51. Kapitel

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~Lunas Sicht~

Am nächsten Morgen aufzustehen war eine der körperlich schmerzhaftesten Situationen in die ich mich je gebracht hatte. So bald ich ein immer noch geschwollenes Auge einen Spalt breit öffnete brachen schreckliche Qualen über mich hinein.
Mein Kopf pochte, mir wurde schwindelig, das ganze Packet. 

Ich zwang mich das andere Auge auch zu öffnen und wünschte mir inbrünstig, letzte Nacht zuhause geblieben zu sein. 
Ich stellte fest, dass ich auf einer Couch im Loft der Jungs lag. Das war wohl auch der Grund weshalb mein Nacken so schmerzte.

Ich schaffte es mich aufzusetzen, doch als ich erstmal saß kam es mir sofort hoch. Ich konnte doch jetzt nicht auf Simons ganzes Sofa kotzen.

"Luna!"hörte ich auf einmal ein Rufen. Darauf folgen einige Schritte im meine Richtung. "Hier."meinte Simon und mir wurde ein Eimer unters Kinn geschoben. Und keine Sekunde zu spät.

Ich erbrach gefühlt alles was ich gestern zu mir genommen hatte und das war eine Menge gewesen.

Als ich endlich fertig war mit kotzen, kamen auch alle Erinnerungen an die letzte Nacht zurück. Wie Matteo mich vor dem Wettbewerb beruhigt hatte, unser Gespräch auf der Party und nicht zuletzt mein Zusammenbruch.

Jetzt fühlte ich mich noch elender, wenn das überhaupt ging. Beim Gedanken an Matteo und generell alles kamen mir schon wieder die Tränen, was mich überraschte. Ich dachte gestern hätte ich jegliche Flüssigkeitsvorräte meines Körpers ausgeheult.
Meine Augen und mein Mund fühlten sich deswegen noch total trocken an.

Simon sah mich mit einem Gemisch aus Ratlosigkeit, Mitleid und Verwirrung an. Bei dem Gedanken daran ihm jetzt alles erklären zu müssen wurde mir gleich nochmal.

"Luna" begann er unsicher und setzte sich neben mich,"was ist gestern passiert?"

Diese Frage war vorhersehbar und doch traf sie mich vollkommen unvorbereitet. Ich seufzte und vergrub das Gesicht in meinen Händen. Ich wünschte ich könnte einfach verschwinden.

Ich spürte wie Simons Hand sich auf meinen Rücken legte während ich:"Ich glaub ich hab dir was zu erzählen."sagte. "Simon ich hab unser Versprechen gebrochen."ergänzte ich seufzend.
"Was?"fragte er verwirrt.
"Das aus dem Krankenhaus. Keine Geheimnisse mehr. Erinnerst du dich?"erklärte ich und er nickte.

Jetzt musste ich ihm die ganze schmerzhafte Geschichte erzählte. Währenddessen starrte ich die ganze Zeit nur auf meine Oberschenkel. Ich sprach monoton vor mich hin und hoffte nur, dass es bald vorbei war.
Simon konnte schon immer gut zu hören.
Er nickte öfters und manchmal sah man ihm seine Fassungslosigkeit oder Wut an, wenn er sich neben mir verspannte.
Als ich schließlich fertig war hob ich den Blick und sah ihn ängstlich an.
"Bist du jetzt auch sauer auf mich?"fragte ich leise.

Simon lehnte sich zurück und atmete tief aus. Sein Gesichtsausdruck war wie der von allen, denen ich das hier erzählte. Schock, Mitleid, Fassungslosigkeit.
"Nein, natürlich nicht."stieß er aus. Er murmelte: "Ich kann nicht glauben, was dir alles passiert ist."

"Aber ich hab unser Versprechen gebrochen."erinnerte ich ihn. Es überraschte mich, dass er gar nicht sauer war.

"Luna, hör auf über das Versprechen zu reden. Du hast vollkommen normal gehandelt. Das ist nicht dein Fehler, hör auf dich selbst zu beschuldigen!"rief er. Überrascht sah ich zu ihn hoch.
Meine Augen strahlten endlich wieder. Simon war nicht sauer.

"Danke."hauchte ich und wurde von ihm in eine feste Umarmung gezogen. Auf Simon konnte ich mich immer verlassen.
Wir verharrten eine Weile so bis ich mich wieder löste.

Twins, love and more mistakes 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt