126. Kapitel

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~Lunas Sicht~

Auf den ersten Moment war ich ein wenig perplex was das Angebot von Ambar anging. Nina schien es ähnlich zu gehen allerdings ging sie sich früher als ich. „Wie genau stellst du dir das vor?"

Meine beste Freundin lehnte sich nach vorne und hatte denselben fokussierten Blick, wie wenn sie eine Gruppenarbeit in der Schule besprach. „Wir helfen uns gegenseitig. Wir treffen uns, machen gemeinsam Notizen, googeln und telefonieren mit Leuten, die sich auskennen könnten. Ich hab das Gefühl das wir zu dritt mehr erreichen, noch dazu da unsere Ziele gar nicht so unterschiedlich sind."

„Hmm.. damit hast du recht. Wie viel weißt du über Lunas Vergangenheit?", fragte Nina weiter. „Nicht so viel. Ich weiß nur, dass ihr danach sucht und in Cancun bei dem Waisenhaus wart. Aber ich habe Aufzeichnungen zu Sol Benson gemacht." Sie zog ebenfalls ein Notizbuch aus ihrer nudefarbenen Ives Saint Laurent und legte es wie ein Dokument vor uns auf den Tisch.

„Dürfen wir mal?" Nina nahm sich das Buch und schob es zu mir rüber. Es waren sehr präzise Angaben über einfach alles zu Sol. Ihre Geburt, ihr Verschwinden und die Nacht des Feuers. „Da hast du ja ordentlich was angesammelt. Sehr strukturiert, damit könnten wir schon was anfangen. Du bist gut darin, vielleicht könntest du uns auch damit helfen die Geschichte von Luna chronologisch zu ordnen.", schlug Nina vorsichtig vor.

Etwas anderes hatten wir von Ambar auch gar nicht erwartet. Sie war zielorientiert und ehrgeizig. „Jetzt zeigt ihr mal was ihr habt.", forderte Ambar sie im Gegenzug auf und nahm Ninas Notizbuch.

„Du bist gut darin Dinge zusammenzusetzen und zu kombinieren. Die Mind map ist ein ausgezeichneter Überblick.", murmelte sie bevor sie Nina das Buch zurückgab. „Sowas könnte ich auch gebrauchen."

Das erste Mal sagte ich jetzt auch etwas dazu. „Das ist ja alles schön und gut, aber ich hab mal eine Frage Ambar. Wieso machst du das? Du müsstest doch eigentlich genug mit den Abschlussprüfungen zu tun haben, warum willst du dann auch noch Nachforschungen zu Sol Benson anstellen?"

Ambar lehnte sich vor und machte eine kurze Pause. „Meine Tante will keinen Kontakt zu Sol. Ihr einziges Ziel ist, ihre Nichte ganz weit von ihrem Geld fernzuhalten. Für sie ist Sol Benson tot, schon lange und.... ich weiß nicht was sie ihr antun würde, vor allem jetzt da sie weiß um wen es sich handelt. Das könnte gefährlich werden und außerdem... ich bin vielleicht kein Mensch der immer nach moralischen Idealvorstellungen handelt aber... das fühlt sich nicht richtig an. Mein Großvater leidet, schon seit Ewigkeit und deshalb will ich Sol finden."

Die frühere Ambar hätte das nicht getan. Sie hätte sich darauf besonnen, dass sie nach dem Tod ihrer Tante die Alleinerbin wäre, aber irgendetwas sagte mir dass dieses Erbe so oder so in Gefahr wäre. Ambars Tante und sie hatten nicht das beste Verhältnis.

Ich überlegte eine Weile, bevor ich nickte. „Ich bin drin." Nina folgte mir ohne zu zögern. „Ich auch."

Ambars Lippen formten sich zu einem lustigen Lächeln, bevor sie ihren Shake anhob und meinte: „Dann stoßen wir an Mädels. Auf den Beginn eines vielversprechenden Bündnisses."

****

~Federicos Sicht~

Ein wenig nervös stand ich vor dem Anwesen. Ich wusste nich genau wie dieses Gespräch ausgehen würde und das stresste mich.

Ich war bei meinem Vater. Richtig, meinem leiblichen Vater oder Erzeuger, was unsere Beziehung viel mehr beschrieb. Die war nämlich kaum vorhanden.

Das letzte mal das ich im Alleingang gehandelt hatte war nicht gut ausgegangen, aber dieses Mal war ich mir sicher, dass es das richtige war. Das Gespräch von Matteo und seinem Vater war schon zwei Wochen her und seitdem waren wir damit beschäftigt unseren achtzehnten zu planen wobei uns Ludmila ordentlich unter die Arme griff, da sie es liebte so etwas zu organisieren.

Ich klingelte ein zweites Mal, bevor die Tür aufging. Matteos Stiefmutter und Angelos Frau Ally stand vor mir.

„Federico.", entfuhr es ihr überrascht. „Guten Tag. Dürfte ich zu Angelo?", fragte ich höflich.

Sie zögerte einen Moment bis sie nickte und einen Schritt zur Seite trat um mich hineinzulassen. „Er ist in seinem Arbeitszimmer." Ich folgte ihr und wir stoppten vor einer mächtigen Tür aus dunklem Holz.

„Federico.", meinte sie und drehte sich auf einmal noch mal um, obwohl sie schon gehen wollte. Ihr Lächeln hatte auf einmal etwas verletzlicheres, fast schon trauriges an sich. „Wie geht es Matteo?"

Ich begriff. Natürlich machte sie sich Sorgen. „Gut.", antwortete ich nach kurzem Überlegen. „Er arbeitet an seiner Musik." Sie nickte und das Lächeln wurde immer schwacher. Von Matteo wusste ich, dass sie sich bisher nicht für ihn eingesetzt hatte, was ihn doch tiefer getroffen hatte als er zugab.
Irgendwie hatte sie ihn ja großgezogen und es musste sich schrecklich anfühlen sein Kind auf diese Art zu verlieren.

„Ally. Es ist noch nicht zu spät.", sagte ich aufmunternd und lächelte ihr zu, bevor ich ins Arbeitszimmer ging. Ich hoffte sie würde diese Aufforderung verstehen, sich doch noch auf Matteos Seite zu stellen.

Im Arbeitszimmer meines Erzeugers sah es genauso aus wie ich es erwartet hatte. Ein mächtiger Mahagoni Schreibtisch, hölzerne Regale mit schweren Büchern und ein dicker Altenstapel auf dem Tisch. Angelo trug wie immer einen Anzug, sowie eine teuer aussehende Uhr am Handgelenk.

Er richtete sich in seinem Lederstuhl auf und lehnte sich zurück als er mich sah. „Federico.", bemerkte er leise.

„Guten Tag.", begrüßte ich ihn mit einem Nicken und ging nach vorne an den Schreibtisch.

„Weshalb kommst du zu mir?", fragte er unentwegt und ich verkniff mir einen spöttischen Kommentar. Durfte ein Sohn denn nicht seinen Vater besuchen?

„Ich will nicht groß um den heißen Brei reden, ich bin wegen Matteo da.", kam ich gleich auf den Punkt und sah wie Angelo die Stirn runzelte. „Ich dachte da wäre alles geklärt. Das ist eine Sache zwischen mir und Matteo."

Ich zog ein paar Papiere hervor und legte sie auf den Schreibtisch. „Was ist das?", wurde ich irritiert gefragt.

„Hier sind meine letzen Einnahmen als Sänger. Alles was ich dieses Jahr bis jetzt so verdient habe. Durch Konzerten, Alben, einfach alles."

Angelo nahm die Papiere in die Hand und ging eine Weile schweigend durch.

„Gar nicht so schlecht oder?", fragte ich mit hochgezogener Augenbraue und ließ den arroganten Kerl raushängen, was ich sonst wahrhaftig nicht oft tat.

„Du kannst ja mal zu uns ins Appartment kommen und dich vergewissern. Oder dir Ludmilas Schmucksammlung ansehen.", ein leicht spöttisches Lächeln umspielte meine Lippen.

„Was willst du Federico?" wurde ich etwas grob gefragt.

„Wie du siehst, lebe ich nicht gerade schlecht. Und das mit genau demselben Beruf den Matteo auch ausüben will. Ich weiß, das mein Bruder das schaffen kann. Du hättest ihn bei dem Benefizkonzert hören sollen. Und er wird es tun. Das ist gar keine Frage. Matteo wird es mit oder ohne ihre Unterstützung tun."

„Mir ist schon klar, dass der Junge nicht auf mich hört.", brummte er und verschränkte die Arme vor dem weißen Hemd.

„Ich will dir das nur sagen. Wenn du nicht nachgibst verlierst du deinen Sohn. Deinen Willen bekommst du sowieso nicht, aber hast du nicht noch viel mehr zu verlieren?", überlegte ich und sah ihn an. „Denk darüber nach ob du das wirklich willst."

Mit diesen Worten nickte ich ihm zu und schloss die Tür hinter mir.

Heyy :)

Ein eher kürzeres Kapitel, aber ich hoffe dass es euch trotzdem gefällt.

Ich weiß nicht, aber ich hatte nach diesen zwei Szenen einfach das Gefühl dass es jetzt fertig ist.

Wie findet ihr das was fede getan hat?

Und wie denkt ihr wird sich Matteos Vater entscheiden?

Keep Reading😇

Twins, love and more mistakes 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt