Wie zweitausend Pfund zu Tomaten und Schlägen führten

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Kapitel 60- Wie zweitausend Pfund zu Tomaten und Schlägen führten
Schwer atmend trennte ich mich von ihm, als jemand gegen die Badezimmertüre schlug.
„Entweder sie haben das Sprechen verlernt oder sich grade gegenseitig umgebracht", stellte Zayn draußen trocken fest.
„Harry, lass sie raus, das reicht. Ich mein das ernst", kam es von Louis.
Nialls Gesicht war noch immer direkt vor meinem, unsere Lippen lagen beinahe immer noch aufeinander.
Seine Hand fuhr durch meine Haare, dann legten sich seine Finger an mein Kinn.
Die blauen Augen wichen meinem Blick nicht eine Sekunde aus.
„Was ist das mit uns beiden?", flüsterte ich leise.
Gerade als Niall seinen Mund öffnete um mir zu antworten, hörten wir, wie etwas von der Tür entfernt wurde.
Wahrscheinlich war es derselbe Gegenstand, der sie versperrt hatte und uns das Verlassen unmöglich gemacht hatte.
Statt mir zu antworten, machte Niall einen Schritt nach hinten, weg von mir.

***

Der Tag verlief recht gut, wir lachten alle relativ viel, auch wenn mich gewisse Menschen noch immer gerne tot sehen würden.
Louis konnte es einfach nicht lassen, seine bösen Blicke erdolchten mich fast schon und seine bissigen Kommentare waren auch nicht grade das beste, aber ich konnte es ein wenig nachvollziehen, also nahm ich es ihm nicht böse.
Zwar hatte Niall mir nicht gesagt, dass er mich liebte, aber ich war mir da schon ein wenig sicher, immerhin hatte er mich geküsst.
Ich meinte, klar, wir waren auch schon im Bett miteinander gewesen, ohne dass er etwas von mir wollte, aber dieses Mal hatte ich da ein anderes Gefühl.
Wir waren in Glasgow angekommen und wir liefen gerade in den Gängen der Arena herum, auf der Suche nach Sarahs Küche.
Da es bereits 13 Uhr war, hatten wir alle ziemlich Hunger.
Während dem Essen saß ich neben Camryn und Lou, mir gegenüber saß aber Niall, welcher mir immer wieder lächelnde Blicke schenkte, was mich dann auch zum Lächeln brachte.
Er war einfach so verdammt süß.
Gerade als wir fertig waren mit essen, aber noch ein wenig beieinander saßen, passierte dann aber das, was mir nicht nur den Tag versauen sollte, sondern auch einige andere Dinge.
Ein Mann kam in den Raum, er hielt ein Art Funkgerät in der Hand und sah sich suchend im Raum um.
„Hi Andrew", grüßten Preston und Paul in unisono, auch wenn die anderen ihn wohl nicht so ganz zu kennen schienen.
Lou flüsterte mir zu: „Er arbeitet eher in der Organisation, aber nicht im direkten Kontakt mit uns anderen."
Sie musste wohl meinen leicht irritierten Blick richtig gedeutet haben.
Ich nickte nur dankbar, dann landete der Blick dieses Andrews auch schon auf mir: „Ein Ryan möchte zu Ihnen. Ich kann natürlich nicht einfach jeden hier rein lassen, deswegen wartet er gerade noch bei der Security am Parkplatz. Kennen Sie ihn oder sollen wir ihn wegschicken?"
Ryan.
Die Bilder.
Die Erpressung.
Ich sprang mit weit aufgerissenen Augen auf: „Nein, nein, auf keinen Fall wegschicken. Sagen Sie den Securities, dass sie ihn auf den Parkplatz lassen sollen, ich komme sofort."
Der Mann nickte und funkte die Securities auf dem Parkplatz mit seinem Funkgerät an, während ich schnell meinen Teller wegbrachte.
Niall stand gerade neben mir, legte seine Hand auf meinen Arm: „Liza, was soll das?", flüsterte er leise.
Ich sah ihn an, erblickte leicht verletzte Augen.
„Niall, das ist nicht so wie du denkst", entgegnete ich leise.
„Ach ja? Ich denke schon, dass es so ist. Du gehst wieder zu diesem Typen", entgegnete er leicht bissig.
Er klang fast schon wie Louis.
„Niall", flehte ich ihn fast schon an.
Ich konnte ihm das mit den Bildern nicht sagen.
„Vertrau mir", bat ich ihn, „Bitte vertrau mir."
Er schüttelte den Kopf: „Entweder du bleibst hier bei mir oder du gehst zu ihm. Du hast die Wahl zwischen ihm und mir."
Es brach mir das Herz, denn ich wusste genau, dass ich zu Ryan gehen musste, da er sonst die Bilder entweder an eine Zeitung verkaufen oder ins Internet stellen würde.
Andrew räusperte sich und ich realisierte erst jetzt, wie still es im Raum geworden war, weil jeder uns beobachtete.
„Er wartet nun auf dem Parkplatz auf Sie."

***

Auf meinem Weg raus zum Parkplatz, auf welchem die Tourbusse standen, machte ich mir Vorwürfe.
Bei jeder anderen Entscheidung hätte ich Niall gewählt, doch es ging nun mal nicht anders.
Gerade als ich draußen war, stand dort auch schon Ryan.
Er grinste mich an, so als wüsste er, dass ich wegen ihm litt.
„Was willst du", begrüßte ich ihn trocken.
„Aw, bekomm ich keine Umarmung?", lachte er nur.
„Was willst du?", wiederholte ich und dieses Mal klang es dann doch wie eine Frage.
Er scharrte mit seinem Fuß auf dem Boden aus Kieselsteinen herum, dann richtete er seinen Blick wieder auf mich.
Sein Aussehen hatte sich kein bisschen verändert, die blonden Haare waren noch immer perfekt gestylet.
Dennoch zog ich Nialls am Morgen abstehende Haare vor.
„Hör mal zu", sagte er, „Ich habe ein paar hübsche Bilder von dir. Du hast die Wahl, ob die ganze Welt sie sehen wird, oder ob du sie mir abkaufst."
„Wie viel willst du?"
Er wollte also Geld.
Na gut, sollte er das eben bekommen.
Hauptsache die Bilder würden für immer zerstört werden.
„Zehntausend Pfund."
Ich starrte ihn an, hatte das Gefühl, dass das ganze hier ein ganz schlechter Scherz war.
„Zehntausend Pfund?", wiederholte ich ungläubig.
Unmöglich.
Bestimmt hatte ich mich verhört.
„Ja, genau. Die Zeitungen würden mir deutlich mehr zahlen, du hast also Glück, dass ich so ein netter Mensch bin", lächelte er scheinheilig.
„Du hast zwei Tage Zeit mir das Geld zu überweisen, meine Kontodaten werde ich dir per SMS schicken. Bis dann, Schätzchen."
Mit diesen Worten drehte er sich um und steuerte das große Tor, das den Parkplatz vor den Fans schützte, an.
Die Securities dort öffneten es für ihn und er drehte sich noch ein letztes Mal um, winkte und verschwand dann.
Hoffentlich für immer.
Ich machte mich auf den Weg in den Tourbus, in welchem meine Sachen waren.
Dort packte ich meinen Laptop aus und öffnete die Seite meiner Bank, meldete mich mit meinen Daten an und überprüfte meinen Kontostand.
Dort waren gerade mal achttausend Pfund drauf.
Zweitausend fehlten noch.
Oh Gott.
Ich war geliefert.
Gerade als ich meinen Umzug nach Mexico plante, um dort ein neues Leben als Juanita anzufangen, öffneten sich die Türen des Tourbusses und Paul kam herein.
„Die fangen gleich mit dem Soundcheck an, es wäre gut, wenn du kommen könntest", sagte er leise.
Ich hob meinen Kopf und versuchte ein Lächeln zu fälschen, doch es schien noch erfolgloser zu sein als ich gedacht hatte.
„Was ist los?", fragte er sofort bestürzt und setzte sich neben mich auf die Sitzbank, legte einen Arm um mich und sah mich besorgt an.
Sein Blick landete auf dem Bildschirm meines Laptops und er zog eine Augenbraue hoch: „Geldprobleme?"
„Sowas in der Art", nuschelte ich, „Kannst du mir zweitausend Pfund leihen? Du bekommst es auch sofort wieder, wenn ich mein nächstes Gehalt hab."
„Zweitausend Pfund?!", Paul starrte mich nun doch entsetzt an.
„Ja", antwortete ich ihm, „Ich verspreche, ich geb dir das sofort wieder, wenn ich das nächste Gehalt bekomme. Das gibt's ja eh schon in weniger als drei Wochen."
„Dann warte doch bis dahin, dann musst du dir nichts leihen?", schlug er mir vor, doch ich schüttelte den Kopf: „Nein, das geht nicht. Ich hab nur noch zwei Tage."
Er starrte mich stumm an, schien nachzudenken, wie man das erklären könnte, dass ich mit meinen achtzehn Jahren nur noch zwei Tage hatte um zweitausend Pfund beziehungsweise noch mehr zu zahlen.
„Wenn ich dir das Geld gebe, möchte ich vorher eine Erklärung haben", sagte er dann langsam.
Es klang vernünftig, nur war ich mir nicht so ganz sicher, ob ich ihm das erklären konnte.
„Das ist eine lange Geschichte", sagte ich.
Paul nickte: „Dann funke ich jetzt lieber mal Preston an und sag ihm Bescheid, dass der Soundcheck warten muss."
Ich musste leicht lächeln, auch wenn ich gerade lieber weinen würde.

***

„Du hast ja die Bilder gesehen, als wir alle bei Modest! Management waren. Das sind nicht die einzigen Bilder, die es von Ryan und mir gibt. Ich war ja echt ziemlich dicht und ich kann mich da auch nicht mehr ganz dran erinnern, aber es gibt Bilder, auf denen ich ziemlich unbekleidet zu sehen bin. Er hat mir gedroht, dass er die Bilder an Zeitungen verkauft oder sie ins Internet stellt. Es gibt nur eine Möglichkeit das zu verhindern", erzählte ich langsam, während mir allein beim Gedanken daran eine Träne die Wange herunterlief, „Ryan war gerade da, um mir das zu sagen. Ich habe zwei Tage Zeit um ihm zehntausend Pfund zu zahlen, ansonsten werden die Bilder veröffentlicht. Mir fehlen noch zweitausend Pfund, weil ich nur achttausend auf meinem Konto habe."
Als ich fertig war, sah ich Paul vorsichtig an.
Ich hatte ein wenig Angst, dass er mir nicht helfen würde.
„Er erpresst dich?", fragte er fast schon fassungslos.
Ich zuckte nur mit den Schultern.
„Ja, so kann man das nennen. Aber was hab ich denn für eine Wahl? Ich bin ja selbst schuld."
Paul nickte: „Klar bist du schuld, aber trotzdem ist Erpressung strafbar."
Ich zuckte mit den Schultern: „Interessiert ihn glaube ich relativ wenig."
Er schmunzelte für einen Augenblick, dann legte er mir seine Hand auf die Schulter: „Mach dir keine Sorgen, Kleines, wir klären das."
Mit diesen Worten erhob er sich und deutete zur Tür: „Der Soundcheck wartet."
Ich sah ihn etwas unsicher an, folgte ihm dann aber aus dem Bus heraus zur Arena bis auf die Bühne, wo die anderen schon saßen und mich relativ böse ansahen.
„Du solltest es Niall sagen", sagte Paul leise zu mir, doch es war nicht leise genug, denn Niall stand nun vom Boden auf und sah von uns beiden hin und her: „Mir was sagen? Dass sie es wieder mit dem Typen getrieben hat? Wäre nichts Neues."
„Niall", rief Paul mahnend und sah ihn streng an, „Halt die Klappe, wenn du keine Ahnung hast."
Er sah mich nun auffordernd an, doch ich schüttelte den Kopf, dann blickte ich in die Runde: „Ich dachte, wir haben Soundcheck?"
Zwar war das Konzert erst morgen, doch dann hatten wir mehr Zeit morgen und hatten etwas vom Tag.
Paul verschwand wieder, das Funkgerät in der Hand und irgendetwas hinein sagend.

***

Nach dem Soundcheck saß ich mit Luke auf der Bühne herum.
„Was machst du eigentlich, wenn die dich hier nicht mehr brauchen?", fragte dieser mich.
„Ich geh zurück zu meinem alten Job, denke ich. Mein Chef hält mir den Job frei, nimmt mich dann wieder. Hat er mir versprochen", antwortete ich und Luke nickte langsam: „Wirst du das hier denn gar nicht vermissen?"
Ich zuckte mit den Schultern.
„Das ist wie eine Klassenfahrt, weißt du? Ich hab Spaß und so, aber wenn das immer so wäre, würde ich das schmeißen."
Erneut nickte er.
„Und wie sieht's bei dir aus?"
„Am liebsten würde ich ja mit den Jungs touren, also mit Cal, Mikey und Ash. Einfach unsere eigene Tour, unsere eigene Musik", erzählte er leicht verträumt.
Seine Augen glänzten dabei.
Ich konnte nur lächeln, wollte ihm gerade antworten, da kam Michael zu uns und fragte, ob wir nicht mit in die Stadt gehen wollten.
Natürlich sagten wir zu, machten uns auf die Suche nach Preston, der aber nirgends zu finden war, meinen Anruf drückte er weg.
Na danke, dann halt nicht.
„Sieht fast so aus, als müssten wir eine Regel brechen und alleine in die Stadt gehen", grinste ich die beiden an.
So zogen wir dann los, entkamen den Fans gekonnt durch einen Hinterausgang des Parkplatzes, den wohl niemand kannte, denn alle standen nur auf der Vorderseite.
Da ich von einem der Securities den Autoschlüssel für einen schwarzen Wagen mit getönten Scheiben erbettelt hatte, fuhren wir nun also mit ihm los.
Absolut keine Ahnung, in welche Richtung es ging, doch irgendwie landeten wir dann nicht in der Stadt, sondern an einem kleinen Park, der aber echt schön aussah.
Deshalb beschlossen wir, dass wir lieber hier bleiben würden und uns einen schönen, ruhigen Tag machen würden.
Es tat mir gut, dass ich von den Jungs abgelenkt wurde.
Keine Gedanken mehr an Niall oder Ryan, an meine ganzen Probleme.
Irgendwann wurde es dann dunkel und wir machten uns wieder auf den Weg, fast noch planloser als zuvor.
Dass wir zur Arena zurück fanden, verdankten wir nur Google Maps und Lukes Internetflat.
Gerade als wir den Wagen parkten, kam Lou wutentbrannt auf uns zu gerannt: „ICH FASS ES JA NICHT."
Okay, das klang ganz nach Ärger.
„IHR BEGEBT EUCH ERNSTHAFT ALLEINE IRGENDWOHIN? SEID IHR DENN WAHNSINNG?!", brüllte sie vom anderen Ende des Parkplatzes und ich bemerkte die Angst auf den Gesichtern der Jungs.
Die Frau machte mir gerade mehr Angst, als es Preston jemals könnte.
„Lou, wir sind okay", sagte ich, als wir bei ihr ankamen, „Alle Körperteile sind noch dran. Die Jungs hatten auch vorher schon keine Eier, keine Sorge."
„HEY", kam es von den beiden nur, während Lou noch immer ziemlich gestresst da stand.
„ICH FASS DAS NICHT", regte sie sich schon wieder auf, „ICH HATTE FÜR EIN PAAR STUNDEN DIE AUFGABE AUF EUCH AUFZUPASSEN UND WAS MACHT IHR? IHR FAHRT HIER IRGENDWO DURCH DIE GEGEND. DU HAST NICHT MAL EINEN FÜHRERSCHEIN, VERDAMMT."
„Ehm doch?", protestierte ich, während Michael nur meinte: „Sie fährt aber trotzdem wie eine sehbehinderte Alkoholikerin."
„Tu ich gar nicht", keifte ich ihn an, „Ihr lebt alle noch, also passt das."
„Liza, halt die Klappe", zischte Lou, die sich nun doch ein ganz kleines bisschen beruhigt hatte, „Du hast wirklich einen Führerschein?"
„JA?", regte nun ich mich auf, „Wie oft denn noch? Und ich fahre sehr gut."
Husten von Michael und Luke.
Egal, die waren Pussys.
Lou atmete nun lautstark auf.
„Okay, hört mal zu: Paul und Preston haben mich auf euch angesetzt und ich hab das irgendwie ein wenig... verhauen? Naja auf jeden Fall wäre ich euch sehr dankbar, wenn ihr das nicht den beiden erzählen würdet. Sagt denen bitte einfach, dass ihr hier wart und irgendwas gemacht habt, irgendwas Harmloses oder so. Die töten uns sonst alle", redete sie nun auf uns ein.
„Wo sind die beiden denn überhaupt? Ich hab versucht Preston zu erreichen, aber der hat mich eiskalt weggedrückt", fragte ich nach.
„Hätte ich auch", kommentierte Michael das nur.
Ugh.
„Halt die Klappe", meinte Luke nur und verteidigte mich, was mich ehrlich gesagt überraschte.
Gerade war er doch auch noch voll gegen mich gewesen.
„Ich weiß nicht, die beiden meinten nur, dass es etwas Wichtiges wäre", meinte Lou und wir gingen langsam wieder zur Arena.
Dort würde es bestimmt Abendessen geben, das Sarah für uns gemacht hatte.
Ich hoffte es, schließlich fühlte ich mich wie ein verhungerndes Eichhörnchen.

***

Gerade als wir mit Tellern, auf welchen jeweils eine große Portion Lasagne war, vor uns an dem lange Tisch saßen, kamen auch Preston und Paul zu unserer Truppe dazu.
One Direction saß am anderen Ende als 5SOS, Camryn, Lou und ich, aber das machte mir relativ wenig aus.
Dan, Sandy und Jon saßen zwischen uns.
„Wo wart ihr?", fragte Liam.
Paul warf ihm nur einen kühlen Blick zu, dann setzte er sich neben Dan, Preston setzte sich wortlos zwischen Paul und Zayn.
Mein Blick fiel auf Pauls Hand, welche aufgeschürfte Knöchel hatte.
Auch bei seiner anderen Hand konnte ich leichte Spuren von Blut erkennen.
Besorgt suchte ich nun mit meinen Augen Prestons Hände ab und ich erblickte genau dieselben Dinge wie bei Paul.
„Was habt ihr gemacht? Wieso ist da Blut an euren Händen?", hakte Lou nun besorgt nach.
„Haben einen alten Freund besucht", murmelte Preston und es klang ziemlich stark sarkastisch.
Ich hatte da so ein Gefühl, doch das war unmöglich.
Nein, das konnte nicht sein.
Wie hätten sie ihn finden sollen?
Nun kam eine dritte Person in den Raum, automatisch sah ich auf die Hände: Erneut aufgeschürfte Fingerknöchel.
Mein Blick wanderte nun zum Gesicht und da war die Erklärung.
Mark Jarvis, der Trainer, mit dem wir damals hier in Glasgow im Fitnessstudio bei Ryan gewesen waren.
„Sagt mir bitte, dass ihr nicht das gemacht habt, was ich denke", entfuhr es mir und die Blicke der drei starken Männer lagen auf mir.
„Doch", sagte Paul nur, während er aufstand um sich Lasagne zu holen.
„Und?", fragte ich nervös.
Entweder sie hatten mir meinen Arsch gerettet oder alles schlimmer gemacht.
„Dein Problem hat sich erledigt. Du solltest ihn aber vielleicht mal noch anrufen oder ihm einen Besuch abstatten, nur um sicher zu gehen, dass er jetzt mal ein bisschen Respekt hat", antwortete Paul mir vom anderen Ende des Raumes.
„Was habt ihr gemacht?", fragten Lou und Liam nun erneut.
„Geht euch nichts an", meinte Preston nur und Mark nickte zustimmend.
„Ihr habt jemanden zusammengeschlagen", knurrte nun Lou, „Oder wie erklärt ihr sonst eure verletzten Hände? Und wenn ihr jemanden zusammenschlagt, möchte ich dafür eine Erklärung haben, sonst werde ich gleich bei euch ein wenig Gewalt anwenden."
Oh Gott, wieso war Lou heute nur so aggressiv?
Die drei Schränke schienen ein wenig Respekt vor ihr zu haben, denn sie sahen sich abwägend an.
„Solange ihr nicht Lizas neuen Lover zusammengeschlagen habt, interessiert es mich nicht", meinte Niall und warf mir dabei einen ziemlich bösen Blick zu.
„Oh, das haben sie", entgegnete ich ihm mit einem falschen Lächeln, „Und er ist nicht mein neuer Lover, nur mal so nebenbei. Wenn du also mal deinen eifersüchtigen, irischen Hintern auf dem Boden behalten könntest, statt schon wieder in irgendwelchen Phantasiewelten einen neuen Freund oder Lover oder was auch immer für mich zu erfinden? Danke."
Sein Gesichtsausdruck verrutschte leicht.
„Ihr habt was gemacht?!", kam es unisono von beinahe jedem im Raum.
„Wir haben mit Ryan geredet und ihn von unserer Meinung überzeugt", sagte Paul ruhig, „Kein Grund zur Sorge, er hat's überlebt."
„OH MEIN GOTT", quietschte Lou und sie sah aus, als würde sie uns alle gleich töten, „Was hat er gemacht?"
Und genau da erinnerte sie mich an die Bilder.
Paul saß bereits wieder, aber Preston und Mark standen noch vor der Schale mit der Lasagne, also stand ich schnell auf und stellte mich zu ihnen.
Leise flüsterte ich Preston ins Ohr: „Was ist mit den Bildern?"
Er lächelte mich nur beruhigend an: „Die sind gelöscht. Für immer und ewig. Wirst du nie wieder sehen. Tut mir leid, falls du Abzüge gewollt hättest."
Grinsend zwinkerte er mir zu und ich konnte nicht anders als ihn umarmen.

***

2 Uhr morgens, 12. April 2013, Tourbus von One Direction.
Ich befand mich bereits im Halbschlaf, als sich plötzlich jemand neben mich legte.
„Psst, Liza", flüsterte Louis und piekste mir in die Seite.
„Hmpf", machte ich und versuchte ihn durch eine halbherzige Armbewegung zu verscheuchen.
Hoffnungslos.
„Louis, wenn du gekommen bist, um mich zu töten, dann mach es bitte so, dass ich weiterschlafen kann", brummte ich.
„Sehr lustig", machte er leise, „Nein, jetzt ernsthaft. Wir müssen reden."
Ich drehte mich um und blinzelte ihn verschlafen an: „Tun wir doch grade."
„Wieso hast du Paul, Preston und Mark auf diesen Typen angesetzt?", wollte er wissen.
Das klang ja fast schon so, als hätte ich einen Mord in Auftrag gegeben.
Pff, sowas machte ich doch nicht.
Ich war ja ein liebenswürdiges Mädchen und so.
„Ich hab die auf gar nichts angesetzt, wusste bis vorhin selbst nicht, dass die bei ihm waren", entgegnete ich brummend, „Kann ich dann schlafen?"
„Nein. Wieso sind die zu ihm gegangen? Wieso war er heute hier, wenn er danach von denen zusammengeschlagen wird?"
„Ich glaub ja ehrlich gesagt nicht, dass er wirklich zusammengeschlagen wurde. Das würden die doch nicht machen", sagte ich ehrlich und setzte mich dann in meiner kleinen Koje auf: „Sagen wir es so: Der Typ ist ein Arsch. Er hat es nicht anders verdient. Wären die nicht zu ihm gegangen, müsste ich ihm zehntausend Pfund zahlen."
„Er hat dich erpresst?", wollte Louis wissen.
Seine Augen waren weit aufgerissen und ich musste über sein Gesicht schmunzeln.
Es sah echt lustig aus.
„Jop."
Stille.
Wir schwiegen uns an, das einzige, was man hören konnte, war der gleichmäßige Atem von Harry, der irgendwo über uns lag.
„Und womit?", kam es auf einmal von neben uns, wo Liam lag.
„Willst du gar nicht wissen", brummte ich.
„Sonst würde er nicht fragen", mischte sich nun Zayn an.
„Verdammt, was seid ihr denn alle wach?", fluchte ich, „Schlaft gefälligst statt uns zu belauschen."
„Eigentlich war das abgesprochen, das wir zuhören", warf nun Liam ein.
„Louis, wieso flüsterst du dann die ganze Zeit", knurrte ich ihn an, „Du hättest auch gleich eine von Ben Winstons Kameras auf mich richten können, du kleiner Pisser."
„Erstens bin ich größer als du, zweitens sind wir doch alle irgendwie Pisser, außer du gibst keine Flüssigkeiten ab, und drittens schläft Harry", sagte dieser, so als wäre es das normalste der Welt.
Oh Gott, ich beneidete Eleanor echt nicht.
Wie hielt die das überhaupt mit ihm aus?
Das war ja echt schlimmer als einen nervigen Dreijährigen zu babysitten.
„...und Niall?", fragte ich.
„Wach und anwesend", meldete dieser von seiner Koje aus.
„Nah, dann sag ich das jetzt bestimmt nicht", entschied ich, worauf ein einstimmiges „Hey" geflüstert wurde.
„Was hat das denn jetzt mit mir zu tun?", wollte Niall wissen.
„Du bist doch so schon eifersüchtig genug", fauchte ich, „Da musst du sowas nicht auch wissen."
Alle schwiegen und auch Niall schien nichts dazu zu sagen haben.
Ich drehte mich wieder Richtung Wand, weg von Louis, da kicherte Zayn leise: „Wieso denke ich grade an einen Porno?"
„ZAYN", quietschte ich, „Was verdammt denkst du von mir?"
„Ugh", kam es von Harry, „Ich weiß ja nicht, was Zayn von dir denkt, aber ich denke, dass du deine Klappe halten solltest. Ich will schlafen."
„Willst du gar nicht", rief Louis nun in normaler Lautstärke und kletterte von meinem Bett aus in seines.
„HEY", kam es von Harry und er rollte sich hin und her: „Louis, hör auf mich zu kitzeln. Nein, lass das. Fass mich nicht an. Louis!"
Liam lachte leise, während Zayn das Licht wieder anmachte.
„Wow, Liza, ohne Make-Up siehst du ja ganz anders aus", grinste er mich an, worauf er nur meinen wunderschönen Mittelfinger zu sehen bekam.
„Weißt du was, Zayn, wie wäre es, wenn du einfach wo anders unnötige Kommentare abgeben würdest?"
„Aw."

***

Ich wusste nicht genau wie, aber irgendwie führte eines zum anderen und wir endeten damit, dass wir alle nur mit unseren Schlafsachen, die bei den Jungs nur aus Boxershorts und bei mir aus einer Jogginghose und einem Shirt bestanden, und Schuhen bekleidet draußen herum rannten und uns gegenseitig mit Tomaten abwarfen, die wir im Kühlschrank gefunden hatten.
„HARRY VERDAMMT, ICH DACHTE WIR SIND IN EINEM TEAM", fluchte Louis.
„Ich dachte du wärst Zayn", verteidigte sich dieser, worauf Zayn nur rief: „Was?! Meine Haare sehen ja mal einfach zehnmal besser aus als die von Louis!"
Wir „spielten" in Zweierteams und, was für ein Wunder, Larry und Ziam hatten sich sofort zusammengetan, also hatten Niall und ich keine Wahl.
„Hast du mir gerade eine fucking Tomate ins Gesicht gedrückt", fassungslos starrte ich Niall an, der neben mir stand.
„Jop."
„Du hast aber schon mitbekommen, dass wir in einem Team sind, oder?"
„Jop."
„Dann war das grade pure Absicht?"
„Jop."
„Okay. Du hast es nicht anders gewollt."
Ich nahm eine Tomate und drückte sie in sein Gesicht, bis ich spürte, dass sie aufplatzte.
„Ew, Liza", fluchte er und wir bewarfen uns aus direkter Nähe mit Tomaten, bis dann irgendwann die Scheinwerfer eines anderen Busses angingen und wir Pauls wütende Stimme hörten: „WERDET IHR WOHL SOFORT ALLE IN EUREN BUS ZURÜCK GEHEN UND DIE VERDAMMTEN TOMATEN IN RUHE LASSEN?! IHR HABT IN EIN PAAR STUNDEN EIN KONZERT UND IHR WERDET UM PUNKT NEUN UHR AUFSTEHEN, MIR TOTAL EGAL, WIE MÜDE IHR SEID. HABT IHR DAS VERSTANDEN?!"
Dann schlossen sich auch schon wieder die Türen des Busses hinter ihm und wir mussten mühevoll ein Lachen unterdrücken.

@LizaDevineDrumsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt