Ihr Herz klopfte im Takt ihrer Schritte, die gleichmäßig auf dem Boden auftrafen. Noch nie hatte sie sich so befreit gefühlt. Sie hatte einen Schlussstrich unter eine Geschichte gezogen, von der sie nicht gedacht hatte, sie je beenden zu wollen.
Es fühlte sich an, als hätte sie eine unsichtbare Last abgeworfen. Als hätte sie wochenlang zwei Personen in sich getragen und nun die eine abgelegt. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass die Runner ihr verziehen, gering war, musste sie es noch einmal versuchen.
Sie war außer Atem, als sie endlich eines der Gitter fand, die in die Tunnel führten, es zur Seite hievte und sich in die Dunkelheit gleiten ließ. Selbst wenn sie ihr niemals verzeihen würden, musste sie doch wenigstens ein letztes Mal mit den Runnern sprechen.
Erst als sie die verriegelte Tür zum Versteck der Runner sah, stoppte sie atemlos. Sie schluckte die Nervosität hinunter und klopfte dreimal, wartete kurz, klopfte noch einmal. Die Tür wurde einen schmalen Spalt breit geöffnet und Rooks Gesicht tauchte auf. Als er sie erkannte, wurden seine Augen schmal. „Was hast du hier zu suchen?", fauchte er. „Konntest du es gar nicht abwarten, die Wachmänner hierherzuführen?"
„Ich muss mit Jeremiah sprechen.", sagte sie und ignorierte seine Anfeindungen. „Mit euch allen."
„Wo sind deine Freunde aus dem Hohen Rat?"
„Sie sind nicht hier und sie werden auch nicht kommen. Du kannst den Tunnel absuchen, wenn du mir nicht glaubst."
Natürlich vertraute er ihr nicht. Sie hätte sich ja selbst nicht einmal geglaubt.
Seine Augenbrauen zogen sich misstrauisch zusammen, doch zu Is' Überraschung öffnete er die Tür, warf einen besorgten Blick in den Tunnel und zog sie dann hinein.
„Jeremiah!", rief er laut und bugsierte sie vor sich her.
Die Runner waren im Gemeinschaftsraum versammelt. Einige schleppten Rucksäcke und Taschen zusammen, andere begannen, die Dinge, die im Regal lagerten, in die Taschen zu packen. Aufbruchsstimmung lag in der Luft, wenn auch bedrückt und nicht euphorisch. Keiner achtete auf Rook und Is, bis plötzlich Robbes Blick auf sie fiel. Erschrocken wich er zurück, stolperte gegen Jemina, die einen Schrei ausstieß.
Is hob die Hände. „Ich bin alleine. Ich muss mit euch sprechen."
Sie warf einen kurzen Blick zu Cube, Kate und Rex, die erschöpft auf den Bänken saßen. Dann schob sich Blue in ihr Blickfeld. Wut lag in seinem Gesicht zu lesen, eine Falte entstand zwischen seinen Augen.
„Was willst du noch hier?", fuhr er sie an. „Hast du nicht genug angerichtet? Oder willst du uns vielleicht warnen, dass bald Wachmänner unser Versteck stürmen? Keine Sorge, das ist uns klar. Wir verschwinden gleich."
„Nein!", rief Is. „Ihr müsst nicht gehen. Sie haben keine Ahnung, wo das Versteck ist. Ich habe es ihnen nicht gesagt."
Blue schüttelte den Kopf und schnaubte. „Denkst du, dass wir dir noch irgendetwas glauben?"
Plötzlich legte sich eine Hand auf seine Brust und Jeremiah schob ihn zur Seite. In seinen Augen lagen nicht Wut, Zorn oder Hass, wie sie erwartet hatte, sondern Enttäuschung.
„Ich dachte, du wolltest uns wenigstens helfen, den Austausch erfolgreich zu gestalten.", sagte er leise. Seine Stimme klang matt und erschöpft. „Warum tauchst du wieder auf? Ich möchte, dass du verschwindest, Isabella. Du bist hier nicht mehr willkommen."
„Nein!", rief sie, von neuer Entschlossenheit gepackt. So schnell würde sie nicht aufgeben. „Bitte gebt mir eine zweite Chance. Ich gehe nicht mehr zu ihnen zurück."
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Runner - Die Jagd beginnt
Science FictionDie Erde, wie wir sie kennen, gibt es nicht mehr. Zu viel Schaden haben Kriege und Verwüstung angerichtet. Isabella lebt gut behütet in Ashville, einer Stadt, die aufgebaut wurde, um seine Bewohner zu schützen. Keine Bedrohung dringt über die Stadtm...
