88. Kapitel

163 11 7
                                    

~Ninas Sicht~

Ich realisierte zuerst gar nicht, dass ich Elias eine Weile einfach nur ansah, als hätte ich einen Geist gesehen. „Oh... mein Gott. Es tut mir so leid.", stammelte ich und vergrub mein Gesicht in den Händen. Das war so schrecklich peinlich.
„Ich.. ich wollte das nicht, ich dachte du wärst Gaston.", versuchte ich weiter die Sache zu erklären und fuchtelte dabei wild mit meinen Händen herum. Warum musste so etwas mal wieder mir passieren? Ich war eben das kleine, schüchterne Mädchen, das sich bei jeder Gelegenheit blamierte. Ambar, Violetta oder Ludmila würden sowas sicherlich nicht tun. 

„Wirklich, man sah dich nur von hinten, ich hatte nicht die Intention-" Elias unterbrach mich, in dem er meine Hände mitten in meinen energischen Bewegungen lachend festhielt und sanft zu Boden senkte.
„Ach Nina, als wir dir erzählt haben, dass man unser öfter verwechselt hab ich nicht erwartet, dass du das so herausfordern wirst.", meinte er unheimlich locker und gelassen. „Ich werde es Gaston nicht erzählen. Das soll er von dir erfahren. Sag es ihm, ich bin sicher er wird nicht böse sein." Da war ich mir nicht so sicher.   Ich konnte froh sein, dass Elias so cool reagierte. Peinlich berührt nickte ich.
„Ich... geh dann mal. Tschuldigung.", murmelte ich bevor ich mich umdrehte und so schnell wie möglich ins Zimmer zurücklief. Zum Glück war Gaston noch im Bad, sodass ich erst mal ein bisschen allein sein konnte.
Mit glühenden Wangen lehnte ich mich gegen die geschlossene Tür. Mit traten ein paar Tränen in die Augen.
Ich hatte gerade in gewisser Maßen meinen Freund betrogen.

Ich hatte keine Ahnung was ich machen sollte. Meine Panik übertönte jeden sinnvollen Gedanken in meinem Hirn. Ich musste mit jemandem reden, bevor ich noch vollkommen durchdrehte. Ich blinzelte die Tränen weg während ich mir mein Handy vom Nachtkästchen schnappte. Das Klingeln machte mich nervös, bis schließlich Lunas Stimme zu hören war. „Nina?"

„Luna.", ich schnappte nach Luft, „ich bin so froh, dass du rangegangen bist." Meine beste Freundin zu hören tat mir jetzt gut.
„Was ist los? Du hörst dich merkwürdig an..."
„Ich... Ich weiß nicht wie ich das sagen soll, aber ich hab Gaston irgendwie... betrogen."
Ich hörte sie nach Luft schnappen. „Du hast... was? Warte, das musst du mir jetzt mal genauer erklären, du liebst Gaston doch."

Ich seufzte und erzählte alles. Ich musste zugeben, dass meine Aussage ich hätte meinen Freund betrogen leicht überdramatisch war. „Okey Nina, du atmest jetzt erst mal tief durch. Du hast Elias ja nicht absichtlich geküsst. Irgendwie ist es auch witzig und Gaston weiß ja, dass er und Elias sich ähnlich sehen." Das alles aus dem Mund einer anderen Person zu hören, beruhigt mich noch mal. Vielleicht war alles nicht so aussichtslos wie ich dachte.

„Ich würde sagen, du machst dich jetzt nicht weiter verrückt, sondern sagst es ihm einfach. Das wichtigste ist, dass du so bald wie möglich damit auf ihn zu kommst. So etwas lange zu verheimlichen kann so einiges kaputt machen..." Bei dem letzten Satz hatte ich das Gefühl, dass sie wirklich von Herzen sprach. Wenn sich eine mit Beziehungsproblemen und Gefühlsverwirrung auskannte, dann war es Luna.
„Danke, deine Meinung dazu zu hören hat mich echt beruhigt. Ich hab mich nur wegen dem Kuss so.. blöd gefühlt. Wie früher, als wäre ich ein peinliches, schüchternes Mädchen, dass sich laufend in Verlegenheit bringt."

„Sag sowas nicht, Nina. Du bist so viel mehr als schüchtern. Du bist kreativ, liebenswürdig, hast einen eigenen Blog, den Tausende Menschen lieben, du bist ehrlich, immer für alle da und eine tolle Freundin." „Danke. Für alles.", sagte ich gerührt.
„Also was mich verwundert ist ja, dass das dir und nicht mir passiert ist. Schließlich hat mein Freund doch den Zwilling und außerdem ich bin die Fettnäpfchenqueen und das schusseligste Mädchen aus ganz Buenos Aires.", kicherte Luna.
„Genau, du bist Luna Valente. Wie Ludmila wohl reagieren würde? Ambar hat sie ja damals fast zerfleischt als diese Federico geküsst hat."
Luna schnaubte: „Oh ja. Sie würde wahrscheinlich nicht ganz so gechillt reagieren. Na dann hoffen wir mal, dass mir dieses Missgeschick nie passiert."
Ich lachte, hörte aber dann plötzlich wie die Tür hinter mir aufging. „Ich muss auflegen, bis dann.", sagte ich knapp und beendete den Anruf, woraufhin ich mein Handy aufs Bett warf.

Twins, love and more mistakes 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt