verdammt!", stöhnte sie auf und erwiderte meinen Blick todernst. "Jetzt wo ich dich gerade so sehe, fällt mir ein, dass Dad mir gesagt hat, ich soll den Müll rausbringen."
Danke, dass du mich wenigstens ablenkst, Schwesterherz.
"Danke!", sagte ich absichtlich lautstark betont und hob die Augenbrauen an.
"Danke", wiederholte sie meine Worte, ehe sie dann einen Schluck aus ihrem Becher nahm. "Du scheinst wohl gar nicht bemerkt zu haben, dass -"
Sie stockte und runzelte die Stirn, bevor sie einen weiteren Schluck trank. "Sag mal ... ist der Kaffee kalt?"
Nun ja, nachdem ich eine recht lange Autofahrt hinter mir hatte, ist es dementsprechend schon etwas länger her, seitdem ich die Kaffees gekauft habe. Ich setzte ein unschuldiges Lächeln auf. "Also meiner ist noch brühend heiß ... und werd mal nicht gleich so zickig!"
Sie gab ein undefinierbares Geräusch von sich und nahm daraufhin einen Schluck aus ihrem Becher. Bei der kalten Flüssigkeit verzog sie das Gesicht. "Du beleidigst mich jeden Tag und ich bin so nett zu dir. Und was krieg ich dafür? Kalten Kaffee."
"Wer hat letzte Woche Dad vorgeschlagen, ein Bild von mir an der Terrassentür aufzuhängen, damit sich die Nachbarskatze nicht mehr ins Haus schleicht?", hakte ich aufgebracht nach und mimte ihren vorherigen Gesichtsausdruck nach.
Evie zuckte mit den Schultern. "Scheint ja aber prima zu funktionieren. Hast du seitdem jemals wieder dieses dreckige Vieh gesehen? Also ich nicht."
"Du bist so eine bildungsresistente Intelligenzallergikerin, weißt du das?", gab ich lachend zurück, wobei ich eher hämisch über meine Schwester lachte, anstatt in ihr Grinsen mit einzustimmen.
Als Evie drohend ihren Becher über meinen Kopf hielt und ihn zu kippen begann, tauchte Dad im Flur auf und trat auch ins Wohnzimmer. "Super, dass du auch mal nach Hause gefunden hast. Um ein Haar hätte ich schon einen Suchtrupp nach dir losgeschickt."
Seufzend ließ ich mich zurück in die Couch sinken und meine Schwester überlegte sich zum Glück nochmal, mir den abgekühlten Kaffee über den Kopf zu schütten. Stattdessen stoppte sie ihre Serie, drehte sich zu Dad um und stützte die Ellbogen auf der Rückenlehne der Couch ab.
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ASHES ✓
Mystery / Thriller"Tja, wer weiß, was an jenem Abend alles so passiert ist?", fragte er mich und lächelte mich unschuldig an. "Du siehst den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, Anni." Ich legte die Stirn in Falten. "Was -" Ganz vielleicht schenkte ich dem Sprichwort v...