Wie ich getötet und neunzehn wurde

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Kapitel 74- Wie ich getötet und neunzehn wurde
Es war der 22. August und somit würde ich in ganzen zwei Tagen neunzehn werden beziehungsweise sein, denn ich hatte ja am 24. Geburtstag.
Niall war heute im Studio, er nahm einen Song auf für das neue Album.
Er sang öfters für mich oder einfach so während dem Kochen und Duschen, doch auch wenn er sich da teilweise nicht einmal besonders Mühe gab, liebte ich es einfach.
Zwar waren diese ganzen Boyband-Lieder so gar nicht meins, da ich ja lieber zu Punk tendierte, aber dennoch gefiel es mir.
Dieser Mann würde noch meinen Musikgeschmack verändern!
Ich hatte also den Tag für mich alleine und ich verbrachte ihn mit Amy, mit welcher ich shoppen ging und dann noch einen Kaffee trank in einem kleinen, eher abgelegenen Café, in welchem nur alte Großmütter saßen, welche ganz sicher nicht mich als Drummerin von One Direction erkennen würden.
„Und, wie geht es dir so?", fragte Amy.
Ich wusste nicht, wie ich ihr von meinem Glück mit Niall erzählen sollte, ohne dass ich das Versprechen Niall gegenüber brechen würde.
„Gut", erwiderte ich und erwiderte die Frage, doch sie ging gar nicht darauf ein: „Das merkt man. Du strahlst ja in letzter Zeit mehr als die Sonne."
Ich grinste nur und zuckte mit den Schultern.
„Du hast doch nicht etwa einen neuen Freund?", riet sie und traf damit voll ins Schwarze, aber ich erwiderte nichts.
„Liza?", hakte sie nun nach, die Augen beinahe weit aufgerissen und die weiße Tasse, welche sie gerade zu ihrem Mund führte, in der Luft haltend.
„Nein, nein", erwiderte ich, auch wenn es sich schlecht anfühlte sie anzulügen.
„Mal angenommen, ich dürfte dir davon nichts erzählen, dann würdest du dich ja sicher für mich freuen, oder?", meinte ich dann und sah sie immer noch breit grinsend an.
Auch auf ihren Lippen bildete sich nun ein Grinsen und sie nickte sofort eifrig: „Würde ich, ja. Natürlich nur angenommen, es wäre so."
Sie zwinkerte mir zu, da sie verstand, dass ich eigentlich nichts dazu sagen sollte und konnte.
„Ich schätze mal, die Person wäre dann blond, nicht wahr?"
Nun nickte ich, allerdings nicht ganz so übertrieben, wie sie es gemacht hatte.
Amy verfiel sofort in große Freude, auch wenn sie diese zurückhalten musste.
Immerhin könnte ja auch eine der Omas heimlich für die Sun arbeiten, wer wusste das schon.
Oder noch schlimmer, sie hatte eine Enkeltochter, die für One Direction schwärmte.
Wir kamen auch auf einige andere Themen zu sprechen, da wir uns ja eine gefühlte Ewigkeit nicht gesehen hatten.
Früher war das etwas Alltägliches gewesen, jetzt wo ich auf Tour war mit dieser berühmten Band, schien es alle Lichtjahre mal vorzukommen, dass ich Amy persönlich und nicht via Skype sah.
Am Abend rief ich kurz Niall an, ob er schon fertig sei, doch er verneinte, also wählte ich nach einer kurzen Überlegung die Nummer meines Bruders und lud mich praktisch selbst zum Essen ein.
Er hatte noch etwas gut zu machen bei mir, also lehnte er nicht ab.
Stacy freute sich wahnsinnig mich zu sehen; die Kleine war einfach zu süß!
Ihre Mutter hatte gekocht und so saßen wir zu viert am Tisch und aßen, während Josy mit mir über gut aussehende Schauspieler philosophierte und Josh nur mit seiner Tochter über einen Barbiefilm reden konnte, welchen diese wohl heute Nachmittag gesehen hatte.
„Was machen die Kinder?", fragte Josh und sah mich halb grinsend, halb prüfend an, „Schon schwanger?"
Er erinnerte mich an Dad.
Er war ihm einfach so ähnlich, auch wenn es nicht besonders offensichtlich war.
„Hab gestern schon meine Drillinge auf die Welt gebracht. Sag bloß, du hast es nicht mitbekommen", scherzte ich und Josh lachte kurz, dann wurde er ernst: „Nein, ich meine nur, weil du ja jetzt bei Niall wohnst."
„Ach so, das bedeutet dann, dass er mich schwänger oder wie?"
Mein Bruder zuckte mit den Schultern.
„Eigentlich traue ich ihm das nicht zu. Also nicht, dass er das nicht könnte oder so, aber er weiß ja, dass du meine Schwester bist und da geht sowas ja nicht. Aber sieh dich an, du bist hübsch", stellte er fest.
Ich wusste nicht, ob ich das als Kompliment sehen sollte oder ob ich mich darüber aufregen sollte, dass er mich mal wieder beschützen musste vor der bösen, bösen Männerwelt.
Dass ich ein Tabu war für seine Freunde.
Davon, dass Niall sehr wohl die Gelegenheit hätte mich zu schwängern, erzählte ich ihm natürlich nichts.
Stattdessen begann Stacy nun fast schon grölend die Songtexte von „What makes you beautiful" im Esszimmer zu verbreiten.
Die Kleine kam ganz nach ihrer Mutter.

***

„Bereit?", fragte Niall mich.
Ich sah ihn unsicher an: „Wie sehe ich aus?"
„Hey, du darfst mich sowas nicht fragen", lachte dieser nun, „Du siehst in meinen Augen auch in einem Kartoffelsack aus wie der schönste Mensch dieser Welt."
Ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange, welcher einen roten Lippenstiftabdruck hinterließ.
Er wischte ihn sich weg und versuchte einen angeekelten Gesichtsausdruck aufzusetzen, was dann aber eher in ein lautes Lachen überging, nachdem er meinen beleidigten Blick bemerkte.
„Du siehst fantastisch aus", kommentierte er dann, nachdem sein Blick über meinen Körper gefahren war.
Ich trug schwarze Absatzschuhe, welche aber ziemlich bequem waren, da sie Platform Boots waren.
Dazu war mein Oberkörper von einem grauen Shirt, welches ein wenig bauchfrei war, bedeckt und ich trug auch blaue Shorts, welche aber meinen Hintern bedeckte.
Ich war kein großer Fan von so kurzen Shorts, bei denen man den halben Hintern der damit bekleideten Person sah.
In meinem Ausschnitt steckte eine Sonnenbrille, die ein goldenes Gestell und blaue Gläser hatte.
Meine Finger trugen Ringe, um meinen Hals hing eine Kette und meine Nägel waren in einem schönen Blau von Essie lackiert.
Es war eher ein schlichtes Outfit, doch Niall hatte gemeint, dass es so zum Anlass passte.
Meine Haare hatte ich ein wenig geglättet, doch einige Wellen hatte ich gelassen, da es mir so ganz gut gefiel.
Die Wimpern waren getuscht und allgemein war ich nun auch komplett geschminkt und sah Niall lächelnd an.
„Gut, dann können wir ja."
Ich wusste noch nicht einmal mehr, wohin es gehen würde, da Niall es als Überraschung bezeichnet hatte, aber es war bereits kurz vor zehn Uhr und Mitternacht näherte sich, somit auch mein Geburtstag.
Meine Geduld war noch nie die beste gewesen und besonders jetzt, bei einer Überraschung, könnte ich ausrasten.
Niall trug eine Jeans und ein Shirt, also relativ normale Kleidung, genau wie ich.
Wir verließen das Haus und gingen zum Auto, Niall setzte sich auf den Fahrersitz und ich nahm widerwillig auf dem Beifahrersitz Platz.
„Wohin fahren wir?", erkundigte ich mich in der Hoffnung, er würde sich verraten.
Tat er nicht.
Stattdessen lacht er nur und meinte, dass ich mich ein wenig gedulden sollte.
Tat ich nicht.

***

Fünf Minuten nach 22 Uhr parkte Niall das Auto und führte mich zu einem Gebäude.
Verwirrt betrachte ich es, während wir uns ihm näherten: „Wo sind wir?"
Er antwortete nicht, sondern öffnete die Tür, an welcher Bodyguards zu stehen schienen.
Wieso standen da Bodyguards?
Niall hielt mir die Türe auf und wir betraten das mir unbekannte Gebäude.
Ich wusste nicht einmal mehr, wo in London wir waren, falls wir die Stadt nicht verlassen hatten.
Innen sah es aus wie in den Gängen einer alten Sporthalle, was mich nur noch mehr verwirrte.
Es war verdammt still und ich konnte keinen Mucks hören.
Zum Glück war Niall bei mir, ansonsten hätte ich nämlich ziemlich Angst gehabt.
„Sicher, dass hier nicht gleich irgendein Psychopath auftaucht?", fragte ich Niall dennoch.
Wer wusste schon, vielleicht hatte ja irgendein Directioner herausgefunden, was Niall geplant hatte.
Er lachte nur, nahm mich ganz offensichtlich nicht ernst, als er mir amüsiert entgegnete, dass er sich ziemlich sicher sei.
Na danke.
Arsch, eh.
„Hier entlang", wies er mich an und deutete auf eine Tür.
Dahinter wartete ein dunkler Raum auf mich, in dem meine Schritte ein wenig hallten.
„Gibt es hier kein Licht?", fragte ich, doch in diesem Augenblick schloss Niall die andere Tür hinter sich und als diese ins Schloss fiel, verschwand auch die letzte Lichtquelle.
Okay, das war es dann wohl.
Ich würde sterben.
Und dieser verdammte Idiot würde schuld daran sein.
„Niall", fluchte ich, „Ich hasse dich so sehr, das glaubst du gar nicht."
Er lachte nur, so wie er immer lachte.
Meine Panik stieg mit Sekunde zu Sekunde Angst.
„Niall, verdammt", zischte ich, „Wenn du nicht sofort den Lichtschalter oder den Ausgang findest, werde ich dich eigenhändig kastrieren und dann langsam töten, hast du mich verstanden?!"
Stille.
„Niall."
Erneut Stille.
Ich streckte den Arm aus, links von mir hatte gerade eben noch Niall gestanden.
„Niall? Verdammt, das ist nicht lustig", zischte ich, als ich nur Luft erwischte.
Stille.
Ich war schon so gut wie tot.
Der letzte Funken Würde in mir verhinderte, dass ich mir in die Hose machte.
Ich hatte genug Horrorfilme gesehen, um zu wissen, dass ich jetzt schon praktisch ermordet war.
Erstens war ich die Frau und zweitens hatte Niall wohl beschlossen, dass wir uns aufteilten.
Ich war tot.
Ich würde sterben.
Irgendetwas würde gleich kommen und mir eine Axt in den Körper rammen oder mich lebendig anzünden, was auch immer so die Vorliebe des Mörders sein würde.
Na geil.
Ich stolperte einige Schritte rückwärts und versuchte die Türklinke zu finden, als ich sie dann aber hatte, ließ sich die Tür nicht öffnen.
Mein Herz rutschte irgendwo in meinen Körper, wo es sicherlich nicht sein sollte.
Ich schluckte.
Das war es dann also.
In der nächsten Sekunde sprang mich jemand an, riss mich zu Boden, während die Person schrie: „ÜBERRASCHUNG!"
Mein Schrei hielt so lange an, bis ich das Wort verstanden hatte.
Zeitgleich gingen die Lichter an und Leute begannen zu lachen.
Verwirrt und irgendwie auch halb tot, immerhin hatte ich gerade einen Herzinfarkt gehabt, als mich da jemand angesprungen hatte, starrte ich erst einmal in die Runde.
Ich befand mich in einer kleinen Halle, die tatsächlich eine Sporthalle zu sein schien.
Um mich herum in einem Halbkreis standen Freunde von mir, Josh und Josy, einige von der One Direction Crew und und und.
Ich blickte nun zu der Person, die neben mir auf dem Boden saß und mich angrinste, als hätte sie nicht gerade dafür gesorgt, dass sich mein Blaseninhalt beinahe auf dem Fußboden verteilt hätte.
„Amy, du-", fluchte ich, wurde aber von ihr unterbrochen: „Willst du mich jetzt auch kastrieren und dann langsam töten?"
Niall, der neben seinen Bandmitgliedern stand, grinste mich nur an und ich streckte ihm die Zunge raus.

***

Es war Niall gewesen, der mir das hier organisiert hatte.
Die Überraschungsparty schlecht hin, scheinbar hatte er das Wort „Überraschung" dann doch etwas zu ernst genommen mit diesem schrecklichen Anfang, den ich ihm ein wenig verübelte.
Ich konnte aber gar nicht beleidigt oder wütend sein, denn es war einfach perfekt.
Es gab ein Büffet mit kleinen Speisen, dann gab es einen riesigen Kuchen, den wir aber erst nach Mitternacht essen würden, da ich ja noch nicht Geburtstag hatte, Getränke waren ohne Ende vorhanden und die Jungs hatten sogar Eiscreme organisiert.
Es war von praktisch allem etwas da.
Neben One Direction, Amy, meinem Bruder und seiner Freundin waren auch noch meine Nachbarin Zoe, die ich ja schon seit Ewigkeiten kannte, Preston, Paul, Lou, Stan, einige Kollegen aus dem Studio, sowie eine Stammkundin, James, der Pfleger von meiner Großmutter, die Freundinnen beziehungsweise Verlobten der fünf Sänger, Lottie und Gemma, viele andere und, überraschender Weise, auch Michael, Luke, Ashton und Calum, anwesend.
Die australische Band erklärte mir, dass sie seit heute Vormittag für Studioaufnahmen im Land waren und sofort begeistert zugesagt hätten, als sie von der Einladen gehört hatten.
Jemand hatte eine Musikanlage aufgebaut und nun lief Musik, es gab auch einen großen Tisch, an den wir uns setzen konnten.
„Und?", fragte Niall, nachdem ich mit Amy und Lottie getanzt hatte, wobei ich natürlich ausgesehen hatte wie die letzte Kartoffel, da ich es einfach nicht so drauf hatte, aber das war mir jetzt auch egal, es war immerhin mein Geburtstag.
„Es ist perfekt", lächelte ich glücklich, „Danke, Niall."
Ich konnte ihn hier nicht küssen, doch irgendwie wusste ich, dass er ganz genau wusste, dass ich ihn gerade gedanklich abknutschte.
Er grinste nur: „Dann ist ja gut."
Ich sah mich um.
Wie viel kostete es wohl, so eine Party zu organisieren?
Immerhin gehörte die Halle vermutlich der Stadt oder einer Privatperson, das Essen und die Getränke waren nicht gerade wenig und jemand hatte etwas von Champagne gesagt.
Es hatte garantiert ein Vermögen gekostet.
Niall schien an meinem Blick meine Gedanken zu erkennen, anders konnte ich mir seinen Kommentar nicht erklären: „Du bist unbezahlbar."
You and me and all our friends
I don't care how much we spend
Selten hatte ich mir so über meinen Geburtstag gefreut und wenn man mal bedachte, dass ich vor einem Jahr achtzehn geworden war, hieß das schon einiges.
„Gleich ist es soweit", rief Liam auf einmal und räusperte sich.
Es waren noch etwa drei Minuten.
Ich sah mich noch einmal im Raum um, achtete dieses Mal aber auf die Anwesenden.
Es war irgendwie erschreckend, wie wenige Freunde ich vor dieser Tour gehabt hatte.
Noch nie war ich wirklich beliebt gewesen, dann auf einmal, als Josh sich dank dieser Band einen Namen gemacht hatte, waren diese ganzen famegeilen, falschen „Freunde" gekommen, die ich einfach abgeblockt hatte.
Jeder, der etwas mit mir zu tun haben wollte, war abgewiesen worden, da ich keine Lust darauf hatte ausgenutzt zu werden.
Ironie pur, immerhin hatte mich Dave ausgenutzt, betrogen und nicht geliebt.
War es überhaupt ein Betrug, wenn ich ihm nichts bedeutet hatte?
„Alles gut?", fragte Niall leise.
Er stand neben mir und hatte den Arm um mich gelegt, sein Gesichts war nah an meinem.
Ich richtete meine Augen auf ihn.
Statt nur wenige oder falsche Freunde zu haben, hatte ich nun ziemlich viele, ja fast schon eine zweite Familie.
Statt einen untreuen Freund zu haben, dem ich nichts bedeutete, hatte ich jemanden, der mich von ganzem Herzen liebte.
„Alles gut", wiederholte ich und lächelte ihn an.

***

„Fünf."
Zayn zündete die Kerzen an.
Der Kuchen sah aus wie ein Schlagzeug, statt den Drumsticks lagen aber typische Tätowierwerkezeuge auf den Drums.
Er sah wunderschön aus.
„Vier."
In meiner Hand befand sich ein durchsichtiges Glas, in welchem sich eine im Licht schimmernde Flüssigkeit befand.
Champagne.
Ich hatte ihn nicht besonders oft in meinem Leben getrunken, immerhin war das nicht so ganz die Preisklasse, die ich mir leisten konnte.
Nun, jetzt konnte ich es, aber lieber gab ich mein Geld für andere Dinge aus.
„Drei."
Alle standen in einem Kreis um mich herum, ebenfalls ein Glas in der Hand haltend.
Mein Bruder hatte sein Handy in der Hand, schien entweder Bilder machen oder filmen zu wollen.
Normalerweise hätte ich ihn dafür getötet und sein Handy unbenutzbar gemacht, aber jetzt machte es mir nichts aus.
Ich war viel zu glücklich dafür.
„Zwei."
Ich erinnerte mich daran, wie Dad früher zu mir gesagt hatte, dass wir an meinem neunzehnten Geburtstag einen drauf machen würden, da ich meinen achtzehnten ja mit Freunden hatte feiern wollen.
Ein kleiner Stich machte sich in meinem Herzen bemerkbar, doch ich ließ mein Lächeln auf meinen Lippen.
Er wäre jetzt glücklich, dass es mir gut ging.
Da war ich mir sicher.
Ganz sicher.
„Eins."
Erneut blickte ich durch die Runde, nur ganz kurz.
Ich erkannte etwas, direkt hinter Josh.
Schnell fixierte ich meinen Blick darauf und erkannte, dass da eine Person stand und mir zu lächelte.
Unterstützend und motivierend hielt diese Person einen Daumen hoch, ehe sie verschwand.
Dad.
Obwohl ich jetzt eigentlich an meiner Psyche und meinem Denkvermögen zweifeln sollte, tat ich es nicht, sondern begann einfach nur noch mehr zu lächeln.
Ich war mir ganz sicher, dass Dad mich niemals verlassen würde, dass ich ihn niemals wirklich verlieren würde.
„HAPPY BIRTHDAY TO YOU!"
Alle begannen zu singen und ich stand da, ziemlich unwohl, um ehrlich zu sein.
Gab es irgendetwas, was man machen konnte, während man gerade ein Geburtstagslied gesungen bekam?
Ich wusste es nicht.
Während also alle zusammen sangen (oder in Amys Fall eher grölten), stand ich einfach nur da und grinste ein wenig unsicher.
Awkward.
Als sie fertig waren, pustete ich die Kerzen auf dem Kuchen aus und alle klatschten.
Schließlich umarmte mich jeder, wobei die Sektgläser mit dem Champagne kein Hindernis waren.
„Alles Gute, Kleine", flüsterte mir Josh ins Ohr, „Ich hab dich lieb, vergiss das nicht."

***

Ich war offiziell neunzehn Jahre alt, als ich neben Niall ins Bett fiel.
Auch wenn Niall eigentlich seinen Reichtum nicht besonders zeigte, hatte er typisch reicher Mensch einfach eine Truppe zum Aufräumen organisiert, die die „gemietete" Halle aufräumen würde.
Niall hatte mir berichtete, dass der Besitzer der Direktor einer Privatschule war und dieser eine Tochter hatte, die rein zufällig ein großer Fan war.
Ein paar Bilder, Autogramme und Umarmungen für die Tochter hatten den Direktor dann überzeugt, dass er Niall die Halle praktisch leihen würde.
Wie man sich als Star einfach alles holen konnte.
Nachdem wir alle erst um etwa sieben Uhr morgens gegangen waren, wobei man aber sagen musste, dass die Erwachsenen, also Paul, Preston, Lou und so weiter, bereits um spätestens zwei Uhr die Party verlassen hatten, war ich todmüde und schlief gefühlte Ewigkeiten.
Das war aber gar kein Problem, da mein Schlafzyklus sowieso noch total aus der Bahn geraten würde, wenn wir erst heute Abend zur Premiere nach New York fliegen, dann Mitte bis Ende September nach Australien jetten würden, falls Josh nicht die Australien Tour spielen wollen würde.
Es war bereits kurz vor siebzehn Uhr, als ich aufwachte.
Meine Tasche war nicht ansatzweise gepackt und wir würden in etwa zwei Stunden abgeholt werden.
Zu behaupten, dass ich jetzt in Hektik war, wäre ganz leicht untertrieben.
Niall, der natürlich vor mir aufgewacht war, hatte bereits alles gepackt und half mir zum Glück.
Ich hatte gerade noch ein Sandwich gegessen, dann saß ich auch schon in einem schwarzen Jeep mit getönten Scheiben, der uns zum Flughafen bringen würde.
Während wir dort dann noch kurz warten mussten, bis wir ins Flugzeug steigen konnten, bekam ich eine Nachricht von Kevin, Stans Bruder.

Von: Kevin
Hab gehört, du bist auf dem Weg zu New York? Hast dir das mit meinem Angebot noch einmal überlegt?;)

Ich musste grinsen und konnte nur den Kopf schütteln.
Der Bruder meines Chefs hatte einfach so eine Ähnlichkeit mit Stan, das war unglaublich.
Louis sah mich leicht irritiert und belustigt an: „Was ist los?"
Harry, der neben mir auf der Sitzbank saß, riss mir das Handy aus der Hand und las die Nachricht laut vor, ehe ich mir mein Mobiltelefon zurückerkämpfen konnte.
„Was für ein Angebot denn?", fragte Louis nun, während Niall mit gerunzelter Stirn nachfragte, wenn denn „dieser Kevin" sei.
War das etwa Eifersucht in seiner Stimme?
„Das ist der Bruder meines Chefs, er hat ein Studio in New York. Ich kenn ihn eher flüchtig, aber er ist genau wie mein Chef", berichtete ich, „Er hat mir angeboten, dass ich bei ihm arbeiten könnte."
„In New York?", hakte Preston nach.
Er saß bei Harry, Niall, Louis und mir.
Zayn und Liam nervten gerade Lou und Paul, welche sich eigentlich unterhalten wollten.
„Ja, in New York", bestätigte ich.
„Ist ja cool. Nimmst du an?", fragte er weiter.
Ich zuckte mit den Schultern, mein Blick traf auf Niall.
„Ich denke nicht. Ich hab hier in London alles, was ich brauche."
Das zufriedene Lächeln war kaum zu übersehen und es wunderte mich nicht, dass Preston Niall mit hochgezogener Augenbraue anblickte.
In meinem Unterbewusstsein stellte ich mir aber selbst eine Frage: Würde ich das Angebot annehmen, wenn ich Niall nicht hätte?

@LizaDevineDrumsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt