Wie Josh sich sein Handgelenk gebrochen hatte

1.1K 64 8
                                    

Kapitel 30- Wie Josh sich sein Handgelenk gebrochen hatte
„Oh mein Gott, sie sind so heiß“, kam es von Amy, kaum saßen wir alle auf dem großen Ehebett.
Eleanor zog eine Augenbraue hoch und sofort geriet Amy ins Stottern: „Nein, also eure Freunde nicht. Nein, die sind nicht heiß. Aber sie sind auch nicht hässlich. Also-“
Eleanor unterbrach sie lachend: „Kein Problem, ich bin es gewohnt, dass viele auf ihn stehen. Oder dass sie ihn mit Harry zusammen sehen wollen.“
Hm ja, ich hatte schon einige unfreundliche Dinge darüber gelesen.
Man beleidigte Eleanor auf Twitter und wohl auch in echt, und das fand ich einfach nur respektlos.
Selbst wenn sie dafür bezahlt werden würde, dass sie Louis‘ Freundin spielte- Was hatte das arme Mädchen denn getan?
Sie würde dann ja nur ihren Job machen!
Aber so war es nicht.
Louis und Eleanor liebten sich, waren glücklich zusammen.
Auch Perrie winkte ab: „Zayn ist halt einfach Augensex, dagegen kann niemand was machen.“
Ahhhh, ja.
„So, Liza, wer ist es denn?“
„WER IST WAS?!“, kreischte ich beinahe, als Amy mich fragend ansah.
Sie grinste: „Also wenn du dich noch nicht in einen von den Jungs verliebt hast, zweifle ich echt daran, dass du nicht blind, taub, stumm und allgemein geistig zurückgeblieben bist.“
Eleanor grinste ebenfalls, nur etwas bösartig: „Mir hat sie gestern erst was anderes erzählt.“
Camryn nickte wissend und sofort sahen mich Amy und Perrie fragend an.
„ICH WEISS NICHT WOVON SIE REDET“, brüllte ich fast schon und starrte Eleanor an: „Ich töte dich, langsam und qualvoll“, knurrte ich.
Die Braunhaarige grinste nur und zuckte mit den Schultern: „Und wenn schon.“
„Also?“, fragte Amy und sah fragend in die Runde, „Wer ist es denn jetzt? Harry? Niall? Oder doch einer von 5SOS? Die sehen übrigens auch richtig heiß aus…Hey, wenn du mich mit einem von denen verkuppelst, könnten wir auf Doppeldates gehen!“
„Ich geh auf gar keine Dates, okay?!“, fauchte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust, „Jetzt muss ich erst mal raus finden, wer mir den Knutschfleck verpasst hat.“
Meine Augen trafen auf die von Amy und mir fiel ihre Aktion vom Gang wieder ein: „Ach ja, und danke nochmal, dass du das vor meiner Mom sagen musstest. Hast du gesehen, wie Josh mich beinahe angesprungen hätte? Spinnst du?!“
„War das eine rhetorische Frage?“
Typisch Amy, wirklich.
Und doch war sie einfach eine verdammt gute Freundin, wenn es drauf an kam.

***

Ich hatte das Thema unbemerkt von Dates und Jungs abbringen können, so sprachen wir über Amys Tanzen, bei dem sie übrigens gut abgeschnitten hatte.
Sie erzählte mir, dass sie einen Platz bei X-Factor bekommen hätte als Tänzerin und daraufhin erzählten ihr Perrie und Eleanor von Danielle.
„Wenn sie kommt, solltest du auch da sein! Sie kann dir bestimmt viel erzählen“, lächelte Perrie und Eleanor nickte bekräftigend.
Die beiden waren ein super Team und ich konnte mir vorstellen, wie gut Danielle dazu passte.
„Ihr seid auch so befreundet, ohne Louis und Zayn, meine ich?“, fragte ich und Eleanor nickte: „Ja. Zwar sind wir nicht sooooo gute Freunde, weil wir uns nicht sooft sehen, aber wir kommen gut miteinander aus und sind schon etwas befreundet.“
Perrie stimmte ihr zu und somit war auch diese Frage beantwortet.
Wir redeten noch eine Weile, dann klopfte es an der Tür.
Eleanor sprang schnell auf und öffnete sie, es war Dan.
„Hi Dan“, kam es von Amy und Dan erwiderte den Gruß, während ich nur die Augen verdrehte.
Amy kannte wirklich jeden hier, nur durchs Internet natürlich.
Dass sie Josh kannte, war fantastisch für sie.
Sehr oft hatte sie schon versucht mit ihm zu flirten, aber Josh machte sich eher darüber lustig und für Amy war es ja sowieso nichts Ernstes.
„Was machst du hier?“, wollte Perrie wissen und musterte ihn von oben bis unten.
Das schien ihn anscheinend etwas zu verwirren und zu verunsichern, also sah er mich hilflos an: „Liza, sag ihr, sie soll mich nicht so ansehen!“, bettelte er fast schon und ich musste lachen.
„Perrie! Hör auf damit“, meinte ich dann aber und sie ließ es…für gefühlte zwei Sekunden.
Dan ignorierte es nun aber und begann zu reden: „Wir anderen wollen schon mal zur Halle losgehen. Und die Jungs sind draußen bei den Fans. Kommt ihr?“
Es war eine rhetorische  Frage, er wollte gar keine Antwort darauf haben, sondern einfach nur, dass wir ihm folgten.
Und genau das taten wir nun auch, wie willenlose, gehorsame Hunde liefen wir ihm hinterher.
Erst in den Aufzug, dann durch den Gang und schließlich durch die Hotellobby, dann kamen auch schon die Rufe durch die Glastüren.
„HARRY!“
„ZAYN, ICH LIEBE DICH!“
„LIAM, LIAM!“
„LOUIS, KOMM HIER HER!“
„NIALL, EIN FOTO! NIALL!“
Meine Augen checkten die Lage, für mich war das immer noch ungewohnt.
Amy grinste und ich konnte an ihrem Blick erkennen, dass sie unendlich glücklich war, dass sie ihm Hotel war, und die Fans nicht.
Ja, meine Freundin provozierte die anderen Mädchen fast schon, indem sie sie grinsend ansah und sich dann zu Dan lehnte um ihm etwas ins Ohr zu flüstern.
„Amy“, stöhnte ich, „Benimm dich nicht wie eine Achtjährige, die andere Mädchen mit einem rosa Barbiepferd beeindrucken will, okay?“, bat ich sie und sie verdrehte die Augen.
„Ich mach doch gar nichts“, behauptete sie und verschränkte die Arme vor der Brust, „Ich lächle ja nur für die Bilder.“
Was für Bilder?
Bilder?
Bilder?!
BILDER?!
Mein ratloser Blick traf auf den von Eleanor, die mir erklärte: „Die Fans machen tausende Bilder, auch von uns. Da landet immer was im Internet.“
Ah.
Schön zu wissen, ne?
Meine Augen landeten wieder auf der anderen Seite der Glastür und ohne dass ich es merkte, fokussierten sie keinen anderen als einen blonden Jungen an, der einige Mädchen anlächelte.
Wieso nochmal musste jedes Mädchen so wahnsinnig hübsch sein, abgesehen von mir?
Ähm ja, genau, weil mein Leben einfach scheiße war.
Darum.

***

„Lasst uns rausgehen“, meinte Camryn, „Ich will nicht ewig hier drinnen stehen.“
Eleanor und Perrie stimmten ihr zu, Amy war natürlich auch sofort dabei und Dan war ebenfalls Camryns Meinung.
Mich fragte niemand, aber es war okay.
Der Gitarrist, Dan, hielt uns freundlicher Weise die Tür auf und so lief Camryn vorne, dahinter Amy, dann Perrie, hinter Perrie lief Eleanor, Eleanor folgte ich und zum Schluss lief da Dan.
Louis streckte Eleanor ihre Zunge raus und sie erwiderte es, als wir an ihm vorbei liefen.
Perrie, die ja noch immer ihr verletztes Bein hatte, lächelte Zayn zufrieden an, obwohl der noch nicht einmal in unsere Richtung sah.
Es schein so zu sein, dass allein seine Anwesenheit bei Perrie Glücksgefühle auslöste.
Das musste Liebe sein.
Apropos Liebe, was machte Niall eigentlich?
Er sprach mit einem hübschen Mädchen, sie hatte blonde Haare und selbst von Weitem konnte ich sagen, dass sie wahnsinnig lange Wimpern hatte.
„Niall, heiratest du mich?“, fragte sie und strahlte ihn an.
Niall lachte leise seine süße Lache, es klang einfach niedlich, dann nickte er: „Sicher, natürlich heirate ich dich. Will mich noch jemand heiraten?“, er wendete sich an die anderen Mädchen, die anfingen zu kreischen.
Ich biss mir auf die Lippe.
Nicht, weil ich ebenfalls loskreischen wollte, sondern weil ich grade wahnsinnig eifersüchtig war.
Mein Gott, ich war Single, Niall war Single und das hier waren Fans.
Fans, nicht mehr.
Ich musste mich endlich mal beruhigen.
Niall war weder mein Freund, noch würde er diese Mädchen wirklich heiraten.
Es gab also gar keinen Grund eifersüchtig zu sein.
Nur leider begriff mein Kopf das nicht.
„Beweg dich, Liza“, lachte Dan und schob mich „sanft“ vorwärts.
Hmpf.
Als er meinen Namen aussprach, bemerkte ich, wie Niall aufsah.
Seine Augen trafen meine und die Welt schien stehen zu bleiben.
Alles um uns herum verschwamm, ich hörte die Stimmen der anderen kaum noch, spürte fast nicht, wie Dan mich nach vorne zu den Tourbussen schob.
„NIALL! ICH LIEBE DICH!“
Die Stimme eines heiseren Fans brüllte und riss uns beide wieder zurück aus unserer Trance.
Ich wusste nicht, ob es Niall genauso gegangen war wie mir.
Wieso sollte es?
Er liebte mich nicht, er würde mich nie lieben.
Eine kleine Stimme in mir sagte mir, dass ich mir das nur einredete, weil ich insgeheim wollte, dass mir jemand das Gegenteil sagte.
Nur leider tat das niemand.
Und nach dem Knutschfleck würde Niall mich vielleicht für eine Schlampe halten.

***

Wir betraten den Tourbus und ich ließ mich aufs Sofa fallen, nur um es wenige Sekunden später zu bereuen.
Meine Familie saß ebenfalls dort, yeay.
Der Bus war viel zu klein für uns alle, immerhin fuhren wir sonst in sehr vielen Bussen und nun waren wir fast alle in einem Bus; 5SOS, meine Familie, Amy, Eleanor, Perrie, Camryn, Camryns Band, One Direction, One Directions Band, Lou, Tom, Lux, Paul und Preston.
Nur Marco war nicht da, zum Glück.
Ich mochte ihn nicht, er war mir unsympathisch und scheinbar hasste er mich, zumindest sah er mich immer nicht gerade erfreut an, wenn wir uns begegneten.
Meine Mom erzählte mir den neusten Klatsch und Tratsch aus der Nachbarschaft, ich erkundigte mich nach Zoe, meiner „kleinen Schwester“, falls man das so nennen konnte.
Nach und nach kamen dann auch One Direction in den Bus und Liam setzte sich neben mich beziehungsweise quetschte sich auf das Sofa.
So saß er genau gegenüber von meiner Mom und meinem Dad.
Ich merkte, wie der Bus losfuhr.
Hier und da fingen leise Gespräche an, aber kaum jemand sprach, denn die meisten saßen einfach nur mit ihren Handys da oder malten sich gegenseitig „5SOS“ ins Gesicht, hust.
Da es auf den Sofa ziemlich eng war (Amy hatte sich auf die andere Seite von mir gequetscht und ich musste meine Arme irgendwie verbiegen, damit ich nicht Liam ungewollt begrabschte), hatte Liam seine Hand auf meinem Knie liegen.
Meine Eltern betrachteten das mit einem kritischen Blick, vor allem meine Mutter, aber wen wunderte das schon?
„Ähm“, hüstelte sie leicht und lächelte dann von Liam zu mir und wieder zurück, bis sie wieder bei mir angekommen war mit ihren Augen: „Willst du mir vielleicht etwas sagen, Liza?“
„Nein?“, entgegnete ich schlicht und warf ihr den „Wehe du fängst schon wieder mit irgendwelchen Hochzeitsplänen an“-Blick zu.
Das interessierte sie aber wenig, denn ihre Augenbrauen wanderten ein Stück weiter nach oben und Liams Finger drückten leicht in mein Knie, während er mir leise zuflüsterte: „Sie macht mir Angst.“
Zugegeben, wem machte diese Frau nicht Angst?
Manchmal fragte ich mich schon, wie Dad sie nur heiraten konnte.
Vielleicht hatten meine Großeltern ihm Geld dafür gegeben.
Ja, so musste es gewesen sein.
„Seit wann schläfst du mit meiner Tochter?“
Sie sprach es aus wie eine ganz normale Frage, „Wie war dein Tag?“, „Machst du erst Milch in die Teetasse oder erst den Tee?“, „Wie viele Bilder von der Queen hängen in deinem Zimmer?“ oder „Was ist deine Lieblingsfarbe?“, aber Liams Gesichtsausdruck zeigte, dass er mehr als nur überrascht war.
„Was?“, brachte er heraus und ich stöhnte genervt auf.
Ich konnte Amy leise kichern hören, sie hatte mich schon immer ausgelacht, wenn Mom sowas machte.
Warum musste ausgerechnet ich so eine Mutter haben?
„Mom, zwischen Liam und mir ist nichts. Er hat eine Freundin“, wies ich sie ganz dezent darauf hin, dass ich nichts von Liam wollte.
Ha, wenn sie wüsste!
„Schon mal was von Dreiecksbeziehung gehört?“, warf Michael ein, der neben Liam am Sofa lehnte.
Ich wusste nicht, wer gerade wen mit was für einem Blick ansah, so schnell ging das.
Meine Mom, starrte mich an, mein Dad grinste einfach nur, Amy lachte sich halbtot, Liams Gesicht wurde etwas rot und Michael grinste mich entschuldigend an: „War nur ein Spaß, Ma´am.“
Mom seufzte und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, ehe sie sich an Michael wandte: „Sind Sie Brite?“

***

Nein, Michael war kein Brite.
Nachdem er meiner Mom aber die britische Nationalhymne vorgesungen hatte, schenkte sie ihm zufrieden lächelnd eine Tasse Tee ein und fragte Michael danach, ob er „an mir interessiert wäre“. 
Ja, sie sagte es genau in diesen Worten.
Ich war ihr beinahe an die Gurgel gegangen.
Michael antwortete meiner Mutter dann, dass ich gut aussehen würde, nett und lustig wäre und so weiter, aber dass ich nicht sein Typ wäre.
Damit gab sie Mom dann auch zufrieden und sie stand kurz auf um zu Josh zu gehen, weil sie weiß Gott was mit ihm besprechen wollte.
Kaum war sie verschwunden, meinte Michael dann zu mir, während mein Dad daneben saß: „Ich würde dich ja nehmen, aber ich hab Angst, dass ich dann im Bett „Liz“ statt „Liza“ stöhne und wenn Luke hört, dass ich den Namen seiner Mutter stöhne, tötet er mich schneller als du deinen Org-“
„OKAY“, ging Liam dazwischen, „OKAY! Es reicht, Michael. Wir haben es verstanden.“
Michael grinste und mein Blick wanderte zu meinem Vater, der seine Stirn leicht gerunzelt hatte: „Ich weiß ja nicht, ob hier jemand für dich dabei ist.“
Amy nickte aber sofort und so stark, dass ich wirklich für einen Moment dachte, dass ihr Kopf durch den Bus fliegen würde: „Doch! Doch!  Also Harry und Niall sind wirklich zwei Prachtexemplare, fast schon für Liza geschaffen. Und die vier von 5 Seconds Of Summer nehme ich.“
Mein Vater grinste sie schief an: „Alle vier?“
Amy, die natürlich mal kein Schamgefühl hatte, nickte wild drauflos: „Alle vier. Ist bestimmt lustig.“
Um es mal für den Außenstehenden aufzuklären: Amy war alles andere als eine Schlampe oder leicht zu haben, sie hatte noch nicht einmal viele Freunde gehabt oder viele Typen, mit denen sie was hatte, nur war sie leider, seit sie im One Direction Fandom war, sehr versaut und pervers.
Ich wusste nicht genau, woran es lag, aber sie hatte mir mal erzählt, dass es so genannte „Dirty Imagines“ gab, bei denen es grundsätzlich nur um eins ging.
Und das wohl nicht nur mit einem der Jungs.
Man konnte also locker One Direction dafür beschuldigen, dass Amy das gesagt hatte.
„Liza, was ist jetzt eigentlich mit dir und diesem…Mann?“, fragte meine Mom in einem sehr, sehr kritischen Tonfall.
Ich verdrehte die Augen: „Mom, da ist gar nicht. Weniger als gar nichts sogar. Genau genommen hassen wir uns eigentlich. Preston ist als Bodyguard hier und leider, leider muss er auch auf mich aufpassen. Er ist ganz okay, aber gosh, als ob ich was mit ihm anfangen würde?! Der könnte locker mein Vater sein.“
„Das hab ich gehört“, kam es von Preston aus irgendeiner Ecke des Busses und als ich ihn mit meinen Augen neben Paul fand, streckte ich ihm nur die Zunge raus.
Sofort kam ein mahnendes „Elizabeth“ von meiner Mom und ich seufzte: „Liza, Mom, ich heiße Liza.“
Sie zog eine Augenbraue hoch und schüttelte dann den Kopf.
„Und du willst wirklich nichts von meiner Tochter?“, fragte sie dann Liam, der sofort den Kopf schüttelte.
„Nichts gegen dich“, sagte er zu mir, „Aber Danielle und ich sind…“, er zögerte für einen Moment, was mir dann doch etwas zu denken gab, „Glücklich.“
Es klang nicht wirklich so, als wären die beiden glücklich.
Vielleicht hatten sie Streit?
Es ging mich aber nichts an und ich bezweifelte, dass er das hier bereden wollte.
Wann hatte ich eigentlich Danielle zuletzt gesehen?
Das war schon eine ganze Weile her.
Der Bus hielt nach einigen Minuten an und wir stiegen aus, ich wusste nicht, wer glücklicher war, Liam oder ich.
Er ging auf Abstand von der Gruppe und fuhr Louis, der ihn aus Versehen leicht anrempelte, an.
Da war jemand schlecht gelaunt.
Eindeutig.
Stattdessen sprang Eleanor auf Louis´ Rücken, Zayn nahm Perries Hand und ich sah zu Niall, der grinsend neben Harry und Amy herlief, die sich lachend unterhielten.
„Leute, können wir kurz reden?“, fragte Harry, als wir in der Arena angekommen waren und zu viert in einem Raum saßen.
Amy saß neben Harry und hatte zuvor Selfies mit ihm gemacht.
Sie war eben doch ein Fan und nicht nur meine beste Freundin.
Niall saß neben mir, gegenüber von Harry.
Die Stühle waren aus Plastik, nicht besonders bequem.
„Es geht um Lizas Knutschfleck“, meinte Harry und auch wenn ich das nicht wirklich für ein Thema hielt, das Niall und Amy mitbekommen mussten, wollte ich unbedingt etwas darüber wissen, also sah ich ihn erwartungsvoll an: „Ja?“
„Bevor wir alle feiern gegangen sind, habt ihr euch noch kurz im Gang unterhalten, alleine. Wir anderen waren alle schon im VIP-Bereich. Als Zayn gefragt hat, was ihr besprochen habt, habt ihr gesagt, dass es nicht wichtig  war.“
„Wir?“, fragte ich und Harrys Blick wanderte zu Niall.
Ich und Niall?
Was wollte er damit denn bitte andeuten?
„Du meinst…?“, fragte Niall und sprach den Satz nicht ganz zu ende.
Harry nickte.
„Das ist das einzige, was mir einfällt“, sagte er.
Der Blondschopf neben sah mich vorsichtig von der Seite an.
Ich konnte es noch gar nicht fassen.
Niall hatte mir einen Knutschfleck verpasst.
Niall hatte mir einen Knutschfleck verpasst.
Niall hatte- oh mein Gott.
Es war schwer, nicht zu grinsen oder zu sterben, denn grade war ich echt glücklich.
Allein die Vorstellung seiner zarten Lippen an meiner Haut…
Doch mein Leben wäre nicht mein Leben, wenn es nicht jeden Funken von Glück und Freude zerstören würde.
„Tut mir leid, Liza. Vielleicht war ich da schon besoffen.“
Niall klang kleinlaut.
Ich schluckte und sofort war das innerliche Strahlen weg.
Es tat ihm leid.
Er hatte das nicht gewollt.
Er schob es auf den Alkohol.
Nüchtern würde er es nie gemacht haben.
Autsch, das tat weh.
Das tat wirklich weh.
„K-Kein Problem“, murmelte ich und sah dann zu Harry: „Danke.“
Ich wusste nicht, warum ich mich eigentlich bedankte.
Klar, er hätte es auch einfach weiterhin verschweigen können, aber ich war grade von gut gelaunt auf schlecht gelaunt gesunken- und beides hatte ich ihm zu verdanken.
„Amy, warst du schon mal auf einer Bühne?“, lenkte Harry ab und lockte meine beste Freundin, die total ahnungslos war und mich somit einfach hier im Raum mit  Niall sitzen ließ, weg.
Die beiden verschwanden und es gab keine Möglichkeit ebenfalls normal abzuhauen, vor der Peinlichkeit, die zwischen Niall und mir war, zu fliehen.
„Liza?“
Diese Art, wie er meinen Namen aussprach…
Konnte man sich in Stimmen verlieben?
Eigentlich konnte ich die Frage selbst beantworten: Ja, konnte man.
„Hm?“, entgegnete ich und sah zu Niall.
Seine blauen Augen trafen auf meine.
Fuck.
Wieso sah er nur so gut aus?
„Ich…Ich wollte dir nur sagen…Vielleicht…“
Er stotterte etwas herum und atmete dann tief durch, ehe er seinen Mund wieder öffnete.
Josh kam zu uns in den Raum: „Niall, Liza.“
Er nickte uns zu und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
„Was wolltest du sagen?“, fragte ich Niall.
Der Sänger zögerte kurz, dann fragte er: „Kannst du mich zeichnen? Ich meine….Du bist doch Tätowiererin, da muss man ja zeichnen können, oder?“
Etwas enttäuscht nickte ich.
Aber was hatte ich schon erwartet?
Dass er mir seine Liebe gestehen würde?
Ha, guter Witz, Liza.
Manchmal vergaß ich wirklich, wer ich eigentlich war und wer Niall war.
Niall war nicht nur Niall, ein irischer Junge mit einer schönen Stimme, einem süßen Lächeln, einem heißen Aussehen, einem perfekten Charakter.
Niall war Niall Horan, Mitglied von One Direction und Traummann von Millionen von Mädchen und teilweise auch Jungen.
Er war nicht mein Niall- und er würde es auch nie sein.
Egal wie sehr ich es mir wünschte.

***

Fünf Minuten waren vergangen, seit Niall mich nach einer Zeichnung gefragt hatte.
Mittlerweile hatte ich einen Block organisiert, verschiedene Stifte.
Niall saß auf dem Stuhl mir gegenüber, Josh hatte den Tisch direkt neben meinen Stuhl geschoben und nun lagen die Stifte direkt neben mir.
Der Block ruhte auf meinem Schoß.
Ich begann zu zeichnen.
Um ehrlich zu sein, es machte mir wirklich Spaß Niall zu zeichnen.
Zum einen weil ich es liebte zu zeichnen, zum anderen weil ich so einen Grund hatte Niall anzustarren und mich in seinem wunderschönen Gesicht zu verlieren.
Es dauerte ewig und ich musste Niall oft lachend ermahnen, dass er endlich still sitzen sollte und sich nicht mehr bewegen sollte, aber ich war mit dem Ergebnis zufrieden. 
Als ich es Niall zeigte, entfuhr ihm nur ein „Fuck“, dann strahlte er vom Bild zu mir, von mir zu Josh und wieder zurück zum Bild.
„Mein Gott, Liza“, rief Niall begeistert, „Das ist… fantastisch! Das ist unglaublich! Oh mein Gott!“
Er sprang auf, legte seine Hände an meine Seiten und hob mich hoch, sodass ich nicht mehr auf dem Stuhl saß, sondern direkt vor ihm stand.
„Danke“, rief er noch immer total begeistert, legte seine Hände seitlich an mein Gesicht und zog mich so an ihn heran.
Seine Lippen pressten sich auf meine Wange und hinterließen ein kribbelndes Gefühl dort.
„Kein Problem“, meinte ich und grinste ihn an.
Ich bemerkte im Augenwinkel, wie Josh grade aus dem Raum ging.
„HAAAAAAAAALT, STOPP!“, brüllte ich und Niall zuckte zusammen, seine Hand bedeckte seine armen, armen Popstaröhrchen und er sah mich erschrocken an.
„Tut mir leid“, sagte ich schnell, dann giftete ich Josh an: „Du setzt dich jetzt sofort wieder da hin, wir haben etwas zu bereden, Brüderchen.“
Niall sah zwischen mir und Josh hin und her, dann setzte sich mein Bruder endlich wieder auf den Stuhl und Niall setzte sich auf den Tisch, während ich stehen blieb.
„Erklär mir zwei Dinge, Josh, nur zwei Dinge“, fauchte ich, „Was ist mit deinem Handgelenk passiert? Und warum warst du mit Josy essen? Seit wann ist Josy wieder da? Seid ihr wieder zusammen?“
„Das sind vier Dinge“, verbesserte sich Josh, doch ich schrie ihn an: „HALT DEINE KLAPPE UND ANTWORTE MIR, VERDAMMT!“
Ich wusste selber nicht, dass ich so sein konnte.
Etwas entsetzt von mir selber, schwieg ich ihn auffordernd an.
Josh seufzte: „Das erste willst du gar nicht wissen. Und-“
„Doch, will ich“, unterbrach ich ihn und zog eine Augenbraue hoch, Josh seufzte.
„Schön, dann erzähl ich es halt“, erwiderte er etwas schnippisch und räusperte sich kurz, ehe er begann zu erzählen.
„Das fing alles bei einer Party an. Zugegeben, wir hatten alle etwas zu viel. Du weißt ja, ich vertrag nicht unbedingt sehr viel. Auf jeden Fall gabs dann auch noch anderes Zeug und wir kamen alle auf dumme Ideen. Am Ende sind Alex und ich bei Oliver mit nachhause gefahren und“, seine Stimme wurde immer leiser, „dann hab ich halt“, er nuschelte so sehr, dass ich kein Wort mehr verstand.
„Ich versteh nichts“, bemerkte ich und Josh verdrehte die Augen: „Ich bin halt nicht im Auto gesessen, sondern stand auf dem Dach. Die Straßen waren ja leer, kein Problem und so, aber als sie dann bei mir angehalten haben, hats mir runter gehauen. Ich hab mich versucht abzufangen mit der Hand und dabei hab ich mir das Handgelenk gebrochen. Bin halt auf den Bordstein gefallen und so. Danach meinte Alex, es wäre ne gute Idee, wenn man das wieder in die andere Richtung biegt. Also haben wir mir nochmal das Handgelenk gebrochen.“
Sprachlos starrte ich ihn an, während Niall lachte.
„Du bist so ein Idiot, Josh Devine“, lachte nun auch ich.
Mein Gott, wie dumm konnte man eigentlich sein?
Josh schmollte, während Niall und ich ihn erst einmal einige Minuten lang auslachten.
„Und jetzt“, sagte ich, als ich mich wieder beruhigt hatte, „Zu Josy.“
Josh seufzte und ich sah ihm an, dass es ihm unangenehm war darüber zu sprechen.
„Liza, sei mir nicht böse, aber ich will das nicht jetzt sagen. Wann anders, ja? Wir können ja alle essen gehen, Dad, Mom, du, Josy und ich?“, schlug er vor und widerwillig nickte ich.
Na schön.
Besser als gar nichts.
„Okay“, gab ich nach und wunderte mich gleichzeitig, warum er das nicht einfach so sagen konnte, jetzt und hier.
Josh schmunzelte leicht: „Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, Kleine.“
Er stand auf und tatschte in meinen Haaren herum, dann verschwand er aus dem Raum.
„Du siehst süß aus“, riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken.
„Was?“, ich sah Niall etwas irritiert an.
Sofort färbten sich seine Wangen rosa.
„I-Ich sagte…Du siehst süß aus?“, wiederholt er und ich musste sofort lächeln, ehe ich auch rot wurde.
„Aww, danke, Niall“, sagte ich und wagte es ihm einen Kuss auf die Wange zu geben.
Nur als Dank.
Warum auch sonst sollte ich den Wunsch haben seine weiche Haut zu berühren, mit meinen Lippen zu streifen?
Abgesehen davon, dass ich mich von meinem braungefärbten Haaransatz bis zu meinem blaulackierten Zehennägeln in ihn verliebt hatte.
Er grinste nun auch wieder und bot mir an, dass ich auf seinen Rücken springen sollte, damit er mich zum Soundcheck tragen konnte.
Und was für ein Mensch wäre ich, wenn ich dieses Angebot nicht ohne zu zögern angenommen hätte?

@LizaDevineDrumsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt