Wie die Busfahrt in was auch immer endete

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„ELIZABETH DEVINE, WER IST DIESER JUNGE MANN, DEN DU DA KÜSST?!“
Meine Mom schrie mir ins Ohr und ich zuckte so sehr zusammen, dass ich beinahe mein Handy fallen ließ.
„Das ist-“, fing ich an, da begann Preston sich mit einem unsichtbaren Strick aufzuhängen und meine Mom unterbrach mich.
Sie schrie weiter, während ich Preston zu wisperte: „Was?“
„Du darfst niemandem davon sagen“, wisperte Preston zurück.
Ich starrte ihn ungläubig an: „Sie ist meine Mom.“
„Das ist egal, du hast Schweigepflicht laut Vertrag“, entgegnete Preston.
Der Vertrag?
Ach so, ja, die vierzig Seiten, von denen ich meinen Namen und das Datum verstanden hatte.
Aber Josh hatte gesagt, dass das schon alles passen würde und dann hatte ich das unterschrieben.
Hätte ich doch bloß auf meinen Dad gehört, der erzählte uns schon seit wir einen Stift in den Händen halten konnten, dass wir nichts unterschreiben sollten, was wir nicht verstanden.
Da hatte ich den Salat.
Ich starrte Preston böse an, obwohl er ja nichts dafür konnte, dann hielt ich mir das Handy wieder ans Ohr und ertrug den Vortrag von Mom über Freunde und Ehemänner und Enkelkinder.
„ICH FASS ES NICHT! IST ER WENIGSTENS BRITISCH?“, kreischte sie und an den grinsenden Gesichtern der anderen sah ich, dass jeder an unserem  Tisch meine Mom hörte.
„Ja, ist er. Er heißt-“, begann ich, da unterbrach sie mich schon wieder, „WENN ER DICH SCHWÄNGERT, MUSS ER DICH HEIRATEN! ANSONSTEN BRAUCHST DU GAR NICHT MEHR HIER AUFTAUCHEN!“
„Deine Mutter meint das nicht so, sie ist nur etwas aufgeregt und-“, mischte sich mein Dad, die Ruhe in Person, ein, doch Mom unterbrach auch ihn hektisch: „Papperlapapp, wenn er sie schwängert, heiratet er sie! Ich hoffe, dass ist ihm klar bevor er mit dir ins Bett geht! Ihr habt doch noch nicht…? Oh mein Gott! Du schläfst mit ihm! Ich fass es nicht!“
„Ist er wenigstens gut?“, erkundigte sich mein Dad und ich war kurz davor das Handy in Nialls Kaffeetasche zu schmeißen.
Apropos Niall, der sah grade mindestens genauso genervt aus wie ich.
„Ich werde jetzt garantiert nicht mit euch darüber reden“, fauchte ich.
„Bist du dir sicher, dass er Brite ist? Er sieht so europäisch aus…Bestimmt ist er Franzose oder Deutscher und er will nur die britische Staatsangehörigkeit!“, warnte meine Mutter mich.
„ER HEIßT WILLIAM; GEHT ES NOCH BRITISCHER?! UND JETZT SEI EINFACH MAL LEISE OKAY“, kreischte ich und fühlte mich leicht angestarrt von allen Gästen des Hotels.
Louis begann prustend loszulachen.
Danke, wirklich.
„Charles ist britischer“, bemerkte mein Vater, während meine Mom anfing zu kreischen.
„Sie hat ihre fünf Minuten“, erklärte mein Vater.
„ER IST BRITE! MEINE TOCHTER HEIRATET EINEN BRITEN!“
„Ich glaub, die Verbindung wird grade schlecht. Kr-Kr. Ich. Kr-Kr-Kr. Ganz schlecht. Kr.“
„Liza, ich hör die anderen Menschen im Hintergrund einwandfrei“, bemerkte mein Vater, da legte ich schon auf.
Pech gehabt.
„AUWIGHKAHSHN.“
„Sonst geht´s dir aber gut?“, fragte Niall grinsend und ich schmiss meinen Kopf auf seine Schulter: „Wieso hab ich so eine gestörte Familie?“
Alle widmeten sich ihren ursprünglichen Unterhaltungen, Louis machte Selfies mit Camryn und Niall klaute sich etwas Rührei von meinem Teller.
„Hey“, protestierte ich, da war es schon in seinem Mund verschwunden.
„Es wollte, dass ich es esse!“, lachte Niall und ich nahm meinen Kopf wieder von seiner Schulter.
„Wollte es gar nicht“, widersprach ich ihm und versuchte meinen Teller vor seinem erneuten Angriff mit der Gabel zu retten.
„Niall“, beschwerte ich mich, als er erneut etwas aß.
„Wie im Kindergarten. Ich fühl mich wie ein Babysitter“, brummte Preston und Paul stimmte ihm zu, ehe die beiden sich über Autos unterhielten.
Wie spannend.
„Ich bin noch ein Teenager, ich darf das“, verteidigte ich mich und ich konnte sehen, wie Preston seine Augen verdrehte.
„Niall, jetzt hör auf mein Essen zu klauen“, beschwerte ich mich.
Nicht dass es ihn interessierte oder so.
Hmpf.
„Niall“, jammerte ich und versuchte meinen Teller wegzuziehen, doch seine Hände waren schneller und legten sich auf meine Hand, die schon am Tellerrand war.
„Lass es und halt endlich die Klappe, ja?“, brummte er und ehe ich eingeschnappt nach Luft schnappen konnte, zerstach er mir beinahe mit einer Gabel mein Gesicht.
„Spinnst du?“, fauchte ich, als die Gabel auf meine Lippe traf.
Au!
„Sorry, jetzt mach deinen Mund auf“, kommandierte er und ich öffnete meinen Mund, aber nur weil ich Hunger hatte.
Ich wiederholte, nur weil ich Hunger hatte.
Das lag nicht daran, dass ich es echt anziehend fand, wenn Niall so männlich war und kommandierte, nein.
Überhaupt nicht.
Es ging einige Minuten so weiter, eine Gabel ging an Niall, eine an mich.
Er fütterte mich wie ein Kleinkind, doch ich  war einfach zu faul um selber zu essen.
„Ich hol noch was. Wir müssen schließlich groß und stark werden“, beschloss Niall und stand auf.
Ich hatte überall gehört, dass er verfressen war und so, doch eigentlich stimmte das gar nicht.
Er aß ganz normal für einen jungen Mann.
Junger Mann.
Das klang so absurd, so merkwürdig.
Die anderen kamen nach und nach zu uns und aßen auch erst mal.
„Leute“, Paul klatschte in die Hände und alle sahen ihn an: „Wir essen unterwegs zu Mittag. Nachdem Frühstück geht ihr bitte eure Sachen packen, dann bringt ihr eure Koffer zu den Bussen. Vielleicht trennt ihr beim Packen gleich die Kleidung danach, ob sie gewaschen werde muss oder nicht, denn wenn wir in Dublin angekommen sind, wird alles gewaschen. Abfahrt ist um etwa 11 Uhr, desto früher desto besser. Ich will keine Verspätungen, vor allem nicht von euch.“
Seine strafenden Blicke landeten auf One Direction.
„Außerdem würde ich gerne alle darauf hinweisen, dass ich bei dieser Tour niemanden nachts von Mauern holen werde. Wenn jemand auf die Idee kommen sollte abzuhauen, dann muss er selber gucken, wie er wieder zurück kommt.“
Klare Ansage.
Louis machte das aber relativ wenig aus: „Pff, wofür gibt´s Taxis?“
Paul räusperte sich: „Ich war noch nicht fertig, Louis.“
Er sprach den Namen etwas genervt aus.
Ohoh.
„Wenn jemand von One Direction, 5 Seconds Of Summer, Camryn oder Liza abhaut, dann tot.“ (A/N: Das sagt uns unser Klassenlehrer immer:D)
Dann tot? 
„Also Grammatik ist nicht so dein Ding, oder?“, lachte Louis und wurde dafür unter dem Tisch getreten, sodass er schmerzverzerrt Niall anstarrte: „Geht´s noch?!“
„Louis, halt einfach deine Klappe. Und jetzt esst zu Ende, packt eure Sachen und macht, dass ihr fertig werdet. Niall? Auf ein Wort noch.“
Niall neben mir wurde leicht rot und warf Louis einen tötenden Blick zu: „Ich hasse dich.“
„Karma“, grinste Louis, erhob sich und verschwand mit Zayn, der eher weniger ausgeschlafen aussah, aus dem Hotelrestaurant.
Auch die anderen erhoben sich und verließen das Restaurant, ich sah Niall fragend an: „Um was geht´s?“
„Um die SMS, denke ich“, stöhnte Niall leise auf, „Also falls Paul dich irgendwann drauf ansprechen sollte…“
Er beendete den Satz nicht, sondern ließ ihn so im Raum stehen und setzte sich dann zu Paul und Preston.
„Liza? Du kannst gerne dabei sein, komm, setz dich hier her“, meinte Preston und wir standen alle auf, setzten uns so hin, wie P&P das wollten.
Ich saß neben Preston, gegenüber von Paul, und Niall saß neben Paul und gegenüber von Preston.
„Wir wollen uns da nirgends einmischen, ich find das ja schön für euch beide, vor allem für Niall“, begann Paul und lächelte uns warmherzig an, während Niall seufzte.
„Aber wir wollten nur sicher gehen, dass ihr euch daran erinnert, dass Liza mit William zusammen ist. Außerdem passt bitte auf. Ich glaube nicht, dass ihr schon Eltern werden wollt, oder?“
Pauls Stimme wurde leiser und ich riss meine Augen auf: „W-Was? Nein! Nein, nein! So ist das nicht, Jesus, Paul, nein!“
Er sah uns fragend an: „Wie nein?“
„Wir, Niall und ich“, fing ich an, völlig planlos, was ich sagen sollte.
Ich sprach ebenfalls leise, da noch einige Bedienungen im Restaurant waren und auch andere Gäste waren noch hier.
„Wir haben nicht miteinander….“, fuhr Niall fort und Paul sah ihn an: „Wirklich nicht? Ihr wisst, ihr könnt uns das sagen, oder?“
„Ja, wissen wir, aber wir haben nicht, wir haben nie und wir werden nicht“, sagte Niall und ein klitzekleines Bisschen brach es mir das Herz, doch ich nickte bekräftigend.
„Wir verstehen uns gut, ja, aber nur weil wir gut befreundet sind. Sowas kommt vor, auch zwischen Frau und Mann“, sagte Niall, „Und mehr ist da nicht.“
Paul öffnete den Mund, sagte dann aber nichts und Preston sah von mir zu Niall und wieder zurück: „Na dann…“
„Ja“, sagten Niall und ich gleichzeitig und Pauls Mundwinkel zuckte leicht, doch er sagte nichts.
„Wir sollten dann vielleicht auch mal unser Zeug packen“, meinte Preston und erhob sich zeitgleich mit Paul.
„Bei wem fahr ich eigentlich mit?“, erkundigte ich mich und Paul lächelte mich an: „Bei One Direction. Da du nun einen Freund hast, ist es kein Problem mehr. Versuch halt anfangs nicht zu viel mit ihnen zu machen, aber ansonsten geht das alles klar. Das ist die gute Sache an William.“
Ja, das war wenigstens etwas Gutes.
Nichts gegen die ganzen Erwachsenen, aber bei Leuten in meinem Alter war es doch viel cooler.
Bei Leuten wie Niall.

@LizaDevineDrumsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt