Wie zu neuen Antworten neue Fragen kamen

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Kapitel 45- Wie zu neuen Antworten neue Fragen kamen
Der Tag startete schon um einiges besser als der letzte Tag, nämlich mit frischen Brötchen.
Gierig stürzten sich die Jungs darauf und auch Camryn griff mehr als nur einmal in den Korb.
Ich war eher weniger der Frühstückstyp, also hielt ich mich zurück, trank meinen Kaffee und aß ein Croissant, während ich mich mit anderen unterhielt.
„…jetzt bin ich mir nicht sicher, was ich machen soll. Immerhin hat beides seine Vorteile und noch ein Jahr bei meinen Eltern und ich geb mir die Kugel“, beendete ich meinen kleinen Vortrag und sah Camryn an, die mir zugehört hatte- zumindest hatte ich das gedacht.
Aber nein, Camryn stocherte mit einer Gabel in etwas rum, das nicht mehr identifizierbar war.
„Camryn“, holte ich sie aus ihren Gedanken.
Kaum merkbar zuckte sie zusammen und sah auf: „Hm?“
„Ich fass es nicht“, lachte ich auf, auch wenn ich es eher weniger lustig fand, „Du fragst mich etwas und dann hörst du mir nicht einmal mehr zu, wenn ich dir antworte!“
„Doch, doch, ich hab zugehört“, versicherte mir Camryn, seufzte dann aber, als sie meinen Blick sah: „Ja, okay, ich hab nicht zugehört. War aber keine Absicht.“
„Will ich hoffen“, knurrte ich, legte dann aber wie ein Hund den Kopf schief und sah sie an: „Worüber hast du nachgedacht?“
Sie behauptete, dass sie gar nicht nachgedacht hätte und einfach nur müde sei, doch ich sah ihr an, dass sie nicht die Wahrheit sagte.
Ich tippte einfach mal darauf, dass es um einen Jungen ging.
„Wer ist es?“, wollte ich wissen und beugte mich über den Tisch, sodass nicht jeder hier unser Gespräch mitbekam.
Sie schüttelte den Kopf: „Ich sag es dir nicht. Das ist sowieso albern.“
„Wenn du es nicht freiwillig sagst, bring ich dich dazu. Und glaub mir, ich kenne Foltermetoden vom FBI…“, drohte ich ihr an.
Und ohne Witz: Ich kannte wirklich besagte Foltermetoden.
Zumindest war ich der Meinung, dass diese amerikanischen Fernsehsendungen relativ realistisch aussahen und wenn es wirklich stimmte und die Folterungen der Realität entsprachen, dann prost Mahlzeit.
Camryn stöhnte genervt auf: „Du kannst echt schlimm sein, weißt du das eigentlich?“
„Wurde mir schon öfters gesagt“, bestätigte ich das nur, zuckte mit den Schultern und begrüßte Sandy, der sich neben mich setzte.

***

Caroline und Lou machten etwas, das man auch locker als Abschreckung für Männer hätte benutzen können: Das Hotelzimmer wurde in ein Modegeschäft verwandelt, mit Kosmetikabteilung und allem drum und dran.
Das Doppelbett lag voll mit Kleidung, auf dem Boden lagen Schuhe verteilt, in einer Ecke stapelten sich Kisten mit Schminksachen und verschiedenste Dinge, die mir jetzt schon Angst machten, lagen ebenfalls bereit.
So langsam bereute ich es, die beiden um Rat gefragt zu haben.
Zwar hatte Caroline wohl schon eine grobe Vorstellung gehabt, allerdings hatte sie nun Dinge gefunden, die sie besser oder passender fand, also steckte sie mich in die verschiedensten Sachen und genau genommen war es fast mein ganzes Gepäck, das ich anprobierte, nur um es dann wieder auszuziehen, weil es doch nicht so gut war wie erwartet.
Das Ergebnis war ein schwarzes Kleid, ein Pferdeschwanz und ein Gesicht, das meiner Meinung nach einwandfrei war.
Keine Hautunreinheiten waren mehr zu sehen.
Als dann auch noch Camryn rein kam und, total freundlich, nachfragte, was denn mit mir passiert wäre und seit wann ich denn so hübsch sein könnte, konnte ich echt nicht mehr so selbstzweifelnd sein.
Vermutlich würde ich nun regelmäßig Lou dazu zwingen mein Gesicht und meine Haare zu machen, auch wenn ich mich dabei wie die Schminkpuppe einer Achtjährigen fühlte.
„Auf, auf“, drängte Lou mich dann als ich ein kleines bisschen zu spät war- und noch nicht einmal das Hotelzimmer verlassen hatte.
Pünktlichkeit war wohl momentan nicht so mein Ding und ich wusste auch genau, was das bedeuten würde: Mom würde mir einen Vortrag halten darüber, dass ich viel zu unpünktlich und unzuverlässig sei und deswegen nie einen gescheiten Job finden würde.
Ich hatte einen Job, der auch nicht so schlecht bezahlt war wie andere Jobs, bei denen man organisatorische Fähigkeiten benötigte wie zum Beispiel den Job des Hamburger-Zusammenlegers bei McDonalds, aber das galt bei Mom natürlich nicht und auch diese Drummer-Sache hier schien ihr nicht hundertprozentig zu gefallen.
Für mich war alles, für das ich bezahlt wurde, ein Job, aber das sah Mom eben nicht so.
Sie wollte, dass ich Anwältin wurde, Ärztin, irgendwas Schlaues.

***

*click*

„Kann mich jemand fahren? Nein, Preston, du nicht“, meine Augen suchten den Raum ab, ehe sie William fanden, der sich schon unauffällig hinter seinem Vater verkroch.
„Ach Will, das ist aber lieb von dir, dass du dich bereiterklärst mich zu fahren“, ich lächelte ihn falsch an und er stand seufzend auf.
„Womit hab ich dich nochmal verdient?“, murmelte er mir missmutig ins Ohr, als er an mir vorbei lief und seine Hand an meinen Rücken legte, sodass er mich aus dem Raum schob.
Alle „Leute“, also 5SOS, One Direction, Camryns Band, „meine“ Band, die Erwachsenen und mein toller Freund hatten in einem Zimmer gesessen, dass zu der Suite gehörte, die Harry und Zayn erwischt hatten.
Es war wie ein großes Wohnzimmer und ein Teil von mir hätte sich am liebsten zu ihnen gesetzt und das Essen abgesagt, aber Josh würde nicht ein Familienessen organisieren, wenn es nicht wichtig wäre.
Will und ich liefen durch die Tiefgarage, ich bemerkte im Augenwinkel, wie ein Mädchen ein Bild von uns machte.
Diese ganzen (Hobby-)Paparazzos machten mir teilweise Angst, es schien, als könnte ich gar nichts mehr machen, keinen Schritt mehr gehen, ohne dass es ein Bild davon gab.
„Komm“, sagte Will leise, als er bemerkte, wie sich meine Schritte unbewusst verlangsamten, „Vergiss sie. Denk lieber an deine Mutter.“
Ich setzte mich auf den Beifahrersitz und überlegte, ob ich ihn nach seiner Mutter fragen sollte.
Schließlich entschied ich mich dagegen, denn wir würden nur ein paar Minuten fahren und dann würde Will wieder zum Hotel fahren, alleine.
Und wenn man über seine tote Mutter sprach, ging es einem sicherlich schlecht, zumindest dachte ich das, also wollte ich nicht Will alleine lassen, wenn es ihm schlecht ging.
Nervös spielte ich am Lautstärkenregler, wechselte die Sender des Radios und checkte mein Handy auf neue Nachrichten und Morddrohungen von meiner Mom.
Auch Josh schrieb mir, er wollte wissen, ob ich das Essen vergessen hätte.
Pff, was der mir zutraute!
Als Wills Wagen dann schließlich auf dem Parkplatz des noblen Restaurants hielt, stieg er nicht aus, sondern blieb gleich sitzen.
Vermutlich hatte er Angst meine Familie zu treffen.
„Danke fürs Fahren. Kannst du mich wieder abholen oder so?“, wollte ich wissen und er nickte nur halbherzig: „Schreib mir einfach.“
Dann schlug ich die Tür zu und er fuhr weg, ließ mich alleine mit einem Haufen von Fragen und der kleinen Hoffnung, dass meine Mom mich nicht gleich umbringen würde.
Mit wackeligen Beinen machte ich einige Schritte auf die große Tür zu, wurde freundlich von einem Mann begrüßt.
Ich sagte ihm, dass ich bereits einen Tisch mit meiner Familie hätte und er ließ mich vorbei, denn normalerweise hätte er mir ja jetzt einen neuen Tisch angeboten.
Der Raum war riesig und durch mehrere Wände abgetrennt, sodass man noch etwas Privatsphäre haben konnte.
Als ich meine Familie an einem Tisch, der in einer Ecke, durch Wände abgetrennt, abseits von den anderen Tischen stand, entdeckte, lief ich natürlich sofort auf sie zu.
Meine Mom und mein Dad saßen so, dass sie mich ansehen könnten, wenn sie mich bemerken würden.
Josh und die Person, die ich als Josy vermutete, saßen mit dem Rücken zu mir, ich konnte sehen, wie mein Bruder nervös mit dem Bein auf und ab wippte und die Hand der anderen Person trommelte auf der Tischplatte herum.
Neben meinem Dad war ein Stuhl frei.
„Da ist sie ja“, Moms Stimme riss mich aus den Gedanken darüber, was Josh wohl sagen würde.
Alle sahen mich an und ich konnte zweifelsfrei sagen, dass die andere Person Josy war.
Josephine, wow.
Sie hatte sich verändert und doch sah sie noch aus wie früher.
Das machte keinen Sinn, aber es war die Wahrheit.
Die braunen Haare, die braunen Augen, das hübsche Gesicht, die schlanke Figur…
So hatte ich Josy in Erinnerung.
Und nun saß sie dort, keine drei Meter entfernt, in einem Kleid, das wahrscheinlich der jämmerliche Versuch war ihren Körper etwas zu verstecken, und von der schlanken Figur war nicht mehr alles übrig.
Sie war keineswegs dick, sie sah normalgewichtig aus, aber früher war sie doch um einiges dünner gewesen.
„Woah, hab ich dich vermisst“, grinste ich und fiel nicht meinem Bruder, der bereits seine Arme ausgestreckt hatte, sondern Josy um den Hals.
„Ehem“, hüstelte Josh und meine Mom zog mal wieder über meine Art mich zu begrüßen ab: „So hab ich dich aber nicht erzogen.“
„Lass gut sein, Schatz“, beruhigend legte Dad meiner Mom eine Hand auf die Schulter, ehe er mich umarmte.
Nachdem ich meinen Bruder und Mom auch noch umarmt hatte, setzte ich mich auf den Stuhl neben Dad.
Allein schon an der weinroten Polsterung konnte man sehen, was für ein teures Restaurant das hier war.
Der Kellner kam und nahm die Bestellung auf, ich entschied mich einfach für ein Gericht, das auch Dad bestellte.
Jeder hier hatte Fragen ohne Ende, doch niemand sprach sie aus.
Es war wie dieses Gefühl, das man immer hatte, wenn es im Sommer anfing zu regnen.
Man spürte es einfach.

***

Es vergingen zwei Stunden, alle waren mit dem Essen fertig und Dad bestellte noch ein Glas Wein, da war es dann endlich soweit: Josh räusperte sich und setzte sich grade hin, sah Josy an und auch wenn ich es nicht sehen konnte, so war ich mir doch ganz sicher, dass er ihre Hand unter dem Tisch ergriff.
„Der Grund, warum wir euch um dieses Essen gebeten haben…“, er unterbrach sich selbst, sah hilflos von Josy zu mir, so als würde ich wissen, was er sagen sollte, und atmete dann tief durch.
„Vielleicht solltest du das sagen“, sagte er dann zu Josy und innerlich warf ich ihm grade die Kerze an den Kopf, die auf unserem Tisch stand.
Ich fühlte mich wie bei diesen Castingshows, bei denen die Moderatoren die Entscheidungen noch ewig lang heraus zögerten und dann noch eine Werbung kam, die man ertragen musste, weil man das Ergebnis erfahren wollte.
Josy lächelte unsicher und räusperte sich dann, so wie es Josh vor wenigen Sekunden getan hatte.
„Ihr wisst ja, dass ich mich vor einiger Zeit von Josh getrennt habe“, fing sie an.
Nein, echt?
Tell me more.
Gott, wenn die beiden so weiter machen würden, würde ich das Restaurant nachher mit Handschellen und als Mörderin verlassen.
„Ich bin damals nach Amerika gezogen, hab dann dort angefangen als Reporterin zu arbeiten.“
Aha, sie war also der Feind.
Reporter, Journalisten, Fotografen…
Alles die gleichen Monster.
„Jetzt sollte ich einen Bericht über London schreiben und deswegen bin ich hier her gereist. Ich habe Josh beim Einkaufen getroffen und…naja…wie soll ich sagen…er hat herausgefunden, warum ich damals weggezogen bin?“
Okay, und wie wäre es, wenn du JETZT EINFACH MAL DEN VERDAMMTEN GRUND SAGEN KÖNNTEST, WARUM DU DICH DAMALS VERPISST UND MEINEM BRUDER DAS HERZ GEBROCHEN HAST?
„Und der Grund dafür wäre welcher?“, fragte meine Mom freundlich nach, auch wenn ich an ihrer Stimme hören konnte, dass sie auch langsam ungeduldig wurde.
Das lag wohl in den Genen.
Dad war da ganz anders, schade, dass ich nicht so viele Gene von ihm geerbt hatte.
„Ich versuche das jetzt mal schonend zu sagen“, sagte Josephine leise und sah Josh hilfesuchend an, „Ich…Wir…Du…“
„So, jetzt haben wir bald alle Personalpronomen durch und deine Lebensgeschichte kennen wir jetzt auch. Ich will ja nicht unhöflich erscheinen, aber meine Geduld ist jetzt leider aufgebraucht“, mischte ich mich ein und erntete dafür einen strafenden Blick von Josh.
„Okay, sagen wir es so“, übernahm er nun das Gespräch: „Josy hat Liza geholfen abzutreiben und konnte uns dann nicht mehr in die Augen sehen.“
„WAS?!“
Mom und Dad starrten mich an, als würden sie gleich mit dem Messer auf mich losgehen.
„DU HAST WAS GEMACHT?!“
Das ganze Restaurant schien uns anzustarren.
Gerade als ich mich lauthals verteidigen wollte, denn von dieser Abtreibung wusste ich absolut nichts, ging Josh dazwischen: „Nur ein kleiner Scherz, hehe. Josy war schwanger und ich bin Vater.“
Stille.
Das ganze Restaurant schien die Reaktion von uns abzuwarten, nein, die ganze Welt schien darauf zu warten, wie Mom an einem Herzinfarkt starb.
Doch es passierte nichts.
Auch ich starrte Josh und Josy nur mit offenem Mund an.
„Ihr seid Oma und Opa? Von einem britischen Baby? Yeay?“, fragte Josh vorsichtig nach, ein halbherziges Lächeln im Gesicht und mit einem klopfenden Herzen, das ich bis hier hin hören konnte.
Okay, nein, ich hörte mein eigenes Herz, aber trotzdem.
„Du bist Vater?“, fing ich mich wieder.
Josh nickte lächelnd.
„Mein Beileid an das Kind.“

***

An: William 
Kannst du mich abholen? It’s going down, my friend. Notstand einberufen und Alkohol bereitstellen. X

Keine zehn Minuten später stand Wills Wagen auf dem Parkplatz und ich kletterte auf den Beifahrsitz: „Hey Willy.“
„Will hat zu viel getrunken, der konnte noch nicht einmal deine Nachricht vorlesen“, informierte mich eine männliche Stimme, die sowas von nicht zu Will gehörte.
Leicht überrascht starrte ich Niall an.
„Hey, Blondie“, lächelte ich und versuchte den dämlichen Stecker in das Steckdingsda zu stecken um mich anzuschnallen.
Noch nicht einmal treffen geschweige denn klar denken konnte ich.
„Du kannst dich noch nicht einmal anschnallen“, stellte Niall fest, „Wieso willst du denn bitte Alkohol im Hotel haben, wenn du jetzt schon ziemlich dicht bist?“
Ich nuschelte etwas in mich hinein, während Niall mich anschnallte.
Seine Hand streifte meinen Oberschenkel und lächelte ihn an.
„Was war denn der Grund, weshalb du dich so betrunken hast?“, wollte Niall wissen, während er auf die Straße fuhr.
Bevor ich erzählte, was ich darauf antwortete oder machte, musste man wissen, dass ich verschiedene Arten von Betrunkenheit hatte.
Die eine Art war die, dass ich einfach über jede Scheiße lachte und mich benahm, als wäre ich high.
Die andere Art war die, dass ich anfing zu randalieren und Dummheiten machte, Geheimnisse ausplauderte.
Kontodaten inklusive.
Eine andere Art war die „depressive Art“. 
Ich weinte einfach nur und erzählte jedem meine Probleme.
Diese Art von Betrunkenheit kam vor allem dann vor, wenn ich wirklich Probleme hatte, einen Streit oder ähnliches.
Außerdem kam es noch vor, dass ich einfach irgendwo einschlief, weil ich zu viel getrunken hatte.
Es gab natürlich tausend verschiedene Arten, die alle ein Grund waren, warum ich nicht in die Nähe von Alkohol gelassen sollte, doch keine davon war momentan interessant.
Interessant war die „poetisch-kindische“ Art.
Ich benahm mich wie eine sechsjährige, manchmal noch schlimmer, außerdem sprach ich ausschließlich in Reimen.
Und genau das tat ich jetzt.
„Sag ich nicht, sag ich nicht, weil mich sonst die Biene sticht.“
„Hier ist keine Biene.“
„Biene hin, Beine her, dich mag ich nicht mehr.“
„Mhm, da wär ich mir nicht so sicher.“
„Eins weiß ich ganz genau, du bist nicht schlau.“
„Und du bist dicht.“
„Er ist nicht ganz dicht, ich frage mich, warum er spricht?“
„Redest du jetzt in der dritten Person von mir?“
„Sind wir, drei Personen hier?“
„Sei einfach leise und schlaf“, seufzte Niall.
Dies hielt mich nicht davon ab, Reime über ihn zu machen.
„Blau sind deine Augen, man mag es gar nicht glauben. Blond ist dein Haar, du lockst damit an die ganze Mädchenschaar. Piep, piep, piep, ich hab dich ganz arg lieb. Bli, bla, blub, wir gehen in den Club. Hi, ha, ho, ich mag deinen Po. Ich find dich ganz arg nett, wann gehen wir ins-“
„Wir sind da, soll ich dich hochtragen oder kannst du laufen?“, unterbrach mich der Sänger.

***

„Was ist denn mit ihr passiert?“, zwei Pauls musterten mich von oben bis unten.
Ich grinste ihn an: „Nichts ist mit mir passiert, die Bedienung hat kassiert.“
„Hat sie was genommen?“, prüfend sah er mir in die Augen, scheinbar fand er aber nicht das, wonach er gesucht hatte, also richtete er sich erleichtert auf.
„Nope, aber sie hat den Dichter in sich entdeckt. Ich nehm sie zu mir, bei ihr liegt ja schon William und der hat sich bestimmt fett gemacht.“
Paul nickte einfach nur müde: „Jaja, ist gut. Ich bin dann schlafen.“
Ich bekam es fast nicht mehr mit, wie Niall mich in sein Zimmer brachte, doch ich ließ mich auf das Bett fallen und schloss meine Augen, während ich leise aufseufzte, weil die Matratze so weich war.
„Süße, du hast noch dein Kleid an“, bemerkte Niall und lächelte mich schief an.
Ich streckte meine Arme aus und er zog mich hoch, so dass ich wieder stand.
Wortlos drehte ich mich um und er öffnete langsam den Reißverschluss, sodass das Kleid über meine Schultern rutschte und den Boden erreichte.
Stolperten stieg ich aus dem Stoffkreis, der sich um mich gebildet hatte, nicht beachtend, dass ich nur noch Unterwäsche trug.
„Kann ich haben, dein Shirt ohne Kragen?“
„T-Shirt, Babe, das nennt sich T-Shirt“, grinste Niall, sah an mir herunter und zog dann sein Shirt aus, hielt es mir hin.
Ich jedoch streckte meine Arme nach oben und zeigte ihm so, dass er mir das Shirt über den Kopf streifen sollte.
Wie erwartet machte er es und dann drückte er mich sanft aufs Bett, kniete sich vor mir hin und zog mir meine Schuhe aus.
Umständlich versuchte ich unter Nialls Oberteil den BH auszuziehen, nicht so erfolgreich, aber ein zweites Paar Hände half mir dann.
Wenige Sekunden später legte sich Niall, nur noch in Boxershorts, zu mir und deckte mich zu, legte seinen Arm um mich und zog mich näher an seinen warmen Körper heran.
Das letzte, an das ich dachte, war sein Atem in meinem Haar.

***

„Da bin ich eine Nacht nicht da, und dann das. Wie hast du sie dazu bekommen?“
„Ich hab sie zu gar nichts bekommen, sie war betrunken und weil Will selber schon betrunken war, hab ich sie zu mir genommen. Aufpassen und so, wer weiß, auf was für Ideen sie kommt.“
Ich blinzelte und bereute es sofort, die Sonnenstrahlen waren schrecklich und taten mir im Auge weh.
„Mhm, ist klar. Nialler, so kann das nicht ewig weiter gehen“, sagte jemand durchdringend.
War das Harry?
„Das ist nicht deine Angelegenheit, Haz.“
Ja, die andere Stimme war eindeutig Harry.
„Dann kümmer dich selbst darum, mein Gott, das kann ja wohl nicht so schwer sein.“
Harry wieder.
Ein leises Knurren ertönte, es kam wohl von Niall: „Verpiss dich doch zu Lou.“
„Lass das da raus, Niall.“
„Dann lass deine Probleme aus meinem Leben raus. Ist ja nicht so, dass meine Sache leichter ist als deine.“
„Und wie sie das sind. Sie hat keinen Freund.“
„Doch, klar hat sie den.“
„Der hält dich aber von nichts ab.“
„Ach, aber bei dir ist das wieder was Anderes oder was? Ich bitte dich“, bemerkte Niall zynisch.
„Fick dich.“
Mit einem lauten Knallen schlug jemand die Tür zu und ich war mir relativ sicher, dass es Harry war, der wutentbrannt das Hotelzimmer verlassen hatte.
Um was es bei dem Gespräch gegangen war?
Vielleicht würde ich es nie erfahren.

@LizaDevineDrumsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt