Kapitel 56- Wie ich nicht ganz so „funky" im Funky Buddha war (Teil 2)
Ryan.
Ryan, der gutaussehende Mann aus dem Fitnessstudio in Glasgow .
Ich starrte ihn einen Moment leicht überfordert an, dann konnte auch ich mir mein Grinsen nicht mehr verkneifen und umarmte ihn stürmisch: „Hey! Was machst du denn hier?"
Er sah mich nur grinsend an, zuckte mit den Schultern, nachdem er meine Umarmung erwidert hatte.
Dann entgegnete er mir: „Ich war grade in London wegen etwas Geschäftlichem. Und da dachte ich mir, hey, wieso nicht ein bisschen feiern gehen? Und dann sehe ich dich hier an der Bar stehen."
Zufälle gab's.
„Einen Drink gefällig?", fragte er und sah mich an, doch ich lehnte dankend ab: „Die Nacht ist jung und wenn ich einmal anfange mit Trinken, höre ich nicht so schnell auf. Besser nicht, aber danke."
Er nickte wissend und bestellte dann nur sich einen Drink, den er relativ schnell runterkippte.
„Ich bin zwar nicht der beste Tänzer, aber wie wäre es, wenn ich mich einfach auf die Tanzfläche stelle und du tanzt um mich herum? Das würde bestimmt ganz gut aussehen", grinste er mich an und ich konnte mir ein Lachen nicht unterdrücken.
In der nächsten Sekunde wurde ich auf die Tanzfläche gezogen.***
Sonnenstrahlen weckten mich, blinzelnd öffnete ich die Augen.
Kopfschmerzen ließen mich kurz zusammenzucken, doch ich versuchte sie auszublenden.
Der Raum war mir unbekannt, doch er erinnerte mich an etwas.
Nur wenige Sekunden später wurde mir klar, dass ich in einem Hotelzimmer sein musste.
Die Hoffnung, dass das alles nur ein schlechter Traum war und ich eigentlich noch immer mit den Jungs auf Tour war, machte sich in mir breit, wurde aber sofort zerstört, als ich mein schwarzes Kleid auf dem Boden liegen sah.
Ich hatte es in der letzten Nacht im Funky Buddha getragen.
Da ich noch auf dem Bauch lag, wollte ich mich auf den Rücken drehen, doch gerade als ich mich nur minimal bewegt hatte, legte sich eine Hand auf meinen Hintern, der sich ziemlich unbekleidet anfühlte.
Ich sah neben mich und bemerkte eine Person, die ebenfalls auf dem Bauch lag.
Das Gesicht war im Kopfkissen begraben, die Arme waren vom Körper weggestreckt und die Decke bedeckte gerade einmal sein Hinterteil und das nicht einmal vollständig.
Ich musste schlucken.
Ach du Scheiße.
Ich hatte jetzt nicht ernsthaft mit ihm geschlafen, oder?
War ich wirklich so ein billiges Flittchen, dass ich gleich mit dem nächstbesten Typen ins Bett ging, kaum war Niall nicht mehr da?
Oh Jesus.
Ich war für einen Moment total überfordert mit der Situation, dann kletterte ich aus dem Bett und zog mich schnell an, wischte mir die verschmierten Reste meiner Wimpertusche aus dem Gesicht und schlich mich dann aus dem Hotelzimmer.
Während ich im Aufzug stand, kamen einige Erinnerungen an die letzte Nacht wieder zurück.
*Rückblick*
Ich konnte kaum noch geradeaus laufen, zum Glück hatte Ryan seinen Arm um mich gelegt, während wir den Club verließen.
„Wir können ja noch bei mir im Hotel etwas zusammensitzen, ich ruf dir dann auch ein Taxi, das dich nachhause bringt", sagte er.
Es war bereits kurz vor drei Uhr morgens, ich hatte definitiv viel zu viel getrunken und auch Ryan war nicht wirklich nüchtern, weshalb er uns nun ein Taxi rief.
Wir setzten uns beide nachhinten nebeneinander, kicherten und bekamen gar nicht richtig mit, wie der Fahrer uns belustigte Blicke schenkte.
Ryans Hand fuhr über mein Knie und meinen Oberschenkel, schob das Kleid ein Stückchen weiter nach oben.
„Ry", protestierte ich leise, doch er sah mich nur grinsend an: „Ry? Ernsthaft? Was ist das bitte für ein Name?"
Ich kicherte und wollte ihn gegen den Oberarm boxen, doch er fing meine Faust gekonnt ab und zog sie stattdessen näher an sein Gesicht heran, legte seine Lippen auf meinen Handrücken und presste dann sanfte Küsse auf meine Haut, ließ seine Lippen immer weiter meinen Arm hinauf wandern, dann über meine Schultern und schließlich saugte er sich an meinem Hals fest.
Leise wimmerte ich, allerdings weniger vor Schmerzen als vor Freude und Erregung.
Ich vermisste Niall, das stand außer Frage, aber ich brauchte nun Ablenkung.
Und ich war mir ziemlich sicher, dass Ryan mich nicht töten würde, wenn ich ihn als Ablenkung benutzen würde.
*Rückblick Ende*
Allein für den letzten Gedanken verdiente ich eine kräftige Ohrfeige, wenn nicht noch mehr.
Ich rief Stan an, ließ mich von ihm vor dem Hotel abholen.
Zum Glück war mein Handy noch im Kleid gewesen, ansonsten hätte ich noch mehr Panik geschoben.
Als Stan mich aufgabelte, sah er mich nur kurz fragend an: „Willst du darüber reden?"
Ich schwieg kurz.
Wollte ich das?
So nah wir uns auch standen, ich würde trotzdem bei ihm untendurch sein, das wusste ich.
„Vielleicht später."
***
Stan fuhr mich zu seiner Wohnung, gab mir eine Jogginghose von ihm und auch ein Shirt, das mir viel zu groß war.
Ich machte mich in seinem Bad fertig, soweit man das eben tun konnte, denn er hatte logischerweise nicht rein zufällig Schminksachen da.
Also wusch ich mir meine letzten Reste Schminke mit Wasser aus dem Gesicht, duschte kurz, machte meine nassen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und setzte mich dann zu Stan aufs Sofa.
„Mit wem warst du im Hotel?"
Stan ließ mir eigentlich immer meine Privatsphäre, aber nun hakte er ziemlich streng nach.
Fast wie Josh.
„Kennst du nicht", nuschelte ich und mied Augenkontakt zu ihm.
„Hauptsache du kennst ihn?", entgegnete Stan mit einem fragenden Unterton.
Ich nickte nur.
„Flüchtig."
Im Augenwinkel konnte ich sehen, wie er die Augenbrauen hochzog und für einen Augenblick auch sein ganzes Gesicht verzog, aber er versuchte sich nichts anmerken zu lassen.
„Und da gehst du einfach mal mit ihm ins Bett? Zumindest gehe ich mal davon aus, dass du das gemacht hast, denn sonst würdest du jetzt nicht hier auf meinem Sofa sitzen und aussehen wie ein kleines Schulmädchen, das beim Abschreiben erwischt wurde."
Ich schluckte kurz, dann räusperte ich mich.
„Naja, weißt du", fing ich an, „Ich weiß das selber nicht genau. Ich hab ziemlich viel getrunken, ich hab meinen Job verloren und außerdem hab ich auch den Kontakt zu sowas wie meiner neuen Familie verloren. Zwar kenne ich die Leute noch nicht so lange, aber sie bedeuten mir alle unglaublich viel. Vor allem Niall. Ryan war eine Ablenkung. So im Nachhinein weiß ich selber, wie schlampig das eigentlich ist."
Ich hatte eigentlich eine Moralpredigt erwartet, sowas wie ein Anruf bei Josh oder gar meinen Eltern, was auch immer, aber dafür war Stan einfach nicht der Typ.
„Ihr seid ja hoffentlich fähig genug gewesen um zu verhüten, oder? Und wer ist dieser Ryan?"
***
Als ich nach dem Mittagessen zuhause auftauchte, bekam ich von meiner Mutter einen mehr oder weniger zufriedenen Blick geschenkt, aber sie schwieg, was in ihrem Fall allerdings nicht unbedingt ein gutes Zeichen sein musste.
Josh schien ziemlich angespannt zu sein, vor allem bei der Frage, wo ich die Nacht verbracht hatte.
Ich log und behauptete bei Stan geschlafen zu haben.
Den Rest des Tages verbrachte ich im Tattoostudio, unterhielt mich mit meinen Kollegen und tätowierte sogar einen jungen Mann.
Dann aber passierte etwas, womit ich ehrlich gesagt nicht gerechnet hatte: Mein Gesicht erschien auf dem Bildschirm des kleinen Fernsehers, der oben in der Ecke des Pausenraumes befestigt war.
Sofort schnappte ich mir die Fernbedienung und machte den Ton an.
„Liza Devine, die Drummerin der Boyband One Direction, wurde nicht mehr mit der Band gesehen. Unseren Quellen zu Folge wurde ihr gekündigt. Ihr Ersatz, der Drummer von Camryn, dem Voract von One Direction, scheint aber nicht so ganz damit klar zu kommen ihren Job zu übernehmen und angeblich soll der Manager von One Direction sich nun überlegt haben, Liza Devine wieder zurück zu holen, da es zu spät ist um mitten während der Tour einen völlig neuen Drummer einzulernen und ihr Bruder Josh Devine noch immer aus gesundheitlichen Gründen nicht bereit ist seinen Job auszuführen. Wir berichten mehr, sobald wir mehr Informationen erhalten. Das war's für heute mit den Star-News hier auf Channel 1."
Die Frau in dem schwarzen Kleid und den blondierten Haaren verabschiedete sich und Werbung erschien.
Mir war klar, dass es bestimmt nur ein Gerücht war, aber es könnte ja sein, dass Marco tatsächlich darüber nachdachte.
Der Tag verlief relativ ruhig, ich hatte etwas Arbeit und ansonsten unterhielt ich mich mit meinen Kollegen, erst gegen Abend wurde mein „normaler" Tagesablauf gestört: Ryan tauchte auf.
Dieses Mal grinste er nicht breit und er sah auch alles andere als glücklich aus.
„Können wir reden?", begrüßte er mich eher aufgebracht als freundlich und es klang auch nicht wie eine Frage, sondern wie ein Befehl.
Okay?
Etwas verwirrt nickte ich und wir gingen in den Raum, in dem ich neulich mit Stan gesessen hatte.
„Was ist los?", fragte ich ihn, während er die Tür hinter sich schloss.
Er drehte sich um und sah mich wütend an, fast schon so, als würde er mich jeden Moment anspringen und mit einem Messer auf mich einstechen.
„Was los ist? Das sollte ich wohl eher dich fragen", fuhr er mich an, „William. Sagt dir der Name was? Mir tut er das nämlich, seit ich heute deinen Namen gegooglelt habe. Du hast einen Freund, Liza, du hast einen Freund!"
Ich starrte ihn sprachlos an, nicht wissend, was ich dazu sagen sollte.
Ich durfte ihm nichts von dem Vertrag verraten, dass ich gar nicht wirklich mit ihm zusammen war.
Marco würde mich verklagen, mir alles nehmen, was ich jemals gehabt hatte.
„Ich kann dir das erklären", stammelte ich und konnte nicht verhindern, dass ich verzweifelt klang.
Mir war klar, dass ich eindeutig einen Fehler begangen hatte, als ich mit Ryan die letzte Nacht verbracht hatte, während die Sache mit Niall nicht offiziell beendet war, doch nun dachte er, dass ich eigentlich einen Freund hatte und ich diesen betrogen hatte.
Das Wort „Schlampe" stand fast schon auf meiner Stirn geschrieben.
Ryan sah mich an: „Ach ja? Dann schieß mal los."
Ich öffnete den Mund, doch kein Laut verließ ihn.
Was sollte ich ihm sagen?
Ich durfte ihm nichts von dem Vertrag sagen, aber anders konnte ich das nicht erklären.
Ryan reichte es wohl, denn er nickte nur kurz: „Okay, na dann."
Er drehte sich um, griff nach dem Türgriff.
„Ryan, bitte", sagte ich verzweifelt und hielt ihn an seinem Arm fest, doch er stieß mich weg: „Ich hab nichts mit vergebenen Mädchen, Liza. Ich weiß nicht, was dein Freund dazu sagt, aber das ist für mich das letzte."
Und weg war er.
***
Ich verbrachte den Abend heulend bei Stan.
Wir waren beide planlos, was ich nun machen sollte und ehrlich gesagt war ich einfach mit meinen psychischen Kräften am Ende.
Stan war direkt und er sagte mir, dass meine Taten einfach falsch gewesen waren, aber dass man das nun auch nicht mehr ändern konnte.
„Als erstes solltest du vielleicht mal von William loskommen. Dann hast du immer noch die Wahl, ob du Niall nimmst oder Ryan."
Das klang doch schon mal ganz gut.
Aus diesem Grund rief ich Will gleich nachdem ich mich beruhigt hatte an.
Er ging gleich nach dem dritten Tuten ran.
„Ja?"
„Hey Will", sagte ich und hörte einige Stimmen im Hintergrund.
Ich konnte Liam hören, wie er gerade etwas durch die Gegend rief: „Harry, du kleines Stück Scheiße, was hast du in meinen Schuh gemacht?!"
Ich konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken.
„Liza?", fragte derweil Will überrascht, „Bist du das?"
Sofort kehrte Stille im Hintergrund ein.
„Ist das Liza?", brüllte Zayn, nur eine Sekunde danach schrie jemand auf.
Es klang stark nach Harry, vermutlich wurde er grade von Liam gefoltert oder getötet, vielleicht auch beides.
„Ja", sagte ich und Will wiederholte es.
„Stell auf laut", forderte ihn nun Louis auf und nur einen Bruchteil einer Sekunde später schrien auf einmal alle „Hi".
Ich erkannte eigentlich alle Stimmen, nur Nialls fehlte.
Er war nicht da.
Ich spürte einen kleinen Stich im Herzen, versuchte den aber zu ignorieren.
Klappte nur leider nicht so ganz.
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@LizaDevineDrums
FanfictionLiza Devine, 18 Jahre alt, Tätowiererin und Hobby-Drummer- bis zu dem Tag, an dem Josh sie darum bittet für ihn mit One Direction auf die TMH-Tour zu gehen, weil er verletzt ist. Dass diese Tour mehr als nur eine Reise um die Welt und eine Menge Gel...