145. Kapitel

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Matteos Sicht

Im ersten Moment schien ich gar nicht so richtig zu begreifen, was geschah und was diese Worte überhaupt bedeuteten. Zu sehr war ich mit meiner alles verdrängenden Euphorie beschäftigt. Ich hätte stundenlang weinen und jubeln können, so berauschend war der Zustand dieser Euphorie der nur durch Tage ohne Schlaf, gefüllt mit Schmerz und Trauer herbeigeführt werden konnte. Ich war so benebelt von meinem ganz eigenen Energierausch dass ich die letzten Worte des Arztes, die Sharons Ableben verkündeten gar nicht mehr in mich aufnahm. So richtig bewusst wurden sie mir erst, als ich neben mir einen Schrei hörte der mir bis ins Mark ging, An diesen gellenden Schrei würde ich ich immer erinnern können, so schmerzerfüllt klang er.

Ich kam gar nicht richtig mit während ich mich zur Seite drehte und Ambars flehendes Gesicht sah, die zitternde Hand an ihre Brust gedrückt die andere auf ihren Mund gepresst. Ihr Körper war seltsam gekrümmt, die Augen weit aufgerissen. „Nein", ertönten markerschütternde Schreie von ihr, auswärts sie des Wahnsinns, „nein nein nein! Es kann nicht sein sie kann nicht tot sein ich- oh mein Gott!" Ihre Stimme wurde immer leiser, man sah wie sich die Tränen in ihren Augen sammelten während sie unzusammenhängendes Zeug vor sich hin murmelte. Es war als würde sie wahnsinnig werden während die Erkenntnis dass ihre Tante tot war über sie hereinbrach. Bei allem was wir schon miteinander erlebt hatten, so hatte ich Ambar noch nie gesehen und es machte mir Angst.

Ein herzzerreißende Szene spielte sich ab als Ambar vor unseren Augen stammelnd und schreiend in sich zusammenbrach. Sie verlor wortwörtlich den Halt, schlug die arme über den Kopf zusammen und konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Blankes Entsetzen spiegelte sich in ihren Augen wieder während ihre Beine einknickten. Sie wäre auf dem Krankenhausboden gelandet hätte Simon nicht eingegriffen und sie aufgefangen. Der Schock spiegelte sich auch in seinen Augen, als sie um sich schlug, Anstalten machte sich von ihm befreien und währenddessen einzelne Wortfetzen aus ihrem Mund kamen, wie: „Lass mich los! Ich..ich muss weg hier ich will hier weg ich kann das alles nicht!" Monica sah sich mit  weit geöffneten Augen um während sie nach einem Arzt schrie. Ambar hatte ganz offensichtlich eine Panikattacke.

Es war so eine merkwürdige herzzerreißende Situation, dass sie kaum zu ertragen waren. Einerseits waren wir alle noch so euphorisiert und erleichtert durch die Erkenntnis das Luna es geschafft hatte. Meine Knie fühlten sich immer noch weich an, sodass ich Angst hatte gleich umzufallen und gleichzeitig fühlte es sich an als könnte ich zum ersten Mal seit dem Unfall wieder atme. Doch auf der anderen Seite war Ambar am Zerbrechen und es war so qualvoll das mitanzusehen, dass manche kaum hinsehen konnten. Simon versuchte sie festzuhalten, wirkte aber selbst eher wie ein aufgescheuchtes Reh, als der sichere Fels in der Brandung, den er sonst gerne darstellte. Wer konnte es ihm verübeln, wäre das Luna die in meinen Armen um ihr Leben schrie könnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen. Man konnte nicht einschätzen was passieren würde, könnte Ambar sich von ihm losreißen. Womöglich würde sie auf die nächste Straße rennen und sich etwas antun.

Die anderen wirkten geschockt und verwirrt, sogar paralysiert zum Teil. Nina war immer noch wie verrückte am heulen und vergrub den Kopf in Gastons Pullover welche ohne jegliche Regung geschockt und hilflos Ambar ansah. Ludmila war kreidebleich und in Schockstarre, genau wie Violetta, während Federico versuchte Simon dabei zu helfen Ambar zu halten.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kam endlich der Arzt. „Helfen sie ihr, sie hat eine Panikattacke", rief Monica. Mit dem Arzt kamen noch zwei andere die Simon halfen Ambar im Zaum zu halten. „Sie braucht sofort eine Spritze, sie muss ich beruhigen." rief einer, der beiden.

Die Ärzte verabreichten Ambar vor Ort ein Beruhigungsmittel und verfrachteten sie in ein Krankenhauszimmer. Simon ging mit ihnen, während wir anderen ihnen wie ein paar begossene Pudel hinterher sahen. Ich seufzte und ließ die Schultern sinken. Es was ein merkwürdiges Gefühl, dass Sharon jetzt wirklich tot war Man konnte es kaum glauben. Trotz ihres Alters, erschien mir die Frau immer so.. unverwüstlich. Jeder den ich kannte hatte ein gewisses Maß an Angst vor ihr, sogar Ambar selbst. Sharon schien mysteriös und durchtrieben, als hätte sie immer einen größeren Plan im Kopf, der dir einen Schritt voraus war.

Auch wenn es traurig und vielleicht kaltherzig klang, war ich erleichtert, dass nur Sharon gestorben war und nicht Luna. Klar, es tat ihr leid für Ambar, aber... sie würde darüber hinweg kommen, auch wenn es Zeit brauchte. Sie war noch so jung und außerdem hatte Ambar selbst sehr viel unter ihrer Tante gelitten. Wenigstens war sie jetzt frei und konnte tun was sie wollte. Und lieben wen sie wollte. Lunas Tot hingegen würden viele in diesem Raum niemals verkraften. Angefangen bei mir selbst, dann Simon, Nina, ihre Eltern..die Liste war unendlich lang. Luna war so jung, hatte noch so viel vor und unser aller Leben positiv bereichert. Sie hatte hier ihren festen Platz und konnte unmöglich ersetzt werden.
„Wann dürfen wir sie besuchen?", fragte ich sofort.

„Seniorita Valente befindet sich in stabilem Zustand, ist jedoch erschöpft, deshalb würde ich vorschlagen, dass heute nur ihre Etern zu ihr gehen...und vielleicht der Freund.", der Arzt wandte sich an mich und ich blickte ungläubig zu ihm während sich langsam ein Grinsen auf meinem Gesicht ausbreitete. Ich nickte fest und musste schon wieder die Tränen verkneifen. Luna lebte und ich durfte sie heute noch sehen.

Lunas Eltern gingen zuerst in ihr Zimmer und ich erklärte mich bereit zu warten. Die meisten meiner Freunde machten sich auf den Weg nach Hause und meinten dass sie morgen vorbeischauen würden. Sie sahen müde aus, hatten große Augenringe und unordentliche Haare. Alle sahen so mitgenommen, erschöpft und doch heilfroh aus dass ich es ihnen kaum verübeln konnte. Die einzigen die noch mit mir warteten bis Lunas Eltern aus dem Zimmer kamen waren Fede, Ludmila und Gaston. Ein bisschen taten mir die anderen leid, weil sie Luna erst morgen oder vielleicht sogar übermorgen besuchen durften, vor allem Nina. Jedoch überwiegen die Freude und das sofortige Herzklopfen dass ich bekam, sobald ich daran dachte meine Liebe wiederzusehen.

Ich wäre am liebsten sofort losgerannt, als ich sah wie Monica und miguel mit verweinten, aber doch strahlenden Augen aus dem Zimmer kamen. „Geh zu ihr.", meinte mein Bruder mit einen glücklichen Grinsen und drückte mir die Schulter. Die anderen nickte mir ermunternd zu. „Grüß sie von uns.", sagte Ludmila, „und sag ich dass ich ihr ganz viele Süßigkeiten und Zeitschriften mitbringe sobald wir uns sehen dürfen. Und ich informiere sie natürlich über den neusten Klatsch. Sie darf sich doch im Krankenhaus nicht langweilen."
Ich verdrehte die Augen, umarmte jedoch Ludmila und die Jungs zum Abschied. „Danke, dass ihr da wart."

„Nicht dafür. Und jetzt geh schon man.", grinste Gaston und schubste mich spielerisch Richtung Krankenzimmer. Ich lachte und ging zu Lunas Eltern. Monica legte mir eine Hand auf die Schulter und sah mich lächelnd an: „Geh zu ihr, sie freut sich wahnsinnig darauf dich zu sehen."

„Und ich erst.", hauchte ich und ergriff die Türklinke. Mein Herz raste förmlich als ich die Tür öffnete und endlich wieder in Luna schöne Augen blicken konnte.


Hey alle miteinander :)
Ich bin zurück nach meiner Schreibpause und möchte dieses Buch zuende schreiben. Ich hoffe dass überhaupt noch jemand das ließt solange wie ich weg war -.- es tut mir auch wirklich leid aber die letzte Zeit war wirklich vollgepackt mit Abi, Urlauben und Studienbeginn. Jetzt bin ich aber froh zurück zu sein und das sogar mit einem neuen IPad von dem aus ich gerade schreibe.

Wie ihr erahnen könnt gibt es im nächsten Kapitel endlich das große Lutteo wiedersehen und ich freue mich riesig darauf. Ich hoffe dass ihr noch alle dabei seid und ihr mir nicht zu böse seid :(

Keep Reading 😇

Twins, love and more mistakes 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt