„Natasha, Scarlett ? Seid ihr wach ?", gedämpft höre ich die Stimme von weiter weg zu mir durchdringen. Ich streiche mir kurz über die schmerzende Stirn. Eine warme Hand wandert sanft meine Seite entlang und wohlig schnurre ich, während ich mich mehr an die Person neben mir kuschle und meine Arme um ihre schmale Hüfte Schlinge.
„Zwei tolle Assistentinnen hast du da. Sie sehen gut aus, definitiv, aber an Pünktlichkeit mangelt es ihnen gewaltig." „Scheiße !", zischt aufeinmal mein Kissen und bevor ich es wirklich realisiert habe, schmeißt Natasha mich einmal über sich hinweg und neben dem Bett auf den Boden. „Aua !", fluche ich und reibe mir über die Augen. Kurz starrt sie mich entgeistert an, dann springt sie auf. Überfordert bemerke auch ich das Problem. Es ist zwanzig vor Vier, Natasha hat nur Unterwäsche an, ich ebenfalls, unsere Kleider liegen im Zimmer verteilt, um vier wollten wir fliegen und wenn ich ganz ehrlich bin, weis ich nicht mehr was gestern passiert ist nachdem Natasha und ich die Bar verlassen haben.
„Ähm.", ich sehe sie unschlüssig an. „Frag nicht, ich weis es nicht, aber wir haben gerade größere Probleme.", zischt sie und schnappt sich meinen Knielangen Mantel von der Garderobe, schnell zieht sie ihn sich an, kämmt mit den Fingern durch ihre Haare, bedeutet mir hinter dem Bett den Kopf einzuziehen und reißt die Tür auf. „Was gibts, Stark ?", will sie unhöflich wissen. „Wir fliegen in zwanzig Minuten, seid ihr fertig ?", will Pepper, die anscheinend bei Tony steht wissen.
„Ja gleich, gebt uns fünf Minuten, Scarlett ist noch im Bad.", sie log wahrlich wie gedruckt. „Okay dann sehen wir uns gleich in der Lobby.", erkenne ich Happys Stimme. „Ja, bis gleich.", damit klatscht Natasha die Tür wieder zu. Ich krabbele hinter dem Bett hervor und entgeistert sehen wir einander an. Ohne noch mehr Worte zu wechseln, springe ich auf und ziehe mir ein ordentliches T-Shirt über. Während ich durchs Zimmer hüpfe bei dem Versuch in meine Jeans zu kommen, beginnt Natasha in Windeseile die Klamotten zu sortieren und schmeißt die die mir gehören in meinen Koffer, dasselbe erledigt sie auch mit ihren.
Wir zerstreuen uns, schmeißen alles einfach irgendwie in die Koffer, dann beginnt auch Natasha endlich damit sich umzuziehen, während ich förmlich durchs Bad fliege. Nach nichtmal Zehn Minuten sind wir beide fertig, das Bett sieht aus wie ein Chaos. Kurz sehen wir uns gegenseitig nochmal Skeptisch an, werfen gleichzeitig eine Kopfschmerztablette ein, dann schnappen wir unsere Sachen und laufen zur Lobby. Tony hat schon die Rechnungen beglichen, wir schmeißen somit unsere Karten auf die Theke und laufen zu den anderen nach draußen. Happy wuchtet unsere Koffer ins Auto, unsere Taschen werfen wir auf den Beifahrersitz und setzen uns beide nach hinten. Pepper und Tony sind bereits zum Flugplatz gefahren.
Die Fahrt verbringen wir schweigend, selbst Happy scheint die angespannte Stimmung zu bemerken, denn auch er gibt keinen Mucks von sich. Endlich rollen wir auf den Platz, ein paar Männer nehmen uns unser Gepäck ab und verladen es in den Jet, ich folge Natasha die Treppe hinauf in den Innenraum des Flugzeuges und wir lassen uns gegenüber voneinander in den Vierersitz fallen, wo wir auch auf dem Hinflug saßen, Tony und Pepper sitzen wieder an dem Esstisch.
Kurz sieht Natasha sich um, dann lehnt sie sich zu mir nach vorne. „Was ist passiert....?!" faucht sie leise. „Beim besten Willen, ich hab keine Ahnung." „Haben wir....?", unschlüssig sieht sie mich an und mustert mich kurz. „Das hätten wir unsere Zimmernachbarn fragen können.", brumme ich. Doch die Unklarheit nagt an mir. Ich muss wissen, was genau passiert ist....
Ich seufze und erneut beginnt das eisige Schweigen. Verzweifelt strenge ich meine übrigen drei Gehirnzellen an und versuche mich an den gestrigen Abend zu erinnern. Einzelne Fetzen schleichen sich in meine Gedanken ein, wie ich auf ihr liege, das Gefühl ihrer warmen Haut auf meiner, die Schmetterlinge und das Prickeln, dass durch meinen ganzen Körper jagt, aber mir will nicht einfallen wie es endete.
Selbst beim Frühstück wechseln Natasha und ich kein Wort miteinander, auch als Tony versucht uns dazu zu zwingen wird es nicht besser. Da das Flugzeug über WLAN verfügt, schaffe ich es James zu kontaktieren und schreibe ihm in Stichpunkten meine Probleme, doch meine Güte, es ist Sonntag und kurz nach Sieben, so wie ich ihn kenne schläft er noch.
Frustriert starre ich Natasha an, die mir gegenüber sitzt. Auch sie starrt mich an. „Okay es reicht mir.", damit springt Tony auf. Erschrocken sehe ich ihn an, Natasha dreht sich ebenfalls zu ihm und Pepper um. „Scarlett, Romanoff, mitkommen.", befielt er. Böse starrt Natasha ihn an. „Tony was willst du ?", brumme ich etwas genervt. „Ich will, dass ihr jetzt mitkommt.", damit nimmt er jeweils von Natasha und mir ein Handgelenk. Ich kenne Natasha jetzt gut genug, dass ich einschätzen kann, dass sie sich locker gegen den Griff des Milliardärs hätte wehren können, aber trotzdem ließ sie sich etwas wiederwillig mitziehen.
Mit Anlauf schubste er uns in die kleine Küche, die ein separater Raum im Jet war. Ohne, dass wir was dagegen hätten tuen können, nahm er den Schlüssel, knallte die Tür zu und schloss ab. „Tony !", rief ich erschrocken. „Mir egal wie lange ihr braucht um über was auch immer zu reden, aber mich nervt es, dass ihr euch noch anstarrt. Und selbst, wenn ihr in der Küche irgendwas verstörendes anstellen solltet, wenn ihr danach nicht mehr versucht euch gegenseitig mit Blicken umzubringen ist alles gut." „Stark, lass uns sofort hier raus oder ich jag das Flugzeug hoch.", fauchte Natasha angriffslustig.
„Tony, was tust du da ?", konnte man Pepper hören. „Problembewältigung auf meine Art. Ich sperre sie weg.", brummte er als Antwort. Danach hörte man nur noch wie Tony Pepper wieder zu den Sitzplätzen zog.
Kurz sehe ich mich in der kleinen Küche um, wo sämtliche Utensilien fest in den Schränken verschlossen sind, damit sie bei möglichen Turbulenzen nicht durch die Gegend fliegen. Ich suche nach einer Sitzmöglichkeit, doch kein Stuhl ist vorhanden, weshalb ich mich einfach auf den Boden setze und an den Ofen lehne. Natasha sieht mich kurz unschlüssig an, dann setzt sie sich neben mich.
„Kannst du dich wirklich an nichts erinnern ?", möchte ich leise wissen. Natasha schüttelt leicht den Kopf, sodass einige ihrer Strähnen ihr ins Gesicht fallen. Ich seufze. „Ich hab ein paar Fetzen, vielleicht können wir ja die wenigen Erinnerungen zusammensetzen.", schlage ich murmelnd vor. „Das wäre zumindest ein Anfang um alles etwas klarer zu verstehen.", stimmt sie zu.
„Also ich erinnere mich noch an alles was in der Bar passiert ist, auch an den russischen Satz, den du mir beigebracht hast. „Was hab ich dir nochmal beigebracht...?", Natasha fasst sich angestrengt an die Stirn. Schnell fasse ich meine Gedanken zusammen, ehe ich den Satz wiederhole. Mit großen Augen sieht sie mich an. „du meintest, dass ich ihn irgendwann mal brauchen werde, hast mir aber nicht verraten was es bedeutet." „Verdammt ich sollte nicht so viel trinken..." „Sagst du mir jetzt, was das heißt ?" „Vergiss es.", schnaubt sie.
Ich schmunzele leicht und erzähle ihr, wie wir aufs Zimmer kamen. „Vom Zeitpunkt im Flur vom Hotel ist bei mir alles unklar..." „Ich weis noch, wie wir ins Zimmer sind...." „Ich hab keine Ahnung mehr, wie ich mein Kleid losgeworden bin....", murmele ich. „Ich auch nicht.", sie seufzt leise. „Wir brauchen definitiv einen Weg über den wir rausfinden, was passiert ist.", zische ich.
Zustimmend nickt die Rothaarige und entnervt lehnen wir uns beide wieder zurück. Erneut tritt stille ein und das bleibt auch erstmal so. Wir wechseln in der nächsten Stunde mehrfach die Positionen. Ich rolle über den Boden, Natasha sitzt auf der Theke, aus Langeweile schrubbe ich das Waschbecken, Natasha bedient sich am Kühlschrank, ich baue mir ein Schlagzeug aus Töpfen und trommele ein wenig vor mich hin, Natasha wippt leicht im Takt mit dem Kopf und als ich mit voller Wucht auf den Topfdeckel schlage, starren wir uns plötzlich an.
Wie eine Reizüberflutung, schwemmen alle Erinnerungen an Gestern durch meinen Kopf, sie verdrängen alles andere, ich sehe nur noch uns zwei auf dem Bett, allerdings auch, dass wir einfach nur einschlafen. „Wir sind nur eingeschlafen !", jubele ich. Natasha starrt mich an. Sofort beginnt auch sie sich zu freuen, wir verstauen die Töpfe wieder und lehnen uns nebeneinander an die Theke. „Also. Es ist alles cool zwischen uns ?", will ich wissen, sie nickt kurz. Wir sitzen noch eine ganze Weile in dem Raum, bis irgendwann Tony wegen dem Mittagessen an unsere Tür klopft.
Er lässt uns raus und wir berichten, dass alles wieder gut ist. Wie selbstverständlich lässt er uns wieder zu den anderen und gemeinsam Essen wir. Der restliche Flug verläuft trotzdem relativ gut und ruhig, da ich meinen fehlenden Schlaf ein wenig versuche aufzuholen und endlich landen wir wieder in New York.
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Say You Like Me [Black Widow x OC]
FanfictionNachdem sich die neue Assistentin von erst Tony und dann Pepper, Natalie Rushman, als Natasha Romanoff, SHIELD Agentin, herausstellte, brauchte Pepper dringend eine neue Assistentin. Sie suchte sich unter den Top Bewerbern die Beste aus, Scarlett To...