Wie ich einen kleinen Wutanfall hatte

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Kapitel 48- Wie ich einen kleinen Wutanfall hatte
„Du wolltest auf die Toilette, nicht eine Weltreise machen“, bemerkte Dan leicht zynisch, als ich zurückkam.
Ich ignorierte sein Kommentar gekonnt.
Meine Augen glitten durch den Raum.
Mark lächelte mich an und deutete auf das Laufband.
Ach nee.
Nicht schon wieder.
„Muss das sein?“, fragte ich und Mark zuckte mit den Schultern: „Wir können auch gerne deinen Bizeps trainieren, wenn du Oberarme wie The Rock haben willst?“
In der nächsten Sekunde stand ich auch schon auf dem Laufband, während Mark mich auslachte und Dan nur grinsend den Kopf schüttelte, bis er an irgendeinem Gerät trainierte.
Um dreizehn Uhr kehrte ich aus dem Duschraum der Frauen zurück zu Mark, Dan kreuzte etwa zwei Minuten nach mir auf.
Wir saßen auf zwei Sesseln, die eher weniger bequem waren.
Vermutlich dienten sie der Motivation, aufzustehen und trainieren zu gehen.
Auf der anderen Seite des Raumes war die Rezeption oder wie man das bei Fitnessstudios nannte, hinter dieser stand eine junge Frau, die braune Haare hatte und irgendetwas in einen Computer eintippte, während sie freundlich lächelnd die Personen begrüßte, die durch die Eingangstüre herein kamen und mit ihren Karten eincheckten.
Direkt vor unseren Sesseln stand ein Kaffeetisch, auf welchem einige Zeitschriften lagen.
Alle über Sport, Fitness und gesunde Ernährung, allerdings hätte man einige auch locker als die jugendfreie Version von gewissen Männerheftchen bezeichnen können, denn der einzige Unterschied zu ihnen und Zeitschriften wie „Playboy“ war, dass die Frauen Sport-BHs und kurze, eng anliegende Hosen trugen.
Dass Mark sich gerade diese Heftchen unter den Nagel gerissen hatte, kommentierte ich einfach mal nicht, auch wenn es mir schwer fiel, doch wer wusste schon, was er mich dafür beim nächsten Mal trainieren machen ließ, quasi als Rache.
Dieser Mann hatte mich mehr unter Kontrolle als Marco, das wollte mal etwas heißen.
Und damit meinte ich nicht, dass ich vor niemandem mehr Respekt hatte als Marco oder so, nein, damit meinte ich, dass ich einfach Sport hasste.
„Können wir?“, fragte Dan und sein Magen machte Geräusche, die erklärten, warum er so ungeduldig klang.
Mark zuckte nicht mit einem Muskel, seine Augen blieben auf der Seite oder auf irgendeinem Frauenhintern, wer konnte das schon so genau sagen.
„Mark?“
„Kannst du nicht sehen, dass ich gerade lese?“, erwiderte der Mann ruhig, blätterte um.
Frustriert stöhnte Dan auf, setzte sich auf den Sessel, der auf der anderen Seite von Mark und somit mir fast genau gegenüber stand.
Er griff nach einer Zeitschrift, die in die gleiche Kategorie wie die von Mark passte.
Alles so versaute Männer, ts.
Doch gerade als ich mit dem Gedanken spielte, mir ein Heft über den Muskelaufbau im Oberschenkel zu nehmen, kam jemand um die Ecke.
Dieser jemand war Ryan.
Uh, doch kein Muskelaufbau im Oberschenkel.
Er lief geradewegs an mir vorbei, drehte sich aber nochmal kurz an der Tür um und rief ein „Bis nachher, Chrissy“ der Empfangsfrau zu und wollte sich dann wieder umdrehen, allerdings trafen seine Augen auf und meine und er kam auf mich zu.
Sein breites Grinsen war ansteckend.
Zumindest für mich.
Ich konnte sehen, wie Dan misstrauisch seine Augen vom Heft löste und auch Mark schien erst etwas verwirrt zu sein, warum denn jetzt jemand zu uns kam.
„Hey, hab dich erst gar nicht gesehen“, lächelte er, als er vor mir ankam.
„Hey“, erwiderte ich und versuchte selbstbewusst zu klingen.
Er sah relativ unauffällig zu Mark und Dan, dann sah er mir direkt in die Augen, während er mit gesenkter Stimme fragte, ob einer von denen etwas mit mir hatte oder warum sie ihn sonst so ansehen würden.
Ich konnte nur darüber lachen und erklärte ihm, dass ich sicherlich nichts mit einem der beiden hätte.
Der Blonde deutete auf meine Hand: „War das Absicht?“
Ich folgte seinem Blick und bemerkte, dass durch das Duschen vorhin die Nummer fast vollkommen verschwunden war.
„Nein, das war keine Absicht, ich hab geduscht“, erklärte ich es ihm und Ryan zwinkerte mir zu: „Wieso hast du mir nicht Bescheid gesagt? Ich hätte dir Gesellschaft geleistet.“
Ich schüttelte nur grinsend den Kopf, konnte nicht verhindern, dass ein Gedanke zu Niall wanderte.
Niall.
Ich liebt ihn, keine Frage, aber würde er mich jemals lieben?
Würde ich jemals glücklich sein, wenn ich Niall nicht vergaß?
Vermutlich nicht.
Ryan allerdings  schien mehr als nur Freunde mit Vorzügen sein zu wollen.
Nun ja, klar, er stand vielleicht nicht auf mich, aber er hatte das gerade eben sehr scherzend gesagt.
Wenn Niall das allerdings gesagt hätte, wäre ich vermutlich innerhalb von Sekunden erneut in der Dusche gestanden, allerdings mit Begleitung.
Verglich ich gerade wirklich Ryan mit Niall?
Ich verjagte die Gedanken aus meinem Kopf und konzentrierte mich auf Ryan.

@LizaDevineDrumsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt