Wie mein Leben eine Liebeskomödie wurde

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Kapitel 70- Wie mein Leben eine Liebeskomödie wurde
Es war mittlerweile der 15. Juli und ich hatte mit Niall kaum ein Wort gewechselt und wenn, dann war es nur wegen der Arbeit gewesen.
Privat lief da gar nichts mehr- bis er sich neben mich setzte.
Ich saß alleine in meinem Hotelzimmer und sah mir gerade Bilder an von Dad und mir.
Vor meinem Flug hatte ich Familienfotoalben nach Fotos durchsucht und diese dann eingepackt.
Meine Augen waren mit Tränen gefüllt, leise schluchzte ich vor mich hin und es fühlte sich an, als würde ich ersticken.
Wer hätte gedacht, dass Trauer so schrecklich sein konnte?
Wie oft hatte ich alleine in den vergangen Monaten geweint, wegen Niall, wegen meinem Leben, wegen allem Möglichen?
Das hier war schlimmer als all dies zusammen.
Es klopfte an meiner Zimmertüre und schniefend wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht.
Langsam stand ich vom Boden auf und ließ die Fotos dort liegen.
Als ich die Tür öffnete, erwartete ich Camryn oder Ashton oder Lou, aber nicht Niall.
Er sagte nichts, sondern umarmte mich nur.
Es tat gut und so weinte ich schließlich sein Oberteil voll.
Niall hob mich hoch, sodass ich meine Beine um ihn schlingen konnte.
Auf einmal fühlte ich mich wie ein kleines Kind, so zerbrechlich.
Er schloss die Tür hinter sich und setzte sich dann mit mir aufs Bett, strich mir sanft über den Rücken und flüsterte beruhigende Sachen in mein Ohr.
„Weißt du", sagte ich, nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte, „da rechnet man schon mit etwas Schlimmen, aber dann kommt es noch viel schlimmer. Ich hatte gedacht, dass meine Eltern sich trennen, sich scheiden lassen. Den Traum von der perfekten Familie zerstören. Aber was passiert dann? Ein friedlicher Tag endet in einer Katastrophe."
„Ich weiß. Es tut mir so leid, Liza", kam es leise von Niall.
Er klang wirklich so, als sei er betroffen.
„Wieso bist du hier?", schluchzte ich nun, „Ich dachte, du hasst mich."
Der Tod meines Dads war schwer für mich zu verkraften, genau genommen war er gar nicht zu verkraften.
Ich musste vom Thema ablenken, bevor ich noch endgültig zusammenbrechen würde.
„Ich hab dich gehört. Du weinst so laut, dass man es selbst auf dem Gang noch hört. Es hat mir das Herz gebrochen, Liza. Und weißt du auch, wieso? Weil so sehr ich dich auch hassen will, ich kann es einfach nicht. Ich habe dir gesagt, dass ich in dich verliebt bin und dass ich mit dir gerne auf Probe zusammen sein will, aber du hast mir gar nicht zugehört, als ich es dir erklären wollte. Ich kann dich verstehen, wirklich, ich kann dich verstehen, aber ich habe meine Gründe."
„Welche Gründe?", fragte ich nun.
Vielleicht hatte er recht, ich hatte ihm nicht einmal die Chance gegeben, dass er mir seine Entscheidung hätte erklären können.
„Holly, meine Ex. Wir sind jetzt zwar befreundet, aber das waren wir zuvor auch. Genau wie wir beide. Gut, ich habe nicht so Sachen mit ihr gemacht, wie ich sie mit dir mache- gemacht habe, aber dennoch. Wir waren Freunde. Das mit der Beziehung, das sollte wohl einfach nicht sein. Die Fans hassen sie jetzt, schicken ihr gemeine Nachrichten und machen sich über sie lustig."
Nun, da hatte ich doch mal etwas gemeinsam mit den Fans, zumindest was den Hass anging.
„Ich würde liebend gerne mit dir in einer Beziehung sein, wirklich, aber ich habe Angst. Angst, dass das nicht klappt. Dass die Fans dich hassen."
Ich seufzte und musste zugeben, dass ich ihn doch verstand.
„Aber wenn wir es nicht öffentlich machen? Und wieso sollten die anderen Jungs nichts davon wissen?", hakte ich nach.
Niall räusperte sich, während er seinen Blick kurz auf den Boden richtete.
„Versteh mich nicht falsch", stellte er gleich klar und sah mich nun an, „Die Jungs sind wie Brüder für mich. Sie mögen dich. Falls das mit uns nicht klappen sollte, wäre es einfach merkwürdig. Naja, du weißt schon, die Ex vom Freund und so. Ich glaube nicht, dass das alles hier noch normal sein würde. Außerdem ziehen die mich immer mit allen Frauen auf, mit denen ich nur rede. Du bist toll, ganz klar, aber ich möchte mir trotzdem nicht stundenlang anhören müssen, wie sie Witze über uns beide machen."
Es war irgendwie süß, dass er das für mich machte.
In irgendeiner Weise tat er das ja schon.
„Gut", sagte ich schließlich und er sah mich recht überrascht an: „Gut? Du findest das gut?"
Gespielt schockiert schüttelte er den Kopf, worauf ich ihn nur boxen konnte.
„Ist dann alles wieder in Ordnung bei uns?", fragte er grinsend und hielt meine beiden Handgelenke fest, sodass ich ihn nicht mehr „verletzen" konnte.
Erst wollte ich nicken, doch dann fiel mir wieder ein, was er zu mir gesagt hatte.
„Du hast mich eine Schlampe genannt. Bin ich das?"
Stille.
Sein Schweigen sagte ja schon alles und das brach mir irgendwie mein Herz.
„Nein", meinte er nach langem Zögern und dies machte seine Aussage auch recht unglaubwürdig, „Nein, bist du nicht."
„Und was ist mit den ganzen Namen, die du aufgezählt hast?", wollte ich nun wissen.
Niall seufzte und sah mich an.
„Nun, William ist nicht mal dein richtiger Freund. Soweit ich seine Blicke gesehen habe, steht er nicht einmal auf Frauen? Ist ja auch egal. Ryan, nun...Es hat mich verletzt. Du hast mich verletzt. Ich weiß nicht, was mit Dave ist und was wir sind. Und ich weiß auch nicht, was Ryan bei dir zuhause getan hat."
Jetzt war ich wohl an der Reihe, den Teppich genau zu inspizieren.
„Ich habe keinen Kontakt mehr mit Ryan. Er... Er hat mich erpresst. Paul, Preston und Mark haben das dann geklärt."
Zwar war ich mir nicht ganz sicher, aber ich glaubte doch ein gemurmeltes „Karma" gehört zu haben.
Nun ja, er hatte ja recht.
„Dave hat mir geschrieben, ich hab nicht geantwortet. Ich will keinen Kontakt zu ihm. Du meintest doch, dass er behauptet hätte, dass zwischen uns etwas laufen würde, oder? Wann hast du mit ihm geredet?"
Niall zuckte mit den Schultern: „Er arbeitet hier irgendwo. Hab ihm in einer der Arenen gesehen. Wieso sollte er lügen?"
„Vielleicht, weil er ein dämlicher Idiot ist?", erwiderte ich relativ schlecht gelaunt auf dieses Thema.
Wenn ich die Zeit zurück drehen könnte, würde ich Dave auf den Mond schießen, noch bevor ich überhaupt mit ihm zusammen gekommen wäre.
Leider ging das ja nicht.
„Okay, das Argument wird akzeptiert", kam es von Niall, „Dann wäre noch Ryan das Problem und wir beide."
„Was ist denn an Ryan ein Problem?"
„Er hat dich nackt gesehen, dich angefasst?"
„Und er hat mich fotografiert und mich erpresst, hm, schon mal darüber nachgedacht? Ich kann dich verstehen, Niall, wirklich. Findest du aber nicht, dass ich schon meine Strafe vom Schicksal bekommen habe? Außerdem habe ich das wegen dir gemacht."
„Ach, jetzt ist das meine Schuld oder was? Hab ich gesagt, dass du mit dem nächstbesten ins Bett gehen sollst?", seine Stimme wurde lauter und er klang wütend.
Verständlich irgendwie.
„Ich habe dich mehr als alles andere geliebt und du wolltest ganz eindeutig nichts von mir. Denkst du, dass ich was mit ihm hatte, weil ich ihn geliebt habe? Das habe ich nämlich offensichtlich nicht. Ich wollte mich ablenken, ablenken von dir, von meinen Gefühlen für dich. Ich wollte sie loswerden, einfach nur loswerden!"
Unbewusst schrie ich nun auch.
Niall riss den Mund auf, doch ich ließ ihn nicht einmal anfangen zu sprechen: „Hör mir mal gut zu, Niall! Ich bin nicht hier, weil ich dir hinterherlaufe wie es diese ganzen Mädchen machen. Ich werde nicht heulen, nicht kreischen und erst recht werde ich dir nicht in deinen Arsch kriechen, wie es vermutlich die meisten Menschen machen, nur weil du berühmt bist. Ich bin hier, weil mein Vater gestorben ist, meine Schwägerin-in-spe eine Familie braucht und weil meine Mutter ganz offensichtlich mich nicht in ihrem neuen Leben haben möchte. Genau genommen will mich momentan niemand in seinem Leben haben, denn jeder schiebt mich zu jemand anderem ab. Aber das ist mir jetzt egal, hörst du? Ich habe Gefühle für dich und du benimmst dich wie das größte Arschloch überhaupt. Du magst vielleicht ein gut bezahltes Arschloch sein mit einer Menge Geld, aber das ist mir egal. Ja, mag sein, dass ich einen Fehler gemacht habe. Vermutlich mehr als nur einen Fehler. Aber du hast kein Recht mich deswegen dumm anzumachen. Und jetzt verschwinde."
Der junge Mann vor mir sah mich mit aufgerissenen Augen und ebenfalls weit geöffnetem Mund an, wirkte wie ein kleines Kind, das gerade zum ersten Mal von seinen Eltern angeschrien worden war.
„RAUS! VERSCHWINDE!", brüllte ich mit Tränen in den Augen.
Langsam stand er auf.
„Liza, e-es", stammelte er, doch ich ließ ihn nicht ausreden, sondern deutete zur Tür, während mir auch schon die erste Träne die Wange herunterlief.
„RAUS HIER!"

***

Wer auch immer gesagt hatte, dass Liebe etwas Wundervolles sei, gehörte in eine Psychiatrie eingewiesen.
Die Liebe von einer Tochter zu ihrem Vater endete in Kummer und Sorgen, in größter Trauer.
Die Liebe von einer Frau zu einem Mann endete in Streit und in Tränen.
Liebe war nichts Wundervolles, nein, ganz im Gegenteil: Liebe bedeutete Schmerzen.
Liebe bestand aus Schmerzen, aus nichts anderem.
Ich verließ mein Zimmer an diesem Tag nicht mehr, ging nicht zum gemeinsamen Abendessen, sondern saß lieber in meinem Bett, sah mir Bilder von Dad und mir an und weinte.
Ohne mich selbst bemitleiden zu wollen, so musste ich doch sagen, dass mein Leben momentan eine einzige Katastrophe war.
Am nächsten Morgen wachte ich sehr früh auf.
Die Trauer von gestern steckte noch immer in meinen Knochen, doch ich erinnerte mich an Dads Worte.
Er hatte nie gewollt, dass ich wegen etwas traurig war.
Stattdessen hatte mir schon als kleines Kind gesagt, dass ich stark sein musste und nicht trauern sollte, sondern die positiven Aspekte sehen sollte.
Was positiv an seinem Tod sein sollte?
Ich wusste es nicht.
Dennoch würde ich nun stark sein.
Schnell sprang ich aus dem Bett und unter die Dusche, das kühle Wasser lief meinen Körper herunter und ich musterte meine Beine.
Sie waren nicht die dünnsten, auch wenn sie nicht besonders dick waren.
Obwohl man nun vermutlich erwarten würde, dass ich meinen Körper und Mutter Natur verfluchen würde, so tat ich das nicht.
Ich war Drummerin und Tätowiererin, kein Model.
Meine Beine waren in Ordnung, so wie sie nun mal waren.
Selbiges galt auch für meinen Bauch und meinen restlichen Körper.
Perfektion war nun mal nicht perfekt, sondern fehlerhaft und mackenhaft, auch wenn es keine Fehler und Macken waren, sondern einfach nur mein Körper.
Und mehr Perfektion als der Körper jedes einzelnen Menschen konnte es nicht geben, das war ganz und gar unmöglich.
Mit diesen Gedanken wusch ich mir meine Haare und meinen Körper, rasierte meine Beine und trat schließlich aus der Dusche.
Schnell wickelte ich ein Handtuch um mich, das den Namen des Hotels in goldenen Buchstaben eingestickt hatte.
Ein Klopfen an der Tür hielt mich davon ab, mir meine Haare zu föhnen und mich anzuziehen.
Mit einem Lächeln im Gesicht, tropfenden Haaren und einem noch halb nassen Körper, der nur knapp von einem kleinen Handtuch bedeckt war, lief ich aus dem Badezimmer zur Tür und öffnete diese.
„Hi Liza, wie ge- oh."
Lukes Blick fuhr von meinem Gesicht über meinen Körper und blieb schließlich am oberen Ende des Handtuchs hängen.
Ich konnte sehen, wie er schluckte.
„Hey", fuhr ich ihn belustigt an.
Preston, der nun hinter Luke auftauchte, gab diesem einen Schlag gegen den Hinterkopf: „Hey!"
Sein „Hey" klang um einiges unfreundlicher als meines.
„So-Sorry", stammelte Luke und richtete seinen Blick auf die Wand neben mir, während seine Wangen rosa anliefen.
„Sag mir bitte, dass du etwas darunter trägst", murmelte er leise.
Ich verdrehte meine Augen: „Wieso hast du geklopft?"
Unauffällig umklammerte ich das Handtuch noch mehr und sicherte so meine Bedeckung.
„Wir wollten etwas unternehmen", sagte Luke nun.
Sein Blick erklärte alles, er wollte mich ablenken.
„Was denn?", fragte ich neugierig.
Eine Ablenkung war gerne willkommen.
„Erst in die Stadt und shoppen, dann mit dem Fahrrad zu einem kleinen Restaurant, das wir im Internet gefunden haben, und danach mit einem Boot auf dem Mississippi fahren?", schlug Preston vor und obwohl er versuchte es so spontan wie nur möglich auszudrücken, war es ganz klar total durchgeplant von hinten bis vorne.
„Wow, du musst aber verzweifelt sein, wenn du mit mir shoppen gehen willst", bemerkte ich grinsend und nickte dann: „Ja, gut. Wann gehen wir los?"
„Wie lange brauchst du denn, um dir etwas anzuziehen?", lachte Luke und ich zuckte mit den Schultern: „Zehn Minuten?"
Preston murmelte nur irgendwas, was stark nach „Frauen" klang.
Der Sänger jedoch nickte nur und teilte mir dann mit, dass sie alle in der Hotellobby warten würden.
Wer auch immer „alle" war.

***

Ich beeilte mich beim Anziehen und entschied mich so kurzerhand für
Schnell schminkte ich mich, machte ein wenig Wimperntusche auf meine Wimpern und trug einen Lippenstift auf.
In letzter Zeit fühlte ich mich ohne Lippenstift nur wie ein halber Mensch.
Selbiges galt auch für meine Fingernägel, welche immer mit Nagellack bedeckt sein mussten.
Ich schlüpfte noch schnell in schwarze Chucks, bürstete meine Haare ein letztes Mal, dann nahm ich meine schwarze Tasche und schloss die Tür hinter mir.
Die Uhr auf meinem Handy sagte mir, dass ich bereits fünf Minuten zu spät war, also beeilte ich mich noch mehr.
Der Aufzug schien Ewigkeiten zu brauchen, ich hatte sogar schon kurz Angst gehabt, dass ich stecken geblieben war.
Als ich schließlich das „pling" hörte und die Türen sich öffneten, konnte ich die Lobby sehen.
An einem Tisch dort saßen schon die vier Jungs von 5SOS, daneben Camryn und Preston, sowie zwei weitere Bodyguards, die ich nicht kannte.
Sie waren alle vertieft in ihr Gespräch und auf ihre Handybildschirme, doch als ich auf sie zu lief, richteten sich die Blicke auf.
„Gut siehst du aus", lächelte Camryn mich bewundernd an und brachte mich somit nicht nur zum Erröten, sondern auch zum Lächeln: „Danke, du auch."
Sie trug ebenfalls Shorts und ein Shirt, an ihren Füßen befanden sich rote Vans.
„Auf geht's", rief Michael hochmotiviert und legte seinen Arm um meine Schulter, während wir alle aus dem Hotel gingen.
Draußen standen einige Fans, die sofort ihre Handykameras auf uns richteten, doch ich ignorierte das einfach nur.
Ich hatte bessere Probleme als Fans.
Doch genau genommen interessierten mich diese Probleme gerade auch nicht.
Die Jungs, Männer, Camryn und ich schlugen uns durch einige Läden und am Ende hatten wir alle mindestens ein Kleidungsstück mehr.
Wir ließen sie dann von einem Mann abholen, der wohl irgendwann mal in seinem Leben nur Bodyguard hatte werden wollen, nun aber die Einkäufe von uns beschützen musste.
Der ärmste.
Auf Fahrrädern, die wir uns von einer der wohl fast zweihundert Leihstationen ausgeliehen hatten, machten wir uns auf den Weg.
Es war zwar sehr warm, aber ein leichter Wind sorgte für angenehme Erfrischung.
Wir alle lachten viel und ich hatte sehr viel Spaß.
Als wir schließlich nach dem Mittagessen in einem süßen, kleinen Diner auf dem recht großen Boot oder Schiff, ich kannte den Unterschied davon immer noch nicht, waren, hatte ich endgültig alle meine Sorgen vergessen.
Luke legte seinen Kopf auf meinen Schoß, während wir beide auf der Holzsitzbank saßen und die Sonne genossen.
Neben mir saß noch Michael, auf der Bank neben uns saßen Calum und Camryn, die schon den ganzen Tag aneinander hingen wie mit Sekundenkleber zusammengeklebt.
Preston und die Bodyguards grenzten uns etwas von den wenigen anderen Menschen ab, die hier noch auf dem Schiff waren.
Das Wasser bewegte sich ruhig und ich fuhr mit meiner Hand durch Lukes Haare.
„Wie geht's dir?", fragte er und sah mich von unten aufmerksam an.
„Wie soll es mir gehen?", erwiderte ich.
Er zuckte mit den Schultern und schwieg ein paar Sekunden, dachte wohl darüber nach, was er nun sagen sollte.
„Du siehst glücklich aus. Find ich gut", bemerkte er und ich musste lächeln.
Ja, ich war glücklich.
Gerade war ich wirklich glücklich.
Das erste Mal seit Dads Tod.
„Ich vermisse ihn, weißt du? Er hätte aber nicht gewollt, dass ich seinetwegen nur am Weinen bin. Er hätte gewollt, dass ich Spaß habe, all das mache, was ich für richtig halte. Und das werde ich jetzt auch machen."
„Find ich gut", meinte Luke erneut und er klang so, als würde er das wirklich so meinen.

***

Wir kamen etwa gegen neunzehn Uhr zurück ins Hotel, ich kam mit der ganzen Zeitverschiebung noch nicht so gut klar, doch auch ich hatte nun Hunger.
Den anderen ging es genauso, Ashton hatte schon seit mindestens einer halben Stunde rumgeheult, dass er verhungern würde, also gingen wir direkt in das Restaurant des Hotels und nicht erst auf unsere Zimmer.
Preston steuerte direkt den Raum an, in welchem neulich auch das Frühstück stattgefunden hatte.
Wir hatten wohl den Raum für unsere gesamte Zeit im Hotel gebucht.
Der Rest von unserer Gruppe saß dort auch schon und begrüßte uns mit vollen Mündern.
Schnell bestellten auch wir unser Essen und setzten uns dann an die zusammengeschobenen Tische.
Niall deutete auf den Platz neben ihn und lächelte mich hoffnungsvoll an.
Luke, der neben mir stand, lehnte sich zu mir rüber und flüsterte mir ins Ohr, ob ich denn nicht dorthin sitzen wollte.
„Der meint dich", erwiderte ich nur still und setzte mich neben Liams Freundin und Harry.
Ich bemerkte, wie Nialls Mundwinkel verrutschten, doch er schien dennoch irgendwie glücklich zu sein.
„Wieso grinst du denn so?", lachte auch Preston, als er Niall ansah, während er sich neben Lou und Paul setzte.
„Greg und Denise haben ihr Kind bekommen, ich bin Onkel. Theo heißt der Kleine", verkündete er und alle gratulierten ihm, ich jedoch schwieg.
Mein Essen kam recht schnell und ich stürzte mich hungrig auf das Steak mit den Nudeln.
Es war köstlich.
„Na, du bist aber hungrig", bemerkte auch Sophia lachend.
Ich mochte sie.
„Und wie", erwiderte ich grinsend, während meine Gabel schon wieder auf dem Weg zu meinem Mund war.
Dieser Abend war der erste Abend seit langem, an dem ich noch etwas aufblieb und mit den anderen auf dem Hotelflur saß, redete und lachte.
Harry alberte mit mir herum, Luke und Louis spielten Football auf dem Gang und Camryn turtelte mit Calum herum, auch wenn ich mir nicht sicher war, was genau jetzt eigentlich zwischen den beiden lief.
Nachts fiel ich mit einem Lächeln in meinem Gesicht ins Bett.

***

Die Tage vergingen wie im Fluge, mein Leben lief endlich wieder richtig.
Josh und ich sprachen kaum und wenn, dann erkundigte er sich mehr nach seinen Freunden als nach mir.
Er gab mir das Gefühl, dass ich ihm nicht so wichtig war, was mich zwar schon verletzte, aber andererseits wollte ich mir und auch ihm beweisen, dass ich sehr gut ohne ihn auskam.
Da wir in Amerika waren und ich hier eine andere Nummer hatte, weil es sonst einfach zu teuer gewesen wäre, wenn jemand von unserer Crew mich anrufen musste oder gar wollte, konnte ich kostengünstig mit dem Bruder meines Chefs telefonieren.
Kevin und ich verstanden uns gut und er lud mich nach New York ein, auch wenn wir dort gar nicht Halt machen würden mit der Tour.
Ich versprach ihm nach einem passenden Zeitpunkt zu schauen.
Die Jungs und ich alberten wie gewohnt herum, vor allem die vier Idioten von 5SOS waren ganz in ihrem Element beim Blödsinn machen.
Paul und Preston hatten aller Hand zu tun und teilweise taten sie mir auch ein wenig leid, wenn wir mal wieder unüberlegte Dinge taten und die beiden entweder hinter uns aufräumen oder uns retten mussten.
Alles schien also wie zuvor zu sein, außer Marco.
Er war tatsächlich freundlich, lächelte ab und zu sogar.
Richtig gruselig!
„Vielleicht ist er krank", überlegte Zayn laut und ich musste ein Kichern unterdrücken, als besagter „Kranker" uns ansah.
„Rede halt noch lauter", stöhnte Liam leise auf.
Sophia war wieder in England und er hatte niemanden zum Rumknutschen, also hing er jetzt wieder bei uns rum.
Die beiden waren echt süß zusammen.
Marco lief weiter ohne ein Wort zu sagen, doch ich wusste schon, dass das Folgen haben könnte.
Zayn zuckte mit den Schultern: „Was auch immer das ist, es ist gut. So mag ich ihn viel mehr."
„Überraschend", bemerkte auch Louis in einem sarkastischen Ton.
Harry verdrehte zustimmend die Augen.
In letzter Zeit war er etwas schlecht gelaunt und ich war mir nicht genau sicher, woran es lag, doch ich hatte da einen Verdacht.
Dieser war aber ziemlich gewagt und ich wollte ihn nicht darauf ansprechen, da es etwas peinlich sein könnte.
Allgemein konnte ich mit niemandem darüber reden, was mich fast verrückt machte.
Es schien also alles gut zu laufen, nun ja, fast alles: Niall und ich hatten noch immer kleine Probleme miteinander.
Heute war der 24. Juli und somit hatten wir gestern unseren freien Tag gehabt, nachdem vorgestern das Musikvideo zu „Best Song Ever", dem neuen Song der Jungs, veröffentlicht worden war.
Ich hatte den Dreh verpasst, da Josh in dieser Zeit mit den Jungs unterwegs gewesen war, aber das Video war echt lustig und das Lied fand ich auch ganz gut.
Man musste mal anmerken, dass ich ja eigentlich sonst nicht solche Musik hörte.
Wir hatten fünfzehn Uhr und ich war soeben fertig mit den Aufnahmen für This is us, dem Kinofilm, geworden.
Kein Interview mehr, keine Kamera in meinem Gesicht.
Vorbei.
Ich hatte jetzt schon Angst, dass ich total bescheuert aussehen würde und die halbe Welt das sehen könnte.
„Ich verklag euch", hatte ich schon mindestens zehnmal zu den Jungs gesagt, die darüber nur gelacht und den Ernst der Tatsache nicht verstanden hatten.
Tatsächlich würde ich alles machbar machen, nur um die DVDs zu zerstören, falls sie mich in irgendeiner Weise hässlich zeigen sollten.
Lou und Caroline hatten zwar behauptet, dass ich ganz toll aussehen würde, aber das bezweifelte ich dann doch.
Lux war in den Kindergarten gekommen und somit konnte sie uns nicht begleiten.
Ich vermisste die Kleine.
„Sind wir am 25. oder am 26. Juli im Studio?", fragte Harry in die Runde.
„Am 26.", antwortete Zayn ihm, „Lern endlich mal deine Termine auswendig."
„Nö", entgegnete der Lockenkopf nur und warf mir ein halbherziges Grinsen zu.
„Schreibt ihr eigentlich alle Lieder selbst?", hakte ich nach.
Sofort setzten sich alle Jungs auf und räusperten sich.
Wow, jetzt fühlte ich mich doch gleich wie bei einem Interview.
Demnächst mutierte ich noch zu Ellen oder Oprah.
„Nun ja, eigentlich schon. Bei manchen arbeiten wir mit anderen Künstlern zusammen, manche bekommen wir auch geschrieben. Ed zum Beispiel hat Little Things geschrieben", antwortete Niall.
Unsere Blicke trafen aufeinander und für ein paar Sekunden starrten wir uns einfach nur an.
„Okay, jetzt wird's gruselig", murmelte Liam und ich blickte nun ihn an: „Hm?"
„Habt ihr den Streit zwischen euch geklärt?", fragte mich der Braunhaarige mit dem Welpengesicht.
„Ja."
„Nein."
Wir starrten uns an und die übrigen Jungs stöhnten leise auf.
„Bis wir heute Nacht schlafen gehen, habt ihr das geklärt. Ansonsten sperr ich euch ins Badezimmer", informierte uns Harry, der nun aufstand und sich von unserer Gruppe entfernte.
Ich verdrehte nur meine Augen.
„Er hat recht", stimmte Zayn seinem Freund und Bandkollegen zu, „Und wenn ich Harry recht gebe, muss das schon was heißen. Wir kennen ihn ja."
Louis lachte leise auf und Niall seufzte, sah mich an: „Kommst du kurz mit?"
Wohin?
Ich stellte diese Frage nicht, sondern nickte einfach.
Ich würde ihm überall hin folgen, wohin auch immer.

***

Wir endeten an einem Ort, mit dem ich ehrlich gesagt nichtgerechnet hatte.
„Ernsthaft?", stöhnte ich auf, doch Niall zuckte nur mit den Schultern: „Das ist der einzige Ort, an dem wir komplett ungestört sind."
Zögernd folgte ich ihm in die Herrentoilette im Backstagebereich.
Dass ich eines Tages ausgerechnet hier mit einem berühmten Sänger enden würde, hätte ich nicht gedacht.
Er schloss die Tür hinter mir ab und ich setzte mich auf den Marmorstein, in welchen die Waschbecken eingelassen worden waren.
Ziemlich fancy.
„Was empfindest du für mich?", wollte er wissen.
„Was ist das für eine Frage?", erwiderte ich wie aus der Pistole geschossen, „Beginnt man nicht ein Gespräch mit sowas wie „Wie geht es dir?" oder so?"
Niall lachte stumm auf, schüttelte langsam den Kopf, fast schon belustigt.
„Liza, komm, verarsch mich nicht."
„Was willst du hören, hm? Dass ich nichts für dich empfinde außer Freundschaft? Oder dass ich dich liebe?"
„Liebst du mich?", fragte er nun.
Ich war mir nicht sicher, was ich entgegnen sollte.
Die Wahrheit?
Oder sollte ich mich durch Lügen schützen?
Sollte ich meine Gefühle verstecken und hoffen, dass er mir eines Tages ganz sicher sagen konnte, was er von mir wollte, sodass ich ihm dann zu diesem Zeitpunkt gestehen konnte, was ich für ihn empfand?
„Liebst du mich?", erwiderte ich nun und sah ihn an.
Er löste den Blick nicht von mir.
„Vielleicht."
„Vielleicht? Vielleicht?! Niall, es gibt kein vielleicht! Ja oder nein. Es gibt nur ja oder nein. Du musst dich entscheiden."
Er räusperte sich, seine Wangen färbten sich leicht rosa.
Vermutlich hätte ich das jetzt total süß gefunden, wenn es nicht so wichtig gewesen wäre, was er mir sagen würde.
„Ich bin verliebt in dich. Ein bisschen mehr als das. Ich weiß aber nicht, ob das schon Liebe ist."
Ich nickte langsam.
„Lach mich jetzt aus, mach dich über mich lustig. Komm."
„Wieso sollte ich das machen?", erwiderte ich leicht verwirrt.
„Weil ich dir jetzt schon zum dritten Mal meine Gefühle gestanden habe und du scheinbar kein Interesse hast", antwortete Niall leise.
Ich war mir nicht sicher, welche drei Mal er meinte, aber das war momentan ja auch total nebensächlich.
„Doch, habe ich. Hörst du? Ich habe Interesse. Nur weiß ich nicht, wie das mit uns weitergehen soll. Du willst keine richtige Beziehung und ich habe Angst, dass du es nicht ernst nimmst. Dass ich wieder verarscht werde. Wie mit meinem Ex. Ich verstehe dich, Niall, aber du musst auch mich verstehen."
Niall kam mir nun näher, legte seine Hand auf mein Bein.
Wir waren ungefähr auf einer Höhe, seine Augen sahen direkt in die meine.
„Vertrau mir", flüsterte er.
Nur noch wenige Zentimeter trennten unsere Gesichter von einander.
„Vertrau mir."
Ich beugte mich ein wenig vor, seine Hände legten sich an meinen Rücken und zogen mich näher, sodass ich meine Hand an sein Gesicht legen konnte und meine Lippen auf seinen platzieren konnte.
Langsam bewegten wir sie, wir hatten den gleichen Rhythmus und es war, als wären meine Lippen nur für seine gemacht und umgekehrt.
Obwohl wir in einem abgeschlossenen Raum waren und ich nicht leugnen konnte, dass ich nicht bereit gewesen wäre um unanständige Dinge zu machen, passierte nichts.
Das hier war kein „Vorspiel", das hier waren wahre Gefühle.
Und in diesem Moment war mir klar, dass ich ihm mein Leben anvertrauen würde.
Also wieso nicht auch mein Herz?
Ob diese Frage jemals beantwortet werden würde, wusste ich nicht.
Vielleicht wollte ich auch nicht darüber nachdenken, weil ich genau ahnte, was passieren könnte.

***

Wir hatten gerade alles abgeklärt, was unsere auf der Herrentoilette gestartete Beziehung anging, die im Übrigen streng geheim war, da mussten wir dann auch wieder gehen, da bald Soundcheck war.
Niall schloss also die Tür wieder auf und öffnete sie, hielt sie mir auf.
Ich lief an ihm vorbei und versuchte das Lächeln auf meinem Gesicht zu kontrollieren, was aber schwer machbar war, da ich einfach total glücklich war.
Niall schloss die Türe hinter ihm und gerade in diesem Augenblick lief Preston an uns vorbei.
Er blieb kurz stehen, warf uns einen vielsagenden Blick zu und lief dann mit leicht rot gefärbten Wangen weiter.
Mach ihn nicht kaputt.
Die Worte kamen mir in den Sinn.
Ob Preston auch daran gedacht hatte?
Sie waren mir gesagt worden, als man Niall und mich letztes Mal „erwischt" hatte.
Man ahnte ja nicht, dass er mich kaputt machen könnte.
„Oh Gott", murmelte Niall leise, „Ich will gar nicht wissen, was er gerade von uns denkt."
Ich nickte nur zustimmend, dann machten wir uns auf den Weg zur Bühne.

***

Dan, Sandy und Jon diskutierten gerade über Fußballspieler und ich setzte mich hinter mein Schlagzeug.
Marco und Paul sahen uns zu, wie wir dann kurz ein paar Stücke spielten.
Wir konnten die Fans schon hören, sie kreischten recht laut.
Vermutlich würde ich noch einen Hörschaden haben am Ende der Tour, auch wenn ich zugeben musste, dass ich meine Musik auch viel zu laut hörte und es nicht unbedingt nur an den Fans liegen musste.
Wir spielten heute im Pepsi Center in Denver und demnach trank ich heute auch mehr Pepsi als Wasser, was laut Mark gar nicht gut war, weil das ja so viel Zucker hatte und man ja „healthy" leben müsse.
Die Ernährung sei nämlich mindestens genauso wichtig wie Sport.
Nur so könne man gesund leben.
Von den ganzen Pizzas, die ich in meinem Leben schon gegessen hatte, erzählte ich ihm lieber nichts.
Der Gute würde nur noch einen Herzinfarkt bekommen bei diesem „unhealthy" Essen.

***

Das Konzert verlief wie immer, was sollte ich auch sagen.
Mitterlweile hatte ich die Lieder sooft gehört, dass mir jeder Abend gleich vorkam.
Es machte zwar Spaß hier zu spielen, doch für den Rest meines Lebens wollte ich das nicht machen.
Im Tattoostudio hingegen hatte ich jeden Tag etwas ganz anderes, andere Motive und andere Kunden.
Das gefiel mir viel mehr.
Nach dem Konzert fiel ich müde ins Bett im Tourbus, wir fuhren direkt weiter zum Maverik Center in Salt Lake City.
Dort spielten wir dann am 25. Juli, danach machten wir uns auch direkt nach dem Konzert auf den Weg nach Vancouver.
Die Jungs würden am folgenden Tag ins Tonstudio gehen und Songs aufnehmen für das nächste Album.
Mark und ich hingegen hatten ein „Date", besser gesagt wollte er mich mal wieder quälen.
Da wir ja für kurze Zeit in Vancouver sein würden, wohnten wir in einem Hotel und da gab es praktischer Weise ein Fitnessstudio.
Für diesen Abend hatte Mark es für die Crew von One Direction gebucht, da noch einige andere von uns dorthin wollten und wir ja nicht besonders oft Gelegenheit für so etwas hatten.
Ich lief also gerade auf dem Laufband um mein Leben, neben mir war Lou ebenfalls am Rennen und Sandy starb gerade an irgendwelchen Gewichten, die er heben sollte, als sich die Tür wieder öffnete und jemand den Raum betrat.
Im nächsten Moment machte ich auch schon eine schmerzhafte Begegnung mit dem Band des Laufbandes, dann mit dem Boden.
Autsch.
„Und schon liegst du mir wieder zu Füßen", kommentierte der Neuankömmling.
„Ich brech gleich", murmelte ich und die anderen hörten nun auf mit ihren Tätigkeiten.
Statt wie sonst rumzuschreien, dass wir weitermachen sollten, schwieg Mark nur und starrte Dave an.
Mein Ex hatte also die Chance genutzt um trainieren zu gehen und leider durfte er das auch, da er ja auch zu unserer Crew gehörte.
„Können wir reden?"
„Verschwinde."
Er seufzte: „Bitte?"
„Rede doch mit Vanny oder such dir irgendein anderes Blondchen, hm?!", fauchte ich ihn an und rappelte mich vom Boden auf.
Mein Gesicht fühlte sich an, als wäre ich total errötet.
Ich selbst fühlte mich wie eine zukünftige Mörderin, die gerade ihr Opfer sah.
Das Motiv war offensichtlich.
Hass.
Abgrundtiefer Hass.
„Liza, das damals war...nicht geplant. Du solltest das nicht sehen. Ich dachte mir nur, dass wenn dieser eine Typ da mit dir zusammen war, dann kannst du ja jetzt gar nicht mehr so schlecht im Bett sein. Also können wir es ja noch einmal miteinander versuchen. Komm, du willst es doch auch."
„Lieber sterb ich", zischte ich und lief an ihm vorbei raus.
Er hatte mich gerade vor meinen Freunden so dargestellt, als wäre ich schlecht im Bett, nur weil er sich damals nur um seine Bedürfnisse gekümmert hatte und ich eben keinen Spaß daran gehabt hatte; wie peinlich war das denn bitte?!
Ich war gerade beim Aufzug angekommen, da lief mir auch schon jemand nach.
Ich brauchte mich gar nicht umzudrehen, um zu wissen, wer mir da folgte, nein, ich hörte es schon an den Schritten.
„Hey, alles okay?"
Ich nickte.
„Alles bestens."
Die Türen öffneten sich und ich stieg ein, er folgte mir.
„Das muss dir nicht peinlich sein", fuhr er fort.
„Das ist aber peinlich. Außerdem stimmt das gar nicht", regte ich mich auf.
Ich wich seinem Blick aus, wollte ihm nicht in die Augen sehen, denn mir war das ganze wirklich mehr als nur peinlich.
Wie konnte er nur behaupten, dass es das nicht wäre?
„Ach komm, du musst jetzt nicht lügen. Wir haben es alle gesehen", lachte Mark leise auf.
Obwohl er ein Schrank war, war ich gerade echt nah dran ihn zu schlagen.
Und zwar grün und blau.
Und vielleicht lila.
Lila war eine schöne Farbe.
Also ja, grün und blau und auch lila.
Ich würde ihn schlagen.
„Aber wie gesagt, das muss dir nicht peinlich sein", meinte er.
Ich wählte den Stock aus, auf welchem ich mein Zimmer hatte.
Die Türen schlossen sich und der Aufzug setzte sich in Bewegung.
Gerade als wir angekommen waren und die Türen sich öffneten, meinte Mark noch: „Weißt du, jeder fällt mal auf dem Laufband."
Ich sah verwundert an: „Du meintest gar nicht...?"
„Was denn? Na, außer dass du auf dem Laufband gefallen bist, ist doch gerade nichts passiert. Zumindest habe ich nichts gesehen und gehört", sagte er und zwinkerte mir kurz zu.

***

Noch am selben Tag erwischte ich Mark bei einem Gespräch mit Paul, der daraufhin zu Marco ging und mit diesem sprach.
Um was es ging, bekam ich nicht mit, aber nachdem Marco mich intensiv anstarrte, hatte ich so meine Vermutung.
Am Abend saßen wir alle gemeinsam in einem Extraraum im Restaurant des Hotels und aßen, Paul kam etwas zu spät dazu.
Ich saß zwischen Niall und Michael und der einzig freie Platz war bei Preston, dennoch kam Paul auf mich zu.
„Liza?", sagte er und beugte sich zu mir runter, sodass ich ihn trotz des Lärmpegels im Raum verstehen konnte, „Dein Ex hat seinen Job gekündigt bekommen. Er ist weg. Das wollte ich dir nur mitteilen."
Ich bedankte mich glücklich und erleichtert zugleich, dann wurde ich auch schon von Michael ausgefragt.
„Wieso wurde ihm gekündigt? Ist etwas passiert?", wollte er wissen.
Ich zuckte nur mit den Schultern: „Nicht so wichtig."
„Liza", kam es von Niall, der mich nun streng ansah.
Ich deutete seinen Blick als besorgt und wütend gleichzeitig.
„Was ist passiert?", fragte auch er nun.
„Ach, er kam heute zu uns und hat eine dumme Bemerkung gemacht, mehr nicht", murmelte ich und Niall sah mich kritisch prüfend an: „Okay."
Es klang nicht so, als würde er mir glauben, sondern vielmehr so, als hätte er mich bei meiner kleinen Lüge durchschaut.
Diese Nacht schlief ich bei ihm im Zimmer, wir kuschelten uns zusammen und mehr passierte auch nicht.
Ich genoss die Nähe zu ihm, zu seinem warmen Körper.
Sein regelmäßiger Atem hatte eine beruhigende Wirkung auf mich.
Es kam mir vor, als wären wir nun wirklich zusammen.
Wie ein Paar eben; Freund und Freundin.
Vielleicht war das albern, nach so kurzer Zeit, vielleicht war es aber auch nicht albern, wer konnte das schon sagen.
Die Drummerin und der Boybandsänger.
Zugegeben: Das klang wie der Titel einer albernen Liebeskomödie.
Es war nicht schwer vorstellbar, dass jemand sich über mein Leben seinen Allerwertesten ablachen würden.
LMAO und so.

@LizaDevineDrumsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt