Chapter 4

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Müde fahre ich mir über die Augen. Mein dritter Arbeitstag. Natasha ist immer noch nicht da. Sie ist schon eine halbe Stunde zu spät. Wie am Vortag habe ich jetzt einfach schon mal angefangen, sie kommt sicherlich gleich. Stück für Stück arbeite ich die heutigen Dokumente ab. Ich bin wirklich wahnsinnig müde. James hatte mich gestern Abend noch gezwungen gemeinsam zwei Filme zu schauen.

An sich war das kein Beinbruch, aber da ich sowieso schon zu spät heim gekommen war, blieben wir bis knapp zwei Uhr morgens wach und ich musste um Punkt Sieben im Stark Tower antreten. Aber immerhin hatte er exakt dasselbe Problem heute. Kurz sah ich auf und sah etwas unschlüssig auf Natasha freien Platz. Irgendwie, war es unangenehm, wenn sie nicht da war. Wir redeten zwar nicht viel, aber trotzdem fühlte ich mich wohl.

In Gedanken stellte ich mir vor, wie sie mich von ihrem Platz aus anlächelte. Dieses kleine, sanfte lächeln, wo nur ein Mundwinkel nach oben zuckte, das Gesicht leicht von mir abgewandt war und sie mit den Augen zwischen der Tischplatte und meinen hin und her sah, ehe sie sich sanft eine Strähne hinters Ohr strich. Ein unglaublich süßer Anblick.

Gedankenverloren lächelte ich einfach vor mich hin. „Du sollst nicht Tagträumen, sondern Arbeiten.", erschrocken falle ich fast vom Stuhl. Erstaunt drehe ich mich um. In der Tür steht Natasha. Ihre Jacke hängt sie an einen Haken an der Wand, ehe sie sich zu mir umdreht. „Wie lange bist du schon da ?" „Lange genug um dir ziemlich lange zusehen zu können, wie du vor dich hin gelächelt hast.", sie grinste leicht, schlich um den Tisch drum herum und setzte sich mir gegenüber.

„Ich war in Gedanken." „Hat man gemerkt.", kurz beiße ich mir auf die Unterlippe und sehe wieder auf das Dokument vor mir. „Wo warst du ?" „Ach ich hab etwas länger geschlafen. Wie ich sehe hast du das auch ganz gut alleine hinbekommen.", erst will ich sauer werden, was ihr denn einfällt mit gutem gewissen zu verschlafen, doch dann besinne ich mich eines besseren. Natasha war gestern so unglaublich müde und ist dann wegen mir noch länger geblieben, da durfte sie sich auch mal eine kurze Auszeit gönnen.

„Woran hast du denn gedacht ?", will sie wissen. Verwirrt sehe ich auf. Normalerweise interessiert es sie nicht, was ich denke. „Wieso ?" „Du hast sehr glücklich aus gesehen. Fast noch mehr, als wenn du von deinem Freund schwärmst.", sie schmunzelt und da ist es. Genau das Lächeln, dass ich mir eben vorgestellt habe. Dieser unschuldige und zugleich teuflische Blick. Mein Herz schlägt etwas schneller. „Er ist nicht mein Freund." „Ja klar.", sie lacht. „Also ? Was verzaubert deine Gedanken so sehr ?", kurz überlege ich. „Geht dich nichts an.", erstaunt zieht sie beide Augenbrauen hoch.

„Ich glaub ich bitte Tony unser Büro so zu nennen, ich hab das Gefühl, dass das unser Lieblingssatz wird.", ich grinse leicht. Auch Natascha lockert wieder ihre Mimik und nickt. „Er freut sich sicherlich noch ein neues Schild schreiben zu dürfen."

Der erst vor der Mittagspause verläuft genauso, wie an den anderen Tagen auch. Schweigend und routiniert. Natasha hilft mir etwas, beantwortet meine Fragen, und holt mir die hohen Ordner aus dem Regal. Manchmal ärgern wir uns gegenseitig, ein paar mal kommt Tony rein und informiert uns wegen irgendwas. In der Mittagspause liest Natasha mein Buch weiter, ich lache über James Zettelchen, beschäftige mich mit dem Ordner und wir unterhalten uns ein wenig.

Von Tag zu Tag scheinen sich immer normalere und nettere Gespräche zwischen uns zu entwickeln, aber das gegenseitige Ärgern und necken bleibt. Am Ende der Woche klappe ich glücklich und zufrieden den roten Ordner zu. „Bist du durch ?", will Natasha erstaunt wissen. „Jap.", ich strecke mich und beobachte durch das große Fenster den Sonnenuntergang hinter New York. Seit ich hier arbeitete, hatten wir ihn jeden Abend gesehen, weil wir so lange hier waren.

„Na dann herzlichen Glückwunsch.", leicht lächelte sie. „Danke.", ich strahlte. „Was machst du am Wochenende ?", wollte ich von ihr wissen. „Nichts, was dich was angehen würde.", sie zwinkert mir kurz zu. „Ich mache einen Kochwettbewerb gegen James. Und ich werde vermutlich gewinnen.", ich schmunzle. „Ich freu mich schon auf die kleine Pause." „Bin ich so anstrengend ?", will Natasha wissen. Mittlerweile stehen wir beide im Türrahmen zum Büro und stehen uns direkt gegenüber.

Ich lehne mein Gesicht etwas mehr zu ihrem. „Definitiv.", ich grinse, zeige kurz meine Zähne und wende mich zum Gehen. Vor dem Aufzug warte ich, da holt Natasha mich wieder ein. „Komm am Montag pünktlich, ich werd anfangen dir das ganze mit Peppers Terminen zu erklären.", ich nicke leicht. Die Aufzugfahrt verbringen wir schweigend. Erst am Fuße der Treppe drehe ich mich zu ihr um. „Also dann bis Montag.", damit wende ich mich meinem Weg zu. Ich bin gerade fünf schritte gegangen, da höre ich ihre Stimme. „Bis Montag, Scarlett."

Kurz sehe ich ohne stehen zu bleiben über meine Schulter nach hinten. Auch sie lächelt kurz zu mir. „Schau dahin, wo du hin läufst.", ruft sie, ehe sie sich nun auch zum gehen wegdreht. Schmunzelnd setze ich meinen Weg fort.

„Und wie war dein letzter Tag für diese Woche ?", möchte James grinsend wissen, während ich mich rücklings auf die Couch werfe. „Ich glaube so langsam akzeptiert sie mich. Ich würde fast schon sagen, dass wir uns gut verstehen !", er lacht. „Sie mag vielleicht gemein zu dir sein, aber ich hab dich selten so glücklich erlebt. Besonders nach der Arbeit." „Natasha verbietet mir regelrecht genervt zu sein.", ich schmunzle leicht und setze mich auf.

„Irgendwie hab ich das Gefühl sie tut dir gut. Willst du sie mal einladen ?" „Einladen ?", verwirrt sehe ich ihn an. „Zu nem Abendessen. Hier. Wir kochen und sie isst mit uns. Ich würde sie gerne mal kennenlernen.", er grinst. „Was soll das Grinsen ? Das heißt bei dir nie was gutes.", skeptisch mustere ich ihn. „Ach ich glaub nur, dass aus euch mehr werden könnte."

„Mehr ?", verwirrt sehe ich ihn an. „Ja, also mehr als nur Arbeitskollegen, die sich nervig finden.", er lacht. „Ich kenne sie erst eine Woche.", meine ich schmunzelnd. „Ich warte erstmal, wie sich das ganze entwickelt. Und ich muss noch planen." „Planen ?" „Pepper möchte, dass Natasha und ich sie zu ihrem Termin nach Neuseeland begleiten. Wir sind vier Tage dort. Wenn wir uns dort nicht umbringen, dann frag ich sie mal.", schlage ich vor.

„Wieso solltet ihr euch denn umbringen ?", stirnrunzelnd nimmt James sich die Zeitung mit dem Fernsehprogramm und blättert ein wenig durch. „Naja, Tony und Happy begleiten uns. Tony schläft bei Pepper, Happy hat ein Einzelzimmer und Natasha und ich werden uns wohl eines teilen.", erkläre ich. James zieht eine Augenbraue hoch. „Wirst du das wirklich überleben ? Du schwärmst so sehr von ihr...", empört sehe ich ihn an.

„Ich schwärme überhaupt nicht von ihr !", protestiere ich. „Oh doch, gestern Abend hast du mir versucht das Grün ihrer Augen so perfekt zu beschreiben mit sämtlichen Baumarten zu verschiedenen Jahreszeiten und vorgestern hast du mir erzählt, dass du eigentlich nie was für rotes Haar übrig hattest, es ihr aber suuuuuper steht.", böse sehe ich ihn an, ehe ich ihm eines der Sofakissen ins Gesicht haue.

Er lacht. „Ach komm schon, so schlimm ist das nicht. Sie ist nur ein paar Jahre älter, ihr versteht euch gut und das du nichts für Männer übrig hast, weis ich ja schon ewig.", er grinst. „Ich finds gut, wirklich.", noch etwas unschlüssig sehe ich ihn an. „Ja, vielleicht hast du recht...", meine ich leise. „Ich glaube nicht, dass ich verliebt bin. Ich schätze es ist viel mehr die Tatsache, dass sie mich herausfordert mit jedem einzelnen Wort. Das finde ich gut. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und ist unglaublich direkt. Selbst ihr Schamgefühl ist im Keller. Ich finde sie einfach unglaublich interessant."

„Das glaube ich dir. Sie klingt wirklich, wie eine interessante Persönlichkeit.", er schmunzelt. „Und selbst wenn du im Endeffekt nichts für sie übrig hast ist es auch nicht schlimm. Lass es einfach auf dich zukommen.", sanft lächelt er mich an. „Danke, James.", damit knuddel ich ihn gründlich durch.

Mal wieder kommt es, dass ich ihm Abends von seinem Bett aus noch ein wenig beim Zeichnen beobachte und wir schlussendlich bei ihm schlafen. Es ist toll jemanden wie James an seiner Seite zu haben. Selbst wenn ich nicht auf Frauen stehen würde, könnten wir für einander nie mehr als reine Freundschaft empfinden. Er ist für mich mein ein und alles. 

Say You Like Me [Black Widow x OC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt