„Blue! Es hat doch keinen Sinn, wenn-", begann Phoebe, doch Blue hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen.
„Ich meine es ernst.", sagte er ruhig und diese Ruhe war es, die Isabella am meisten Angst machte. Sie versuchte den neuen Schwall Tränen zurückzuhalten. Blue sah sie nur angewidert an, dann drehte er sich um und ließ sie zurück. Zögernd trat Phoebe näher und wagte es kaum, sie anzusehen.
„War das alles nur gespielt?", fragte sie leise. „Die Nacht der Lichter, jedes Mal, als du mit uns gelacht hast?"
„Anfangs ja.", sagte Isabella. „Aber dann nicht mehr. Das musst du mir glauben. Ich wollte den Run zur Bibliothek nicht verraten. Meine Mutter hat mich in die Enge getrieben. Ich dachte doch nicht, dass sie zu so etwas fähig wäre. Was hätte ich denn tun sollen?"
„Du hättest lügen können.", sagte Phoebe und Tränen glänzten in ihren Augen. „Müssen."
Isabella öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, doch es gab nichts, womit sie ihren Fehler entschuldigen konnte. In diesem Moment trat Jeremiah in die Mitte des Raumes und erhob die Stimme.
„Es gibt noch eine Möglichkeit, die anderen drei zurückzuholen.", rief er. „Vorausgesetzt sie leben noch." Er warf einen kurzen Seitenblick zu Isabella, die nicht die Kraft hatte, seinen Blick zu erwidern. Die Runner erhoben sich. Neue Hoffnung stahl sich in ihre Gesichter.
„Was können wir tun?", fragte Ezra mit neuem Mut. Es gab einen Plan. Kämpfen bis zum Schluss.
„Wir werden sie nicht befreien können.", sagte Jeremiah. „Aber der Hohe Rat wird sie freilassen."
„Was?" Mehrere überraschte Stimmen wurden laut. Auch Isabella hob erstaunt den Kopf.
„Wir haben noch nie mit dem Hohen Rat verhandelt.", erklärte Jeremiah. „Aber wir hatten auch noch nie etwas, das ihnen gehört."
Erst, als er den Blick direkt auf Isabella richtete, verstand sie, dass er von ihr sprach.
„Ein Austausch? Du denkst, sie gehen darauf ein?", fragte Car erschrocken.
„Isabella ist die Tochter einer Vertreterin des Hohen Rates und nach allem, was wir mitbekommen haben, liebt Amber Almond sie. Es ist unsere einzige Chance und der Plan muss gut durchdacht sein. Wir dürfen uns keine Fehler erlauben. Wir werden ihnen eine Nachricht zukommen lassen."
Es war genial. Genial, aber gefährlich. Isabella konnte sich kaum vorstellen, dass ihre Mutter auf eine Verhandlung mit den Runnern einging. Nicht ohne Tricks, ohne Hintergedanken.
Und doch konnte es funktionieren. Denn wenn Amber erfuhr, dass die Runner Isabella gefangen hielten, mussten das schlechte Gewissen und die Angst sie plagen. Schließlich hatte sie zugelassen, dass ihre Tochter weiterhin bei den Runnern blieb und durch ihre Aktion hatte sie dafür gesorgt, dass sie aufgeflogen war. Zumindest musste sie das denken.
Die Runner begannen, den Plan auszufeilen, aber sie zogen sich dazu so weit wie möglich zurück und sprachen so leise, dass sie nichts davon hören konnte. Sie fühlte sich komplett in ihre Anfangszeit bei den Runnern zurückversetzt, in der sie ihr noch nicht vertraut hatten. Nur, dass sie sie jetzt auch noch verabscheuten.
Die Erschöpfung übermannte sie und ihre Augen fielen langsam zu. Es hatte keinen Sinn, sich wach zu halten, stattdessen musste sie sich ausruhen. Sie wusste nicht, wie lange sie schlief, denn es war ein angespannter Schlaf, aus dem sie immer wieder hochschreckte. Ihr Rücken schmerzte und ihr Nacken war verspannt. Ihr Mund fühlte sich trocken an. Stunden waren vergangen, seit sie das letzte Mal etwas getrunken hatte. Als sie das nächste Mal erwachte, lag sie seitlich auf dem Boden, den Kopf auf den Erdboden gebettet. Die Fesseln schnitten in ihre Handgelenke. Die Runner saßen an den Tischen zusammen und sprachen kein Wort. Vermutlich hatten sie ihrer Mutter bereits eine Nachricht zukommen lassen und warteten nun angespannt, ob sie auf ihre Forderung eingehen würde.
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Runner - Die Jagd beginnt
Science FictionDie Erde, wie wir sie kennen, gibt es nicht mehr. Zu viel Schaden haben Kriege und Verwüstung angerichtet. Isabella lebt gut behütet in Ashville, einer Stadt, die aufgebaut wurde, um seine Bewohner zu schützen. Keine Bedrohung dringt über die Stadtm...