Wie eine Beziehung endete und die nächste vielleicht begann

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Kapitel 63- Wie eine Beziehung endete und die nächste vielleicht begann
Der Pariser Flughafen war wie zu erwarten überfüllt mit Mädchen, die bei dem Anblick der Jungs anfingen zu schreien als würden sie gefoltert werden.
Ich würde mich wohl nie daran gewöhnen.
Zusammen mit Dan, Sandy und Jon lief ich etwas abseits, die Jungs widmeten sich den Fans und machten kurz Bilder.
Preston, Paul und einige andere Securities waren damit beschäftigt die Fans unter Kontrolle zu halten.
Mit denen wollte ich sicher nicht tauschen.
Wir wurden vom Flughafen von schwarzen Wagen abgeholt, irgendwie waren die so die Standardausstattung für diese Tour.
Es ging nicht erst zu einem Hotel, denn wie ich erfahren hatte, würden wir im Tourbus schlafen, sondern direkt zur Arena, welche „Bercy Paris" hieß.
Das ganze Gebäude sah etwas merkwürdig aus, da die Wände eher schräg und mit Gras bewachsen waren.
Irritiert sah ich aus dem Fenster des Wagens, der gerade auf den Parkplatz fuhr.
„Die spinnen doch, die Franzosen", murmelte auch Sandy.
„Wie steht's so mit eurem Französisch?", wollte Dan wissen und sah fragend in die Runde.
„Nicht so gut, schätze ich", murmelte ich leise und sah noch immer fasziniert aus dem Fenster.
Zuvor war ich noch nie in Frankreich gewesen, allgemein hatte ich echt wenig von der Welt gesehen.
Der Wagen blieb stehen und wir stiegen aus, auch die anderen kamen nun langsam an.
Die Jungs waren bereits da und kamen gerade mit einem Fußball angerannt.
Begeistert teilten sie sich in Mannschaften auf und spielten zusammen mit Sandy, Jon und Dan.
Camryn setzte sich neben mich, ihr Drummer Justin gesellte sich ebenfalls zu uns.
Wir saßen auf der Wiese, die sich ja an der schrägen Wand befand.
Das Ganze war so skurril, dass ich erst mal ein Bild davon machte und tweetete:
@LizaDevineDrums: bercy paris, we're here! ready for tonight? pictwitter.pics/istgarkeinbildsorryleute
Während die Idioten da unten Fußball spielten, begann Camryn Selfies mit Justin und mir zu machen.

***

Etwa eine Stunde bevor Camryn auf die Bühne gehen würde, saß ich im Tourbus.
Niall kam herein und grinste mich schief an, ehe ich etwas sagen konnte, tauchte Liam hinter ihm auf.
„Oh mein Gott, ich versteh sie einfach nicht", stöhnte Liam genervt auf, „Sie raubt mir echt den letzten Nerv."
Dass die Rede von Danielle war, war offensichtlich.
„Was ist los?", fragte ich vorsichtig nach.
„Ich habe mich bei ihr entschuldigt, obwohl sie sich eigentlich hätte entschuldigen müssen, und jetzt stresst sie mich auch noch an. Man kann es ihr einfach nie recht machen, nie! Ich verstehe das einfach nicht, sie hat sich so verändert", regte sich Liam auf, „Seid ihr mal froh, dass ihr nicht in einer Beziehung seid! Das ist einfach so eine komplizierte Angelegenheit, das glaubt ihr gar nicht!"
Niall und ich tauschten kurz einen Blick aus.
Zwar mochten wir nicht in einer Beziehung sein, doch eine komplizierte Angelegenheit war es trotzdem.
Er schien das gleiche zu denken wie ich, zumindest deutete ich so seinen Blick.
„Naja, wie auch immer", seufzte Liam, „Ich werde mich wohl entscheiden müssen."
Er ging zum Schlafbereich und öffnete die Tür.
„Weckt ihr mich, wenn Camryn auf der Bühne ist?"
Wir nickten synchron, dann verschwand Liam auch schon.
Zurück blieben Niall und ich.
„Komplizierte Angelegenheit, so eine Beziehung, hm?", machte Niall leise.
Liam konnte uns nicht hören, das wusste ich und das sollte auch Niall wissen, dennoch sprach er so leise, dass selbst ich ihn kaum verstand.
„Niall", räusperte ich mich und er sah mich fragend an, „Was ist das jetzt mit uns?"
„Brauchst du eine Definition?", erwiderte er mit hochgezogener Augenbraue.
„Mal schlafen wir miteinander, mal siehst du mir nicht einmal mehr in die Augen. Du sagst mir, dass du mich magst und dennoch beachtest du mich manchmal nicht. Ich brauche keine Definition, Niall, ich brauche eine Erklärung."
Er schwieg.
Es war nichts zu hören im Bus, außer unsere Atemgeräusche.
„Weißt du, Liza, du bist etwas Besonderes", sagte er nun.
„Hör auf! Hör auf, verdammt", rief ich wütend und sprang von der Sitzbank auf, „Ich möchte nicht hören, dass ich besonders bin oder so. Ich will wissen, ob ich für dich nur eine Bettgeschichte bin oder was das ist. Verstehst du das denn nicht?"
Er schwieg erneut, scheinbar seine Spezialität.
Na super.
„Ich kann das nicht in Worte fassen", flüsterte er fast schon, „Ich habe noch nie so ein Gefühl gehabt."
Kopfschüttelnd sah ich ihn an, dann drehte ich mich um und lief zur Tür.
Raus, einfach raus.
„Warte", er sprang auf und hielt mich fest.
Es folgten die Worte, die alles verändern sollten.
„Ich hab mich in dich verliebt."

***

Es war der 4. Mai, 11 Uhr morgens.
Der Tourbus war irgendwo auf den Straßen Europas unterwegs, auf dem Weg nach Deutschland.
Oberhausen um genau zu sein.
Hatte noch nie von dieser Stadt gehört, wenn ich mal ehrlich war.
In den letzten Tagen war recht viel passiert und doch wiederum recht wenig.
Wir waren in Amneville gewesen, hatten in Antwerpen gespielt und auch im relativ bekannten Ziggo Dome Amsterdam waren wir auf der Bühne gewesen.
Den zweiten Mai hatten wir alle frei gehabt, doch besonders viel hatten wir da nicht gemacht.
Ich war ja zuvor nie wirklich in einem anderen Land gewesen außer England und Irland, also sollte man vielleicht meinen, dass ich begeistert die Straßen Europas unsicher machen wollte, doch so war das nicht.
Die Tour war anstrengend und ich konnte auch den Jungs ansehen, dass sie ab und zu einen Moment der Schwäche zeigten, auch wenn sie es zu verstecken versuchten.
Besonders Harrys Stimme litt ein wenig und so kam es vor, dass Liam mal den ein oder anderen Part übernahm.
Gerade fuhren wir auf den Parkplatz der König Pilsner Arena und ich sah aus dem Fenster.
Einige Fans standen dort, schreiend und kreischend wie bei der Apokalypse höchstpersönlich.
Man sollte meinen, dass sie von Zombies verfolgt wurden, so wie sie sich hier benahmen und verzweifelt versuchten, den gottseidank sehr stabilen und hohen Zaun umzurennen.
„Manchmal hab ich ja schon Angst", murmelte Gemma, Harrys Schwester.
Sie war gestern beim Konzert aufgetaucht und würde uns für ein paar Tage begleiten.
Wir verstanden uns recht gut, auch wenn sie älter war als ich.
Zusammen saßen wir hier im Bus und kicherten hin und wieder wie Schulmädchen über witzige Dinge, die wir uns erzählten.
„Dich hassen sie ja wenigstens nicht", erwiderte ich leise.
Sie lächelte mich nur aufmunternd an: „Ach was, ich habe schon ganz viel auf Twitter über dich gelesen. Du hast sogar Fans!"
Ich zuckte mit den Schultern, denn das klang so unrealistisch, dass ich es einfach nicht ernst nehmen konnte.
„Außerdem haben sie ja gar keinen Grund dich zu hassen", ergänzte Lou, die ebenfalls bei uns saß.
Oh doch.
Ich hatte mit Niall geschlafen, ihn geküsst.
Und er hatte sich in mich verliebt.
Ich hatte ihm nicht gesagt, dass ich ihn liebte.
Jemanden zu lieben und in jemanden verliebt zu sein war nämlich nicht dasselbe.
Während ich sterben würde, nur um Niall zu beschützen, fand er mich nämlich ganz nett.
Mal wieder war ich es, die zu sehr an jemandem hing.
Das Ganze war nicht im Gleichgewicht, ich mochte ihn mehr, als er mich mochte.
Und ich wusste ganz genau, dass es so nicht gut gehen konnte.
Wie auch immer, er hatte mich auf ein Date eingeladen und dieses Date würden wir am 6.Mai haben, denn den Tag würden wir frei haben und wir würden in einem Hotel schlafen.
Nicht dass das Hotel besonders relevant wäre, nein, aber im Tourbus hatte man nie seine Privatsphäre und wenn wir rausgehen würden, irgendwo in die Stadt, dann würden die Fans nicht nur davon erfahren, sondern vermutlich würden sie uns auch noch gleich umrennen und schreiend verfolgen.
Ich wusste nicht, was Niall plante für das Date, aber er meinte, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauchte.
Die Hoffnung in mir wuchs ein wenig, dass das hier in einer richtigen Beziehung enden könnte.
Josh würde uns töten, schmerzhaft und langsam, aber ich war mir sicher, dass es dann hinterher gar nicht mehr so schlimm für ihn sein würde.

***

Lou, Gemma und ich waren in dem Tourbus gewesen, der als letztes auf dem Parkplatz ankam.
Folglich waren alle anderen schon da und sogar noch eine weitere Person, die wir entdeckten, als wir ausstiegen.
„Danielle? Hey, was machst du denn hier?", lächelte Gemma etwas verwundert, während Danielle sie mindestens genauso überrascht ansah: „Das gleiche könnte ich dich fragen, Gemma."
Die beiden schienen sich wohl zu kennen, naja, kein Wunder.
Ich meinte, ich war die Drummerin und kannte die Leute auch, also war das ja fast schon selbstverständlich für Harrys Schwester.
„Ich besuche meinen Bruder. Du vermutlich Liam, würde ich sagen?", meinte Gemma, während sich die beiden jungen Frauen umarmten.
„Ja, genau", meinte diese und sah Gemma ein wenig gedankenverloren an: „Es könnte sein, dass wir uns danach nicht mehr so sehen."
Mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand in einem anderen Tourbus, aus welchem nun plötzlich vier Fünftel von One Direction kamen.
„Sie trennt sich von ihm?", fragte Lou in die Runde und wir sahen uns alle unsicher an.
Zwei Stunden später saßen wir gerade bei Sarah in der „Küche" und aßen, da tauchte Liam im Türrahmen auf und betrat den Raum.
„Und?", durchbrach Niall die Stille, die entstanden war.
„Wir haben beschlossen, dass es besser ist, wenn wir uns trennen", teilte Liam mit.
Seine Stimme klang merkwürdig, nicht traurig oder so, sondern einfach nur merkwürdig.
Er sagte das ganze so monoton, ohne jegliches Anzeichen von Gefühlen.
So als würde ihn das gar nicht interessieren.
Und dennoch war ich mir zu hundert Prozent sicher, dass es ihm alles andere als gut ging.

***

Während dem Konzert war Liam mehr als nur emotional, ich erwischte ihn dabei, wie er sich Tränen aus dem Gesicht wischte.
Schätzungsweise lag es daran, dass er die Lieder alle mit Danielle verband.
Es tat mir weh, ihn so zu sehen.
Die Nacht im Tourbus war schrecklich, ich lag eine Ewigkeit wach, weil ich Liam leise weinen hörte.
Die Fahrt von Deutschland nach Dänemark dauerte etwa sechs Stunden.
Unsicher, ob ich mich zu ihm setzen sollte oder ihm einfach seine Trauer lassen sollte, blieb ich wie versteinert liegen und versuchte es auszublenden.
Damals, als mein liebster Ex mich betrogen hatte, hatte ich auch erst trauern wollen ohne dabei gestört zu werden.
Am nächsten Tag ging es nach Herning zu einer Arena, die einen fast schon unaussprechlichen Namen hatte: Jyske Bank Boxen.
Wir alle scheiterten daran und lachten nur darüber, als wir alle versuchten den Namen am „normalsten" auszusprechen.
Es munterte Liam ein wenig auf und ich bemerkte, wie alle Jungs versuchten ihn immer wieder zum Lachen zu bringen.
Helene Horylik, die so eine Art „Sprachcoach" war und uns einige Sätze und Wörter bei bringen wollte und sollte, scheiterte mehr oder weniger bei Liam daran, doch sie ließ es durchgehen.
Auch dieses Konzert ging vorbei, Liam ein wenig besser gelaunt, doch immer noch am Boden.
Noch in derselben Nacht machten wir uns auf den Weg nach Oslo, dort würden wir dann unseren freien Tag verbringen.
Niall und ich hatten kaum Zeit zu zweit verbracht, vor allem weil wir uns um Liam gekümmert hatten und für die Jungs einfach nicht viel Zeit drinnen war.
Es gab Pressetermine und und und.
Die Fans hatten mittlerweile schon mitbekommen, dass „Payzer" vorbei war und somit teilten sie sich in zwei Gruppen auf: Die, welche unbedingt das Paar wieder zusammen sehen wollten, und solche, die froh darüber waren.
Ich für meinen Teil wusste nicht, wo ich mich einordnen würde, immerhin gab es die Chance, dass Liam jetzt glücklicher sein würde, auch wenn er jetzt erst noch trauerte.
Das Hotel, in welchem wir bleiben würden, war riesig und sah aus, als würde eine Nacht in einem Einzelzimmer darin mehr kosten würde, als ich je in meinem Leben verdienen könnte.
In der Lobby teilten wir wie auch sonst immer bei der UK-Tour die Zimmer und deren Schlüssel auf.
Die Jungs hatten jeweils zu zweit ein Zimmer, Gemma schlief mit Lou in einem, Camryn und ich teilten uns ebenfalls eines.
„Ihr könnt das aufteilen, wir ihr wollt", meinte Paul nur, als er den fünf Idioten die drei Schlüssel in die Hände drückte.
„Harry, wollen wir beide?", fragte Louis und Harry lächelte ihn fast schon glücklich an.
Blieben noch Zayn, Liam und Niall.
„Ach, geht ihr doch beide zusammen", meinte Niall und sah Zayn durchdringend an.
Dieser dachte, er würde das für Liam machen, damit dieser nicht alleine war und weil Zayn und Liam sich noch besser verstanden als Liam und Niall, auch wenn das fast schon unmöglich schien.
Vielleicht tat er es auch für Liam, ich wusste das ja nicht, aber als wir dann schließlich alle im Hotelflur vor unseren Zimmertüren standen, flüsterte Niall mir im Vorbeigehen vorbei, dass ich um 18 Uhr zu seinem Zimmer kommen sollte, weil er ja eines alleine hatte.

@LizaDevineDrumsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt