113.Kapitel

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~Lunas Sicht~ 

Nervös stand ich vor dem Spiegel. Meine Haare lagen in den üblichen Locken auf meinen Schultern, die Schuluniform saß. Nur meine blasse Gesichtsfarbe passte nicht zum Rest der Erscheinung.

Seit meinem Krankenhausaufenthalt waren drei Wochen vergangen. Ich hatte mir den Stoff zuschicken lassen, aber in die Schule zu gehen... dafür war ich einfach noch nicht bereit.

Ich hatte viele Gespräche mit Matteo und auch wenn er mir so viel Zeit wie möglich geben wollte, wusste ich, dass ich mich nicht ewig vor der Öffentlichkeit verbergen konnte. Er sagte dass nur aus Rücksicht auf mich noch nicht. Und deshalb hatte ich selbst entschieden zurückzukommen.

Ich seufzte und nahm meinen Rucksack. Meine Eltern behandelten mich als wäre ich aus Glas. Sie meinten es nur gut, doch...das half mir einfach nicht. Wenigstens war Alfredo wie immer lustig drauf. Was sich noch geändert hatte war das ich ein Mal die Woche einen Psychologen sah.

Für ein anständiges Frühstück war es schon zu spät also nahm ich mir ein Schokobrot mit und aß es auf dem Weg zu Ambars Auto, die schon drin saß als ich mich auf den Beifahrersitz schwang. Ich hörte nur mit halbem Ohr zu als sie mir erzählte dass wir heute Delfi und Jasmin mitnahmen. Dadurch zog sich die Fahrt ein wenig und ich kam erst kurz vor Unterrichtsbeginn an.
Ich steuerte meine übliche kleine Gruppe an und wurde von Nina sofort umarmt. „Luna, du hast gar nicht gesagt, dass du schon heute kommst." Eigentlich hätte ich noch eine Woche Zeit gehabt, doch mich kurzfristig umentschieden.
„Ich kann mich nicht für immer verstecken.", sagte ich leise zu ihr. Nachdem legte Matteo die Arme um meine Taille und zog mich ein Stück zu sich. „Du bist also wieder hier.", bemerkte er lächelnd.
Ich nickte. Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und meinte sanft: „Du musst das nicht tun."
„Passt schon.", antwortete ich nur knapp. Gaston legte mir die Hand auf die Schulter und meinte aufmunternd. „So ist's richtig, du lässt dich doch nicht unterkriegen.", er zwinkerte mir so übertrieben zu dass ich lachen musste: „Niemals."

Wir gingen rein und ich bemerkte sofort wie mich die alle anstarrten. Eigentlich war es mir ja schon am Parkplatz aufgefallen, aber jetzt nochmal richtig. Matteo legte seinen Arm um mich und funkelte jeden böse an, der uns ansah. Er wollte wohl jedem klarmachen, dass ich noch mit ihm zusammen war.

Der Unterricht war in Ordnung, Nina war ja die ganze Zeit an meiner Seite. Das einzige war störte war die ganzen Blicke und das Getuschel. Ich hatte das Gefühl jedes Gespräch ging um mich und begann mich unwohl zu fühlen.

Ich hab gehört er hat sie angegriffen

Wieso ist sie so früh zurück?

Was ist mit Mr Hanson jetzt?

Ich verkrampfte meine Finger unter der Bank. Nein, das hielt ich nicht mehr aus. Zitternd hob ich die Hand und fragte ob ich auf die Toilette gehen dürfte. Dort angekommen schloss ich die Tür hinter mir und stützte mich mit den Händen am Waschbecken ab, während ich in den Spiegel sah. Scheiße. Ich hätte nicht gedacht, dass mich dieses Gerede noch so beeinflussen würde. Mittlerweile müsste ich es doch gewohnt sein.

Ich sah hoch und stockte auf einmal. Mir kam der Gedanke in den Sinn, dass ich kurz vor dem Treffen mit Mr Hanson genauso dastand wie jetzt. Bei den Toiletten ans Waschbecken gelehnt. 

Er müsste nur durch die Tür kommen und ich wäre schon wieder aufgeschmissen. Scheiße. Ich merkte wie ich begann hektischer zu atmen. Mein Körper stellte sich darauf ein, dass er gleich hier war. Sämtliche Fluchtinstinkte stellten sich ein. Ich fühlte mich ertappt, eingeschlossen.
Er war doch eigentlich vorbei, es musste doch vorbei sein. Doch mein Körper verstand das in der Moment nicht. Ich fühlte mich zu sehr in den Moment zurückgesetzt.

Twins, love and more mistakes 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt