Chapter 41

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Ich hatte vermutlich noch nie in meinem Leben ein so grauenvolles Wochenende wie dieses erlebt. Bereits am kommenden Abend war James mit dem nächsten Flieger wieder zurück nach New York gekommen. Sein Auftrag war zum Glück schon so gut wie beendet und er hatte versprochen die letzten Termine der kommenden Woche online abzuhalten. Sein Boss hatte es ihm nicht übel genommen. Mehrfach hatte ich James versucht zu erklären, dass ich keineswegs wichtiger war als sein Job, doch er hatte sich durchgesetzt.

Somit hatten wir die paar Stunden Wochenende die uns blieben damit verbracht, dass ich wie ein Knäul zusammengerollt in einem Bett lag und er versuchte mir irgendwie zu helfen. So schlimm war es noch nie gewesen. Am liebsten hätte ich garnicht mehr gesprochen, doch das konnte ich James unmöglich antun.

Somit hatte ich ihm erzählt was sich in New York ereignet hatte, was danach in Natashas Apartment geschehen war und wie ich geflohen war. Es war vermutlich nicht meine beste Entscheidung gewesen sie so zurück zu lassen, doch ich hatte keine andere Wahl gehabt. Ich wäre ihr nur wieder erneut verfallen, hätte mich noch mal vertrösten lassen. Es war wahrscheinlich die einzig richtige Entscheidung gewesen zu gehen.

James hatte mich versucht so gut es geht wieder aufzubauen, sodass ich nun mit überdeckten Augenringen und halbwegs gestrafften Schultern vor der Bürotür stand. War sie schon da? Würde sie heute überhaupt kommen?

Mehrmal war ich es mit James durchgegangen, wie ich Natasha gegenübertreten würde. Es war geplant, dass ich nur wegen dem Job ein Gespräch mit ihr beginnen würde. Alles andere sollte ich abblocken. Es erschien mir Plausibel. Ob es wirklich die freundlichste Idee war, war noch nicht klar.

Kurz atmete ich tief ein und wieder aus, ehe ich die Tür öffnete und eintrat. Das Licht war noch ausgeknipst. Ein wenig Erleichterung machte sich in mir breit und zufrieden betätigte ich den Lichtschalter, ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen und begann James schon mal ein Statusupdate zu schicken. Er hatte sich für heute in den Homeoffice gesetzt, da er ja theoretisch noch auf Geschäftsreise sein sollte. Daher hatte er mich gezwungen ihn über jede Kleinigkeit zu informieren. Nach dem kurzen Text zog ich auch schon meine Jacke aus und sah mich nun etwas verloren im Büro um.

Das hier war unser Raum. Wie viele Stunden hatten wir hier schon gesessen, Peppers Termine geplant, uns zu kleinen Wortgefechten herausgefordert und den Sonnenuntergang gesehen nur weil wir wieder zu lange gearbeitet hatten? Ich seufzte kurz und stellte meine Tasche an meinem Platz ab.

In meinem Kopf hatte ich tausende Bilder von der New Yorker Skyline die sich hinter Natasha auftat, die den Platz vor der Fensterfront hatte. Die Regentage, die kleinen Mittagspausen mit dem Team... Unsere Geschäftsreisen... Mexico, Sydney, Wellington... Das alles.

Wie in Trance setzte ich mich auf meinen Bürostuhl und wackelte leicht hin und her. Unser erster Kuss. Dieses Gefühl auf meinen Lippen. Ich wollte einen neuen Job und hatte praktisch ein ganz neues Leben bekommen und ich liebte es. Ich liebte es wegen ihr. Erneut atmete ich tief durch und trommelte mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte rum. Ich sollte mit ihr reden. Definitiv. Ich sollte diese Verbindung zu ihr nicht einfach so wegschmeißen nur weil es mir nicht passte, dass sie ihre Gefühle nicht so schnell sortieren konnte wie ich meine.

Obwohl es bei mir nunmal auch nicht schnell ging. Ich hatte oft genug versucht mir alles mögliche einzureden. Nun schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Vielleicht hatte die Auseinandersetzung ja was gutes? Vielleicht würde sie uns noch enger zusammenschweißen? Etwas zu energiegeladen schlug ich meinen Kalender auf und startete den PC. Ich würde professionell damit umgehen und ihr die nötige Zeit und den Raum geben den sie brauchte. Ich hätte sie nicht stressen sollen mir ihre Gefühle zu gestehen.

Ein wenig zufriedener ging ich die Mails durch, die in den letzten Tagen eingetrudelt waren. Plötzlich klopfte es an der Tür und in voller Erwartung Natasha zu sehen, drehte ich mich bereits mit einem leichten Lächeln auf den Lippen um- ehe mir bewusst wurde, dass sie niemals die Höflichkeit im Blut hätte an ihrer eigenen Bürotür anzuklopfen.

Say You Like Me [Black Widow x OC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt