Wie eine Atemübung Aggressionen auslöste

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Kapitel 6- Wie eine Atemübung Aggressionen auslöste

„Wir sind so stolz auf dich“, kam es von meinem Vater schon seit mindestens einer Viertelstunde.
Auch Mom konnte es nicht lassen, meinen Kopf zu tätscheln als wäre ich ein Hund.
„Und eines Tages triffst du dann die Queen“, fantasierte sie sich zusammen und ich verdrehte die Augen.
Bestimmt wollte die alte Elizabeth eine Drummerin treffen.
Garantiert war das ihr Lebensziel.
Danach konnte sie still und heimlich den Löffel abgeben.
Also nicht dass ich etwas gegen die Queen hätte, nein das garantiert nicht bei meiner Familie, aber wenn man sie vierundzwanzig Stunden lang täglich um einen herum hatte, war es kein Wunder mehr, wenn man keine Lust mehr auf die Königin Englands hatte, oder?
Ich war ja auch kein Unmensch und wünschte ihr den Tod, doch ich hoffte einfach, dass Mom eines Tages mit ihrem Fangirlen aufhören würde.
„Ja, ich hab’s kapiert“, murrte ich nach gefühlten tausend Mordversuchen, bestehend aus so engen Umarmungen, dass ich locker schon tot auf dem Boden liegen könnte.
Meine Eltern übertrieben es eindeutig.
Ich war ja nicht mehr sieben und das hier würde keine Klassenfahrt werden, bei der ich aus Versehen einen Busch anzünden könnte beim heimlichen Rauchen mit Freunden…
Also nicht dass ich jemals so etwas getan hätte oder so…
Ich doch nicht!

***

„Liza, sollen wir dich sicher nicht fahren?“, fragte Dad noch einmal nach.
„Wir kommen ja sowieso zum Konzert heute und dann können wir auch gleich noch etwas Zeit mit dir und deinen neuen Freunden bis zum Konzert heute verbringen“, argumentierte meine Mom lächelnd und war schon auf dem Weg zur Garderobe.
„Nein, geht schon“, sagte ich schnell und erntete einen prüfenden Blick von meiner überbesorgten Mutter: „Bist du dir da sicher, Kleine?“
„Deine Kleine ist schon erwachsen, Mom. Und ja, ich bin mir sicher“, seufzte ich.
Wenn meine Eltern da irgendwo rumliefen, konnte ich mich gleich umbringen.
Die beiden waren echt extrem peinlich und schafften es immer, mich in Situationen zu bekommen, in die ich mich auch schon gut, dank dem von ihnen vererbten Talent für sowas, alleine bringen konnte.
Wenn ich die nächsten Monate mit dem Verräter und Co. verbringen würde, wollte ich nicht gleich am ersten Tag der Tour etwas Peinliches erleben.
„Ganz sicher, dass du uns dort nicht haben willst? Wir bringen dich auch nicht in irgendwelche Situationen, mein Liebling“, durschaute mein Dad mich.
Jesus nein, die doch nicht!
„Du kennst uns doch“, fügte Mom hinten dran, was die Sache eher schlechter als besser machte.
„Eben genau deshalb will ich euch jetzt dort nicht haben. Nehmt es bitte nicht persönlich, aber ich komm schon alleine dahin, ja?“, entschied ich und drehte mich um.
Ich hatte mich gestern Abend doch noch entschieden und trug nun ein Outfit, mit dem ich einigermaßen zufrieden war.
Ich hatte mich für ein Top entschieden, auf dem die Schrift ACDC zu sehen war sowie ein Mensch mit Gitarre und ein Text untendrunter, außerdem trug ich eine dunkelblaue bis schwarze Skinny-Jeans, wie eigentlich immer eine Mütze, heute hatte ich mich für eine Beanie entschieden, dazu wie auch eigentlich auch immer Gummiarmbänder.
Heute stand auf den Armbändern zum einen in weißer Schrift „Keep calm“ und in roter Schrift „Freak out“ geschrieben.
Natürlich hatte ich das Haus nicht ohne meine Tasche verlassen, in der nötige und unnötige Dinge für das Leben einer Frau waren, wie unter anderem meine Kreditkarte, meine Kopfhörer und mein iPhone, das heute in einer DJ-Hülle war.
Auch meine Spiegelreflexkamera war dabei.
An meinen Ohren trug ich Ohrringe, auch wenn ich es eigentlich nicht mochte dort welche stecken zu haben.
Ich trug manchmal monatelang keine.
Da es erst Februar war und es noch längst nicht warm genug war um nur in Top herum zu laufen, trug ich eine von Joshs Jacken.
Sie war grau und hatte schwarze Ärmel, auch wenn sie dünn aussah, wärmte sie einen richtig gut.
Weil ich eigentlich nur schwarz trug und kaum Farbe hatte, hatte ich mich für meine roten Nike Blazer entschieden, sowie einen richtig roten Nagellack von Essie und einen roten Lipgloss, der schön herausstach.

***

Ich fuhr mit der Underground.
Irgendwie mochte ich das, warum auch immer.
Mom hatte mal gemeint, dass es daran liegen könnte, das die Underground typisch britisch war, aber ich hatte damals nur geseufzt.
Was aber wirklich der Grund dafür war, dass mir die Fahrten mit der Bahn gefielen, wusste ich bis heute nicht.
In der Underground war es schon relativ voll von Fans, Directioner oder wie die sich nannten.
Von Amy wusste ich, dass es da noch ein ähnliches Wort für Möchtegern-Fans gab, aber ich hatte es mir nicht gemerkt, was auch gut so war, denn ich würde sowieso nur durcheinander kommen und am Ende einen Fan irgendwie beleidigen.
„Bist du nicht die Freundin von Niall?“, riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken.
Ein Mädchen stand vor mir, sie trug ein weißes Shirt mit der Aufschrift „Mrs. Horan“.
Allerdings sah sie nicht feindselig aus oder mordlustig.
„Was? Nein“, stammelte ich etwas überrascht und verwirrt.
Wahrscheinlich wegen den ganzen Gerüchten auf Twitter, deshalb fragte sie mich.
„Ist doch okay, ich freue mich für Niall, wenn er sich freut. Er verdient eine Freundin, schon lange. Und mir ist klar, dass er mich wahrscheinlich nie treffen wird, also finde ich es okay, wenn jemand anderes mit ihm zusammen ist. Ich würde nur gerne die Wahrheit wissen“, meinte das Mädchen freundlich.
Sie war nett und sah so aus, als wäre sie vielleicht fünfzehn.
Braune lange Haare hingen offen an ihr herunter, sie ähnelte etwas Amy vom Aussehen.
„Nein, wirklich nicht. Ich bin nur die Drummerin, mehr nicht. Seit vorgestern kenne ich die Jungs persönlich, aber wir haben eigentlich auch nicht wirklich viel zusammen gemacht. Soweit ich weiß, ist Niall noch Single“, erklärte ich nun etwas ruhiger.
Der erste Schock, dass mich jemand Fremdes einfach so ansprach, war überwunden.

***

Zusammen mit etwa acht weiteren Fans stieg ich an der Station aus.
Nur eine von ihnen hatte mich erkannt, was mich aber auch nicht wirklich wunderte.
Dass mich überhaupt jemand erkannte, war ja schon ein Wunder!
Wir waren alle zu faul um die Treppen hochzulaufen, deshalb fuhren wir mit der Rolltreppe.
Der Weg war einfach und ich kannte ihn schon: Nach den Rolltreppen musste man einfach nur gerade aus gehen, durch die Schalter und dann wieder gerade aus.
Schließlich kamen riesige Treppen, bei denen ich natürlich wieder die Rolltreppe nahm.
Hier standen, wie eigentlich immer, zwei Polizisten im typischen Polizei-Outfit rum.
Diese Stelle könnte locker aus einem Film sein, so typisch britisch sah das hier aus!
Nach der Rolltreppe musste man einmal durch die große Halle gehen, dann verließ man das Gebäude und stand draußen im kühlen London.
Links war eine Mauer, dahinter konnte man schon die Kuppel von „The O2“ sehen, rechts waren einige Gebäude, in denen Läden aber auch Bibliotheken waren.
Eine verrückte Mischung.
Ich lief die Mauer entlang, zusammen mit einigen Fans.
***

Das Konzert würde erst in fünf Stunden anfangen, deshalb waren noch nicht alle Fans im Gebäude, doch trotzdem waren schon viele dort.
Sehr viele.
Natürlich hatte ich nicht aus dem letzten Erlebnis im O2 gelernt, deshalb lief ich wieder bei den Fans durch und entschied mich dafür, diesen Eingang zu nehmen.
Erneut trafen mich Beleidigungen und wütende Rufe der Mädchen.
„Hey, Blondie, stell dich gefälligst hinten an!“, kreischte eine, die selber eine totale Barbie war.
Ihre blonden Haare waren total falsch, ihr Gesicht bestand nur aus Schminke.
Ich drehte mich kurz zu ihr um, sagte aber nichts, sondern lief dann einfach weiter.
„Hey, ich weiß, dass du mich gehört hast! Eingebildete Schlampe“, schrie Barbie und eine Sekunde später riss mich jemand herum.
Vor mir stand nun eine wütende Barbie, die wohl leicht angepisst war.
Auch schön.
„Bist du stumm oder was?“, fauchte sie.
Ich konnte nicht anders als belustigt zu grinsen: „Nee, ich unterhalte mich nur nicht gerne mit Leuten unter meinem Niveau.“
„Fresse, Blondie“, kreischte Barbie und ich zog die Augenbrauen amüsiert hoch.
Interessant, was für Fans die fünf Jungs hatten, wirklich!

***

Es war also schon die zweite feindliche Begegnung mit Fans, nur dass ich dieses Mal eiskalt eine Ohrfeige kassierte.
Barbie hatte echt verdammt Glück, dass ich mich noch einigermaßen unter Kontrolle hatte und somit nicht zurück schlug, sondern mich einfach aus ihrem Griff riss und mit erhobenem Haupt davon stolzierte in Richtung Eingang.
Die Wachmänner von gestern standen da, machten sofort Platz, kaum erkannten sie mich.
Wenigstens das klappte heute!
Ich fuhr wieder mit den Rolltreppen hoch und entschied mich dieses Mal nicht über die Bühne in den Backstagebereich zu gelangen, sondern mal annähernd richtig.
So ging ich an den Eingängen der Ebene 1 vorbei und lief einfach den Gang entlang weiter.
Nach einer Weile war ich schon halb um die Arena herum gelaufen und hatte noch immer nicht gefunden, wonach ich gesucht hatte.
Gerade als ich aufgeben wollte und wieder zur Bühne in die Arena gehen wollte, stand er vor mir.
Sandy Beales, Bassist für One Direction und guter Freund von meinem Bruder Josh. 
„Saaaaaaaaaaandy“, rief ich und er drehte sich auch tatsächlich um.
Auf seinem Gesicht war ein Grinsen zu sehen, welches noch breiter wurde, als er mich erkannte.
Wir hatten uns ja bereits bei den Proben gesehen und außerdem war er schon dabei gewesen, als ich ein paar Mal mit Josh bei der ersten Tour von One Direction geskypet hatte.
„Liza, was machst du denn hier?“, grinste er und kam auf mich zu.
Wie selbstverständlich wurde ich erst einmal in eine Umarmung gezogen, die locker gegen die meiner Eltern ankam.
Wollten mich heute denn alle umbringen?!

***

Ich behauptete, dass ich mich erst hätte umsehen wollen, doch Sandy lachte mich einfach nur aus und meinte, dass er am Anfang auch nicht den richtigen Eingang gefunden hätte.
Er lief mit mir durch einige Gänge und Türen, bis wir schließlich in einem Bereich standen, an dessen Wand etwas mit „Backstage-Bereich, für Unbefugte Zutritt verboten!“ stand.
Sandy trug mir sogar meine Tasche, was etwas schwul aussah, aber egal.
Er war nett.
Wir gingen zusammen in einen Raum, in dem schon einige Taschen und Gitarrenkoffer standen.
Außerdem gab es hier etwa vier Sofas, einen großen Kühlschrank mit kühlen Getränken und einen Catering-Tisch.
Das letztere hatte ich gewusst, denn es war schließlich erst zehn Uhr morgens.
Das Konzert würde erst gegen Mittag anfangen, wir hatten noch jede Menge Zeit und in der Halle wurde gerade noch aufgebaut.
Im Raum saßen einige Leute rum, ich kannte kaum jemanden von ihnen.
Auf einem Sofa saßen vier Jungs, zwei von ihnen hatten dunkle Haare, zwei eher dunkelblonde bis hellbraune.
Auf einem zweiten Sofa saßen einige Männer und ein jüngeres Mädchen, das sich mit den vier Jungen, die ihr gegenüber saßen, lachend unterhielt.
Das dritte Sofa wurde von der Band besetzt, Sandy ließ sich neben Dan Richards fallen, neben welchem schon Jon Shone saß.
Sandy war der Bassist, Jon kümmerte sich um Keyboard und Sounds, Dan spielte Gitarre und ich war die Schlagzeugerin.
Auf dem vierten Sofa saßen eine Frau, drei Männer und ein kleines Kind- Lux!
Sofort erinnerte ich mich an Lux‘ erstes Wort: Nutte.
Oh-oh.

***

„Devine ist da“, schrie auf einmal Dan und alle starrten mich an.
Erwähnte ich schon, dass ich es hasste im Mittelpunkt zu stehen und von Leuten angesehen zu werden?
Nein?
Tja, dann sollte es jetzt jeder wissen.
„Ehm ja.. Hi“, kam es nur von mir und ich lächelte etwas schüchtern in die Runde.
„Hey.“
„Hallo!“
„Hiiii!“
„Bye!“
„Ashton, benimm dich gefälligst!“, kam es dreistimmig von den drei Jungen, die mit einem vierten auf dem Sofa saß.
Ich musste noch mehr grinsen, während mir dieser Ashton zuzwinkerte.
Wer waren die Leute alle?!
Sandy bemerkte meine etwas unsichere Art und ihm fiel wohl auch langsam ein, dass ich niemanden kannte, also meinte er: „Liza, das sind die Voracts: Camryn und ihre Band; 5 Seconds Of Summer. Die da sind unsere Clique; die Band von One Direction, aber das weißt du ja wahrscheinlich schon. Der böse Mann dort drüben ist Paul Higgins, der Tourmanager und Bodyguard von One Direction. Siehst du, wie er mich mit seinem Mörderblick ansieht?“
Ich grinste und sah zu besagtem Mann, der Sandy tatsächlich versuchte mit Blicken umzubringen.
„Stimmt gar nicht, ich bin voll nett“, behauptete er lachend.
„Geeeeenau“, meinte Sandy grinsend und fuhr dann mit seiner Vorstellungsrunde fort: „Die junge Dame da ist Louise Teasdale, die Stylistin von One Direction. Der Typ neben ihr ist Tom Atkin, ihr Verlobter und der Vater ihrer Tochter Lux.“
„Sandy, halt deinen Mund“, rief Louise und sah ihn grinsend, aber dennoch etwas böse an: „Alle nennen mich Lou. Nenn mich Louise und die Jungs brauchen wieder einen neuen Schlagzeuger.“
Freundlich, wirklich.
Ich grinste und nickte.
„Iza, Iza“, kreischte Lux erfreut, als sie mich nun auch entdeckte.
Lou sah mich fragend an: „Ihr kennt euch?“
„Ja, ich war bei den Jungs, als sie auf Lux aufgepasst haben“, erzählte ich, bevor ich mich eigentlich zur Band setzten wollte.
Paul, der „böse“ Mann, rief mich aber noch kurz zu den Erwachsenen.
„Liza, Sandy hat vergessen jemanden vor zu stellen“, meinte Paul.
Neben ihm saß ein Mann, den Sandy wirklich nicht benannt hatte.
„Das ist Marco, der Manager“, stellte Paul ihn vor und ich war kurz etwas verwirrt.
War nicht Paul der Manager?
„Marco ist der richtige Manager, ich manage nur die Tour der Jungs“, erklärte mir Paul und ich verstand nun, was es mit dem ganzen Manager-Zeugs auf sich hatte.
„Okay“, meinte ich und schüttelte noch brav die Hand von Marco, der etwas strenger aussah.

***

Ich setzte mich neben die Jungs aus „meiner“ Band.
Das Sofa, auf dem sie saßen, stand seitlich zu dem der Voracts.
Wie hießen die noch alle?
„Hi, wir sind 5SOS, also eigentlich 5 Seconds Of Summer, aber wir kürzen uns immer nur ab. Macht jeder“, meinte einer der Jungen mit den dunklen Haaren.
Er sah nicht wirklich britisch aus und auch der Akzent klang anders.
„Eine australische Band“, wisperte mir Sandy ins Ohr.
Ich nickte leicht, sodass es nicht auffiel, aber Sandy Bescheid wusste, dass ich es gehört hatte.
„Ich bin Calum“, stellte sich der Junge vor.
Er sah gut aus, aber die anderen sahen eigentlich auch gut aus.
Bei dem Gedanken, dass ich diese Typen nun eine Weile um mich herum haben würde, kam mir nur eins in den Sinn: Jackpot!
„Ich heiße Luke“, meinte ein anderer Junge.
Er hatte eher hellere Haare.
Auch er sah gut aus, naja, das taten sie alle irgendwie.
„Ich bin Ashton“, stellte sich ein dritter Junge vor.
Er hatte ebenfalls hellere Haare und sah Luke meiner Meinung nach ziemlich ähnlich.
Auch der letzte Junge stellte sich vor; er hieß Michael und hatte dunkle Haare, die ihn aber eher wie einen Emo aussehen ließen.
Nicht ganz mein Fall, aber ich suchte hier nicht nach einem neuen Freund, sondern nach coolen Typen, mit denen ich die nächste Zeit verbringen würde.
„Hi, ich bin Liza“, stellte ich mich noch vor und bemerkte die Blicke der vier Jungen auf mir.
Unauffälliger konnte man mich auch nicht abchecken, oder?

***

„Jungs, Augen weg!“
Es war überraschenderweise nicht meine eigene Stimme, die diesen Satz ziemlich streng sagte, sondern eine männliche Stimme neben mir.
Jon.
Zum Teil dankbar, zum Teil verwirrt sah ich ihn an.
Nicht dass ich das nicht gut fand oder so, ganz im Gegenteil, aber warum reagierte er denn sogar vor mir?
„WTF? Jon, chill mal. Ich wusste nicht, dass sie dir gehört“, meinte Luke (oder Ashton?) und zwinkerte mir zu.
„Sie gehört mir nicht, Luke, und nein, ich chill jetzt nicht!“, zischte Jon, „Ich hab ihrem Bruder versprochen, dass ich ein Auge auf sie hab. Keine Jungs, nicht zu viel Alkohol, etc. Also Finger weg!“
Okay, mein Bruder meinte also, dass er mir einen Aufpasser auf den Hals hetzen musste.
Nett, wirklich.
„Josh hat was gemacht?!“, wollte ich wissen.
Mein Tonfall war nun ziemlich… wütend?
Ja, so konnte man das wohl bezeichnen.
„Er hat mich darum gebeten ein bisschen auf dich aufzupassen.“
Wow, ich hatte das eben also nicht falsch verstanden.

***

„Ich bring ihn um“, murmelte ich leise, „Ich bring ihn um. Langsam und qualvoll.“
Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie die fünf Jungs von One Direction in den Raum gekommen waren.
„Wow, Liza ist mal wieder die Freundlichkeit in Person. Umwerfend, dieser Charme“, meinte Zayn sarkastisch und bekam dafür einen Schlag in den Magen von seiner Freundin.
Perrie grinste mich entschuldigend an.
„Willst du kurz aufstehen und mich umarmen, bevor du weiter Mordpläne für irgendwen schmiedest?“, lachte sie mich an und ich umarmte sie kurz.
Auch Danielle und Eleanor fielen mir um den Hals, dann zogen sie mich aus dem Raum.
„Komm, wir zeigen dir das O2“, meinte Eleanor begeistert, wobei ich mir sicher war, dass sie keine Ahnung von diesem Gebäude hatte.
„Camryn, kommst du mit?“, wollte Danielle wissen und sah Camryn fragend an.
Diese nickte fast schon dankbar und stand innerhalb von Sekunden neben uns Mädchen.
Mit so vielen Jungs in einem Raum zu sein war schon irgendwie schlimm.
Es ging nur um Fußball, Spiele, Frauen und… mehr oder weniger nicht jugendfreie Dinge.
Zayn, Liam, Louis, Niall und Harry begleiteten uns, was wir natürlich nur annahmen, weil wir die Jungen nicht ausgrenzen wollten.
Auf keinen Fall aus dem Grund, dass dir uns hier keinen Millimeter auskannten.
Nein, wir doch nicht.
Perrie, die noch immer hüpfte, wurde von ihrem Freund huckepack genommen, worauf natürlich Danielle und Eleanor ebenfalls keine Lust mehr hatten selbst zu laufen, was ja auch viel zu anstrengend war, und ihren Freunden kurzer Hand auf den Rücken sprangen.
Davon abgesehen, dass Eleanor erst beim Anlaufnehmen beinahe hinflog, sah das ganze eigentlich relativ elegant aus.
Danielle, die laut ihrem Shirt, das die Aufschrift „I am a dancer“ hatte, eine Tänzerin war, sprang ziemlich elegant auf den Rücken ihres Freundes.
Camryn und ich liefen noch so neben Harry und Niall her, während Louis unbedingt ein Wettrennen machen wollte.
„Perrie hat so schon einen verletzten Fuß, noch einen muss sie sich nicht verletzen“, meinte Zayn relativ erwachsen und weigerte sich mit Louis um die Wette zu rennen.
Liam, der sich viel zu alt für so etwas hielt, lehnte ebenfalls ab, obwohl ich kurz einen kleinen Funken in seinen Augen gesehen hatte.
Ob er nur vor seiner Freundin etwas reifer wirken wollte?
Ich wusste es nicht und eigentlich ging es mich ja auch nichts an.

***

„Harry! Niall!“, jammerte Louis und sprang auf und ab, wobei Eleanor beinahe von seinem Rücken flog.
Die brauchten gar kein Rennen um hinzufallen!
Der braunhaarige Junge und der blonde sahen mich und Camryn fragend an.
Wir beide tauschten wiederum Blicke aus, während wir uns still einigten.
„Kay, wir sind dabei“, meinte Camryn schließlich.
„Wer nimmt wen?“, fragte Niall nur um danach sofort ein Kommentar von Zayn abzubekommen: „Das klang jetzt irgendwie pervers…“
Perrie kicherte dazu nur und Niall- tja, Niall rief etwas rot an.
„Ich nehm Camryn“, meinte Harry und grinste das junge Mädchen neben mir an, „Sie ist garantiert leichter.“
Na danke, Styles.
Jemand sollte lernen, dass man nicht übers Gewicht sprach, wenn eine Frau dabei war.
Nicht dass ich jetzt mega angepisst oder verletzt war, schließlich war es ja die Wahrheit, aber ich war gaaaaaanz leicht genervt von Harry.
„Ich wäre sowieso nie auf deinen Rücken gegangen“, behauptete ich schnippisch und wies den grinsenden Niall an sich umzudrehen, sodass ich auf seinen Rücken konnte.
Camryn sprang auf Harrys Rücken und gab ihm einen Klaps gegen den Hinterkopf, bevor Payzer sich rechts an die Wand des Ganges stellte und Zerrie sich links an die Wand des Ganges stellte.
Die beiden Paare standen sich somit gegenüber und machten eine Startlinie.
„Wer zuerst dahinten um die Ecke gerannt ist“, machte Liam aus und Eleanour stellte sich neben Team… Carry? Hamryn? Wie auch immer; Eleanour stellte sich neben Harry, der Camryn auf seinem Rücken hatte, und Team… Niza? Liall? Ach zum Teufel mit den Namen; Niall stand halt neben Harry.
Ich sollte mal Amy nach solchen Bromances und Romances fragen, sie hatte mich gestern so damit zugelabert, dass ich danach kaum noch meinen eigenen Twitternamen auf die Reihe bekommen hatte.

***

„Okay, ich zähl runter. Bei „Los“ geht’s los“, rief Perrie gut gelaunt.
„Fünf.“
Louis neigte sich leicht nach vorne.
„Vier.“
Niall warf mich noch einmal kurz hoch.
„Drei.“
Harry strich sich Camryns Haare aus dem Gesicht.
„Zwei.“
Auch Harry neigte sich etwas nach vorne.
„Eins.“
Niall stellte sein rechtes Bein nach vorne um besser Anlauf nehmen zu können.
„Siebzehn.“
„Perrie, das ist nicht lustig“, kreischte Louis, der beinahe hingefallen wäre, bei seinem Versuch erst loszurennen und dann doch stehen zu bleiben.
Zayn kicherte mit seiner Freundin um die Wette, also übernahm Danielle den Job mit dem Zählen: „Los.“
Während Louis völlig unerwartet das Kommando wahrnahm und immer noch hinter der Startlinie stand, rannten Harry und Niall schon um die Wette.
„Das ist unfair“, hörten wir noch Louis kreischen, der nun aber doch hinter uns her rannte.
Niall und Harry leisteten sich ein Rennen der Extraklasse, Camryn und ich verfielen in einen Lachflash, der gar nicht mehr aufhören wollte.
Als wir dann aber alle um die Ecke rannten oder getragen wurden, also Harry und Niall rannten und Camryn und ich wurden getragen, verging uns das Lachen schnell.
Niemand hatte damit gerechnet, dass hinter der Ecke im nächsten Gang die Bühnenoutfits der Jungs auf Kleiderständern standen.
So rannte Niall, der vorne war, in einen Ständer hinein und stolperte, riss den Ständer um und landete auf dem Boden.
Harry, der dicht hinter uns war, rannte direkt in uns rein und stürzte ebenfalls.

***

Das Kreischen, das wir von uns gaben, übertraf jedes Kreischen der Fans, da war ich mir sicher.
Als wir alle verstummten, fühlte ich mich eingequetscht.
Niall lag unter mir, hilflos mit dem Kopf auf seinem Bühnenoutfit, Harry lag über mir, mit den Händen an Stellen, die er nicht einmal ansehen sollte.
Camryn hatte es noch am besten gezogen, sie rollte sich nämlich einfach vom Haufen runter, lachte sich halbtot, machte mit ihrem iPhone ein Bild von uns und lachte sich dann den Arsch ab.
Auch wir drei konnten schließlich nicht anders und mussten lachen.
„Harry“, japste ich zwischen Lachanfällen, „Nimm deine Hand jetzt endlich da weg!“
„Kann nicht, auf mir liegt ein Kleiderständer, der vom Iren unter uns umgestoßen wurde“, verteidigte Harry sich.
Camryn alleine war zu schwach um den Kleiderständer weg zu ziehen, aber Louis und Eleanor kamen gefolgt von zwei besorgten Paaren um die Ecke.
Erst lachten sie uns aus, dann machten sie alle noch mal Bilder und schließlich sah Liam, wo Harrys Hände waren.
Er zerrte zusammen mit Zayn, der seine Perrie vorsichtig auf den Boden ließ, den Kleiderständer von uns runter, dann halfen die beiden uns auf.
Als Niall stand, strich er erst einmal seine Kleidung glatt und fuhr sich durch die blonden Haare.
„Sieht so aus, als hätten wir gewonnen, hm?“, meinte er dann schließlich und grinste mich an.

***

Wir lachten alle, bevor Liam nickte: „Ja, ihr habt gewonnen. Niall, du bekommst nach ein Snickers von mir, ja? Und du auch, Liza.“
Niall brach in Jubelschreie aus, bis wir eine Stimme hörten.
„Ich weiß auch nicht, was das gerade für ein Geräusch war. Solange nichts mit den Outfits der Jungs ist, ist es mir auch relativ egal.“
Lou aka die Frau, die uns gleich alle umbringen würde.
Wir verstummten alle und sahen uns panisch an.
Die Blicke sagten alle dasselbe: Rennt!
Und das taten wir auch.
Innerhalb von wenigen Sekunden waren wir durch die Gänge gerannt und hatten vollkommen die Orientierung verloren, aber das war auch relativ egal.
„Sie bringt uns um, wenn sie herausfindet, dass wir das waren“, japste Liam, als wir auf der Bühne saßen.
Um uns herum wurde noch immer aufgebaut.
Zayn und Perrie hatten sich im Klo eingesperrt, welches irgendwo auf dem Weg gewesen war.
Angeblich, weil Perrie ja nicht mal laufen konnte und die beiden trotzdem nicht unschuldig als Hackfleisch enden wollten.
Louis behauptete aber immer noch, dass die beiden es auf dem Klo mit einander treiben würden.
Dazu, dass ich ihn und Eleanor schon gehört hatte, sagte ich nichts, auch wenn Harrys grinsender Blick auf mir lag.

***

Nach einer Weile hörten wir Lous wütende Rufe durch die ganze Halle.
Jemand war wütend, würde ich sagen.
Schnell bestachen wir einen der Bühnenarbeiter mit 7,39 Pfund, denn das war das ganze Kleingeld, das wir noch schnell in unseren Hosentaschen fanden.
Es war keine Sekunde zu früh, denn Lou stand auf einmal auf der Bühne.
„Ihr wart nicht rein zufällig gerade in den Gängen unterwegs, oder?!“
Sie klang ziemlich schlecht gelaunt.
„Nein, warum denn?“, fragte Eleanor einfach und sah sie unschuldig an.
Lou warf einen prüfenden Blick in die Runde: „Seit wann sitzt ihr hier?“
„Seit ner Weile, Lou. Frag doch einfach einen von den Arbeitern“, meinte Louis und deutete mit dem Finger ganz zufällig auf den bestochenen Arbeiter.
Lou warf uns einen letzten Blick zu, bevor sie tatsächlich zu dem Mann ging.
Mich wunderte es wirklich, dass Liam noch so leise war, doch ich bemerkte auch, wie die anderen ihn alle warnend ansahen.
„Seit wann sitzen die dort drüben da rum?“, wollte Lou wissen.
Wir sahen alle warnend zu dem Bühnenarbeiter, während die Stylistin mit dem Rücken zu uns stand.
Der Bühnenarbeiter zuckte mit den Schultern: „Seit einer halben Stunde? Vielleicht auch länger?“
Lou sah zwischen dem Mann und uns hin und her, wobei wir natürlich sofort einen unschuldigen Gesichtsausdruck aufsetzten.
„Wie viel haben die Ihnen gezahlt?“, knurrte Lou den armen Mann an.
Ich hoffte doch mal stark für den Arbeiter, dass er wusste, warum Schweigegeld Schweigegeld genannt wurde.
„Ich weiß nicht, wovon sie sprechen, Ma’am.“
Der Mann sah schon etwas eingeschüchtert aus, doch er schien hart zu bleiben.
Gut so.

***

„Wie viel haben die Ihnen gezahlt?“, wiederholte Lou und wurde lauter.
Nicht gut, gar nicht gut.
„Sie haben mir wirklich nichts gezah-“, setzte der Mann an, doch Lou unterbrach ihn wütend: „Wie viel?!“
„7, 39 Pfund, Ma’am“, antwortete der Mann und sah uns entschuldigend an.
Im nächsten Augenblick fuhr Lou herum und funkelte uns böse an.
„Ihr. Seid. Sowas. Von. Tot.“
Wir schluckten fast schon synchron.
Louis schnappte Eleanor und rannte mit ihr weg, so schnell konnte man gar nicht „tot“ sagen.
Auch Harry verschwand schnell und rannte hinter den beiden her.
Liam, Danielle, Camryn, Niall und ich saßen noch immer da.
Lou stellte sich vor uns und sah uns etwas wütend an.
„Ihr geht das jetzt sofort wieder aufhängen, habt ihr mich verstanden?!“
Wir standen alle auf und wollten mit in Richtung Kleiderständer-Unfallort gehen, jedoch hielt Lou uns auf.
Sie meinte: „Camryn, Danielle und Liza: Ihr geht zurück in den Raum. Die Jungs sollen das jetzt machen.“
So ließen wir den armen Niall und den unschuldigen Liam einfach alleine die Outfits aufhängen und ordnen.
Danielle hatte damit aber eher weniger ein Problem.
„Wenn Harry und Louis sich verpissen, muss Niall es wenigstens nicht alleine machen. Ist ja nicht schlimm“, meinte sie dazu nur und zuckte mit den Schultern.
Interessant.

***

Wir drei Mädchen unterhielten uns noch, während die Jungen um uns herum gerade wild darüber diskutierten, wie man Fans ins Hotelzimmer schmuggeln könnte.
Immer wieder landete der wachsame Blick von Paul Higgins dabei auf den Männern, da es wohl ein Verbot für sowas gab.
„Keine Frauen auf der Tour“, äffte Dan ihn nach erntete dafür ein Grinsen der Jungs.
Camryn verdrehte nur die Augen.
„Ein Wunder, dass meine Eltern mich hier überhaupt mitgelassen haben“, kommentierte sie das Gespräch der Jungen.
„Wie alt bist du eigentlich?“, fragte nun Danielle und ich war froh, dass sie und Camryn sich scheinbar auch noch nicht wirklich kannten.
„Ich bin dreizehn“, berichtete Camryn uns und fuhr sich durch die langen, blonden Haare.
Sie war süß, also so vom Aussehen her, aber garantiert war sie kein Problem für die Directioner, da sie noch jung war.
Ich war da schon eher ein Dorn im Auge.
„Und du? Liza, wie alt bist du?“, meinte Danielle.
Wir unterhielten uns noch eine Weile, dann wechselten wir das Thema auf Freunde.
Camryn meinte, dass ihre Freunde alle in Amerika wären, da sie von dort käme.
Sie lebte eigentlich in Denver.
Außerdem würde sie sogar hier auf der Tour unterrichtet werden und musste Hausaufgaben machen!

***

„Warst du schon mal auf einem Konzert? Ich meine, weil Josh ja hier Drummer war bei der letzten Tour“, wollte Camryn wissen.
„Stimmt, ich hab dich gar nicht gesehen“, meinte Danielle und sah mich nun auch fragend an.
Ich zuckte mit den Schultern: „Nein, ich war nicht da. Ich hab meinen Abschluss gemacht und hatte nebenher noch einen Job, also war da keine Zeit um mal irgendwohin zu fliegen oder durch halb England zu fahren für irgendein Konzert.“
„Kein Fan, hm?“, grinste Danielle.
Ich musste lachen.
„Nein, eigentlich nicht. Wenn meine beste Freundin nicht ein total gestörter Directioner wäre, wäre ich jetzt auch nicht hier“, erzählte ich.
Danach fingen wir an Scheiße zu bauen, bevor wir uns dann Essen nahmen und aßen.
Liam und Niall kamen nach einer Weile wieder, sie sahen eher weniger begeistert aus, aber trotzdem hatten beide schon bald wieder ein breites Grinsen im Gesicht.
Liam, als er sich neben Danielle setzte und Niall, als er sich Essen in den Mund schaufelte.
Es wurde langsam eng auf den Sofas und irgendwann sahen die älteren Leute unter uns es dann ein, dass sie sich vielleicht still und heimlich verpissen sollten.
„Lass uns noch mal alles organisieren“, meinte Paul und Marco stimmte ihm zu: „Wo steckt denn eigentlich das Filmteam?“
Und schon waren sie weg.
Lou, die kurz nach Liam und Niall wieder im Raum stand und nun wieder ruhiger und netter aussah, schnappte sich ihren Verlobten und ihr Kind.
Kaum hatten die drei den Raum verlassen lehnte ich mich leicht zu Niall rüber, der neben mir eingequetscht auf dem Sofa saß: „Hat Lux schon was gesagt? Also du weißt schon, was ich meine.“
Niall schüttelte den Kopf und seine blonden Haare flogen leicht durch die Gegend, auch wenn sie nicht wirklich lang waren.
„Nee, aber ich weiß echt nicht, wie lange das Kind noch braucht um uns zu verraten. Du hast Lou ja heute schon erlebt. Ich will da gar nicht dabei sein, wenn sie das mitbekommt. Hoffen wir einfach mal, dass Lux es nur bei uns oder Tom sagt, der ist da glaub etwas gechillter, auch wenn nicht wirklich viel“, seufzte Niall.
Er sah sich im Raum um und bemerkte das nun leere Sofa.
„Wollen wir rüber gehen?“, schlug er vor und wir standen auf um uns auf das Sofa zu setzen.
Weggegangen, Platz gefangen!
Kindergartenniveau, aber egal.
Who cares?
Niall und ich redeten über Gott und die Welt, über die Tour, die Fans, Familie, Freunde, Reisen, Freude und auch Ängste.
„Ich hab einfach Angst, dass ich es total verkacke. Weißt du, ich war eigentlich nie wirklich der beliebteste hier. Das klingt jetzt vielleicht dumm oder so, aber ich war immer nur der dumme Blonde, der aus der Band sollte. Mich hat man nie gebraucht. Bei Bildern sollte ich aus dem Bild gehen. Die Jungs haben mich immer aufmuntern müssen, aber ich weiß echt nicht, ob ich das noch einmal durch halte. Wenn es bei dieser Tour wieder so wird… Ich weiß nicht“, erzählte Niall und er wurde etwas traurig.
Er tat mir leid.
Der irische Chaot war nicht mehr gut gelaunt und grinste nicht mehr, was mir gar nicht gefiel.
„Niall, solche Leute sollten dich gar nicht interessieren“, sagte ich ohne lange zu überlegen, denn ich wusste irgendwie dass es stimmte, „Du weißt doch selber, dass du was viel Besseres bist als die. Sowas nennt man Eifersucht, Neid. Nur weil die nicht so sein können wie du, müssen sie gleich gemein werden. Kümmer dich einfach nicht darum, bitte! Außerdem bin ich mir sicher, dass du total beliebt sein wirst bei den Fans. Wenn sich jemand als Directioner bezeichnet und dann nicht alle liebt, wird man umgebracht.“
Niall entfuhr ein Kichern, worauf ich nur ernsthaft protestierte: „Nein, wirklich jetzt. Barbie hat mich sogar vorhin geschlagen, weil ich an ihr vorbei gelaufen bin. Eure Fans sind echt… nicht mehr normal. Aber was erwartet man schon bei solchen Sängern?“
„Na danke“, lachte Niall, bevor er dann noch einmal über meine Worte nachdachte.
Er nahm seine Hand und legte sie an mein Kind, drehte meinen Kopf so, dass ich ihn genau ansah.
„Wo hat sie dich hingeschlagen?“, wollte er ernst wissen.
Ich verdrehte nur die Augen, ich spürte den Schmerz kaum noch.
Ehe ich aber etwas sagen konnte, kniff Niall die Augen zusammen und betrachtete meine Wange.
„Wusste ich doch, dass da vorhin was war. Es färbt sich lila, glaub ich. Du solltest mal mit Lou reden, die kann dir da bestimmt was drüber schminken“, schlug er mir vor und fuhr vorsichtig mit seinen Fingern über die besagte Stelle.
Also sah man es wirklich schon.
Scheiße.
Der erste Tag der Tour und schon hatte mich ein Fan so zugerichtet, dass ich fast schon aussah wie in einer Kneipenschlägerei.
Super, wirklich.
Genau darauf hatte ich mich bei diesem Job gefreut- nicht.
„Ich glaube kaum, dass ich mich vorhin wirklich beliebt bei Lou gemacht habe“, warf ich ein und Niall verdrehte nur die Augen: „Lou ist nett und sie ist teilweise echt überbesorgt. Da kannst du sogar damit rechnen, dass sie noch mit dir ins Krankenhaus fährt.“
„Sieht es wirklich so schlimm aus?“, wollte ich etwas geschockt wissen.
Ehe ich mein Handy aus der Tasche kramen konnte um mit der Innenkamera einen Blick in den Spiegel zu werfen, kam Harry in den Raum.
Eleanor und Louis folgte ihm, stürzten sich auf das Essen und setzten sich dann neben uns aufs Sofa, beziehungsweise uns gegenüber.
Harry schmiss sich einfach auf den Boden, lehnte sich gegen die Rückwand des Sofas an und aß dort sein Essen.
Komischer Typ, aber okay.

***

„Und mit wem hast du dich geschlagen?“, meinte Harry schließlich und so kamen wir wieder auf das Thema Barbie zu sprechen.
Kay, man sah mir also an, dass ich geschlagen worden war.
Cool.
Nachdem Louis mir sagte, dass ich total schlimm aussah, worauf er von Eleanor einen Schlag in den Magen kassierte und ich eine Entschuldigung von Eleanor bekam („Er meint es nicht so, wirklich. Manchmal geht seine Fantasie mit ihm durch. Vielleicht ein Kindheitstrauma, ich sollte mal mit seinen Eltern reden. Tut mir wirklich leid, Liza, nimm es einfach nicht persönlich. Er ist ein schwieriges Kind.“), erntete ich auch von Harry noch einige besorgte Blicke.
Schließlich ließ ich es sogar zu, dass Niall mich durch die Gänge zog und wir schließlich vor Lou standen.
Ich hatte immer noch keinen Blick in den Spiegel geworfen und hatte ehrlich gesagt auch relativ viel Angst davor.
Die Ohrfeige hatte weh getan und die anderen hatten mir gerade praktisch erzählt, dass ich grün und blau geschlagen aussah, also rechnete ich mit allem.
Niall versuchte zwar mich zu beruhigen, doch „es sieht nicht ganz so schlimm aus, wie Louis behauptet“, beruhigte mich eben nicht wirklich.
Lou saß auf einem Stuhl, der hinten mit der Schrift „Liam“ versehen war, ihr gegenüber saß Tom auf einem „Harry“-Stuhl und Lux saß auf dem Boden und malte mit Wachsstiften.
Als wir kamen, sahen Lou und Tom auf.
„Heilige Scheiße, Devine, was ist mit dir passiert?“, entfuhr es Lou und mich wunderte es, dass Lux nicht ihr nach sprach.
Das war doch echt extrem unfair!
Vielleicht sollten wir einfach Lou dazu bringen vor Lux „Nutte“ zu sagen, dann würde sie vielleicht denken, dass Lux ihr nachsprach.
Ja, die Idee fand ich gar nicht mal so schlecht.
„Danke, Lou“, sagte ich leise und bemerkte, wie Niall total unauffällig mit seinem Kopf Bewegungen zwischen mir und Lou machte, die wohl bedeuten sollten, dass Lou mich nicht noch mehr beunruhigen sollte.
Ich tat einfach mal so, als hätte ich Nialls Zeichensprachen nicht gesehen.
Es war nett von ihm, dass er sich um mich kümmerte.
Lou zerrte mich auf einen Stuhl, verarztete mich mit Salben und Creme, dann ließ sie das ganze einziehen und schminkte mich schließlich.
Der Vergleich von vorher zu nachher war einfach nur… wow!
Vorher war meine rechte Gesichtshälfte leicht lila gewesen, nachher sah ich ganz normal bzw. sogar noch besser als vor der Begegnung mit Barbie aus.
Lou war wirklich eine Meisterin in ihrem Handwerk, das musste man ihr lassen.

***

„Hab gehört, ihr habt vorhin Scheiße gebaut?“, meinte Tom und schon wieder ärgerte es mich, dass Lux ihm nicht nachsprach.
Warum verdammt musste sie auch ausgerechnet Harry nachsprechen?
Vielleicht hatte sie sich ja heimlich zwei der Wachsstifte ins Ohr gesteckt und hörte deshalb nicht, was ihre beiden Elternteile da so für böse Wörter sagten, keine Ahnung.
Irgendwas stimmte da doch nicht bei dem Kind, oder?
Niall und ich liefen noch eine Weile durch die Halle, bevor wir dann zum Soundcheck mussten.
Nach dem Soundcheck mussten die Jungs noch Interviews für den Film machen und auch die anderen wurden noch kurz interviewt.
Nachdem ich sagte, dass ich keine Ahnung von alldem hatte, ließen sie mich zum Glück aus.
Allerdings meinten sie, dass ich auf jeden Fall auch nach an die Reihe kam und das dann halt erst etwas später sein würde.
Auch cool, denn das bedeutete, dass ich bis dahin noch einiges über die Jungs, die Bands und die anderen Leute lernen musste.
Es war schließlich soweit; in zehn Minuten würde alles beginnen: Das erste Konzert.
Man hörte bereits die Fans, die schon in der Halle waren oder gerade in die Halle kamen.
In zehn Minuten würde Camryn auf die Bühne gehen, dann waren die vier Australier dran und schließlich war es Zeit für One Direction- und Band.
Mir war jetzt schon schlecht vor Aufregung.
Während Jon, Dan und Sandy irgendwo ein komisches Ritual machten, setzte ich mich zu den fünf Sängern auf den Boden in einem leeren Raum.
Der ganze Backstagebereich war echt merkwürdig.
Wir sechs redeten miteinander und wir waren alle nervös und aufgeregt, bei mir war es aber am schlimmsten.
Niall wirkte immer noch total unsicher.
Die Jungs machten mir Mut und irgendwie beruhigten sie mich schon, auch wenn Louis eine verdammt komische Art hatte beruhigend zu wirken.
Er erzählte die ganze Zeit schlimme Geschichten, von denen laut der anderen Jungen höchstens die Hälfte auch annähernd stimmte, dann machte er alles schlecht und verfiel schließlich selber in übertriebene Panik.
Ladies and Gentlemem: Louis Tomlinson.
Der Junge war ein Fall für sich, das war klar.

***

„Tief durchatmen, ein und aus.“
Ich konnte immer noch nicht fassen, dass wir hier wirklich saßen.
Es waren nur noch zwei Minuten, bis eine aufgeregte Camryn auf die Bühne gehen würde.
Liam hatte uns irgendwie dazu gebracht eine komische Atemübung mitzumachen, die wohl beruhigen sollte, doch bei mir löste sie nur Aggressionen aus.
Wir hatten alle unsere Augen geschlossen und das einzige was wir hörten war Liams Stimme und unseren Atem.
Irgendwie half es schon, auch wenn es in mir die Lust auslöste jemanden umzubringen.
Verdammt, heute gab es hier aber verdammt viele Mörder im Backstagebereich!
Niall, der mich beinahe mit seinem In-Den-Kleiderständer-Hineinrennen umgebracht hatte; Lou, die uns alle hatte umbringen wollen plus den Arbeiter; Danielle, die ihren Liam einfach mal so opfern ging und sich nicht dafür interessierte; Barbie, die mich eindeutig tot sehen wollte; und schließlich auch noch ich, die langsam immer größere Aggressionen bekam.
Eine Stimme riss mich aus der Atemübung und ich riss sofort meine Augen auf um aufzuspringen und der Person um den Hals zu fallen: „Was zur Hölle machst du da, Li?“

@LizaDevineDrumsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt