Wie die Nacht der Nächte begann ("Nacht der Nächte" Teil 1)

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Kapitel 39- Wie die Nacht der Nächte begann („Nacht der Nächte“ Teil 1)
Die Tage vergingen wie im Flug und vor allem bei dieser besonderen Zeit im Monat war ich froh, dass es mir so schnell vorkam.
Erst als der 11. März vorbei war und ich um Mitternacht noch wach im Bett lag, mit der Frage im Kopf, ob Michael ersticken würde, wenn ich ihm etwas in die Nase steckte um das Schnarchen verstummen zu lassen, wurde mir klar, wie schnell die Zeit eigentlich verging.
Schon in zwei Wochen würden wir über einen Monat auf Tour sein.
Wow, this went fast.
Ich drehte mich um und versuchte etwas zu schlafen, aber nada.
Und Michaels lautes Schnarchen half auch nicht wirklich weiter.
Also beschloss ich kurzfristig noch kurz raus an die frische Luft zu gehen.
Auf den Balkon wollte ich nicht, weil ich einen kleinen Spaziergang machen wollte, also blieb mir nur eine Möglichkeit: Raus aus dem Hotel.
Preston hatte mich schon mal eingesammelt, aber heute ging es ja nicht darum, dass ich heulend irgendwo auf einer Mauer saß und den Weg nicht mehr kannte, sondern um meine Schlaflosigkeit.
Leise klopfte ich trotzdem an seine Tür, nur damit ich mein Gewissen beruhigen konnte.
Natürlich öffnete er nicht, es war nach Mitternacht und normale Menschen schliefen um diese Zeit und standen nicht in Jogginghose und Winterjacke sowie alten Chucks auf dem Gang eines Hotels mit dem Vorhaben in einer fremden Stadt einen Spaziergang zu machen.
Tja, ich war eben ein…außergewöhnlicher Mensch.
Ich drehte mich um und lief Richtung Aufzug.
„Psst, Liza?“, ich zuckte zusammen und drehte mich um.
Da war Niall, er ging gerade aus einem Zimmer, das soweit ich mich erinnern konnte zu Luke gehörte.
„Was machst du hier?“, fragte er und kam näher.
Das Licht auf dem Gang leuchtete nicht besonders hell, die Glühbirne flackerte minimal, wahrscheinlich war sie kaputt.
Tja, ich sah eben immer das Verborgene in den Dingen.
„Ich vertrete mir mal kurz die Beine. Ohne frische  Luft kann ich nicht schlafen“, lächelte ich Niall an.
Seine Augen schienen in meine Seele zu starren, gruselig.
„Alleine?“, misstrauisch hakte er nach.
Grr, wenn der mir jetzt noch meine Pläne durchkreuzte, würde ich ihn wahrscheinlich töten und in einer Abstellkammer des Hotels verstecken.
Das war mir mein Spaziergang wert.
„Nein, wir sind zu zweit: Mein Verstand und ich“, erwiderte ich dem Blonden.
Er verdrehte nur die Augen und konterte innerhalb von kürzester Zeit: „Ach, den hast du mal dabei?“
Okay, es könnte sein, dass ich in den letzten Tagen etwas Probleme mit einigen Sicherheitsmännern gehabt hatte, die mich für einen Fan gehalten hatten und etwa dreimal so groß und breit gewesen waren wie ich.
„Ja, stell dir vor, den hab ich vorhin wiedergefunden. Jetzt fehlt mir nur noch das Niveau, aber das hab ich glaub ich schon verloren, als ich den Vertrag für diese Tour unterschrieben habe“, ich streckte ihm die Zunge raus und versuchte ihm zu entkommen, indem ich einfach wieder zum Aufzug ging.
„Autsch“, grinste Niall noch, dann war ich auch schon mit dem Rücken zu ihm im Aufzug verschwunden.
Ich hörte eine Zimmertür, wie sie leise in Schloss gezogen wurde.
Wahrscheinlich war Niall nun auch schlafen gegangen.
Tja, dieser Gedanke stellte sich als falsch heraus, als sich jemand todesmutig zwischen die Aufzugtüren schmiss.
Ich drehte mich um und sah, Überraschung, Niall.
„Was wird das?“, fragte ich, als die Türen sich wieder öffneten und er ganz eintrat.
„Ich begleite dich. Alleine wirst du nie wieder zurück finden, dein Gehirn hast du nämlich auch beim Unterschreiben vom Vertrag verloren“, er zwinkerte mir zu und ich streckte ihm die  Zunge raus.
Er sah nicht besser aus als ich: Jogginghose und Winterjacke.
Wir würden vielleicht sogar als Obdachlose durchgehen.
Es war relativ kalt, aber die frische Luft tat mir gut und befreite meinen Kopf ein wenig.
„Wie findest du es bisher?“, fragte mit Niall und sah mich von der Seite an, während wir durch einen kleinen Park liefen.
„Was soll ich wie finden? Irland?“, fragte ich etwas verunsichert nach, da ich wirklich keine Ahnung hatte, von was er sprach.
Wie erwartet, war mein Gedanke falsch. 
Was auch sonst?
Niall lachte und entgegnete mir: „Nein, ich meinte die Tour. Wie findest du es bisher? Das Reisen, die Konzerte, die Fans, die Crew…“
Er verstummte nun und sah mich erneut von der Seite an, während er beinahe auf den Weg fiel, jedoch stolperte er nur ein wenig.
Ich musste nun auch lachen, was mir ein klein wenig unangenehm war, denn es war totenstill hier draußen und mein Lachen klang nicht unbedingt schön.
„Naja, es ist alles etwas anstrengend und gewöhnungsbedürftig, denke ich, aber es macht Spaß. Die meisten hier sind eigentlich echt nett und auch wenn ich ab und zu mal meine Freunde vermisse. Und Josh, ich gebs ja zu. Aber sag ihm das bloß nicht“, streng sah ich Niall an, der nur grinsend nickte: „Geht klar.“
Er räusperte sich kurz und meinte dann: „Am Anfang war das für uns alle etwas anstrengend. Vor allem die Fans sind echt teilweise nervig. Ich weiß, ich sollte so nicht von ihnen reden, aber manche übertreiben es echt und man hat echt kaum seine Ruhe. Ich hab zum Beispiel echt Angst, dass ich die Hochzeit von Greg ruinieren werde. Was, wenn die Fans dort einfach auftauchen? Was dann? Es soll der schönste Tag für Greg und Denise sein, aber was, wenn ich das versaue?“
„Dann ist das nicht deine Schuld und ich bin mir sicher, dass das nicht so schlimm wird“, ich sah ihn aufmunternd an, „Sei nicht so pessimistisch und freu dich lieber. Oder verfall in Panik, weil du eine Rede halten sollst.“
Niall lachte, Gott, ich liebte sein Lachen.
Was liebte ich nicht an ihm?
Tja, das war das Problem.
Ein Handy klingelte, es war das von Niall, denn meins hatte einen deutlich lauteren Klingelton.
Als er es aus der weiten Hosentasche seiner Jogginghose zog, fiel es beinahe auf den Boden, doch mit von der Kälte roten Fingern tippte er auf „Anruf annehmen“.
„Louis?“, fragte er und verstummte.
„Er macht was?“
Stille.
„WAS?!“
Ja, schrei mir ins Ohr, kein Problem
„Nein, nein, nein. Oh bitte nicht! Wir sind unterwegs!“
Niall packte mein Handgelenk und zerrte mich mit sich, ich stolperte und landete beinahe auf dem Boden, jedoch zerrte er mich einfach weiter.
In seiner einen Hand hatte er also nun meinen Arm, in seiner anderen Hand hatte er sein Handy, denn er hörte immer noch Louis zu.
„Das schaffen wir, das schaffen wir!“
Ich wollte nicht total unsportlich klingen, aber…nun ja, ich war unsportlich.
„Ich…Ich erklär´s dir später. Okay, bis dann!“
Niall rannte einfach weiter und ich rannte neben ihm her, was echt etwas schwer war, da der Junge eindeutig bessere Kondition hatte als ich.
Vermutlich ging er joggen.
„Was ist los?“, japste ich, als ich das Hotel vor uns sah.
„Preston checkt die Zimmer ab, weil Harry draußen bei Fans war und von ihm aus den Massen gerettet werden musste. Und wenn wir fehlen, bringt er uns um, das gleiche bei Paul. Die beiden töten uns“, keuchte Niall.
Das mit der Kondition nahm ich dann mal wieder zurück, der Junge klang wie ein erstickendes Schwein.
Aber nun hatte ich auch etwas Motivation schneller zu rennen.
Wir erreichten das Hotel und durch die Zimmerkarten kamen wir problemlos durch den hinteren Eingang rein.
Die Treppe kam mir endlos vor, aber der Aufzug würde bei meinem Glück vermutlich noch stecken bleiben, also kam der gar nicht erst in Frage.
„Viel Glück“, flüsterte Niall mir zu, als wir uns durch den Flur schlichen.
Sein Zimmer war nicht ganz so weit weg, wie meins.
Der Flur war so eng, dass ich nicht unentdeckt durchlaufen konnte, falls Paul oder Preston hier stand.
Mist.
Wie James Bond höchstpersönlich drückte ich mich gegen die Wand und schlich zu meinem Zimmer.
Hektisch drückte ich die Karte ins Schloss und verfluchte das leise Geräusch.
Schnell öffnete ich die Tür mit Gesicht zum Flur, falls doch noch jemand hier auftauchen sollte.
Die Gefahr im Auge behalten und so.
„Na, nächtlicher Ausflug, Miss Devine?“
Ich zuckte zusammen, quiekte auf und drehte mich zu Preston um, der seine Arme vor der Brust verschränkt und eine Augenbraue in die Höhe gezogen hatte.
„Mein Gott, musst du mich so erschrecken?“, ich schüttelte nur tadelnd den Schock und beschloss, das Beste aus der Situation zu machen.
In normalem Tempo schloss ich die Tür.
„Liza, wo warst du?“, wollte Preston wissen, während ich meine Jacke auszog und über einen Sessel schmiss, während ich meine Chucks ebenfalls in den Raum schmiss.
„Draußen, sieht man das nicht?“, fragte ich und lächelte ihn unschuldig an.
„Und was hast du draußen gemacht?“, seufzte er ungeduldig.
„Ich war rauchen.“
Sein Gesicht sprach Bände.
Damit hatte er jetzt nicht gerechnet, ha!
1:0 für Devine!
In your face!
Das Grinsen unterdrückte ich aber und sah ihn nur unschuldig an.
„Alleine?“, fragte Preston mich und sein Blick wurde schärfer, so als würde er mich durchschauen.
„Nee, mit Allison“, lächelte ich ihn erneut an.
Mein Blick glitt zu Michael, der im Bett saß und von mir zu Preston sah und wieder zurück.
Die pinken Haare standen ihm eigentlich.
„Wer ist Allison?“, nun hatte ich Preston richtig verwirrt.
Ziel erreicht.
„Meine imaginäre Freundin“, grinste ich und Preston verdrehte genervt seine Augen.
Da war jemand mal gut gelaunt.
„Ist vermutlich auch deine einzige“, knurrte er und ging zur Tür: „Schlaft jetzt endlich.“
Er ging auf den Gang und zog die Tür hinter sich zu, im letzten Moment stoppte er und öffnete die Tür wieder einen Spalt: „Und wehe, du machst das nochmal, Liza!“
„Was? Mit imaginären Freunden abhängen oder rauchen? Du kannst mich nämlich von beidem nicht abhalten“, grinste ich und genervt schlug er die Tür ins Schloss.
Michael fing an zu lachen: „Du bist unmöglich!“
Ich lachte ebenfalls, schmiss mich ins Bett zu ihm und der Kampf um die Decke begann wieder.

@LizaDevineDrumsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt