129. Kapitel

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~Matteos Sicht~

Mein erster Gedanke, als ich meinen Vater sah war, dass er mit bösen Absichten gekommen war. Dass er irgendwie von der Wohnung erfahren hatte und alles zerstören wollte.

Dabei pulsierte in dem Moment noch das pure Leben durch meine Adern. Ich so verdammt stolz... stolz auf Ally die sich gegen meinen Vater wandte. Stolz auf meiner Mütter und dass sie mich so unterstützten. Diese Wohnung bedeutete etwas. Es war ein Neuanfang, eine Chance.

Die beiden hatten hoch auf mich gesetzt und deshalb würde ich ebenfalls alles auf meine Karriere setzen. Das war jetzt mein Leben und nicht mehr das meines Vaters und die beiden hatten mir den Startschuss gegeben. Jetzt lag es an mir was ich daraus machte.

„Der Kampf ist zuende.", kam es mit kalter, schneidender Stimme von mir. „Du hast verloren, Vater." Ich klang anders, als sonst, viel kryptischer, ernsthafter. Während ich ein paar Schritte vorging spürte ich zum ersten Mal etwas, was ich so noch nicht kannte. Es war nicht Macht, sondern Ebenbürtigkeit. Als wären mein Vater und ich auf der selben Stufe. Ich konnte nichts gegen seine nächsten Schritte tun und er nichts gegen meine. Wir beide führten getrennte Leben. Ich war unabhängig und das zum ersten Mal in meinem Leben. An meinem achtzehnten Geburtstag.
Passender hätte es nicht kommen können.

"Ich weiß was Ally getan hat." Wir setzten uns in Bewegung und gingen an einen Ort im Gang an dem es ruhiger war und man den Lärm der Party nicht mehr so hörte. Dort drinnen war gerade eine wilde Fete im Gange, wo massig Leute sich die Kante gaben, während ich eines der wichtigsten Gespräche meines Lebens hatte.

"Ich habe das Angebot angenommen. Sobald alle Einzelheiten geklärt sind ziehe ich bei Fede aus und gehe in die neue Wohnung. Vielleicht muss ich nochmal nach Hause, um den Rest meines Zeugs zu holen.", informierte ich meinen Erzeuger mit sachlicher, emotionsloser Stimme. Für mich war alles geklärt. Da war kein zurück mehr.
Das meine Mutter, sowie Ally so viel auf mich gesetzt hatten gab mir den Ansporn mich voll und ganz rein zu stürzen. Ich musste. Ihr Geld, die Mühe und vor allem das Vertrauen sollte es wert sein. Leider hatte ich erst viel zu spät begriffen, dass ich nie wirklich alleine war. Ich musste an meinen Zusammenbruch in der Exzessnacht an der Bank am Strand denken, wo ich der festen Überzeugung war, dass ich niemanden hatte. Dabei unterstützten mich so viele tolle Menschen. Ich musste nur hinsehen.

"Dein Bruder war bei mir. Er hat vermutlich auch mit Ally gesprochen." Ich hätte nicht gedacht, dass mein Vater mich in diesem Gespräch noch mit irgendetwas überraschen könnte, doch da hatte ich mich geirrt. Meine Augen weiteten sich. "Fede?" Ein Teil in mir wollte schmunzeln. Das war einfach typisch Fede. Für andere in die Bresche springen, er hatte einfach diesen Heldenkomplex. Dass er Ludmilas Vater angerufen hatte, mit Cat gesprochen hatte - was allerdings nach hinten losging- und jetzt eben auch das. Und ich konnte ihm kein Stück böse sein. Es rührte mich, dass ich jemanden in meinem Leben hatte, der mich so bedingunslos unterstützte wie mein Bruder.

Mein Vater nickte. "Er hat sich sehr für ihn eingesetzt." "Du bist der einzige aus meiner Familie, der nicht an mich glaubt, Vater.", sprach ich aus und hörte ihn seufzen. Auf einmal schien er um ein paar Jahre gealtert. Bisher war es mir nicht aufgefallen, doch mein Vater wirkte erschöpft. Sein Anzug war etwas zerknittert und die Augen lagen tief unter dunklen Schatten. "Ich will mit dir reden und nicht, dass wir uns feindselig anschreien, wie bei unserer letzten Begegnung, Matteo." Bei dem Gedanken an unseren Streit nach der After Party wegen der Show des Studios stellten sich mir die Haare auf. Wir hatten uns so stark angeschrien, dass ich dachte, jegliches Glas würde gleich zerspringen. Mein Vater hatte ein Whiskeyglas nach mir geworfen.

"Was liegt dir auf der Seele?", fragte ich und versuchte mich auf das Gespräch einzulassen, auch wenn ich noch enttäuscht und bitter war. "Ich habe mir das Video von deinem Auftritt bei der Show für diese On Beat Studio angesehen.", erzählte er und überraschte mich damit sehr, "Das war ein guter Auftritt." Man bemerkte wie sehr er mit den Worten rang. "In den Medien wir viel berichtet. Sie nennen dich einen aufstrebenden Star und so etwas."

Twins, love and more mistakes 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt