136. Kapitel

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~Lunas Sicht~

Alfredo legte die Hand auf meinen Rücken und begleitete mich zu seinem Auto, während Ambar bei meinen Eltern mit einstieg. Sie beschwerte sich nicht einmal sondern sah die ganze Zeit nur nach unten, als würde sie das alles gar nicht begreifen.

Es war eine kühle Nacht und ich hatte das Gefühl als würde das alles nicht wirklich passieren, als ich mich neben Alfredo auf dem Beifahrersitz seines Bentleys niederließ. Meine Hände zitterten immer noch ein wenig. Dieser Abend war einfach zu viel. Ich spürte auf einmal wie Alfredo eine seiner Hände auf meine legte und seine Wärme zu mir überging. Sein Lächeln hatte eine beruhigende Wirkung. Als würde er sagen wollen, das schaffen wir schon alles. Ich atmete tief durch und nickte., während er den Schlüssel ins Auto steckte und den Wagen laufen ließ.

"Ich kann das alles immer noch nicht glauben.", sprach ich in die Stille, "Ich meine...erinnerst du dich an unsere erste Begegnung und was du da gesagt hast?" Wenn ich an diesen Tag dachte, jagte mir jetzt ein Schauer über den Rücken. Wie wenig ich damals wusste.

Alfredo schmunzelte: "Du bist ausversehen einer sehr unsympathischen Lady mit den Skates über ihr Handy gefahren und ich hab dir aus der Affäre geholfen indem ich gesagt habe du wärst meine Enkelin." Ich nickte und schüttelte gleich daraufhin vor lauter Unglauben den Kopf.

Als ich mich wieder zu ihm drehte, sah ich dass er ein leichtes Schmunzeln hatte, so als fände er etwas insgeheim unheimlich witzig. "Ich hab sie nicht mal angelogen.", brachte hervor und wir sahen uns einen Moment an.

Und dann, wahrscheinlich aus Erschöpfung, Müdigkeit, Aufregung oder allem davon, dann fingen wir plötzlich an zu lachen. So richtig laut, wir konnten uns kaum noch halten. Ich wusste nicht ob wir damit den ganzen Stress konsumierten, aber es tat gut. Ich hatte sogar Tränen in den Augen, wobei ich mir jedoch nicht sicher war ob die nur vom Lachen kamen.

Alles beruhigt sich langsam und mein Großvater lächelte mich an. "Irgendwo wusste ich immer." Ich lächelte zurück und musste mich bemühen nicht richtig anfangen zu heulen, während einen Moment Stille einkehrte. Wir verharrten einfach und genossen die jahrelang fehlende Verbundenheit zum andern. Ich konnte nicht fassen dass ich wirklich neben einem Verwandten saß.

Heute waren davon sogar zwei in mein Leben zurückgekehrt. Mit diesem Gedanken kehrte ich zurück in die Realität. Sharon. Hatte sie nicht irgendetwas davon geredet, dass Rey ihren Wagen vorfahren lassen sollte? Mein Magen drehte sich um. Wo wollte sie jetzt noch hin? Die Frau war unberechenbar, sie war zu allem fähig. Ich konnte mir alles über Selbstmord bis zu unserer Verfolgung vorstellen. Um mich von diesem schrecklichen Gefühl abzulenken sah ich auf mein Handy und stellte fest, dass ich einen verpassten Anruf von Matteo hatte. Ihn hatte ich durch den ganzen Stress komplett vergessen.

"Ähm ist es vielleicht okay, wenn ich kurz meinen Freund anrufe?", fragte ich vorsichtig und Alfredo nickte sofort. "Natürlich, ruf ihn an, nicht dass er sich noch Sorgen macht." Er schenkte mir ein kurzes Grinsen, woraufhin ich nach Matteos Kontakt suchte. Hoffentlich war er noch nicht schlafen gegangen.

Meine Hoffnungen erfüllt sich und mir fiel ein Stein vom Herzen als ich seine Stimme hörte. Das beruhigte mich in diesem Augenblick so sehr. Ihn zu hören gab mir ein Gefühl von Normalität und das brauchte ich gerade.

„Luna?", fragte er mit müden Ton, „ich wollte grad schlafen gehen, was ist? Geht's dir gut?"

„Ähm nein...also ja... nein.", seufzte ich durch den Wind und atmete erschöpft durch als ich keinen anständigen Satz herausbrachte.

„Was ist passiert?", Matteo hörte sich schon viel wacher an, „du klingst so durcheinander, ist etwas passiert?"

„Ähm ja.." Wie zur Hölle sollte ich auf die Frage antworten ob etwas passiert war? Ich konnte doch nicht einfach ‚Ich bin Sol Benson' in den Hörer rufen. Aber was sollte ich denn sonst sagen. Nichts auf der Welt konnte beschreiben wie ich mich gerade fühlte.
„Es...ja es ist etwas passiert. Matteo ich..oh mein Gott... es wird sich einiges ändern, irgendwie...irgendwie ändert das alles. Ich weiß nicht wie ich es dir erklären soll."

„Wovon sprichst du? Du machst mir langsam Angst.", rief Matteo sichtlich beunruhigt. „Soll ich zu dir?"

„Nein! Ich und Alfredo sind auf dem Weg in ein Hotel. Es ist gerade alles ein bisschen schwierig."

„Alfredo? Ambars Großvater? Was hat er denn damit zu tun. Luna ich verstehe rein gar nichts, ich weiß nur dass du dieses ungute Gefühl hattest und jetzt auf dem Weg in ein Hotel bist. Kannst du mich bitte mal aufklären?" Er hörte sich inzwischen regelrecht verzweifelt an, was ich ihm nicht übel nehmen konnte. Mir ginge es ja genauso.

„Sharon ist durchgedreht und deshalb konnten wir nicht in der Villa bleiben. Es ist im Moment alles ein wenig kompliziert, ich erklär's dir wenn-"

Auf einmal wurde ich durch ein helles Licht von vorne geblendet. Mir stockte der Atem. Ich sah nur dass sich ein Auto aus der Kreuzung in die wir unmittelbar hineinfahren würden mit einer irren Geschwindigkeit näherte. Die Scheinwerfer waren fast unnatürlich hell und nahmen mein ganzes Blickfeld ein.

Neben mir atmete Alfredo erschrocken ein und ich begriff dass auch er nichts mehr sah. Es war schon zu spät als ich begriff, dass das nicht gut ausgehen würde. „Großvater, halt den Wagen an!", hallte mein gellender Schrei durch die Luft.
Und dann hörte ich für einen Moment nichts. Es war als würde die Zeit still stehen. Alles vor meinen Augen wurde weiß. Das letzte was ich sah war die vertraut wirkende Person am Steuer des Autos, das Gesicht verzerrt vor lauter Hass.

Doch bevor mein Gehirn die Puzzleteile zusammen fügen konnte, wurde es um mich laut. Auf einmal war unten oben und oben unten. Ich wurde durch die Luft gewirbelt, Schreie drang an mein Ohr. Eine riesige Explosion war zu hören, Glas zersprang und stahl knallte aneinander. Das alles geschah so schnell dass ich nichts um mich herum mehr verstand. Ich kniff einfach nur die Augen zusammen und hielt mir die Hände übers Gesicht.

Es war leise geworden. Ich wusste nicht wie lange der Knall her war, es fühlte sich wie eine Ewigkeit an die ich schon regungslos im stillen Auto ausgeharrt hatte.
Nachdem sich nichts mehr um mich rührte, wagte ich es langsam meine Augen aufzumachen.

Nichts schien mehr richtig und alles hatte ein verdrehte optische Wirkung. Die Scheibe des Autos war eingebrochen und um mich herum befand sich ein Meer aus kleinen Splittern. Doch das war noch nicht das seltsamste.
Die Realität schien verdreht, der Wagen lag in einer seltsamen Position auf der Seite und die Begriffe oben und unten schienen aus den Angeln geraten zu sein.

Auf einmal fiel es mir wieder ein. Mein Handy, Matteo, Sol Benson, Autounfall. Ich musste ihm sagen dass wir einen Autounfall hatten. Wo waren wir überhaupt? Ich sah zu meinen Füßen doch auf einmal stockte mein Blick und ich starrte mit blankem Entsetzen auf meinen Bauch, in dem sich eine riesige glitzernde Scherbe befand.

Ich spürte nichts, doch mein Atem ging vor Panik schneller. Ich konnte ein Klirren in meinen Ohren hören und die Angst übernahm meinen Kopf soweit dass ich nicht mehr fähig war einen klaren Gedanken zu fassen. Mir wurde schwindelig.

Alles verschwamm und die Bilder vor meinen Augen lösten sich langsam in Luft auf, bevor alles weg war.





Hey :)
Was für ein Kapitel nicht wahr?

Hättet ihr mit so einem Finale gerechnet?

Ich habe ja schon gesagt es wird ziemlich spannend:)

Ich hoffe das nächste Kapitel ist bald auf dem Weg und dass euch dieses gefällt.

Keep Reading😇

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