21 || Die neue Flamme des Helden

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Trotz all meiner Gegenargumente ließ ich mich am Samstagabend von Evie davon überzeugen, mit ihr im Blackberry – Dads luxuriösem Diner – essen zu gehen. Schließlich war Mum für die beiden Tage verreist, um Fotos zu knipsen und uns wäre ja bestimmt sonst langweilig zuhause geworden. Außerdem musste meine Schwester ja die Qualitäten der Angestellten testen.

Ehrlich gesagt, hatte ich ursprünglich nicht sonderlich große Lust darauf. Jetzt saß ich trotzdem ihr gegenüber in dem Luxusrestaurant an einem der edel dekorierten Tische und hielt ein volles Sektglas zwischen den Fingern.

"Auf unsere Schwesternschaft!", jubelte Evie und strahlte diese pure Lebensenergie aus, als sie ihr Glas in die Höhe hielt.

Ich konnte nicht anders, als mit den Augen zu rollen und stieß widerwillig und mit einem lauten Klirren an. "Das klingt ja schon fast so, als wären wir gerade im Kloster."

"Wenn das so wäre, dann hätte ich Traubensaft bestellt", entgegnete sie und machte mein Augenrollen übertrieben nach, bevor sie dann einen Schluck aus ihrem Glas nahm. "Was bist du in letzter Zeit immer so bockig?"

Meinetwegen konnte ich in letzter Zeit etwas angeschlagener sein, weil gerade so viel Chaos in meinem Leben herrschen musste. Dass Ashton zurück an der Schule war und Tristan aus dem Knast entlassen worden ist, genügte nur wahrscheinlich nicht, um mein Leben auf den Kopf zu stellen. Stattdessen mussten auch noch scheinbar gefährliche Geheimnisse in der Tanzcrew herumgehen.

"Ich bin überhaupt nicht bockig! Ich hatte keine Lust hierherzukommen und du hast mich einfach in Mums Auto gesteckt."

"Und?" Evie zuckte ungerührt mit den Schultern und beäugte den rosaroten Lippenabdruck an ihrem Glas. "Du musst halt auch mal aus dem Haus kommen."

"Ich komm jeden Tag aus dem Haus. Du hockst doch die ganze Zeit zuhause rum und schaust deine Serien, während du in den Ladepausen mal hin und wieder lernst!"

"Siehst du?" Schmunzelnd stellte sie da Glas zurück auf den Tisch. "Bockig."

Genervt legte ich meine Lippen an das Sektglas an und nahm einen Schluck daraus, um es danach auch abzustellen. Dann lehnte ich mich zurück und blickte geistesabwesend an mir herunter.

Das relativ kurze roséfarbene Kleid sah zwar echt unglaublich schön aus und mir gefiel es sogar an meinem Körper, aber ich wollte es schlichtweg nicht einsehen, mich extra hierfür hübsch machen zu müssen. Wenn Dad hier schon arbeitet, müsste ich eigentlich auch in Jogginghose oder Pyjama hierherkommen dürfen.

Alle anderen Gäste haben sich dem Luxus des Diners angepasst und sich entsprechend schick angezogen. Überall waren sowohl kurze als auch längere Kleider, edle Anzüge, Blusen und Hemden in den unterschiedlichsten Farben und Schnitten zu sehen.

Viele haben sich mit ihren Outfits auf die Farben der Dekorationen auch farblich abgestimmt. Beispielsweise waren die Servietten und Sitzpolster der Stühle in kühleren Beigetönen gehalten. Dazu kombiniert war ein dunkles Weinrot, das sich in all den Tischdecken und Kerzen widerspiegelte.

Was ich ziemlich ansehnlich in diesem Restaurant fand, war zum einen die eindrucksvolle Glasfront. Jeder, der draußen zufälligerweise mal vorbei spazierte, wurde automatisch sofort neidisch, wenn sie hier hineinschauten und all das schmackhafte Essen erblickten.

Und zum anderen war an der hohen verzierten Decke ein atemberaubender Kronleuchter angebracht, dessen Lichter kettenartig hinabbaumelten. Ich wartete noch sehnlichst auf den Tag, an dem das Ding abstürzt und irgendjemanden unter sich begraben wird.

Ich musste zugeben, dass ich das Diner und alle Angestellten hier auch wirklich mochte und insbesondere Dads Speisen abgöttisch liebte, aber diese schnöseligen Snobs von Gästen machten wirklich einen unsympathischen Eindruck auf mich.

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