Lunas Sicht
Ich war wie gefangen in meinem Kopf. Immer wieder spielten sich Abschnitte der jüngsten Ereignisse vor meinem geistigen Auge ab.
Es war mir unmöglich meine Augen zu öffnen oder meine Beine zu bewegen, doch es war...als wäre mein Körper gar nicht da. Als würde ich nichts spüren. Ich wusste nicht wo ich war und nur fetzenhaft was geschehen war, doch immer wenn ich versuchte eins und eins zusammen zu zählen entglitten mir die Erinnerungen und ich war in einer Art Gedankenlosigkeit gefangen.
Es war als würde ich über den Dingen schweben anstatt mitten drin zu sein, wo eigentlich mein Platz war. Zeit schien nicht mehr zu existieren, ich schwebte in meiner Gedankenblase irgendwo im Universum und konnte mich nicht erinnern, was zuvor geschehen war. Immer wenn ich versuchte Erinnerungen hervor zu rufen entglitten sie mir wieder, sobald ich einen Fetzen Vergangenheit zu fassen bekam.
Meisten erinnerte ich mich nur an Gerüche, Geräusche oder nur Gefühle. Ich konnte sehr viel Angst spüren, Hektik und Panik. Eine Situation in der ich mich nicht wohl fühlte. Und Schmerzen...Verrat. Etwas hatte sich geändert. Etwas großes, mein Leben würde sich ändern. Ich wusste nicht mehr in welches Leben ich da zurückkommen würde. Etwas sagte mir, dass Dinge geschehen waren, die man nicht wieder rückgängig machen konnte. Zurück zu kehren würde unangenehm werden, ja nahezu unbequem. Es würde ein langer, steiniger Weg der Veränderung folgen.
Doch ich müsste ihn nicht allein besteigen. Zwischendurch spürte ich während meinen Versuchen das Geschehene zu ordnen andere Personen. Zuerst waren es mehrere, ich fühlte Geborgenheit, Menschen die ich schon lange kannte. Ihre Stimmen drangen verschwommen aus der Ferne zu mir und waren voll mit Trauer und Angst.
Eine kurze Zeit später kam eine einzelne Person zu mir. Wo war ich überhaupt? Ich spürte so viel Liebe und Trauer, dass mein Herz schmerzhaft zu ziehen begann. Ich konnte den Menschen meinen Gedanken und meinem Leben nicht zuordnen, aber ich wusste sofort dass uns eine lange Geschichte verband. Und dass ich für ihn jederzeit alles aufgeben würde. Doch er war so traurig. Er war so traurig, dass es mir das Herz zerriss.
Doch jedes Mal wenn mein Kopf die Erinnerungen Ereignissen zuordnen wollte flogen mir die Gedanken weg. Ich wusste, dass die Realität anders werden würde als ich es gewohnt war und dass grundlegende Veränderungen folgen würden...aber ich wusste nicht ob ich in diese Realität, ins Leben zurückkehren wollte. Es waren Dinge passiert, die nicht hätten passieren sollen, mit denen ich mich auseinander setzen müsste. Diese Dinge fühlten sich kalt und ungemütlich an, etwas vor dem ich mich am liebsten Verstecken würde.
Doch auf der anderen Seite der Angst, war dieses Gefühl von Verbundenheit, dass ich zu den Menschen spürte die mich aufsuchten. In diesen Moment fühlte ich mich so sicher...nicht mehr wie im Treibsand meiner eigenen Gedanken gefangen. Ich war anscheinend nicht alleine vor der Bedrohung die ich verspürte, denn die gab es.
Ich fühlte, dass es Menschen dort draußen gab die mir etwas Schlimmes antun wollten. Sie waren nicht gut auf mich zu sprechen und hatten mich schon einmal verletzt. Draußen gab es eine Bedrohung vor der ich mich zu fürchten gelernt hatte. Und würde ich aufwachen müsste ich mich ihr stellen oder fliehen.
Würden die Menschen die mir Sicherheit gaben es weiterhin tun, wenn ich aufwachte? Wäre ich sicher vor der Bedrohung? Die tiefe Verbundenheit die ich gegenüber diesen Menschen spürte gab mir Kraft. Ich wollte sie noch einmal sehen. Ich wollte die Augen aufmachen und erkennen, wer es war, der mir diese Geborgenheit geben konnte und wegen wem ich nicht aufgeben wollte.
Ja, ich wollte aufwachen und ins Leben zurückkehren.
Sharons Sicht
Es war etwas passiert, dass nicht hätte geschehen sollen. Ich hatte die Kontrolle verloren. Es waren so viele zu Schaden gekommen, doch dieses Mal waren es die Falschen gewesen.
Jahrelang hatte ich versucht mein Netz aus Lügen, Intrigen und geheimen Machenschaften aufrechtzuerhalten... alles nur um sie von meiner Familie fern zu halten und dafür zu Sorgen dass das Geheimnis ihres Ablebens für immer Verborgen blieb.
Und das alles nur damit dieses Konstrukt innerhalb von einer Nacht in sich zusammenbrach.Ich spürte noch immer die Wut und Verzweiflung die ich gehabt hatte. Irgendetwas in mir was durchgebrannt und von da an sah ich rot. Immer weiter ging, immer mehr Zorn, mehr Gewalt bis ich nur noch schwarz sah. Und jetzt war ich hier in einer nichtssagenden Dunkelheit gefangen. Ich war allein. Jedoch auf eine andere Art als ich es gewohnt war, ich war mein ganzes Leben lang allein gewesen, doch dieses Mal war es anders. Dieses Mal hatten auch meine Ambitionen und mein verzweifeltes Streben danach die Lüge aufrecht zu erhalten mich verlassen. Ich war ganz allein...und ich war leer. Ich fühlte mich ausgehöhlt, als gäbe es nichts mehr in mir dass noch eine Chance auf Heilung besaß, alles war dunkel und verdorben.
Jegliches Licht auf das jemals die Chance bestand war erloschen. Ich erschrak nahezu als ich plötzlich die Präsenz eines anderen Menschen spürte. Jemand war bei mir, wo auch immer ich war. Ich spürte Vertrautheit, Zuneigung, jemand den ich schon lange kannte. Der schon so lange eine Präsenz in meinem Leben war. Ich wusste, dass es jemand war der mir wichtig war, jemand den ich immer zufrieden stellen wollte, es jedoch niemals konnte. Doch noch mehr als all die Gefühle spürte ich Enttäuschung. Von der Person ging eine gewaltige Enttäuschung. Ich konnte die Worte nicht auseinanderhalten die sie sprach, doch es lag Bitterkeit darin. Keine Funken Hoffnung. diese Person hatte immer Hoffnung für mich gehabt, mein ganzes Leben lang, egal wie ich mich verhielt, doch jetzt war diese Hoffnung verloren, ein für alle mal. Ich spürte einen Schmerz, den ich lange zurückgehalten war, der noch andauerte als ich wieder allein war.
Es war etwas geschehen dass nicht hätte passieren. Ich hatte den Bogen überspannt und alles verloren was mich einst ausmachte. Was war aus dem ruhigen blonden Mädchen geworden, dass ihren Vater beeindrucken wollte und doch immer von ihrer leuchtenden jüngeren Schwester überstrahlt wurde. Wie war sie zu solch einem Monster geworden? Die Erinnerung entglitt mir sofort wieder, nur das Gefühl blieb.
Als Nächstes spürte ich eine Präsenz die mir noch vertrauter war. Ich wusste, dass ich Wut für diese Person empfunden hatte und Verrat...dadurch hatte ich etwas schlimmes getan. Auf einmal blitzte das Bild eines jungen Mädchens mit blonden Haaren, ähnlich wie ich, vor meinem geistigen Auge auf, dass durch den Garten rannte und mit der Zeit immer stiller und ernster wurde. Auch sie versuchte jemanden zu beeindrucken dessen Gunst sie nie ganz erlangen würde. doch im Gegensatz zu mir was sie kein Monster geworden. Sie hatte...sie hatte sich befreit und verändert. Doch ich....ich hatte ihr Schaden zugefügt. Ich konnte mich nicht daran erinnern auf welche Weise doch ich wusste, dass ich ihr wehgetan hatte, was etwas war, dass ich niemals gewollt hatte.
In dieser Nacht hatte das Schicksal alles geklärt. Dinge die Jahre im Verborgenen bleiben hatten ihren Weg an die Oberfläche geschafft und explosionsartig eine riesige Zerstörung verursacht. Die Realität in die ich zurückkehren würde, würde eine andere sein. Diesmal wäre ich wirklich allein, ohne etwas daran ändern zu können. Denn was geschehen war war geschehen und die Wellen die dieses Ereignis nach sich schlug waren schon jetzt zu spüren.
Die Welt in die ich zurückkehren würde war mir nicht wohl gesonnen. Es würde nicht gut für mich ausgehen.
Die Erkenntnis dass ich nicht in diese Welt zurückkehren konnte traf mich wie ein Schlag. Denn mit dem was geschehen war würde ich unmöglich leben können.
Heyyy,
hier kommt nun endlich das Kapitel aus Lunas/ Sharons Sicht. Ich hoffe die Wartezeit kam euch nicht allzu lang vor und dass euch das Kapitel gefällt.
Was nach diesem kurzen Einblick wohl alles passieren wird? Und vor allem wer überhaupt aufwachen wird.
Ich freue mich wie immer riesig auf euer Feedback und wenn ihr irgendwelche Fragen habt oder einfach nur Lust zu quatschen schreibt mich einfach an, sowas freut mich immer mega :)
Keep Reading😇
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Twins, love and more mistakes 2
Teen FictionWie geht es mit Luna, Matteo und den Freunden weiter? In Twins, love and more mistakes hat sich eine Gruppe von Leuten gefunden. Gefühle sind entstanden, Freundschaften wurden geknüpft und unglaubliche Erinnerungen sind entstanden. Doch schaffen s...