Kapitel 62- Wie die Europa-Tour begann
Der Abschied war schon irgendwie schwer.
Zwar würde ich fast alle wiedersehen und das in nur etwas mehr als einer Woche, doch die vier Idioten von 5 Seconds Of Summer würden sich nun einen Monat lang dem Songwriting widmen und uns nicht mehr begleiten bis zum 10. Juni, also dem Tag, an welchem die Amerika-Tour anfangen würde.
Wie es da mit mir aussah, wusste ich nicht.
Klar, Josh war anfangs ausgefallen, aber sein Handgelenk war wieder einwandfrei benutzbar und ich wusste, dass er Geld benötigte, vor allem wegen dem Kind.
Man verdiente zwar als Drummer bei One Direction echt gut, das konnte ich aus eigener Erfahrung sagen, doch Josh hatte sich ein Auto gekauft und bei seinem letzten Telefonat mit mir hatte er so etwas wie ein eigenes Haus angesprochen gehabt, allerdings hatte er das nicht konkret gesagt, also wusste ich es nicht.
Nachdem Preston mir dreimal gesagt hatte, dass ich gut auf mich aufpassen sollte, umarmte ich Ashton.
„Mach's gut", meinte er leicht lächelnd, „Man sieht sich dann in Amerika?"
Ich zuckte mit den Schultern: „Mal schauen. Viel Spaß euch beim Songwriting, ja?"
Michael mischte sich breit grinsend ein: „Wir werden einen Song nur für dich schreiben."
„Einen Song? Pff, Jungs, bitte, das ganze Album wird von mir handeln", scherzte ich und die vier lachten.
„Gut, abgemacht", meinte Calum, der direkt danach von Camryn umarmt wurde.
Mein Verdacht, dass sie etwas von ihm wollte, schien sich immer mehr zu verstärken.
„Wird nicht schwer fallen", murmelte Luke mir leise ins Ohr, während er nun mich umarmte.
Ihr Bodyguard rief ihnen zu, dass sie sich beeilen mussten, weil sie noch zum Flughafen fahren mussten und der Verkehr momentan echt schlimm sein sollte.
Wir anderen würden jetzt aufgeteilt fahren: Liam, Harry und Louis würden sich direkt auf den Weg zu ihren Familien machen, Zayn und Niall stattdessen würden mit mir nach London zurück.
Es war nicht unbedingt das Beste mit Niall eine ganze Weile in einem Auto zu sitzen, doch ich hatte keine Wahl.
Unsere Koffer wurden in den großen Kofferraum gepackt, ich nahm meine Tasche mit meiner Spiegelreflexkamera mit auf die Rückbank, nachdem ich mich auch von dem Rest der Anwesenden verabschiedet hatte.
Die Verabschiedungen fielen relativ unspektakulär aus, wir wussten ja alle, dass wir uns sehr bald schon wieder sehen würden.
Ich freute mich ehrlich gesagt auf die Europa-Tour, ich hatte noch nie wirklich viel von Europa gesehen und nun würde das hier wie eine kleine Weltreise werden.
Die Autotür auf der Beifahrerseite wurde geöffnet und ich betete, dass es Niall sein würde, der dort vorne einsteigen würde.
Meine Gebete wurden nicht erhört, es war Zayn, der sich dort hinsetze, die Tür wieder schloss und mich mit einem viel sagenden Blick ansah.
„Wehe, ihr bekommt das nicht in den Griff", raunte er mir zu, ehe Niall nun die Türe auf der Seite neben mir öffnete und sich hinsetzte.
Seine Augenbrauen wurden in die Höhe gezogen, als er bemerkte, dass nicht Zayn dort saß.
Scheinbar war da noch jemand nicht so ganz begeistert, dass wir nun etwa drei Stunden nebeneinander sitzen durften.
Zwar verstanden wir uns eigentlich wieder, doch so eine Spannung war da immer noch.
Ich konnte ihn aber echt so gut wie vollkommen verstehen, also war ich ihm da nicht böse.
Nur, wieso küsste er mich, wenn er danach meine Blicke mied und zwar mit mir normal sprach, aber praktisch aus dem Raum flüchtete, wenn er mit mir alleine war?
Der Junge benötigte mal einen Schlag gegen den Kopf, vielleicht würde dann ja einiges wieder normal werden.
***
„Ich muss mal", kam es von Zayn.
Es war das dritte Mal und so geduldig wie ich auch wer, irgendwann reichte es dann echt mal.
„Zayn, wie viel hast du getrunken?", stöhnte auch Niall neben mir auf, „Ein Mensch kann doch niemals innerhalb von neunzig Minuten dreimal pinkeln müssen. Das ist biologisch gesehen unmöglich."
„Du hast doch keine Ahnung von Biologie. Außerdem muss ich echt dringend pinkeln, also könnten wir jetzt bitte endlich mal anhalten?"
Unser Fahrer konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, dennoch fuhr er nur fünf Minuten später bei einem Rastplatz rechts ran und ließ Zayn rausgehen.
Die Toiletten waren ein Stück weiter entfernt und es waren einige Menschen hier, die gerade Pause machten, also stieg unser Fahrer, der auch als Bodyguard diente, mit aus und begleitete Zayn bis zu den Toiletten.
Das Auto schloss er hinter sich ab und befahl uns, es nicht zu verlassen und keinen Unfug zu machen.
Wir und Unfug machen?
Nah, das passte doch wirklich nicht zusammen.
Stattdessen saßen wir peinlich schweigend nebeneinander und hofften, dass niemand hier an dem Ende des Rastplatzes, an dem unser Wagen stand, parken würde.
Wenn uns irgendwelche Fans entdecken sollten, würde ich mir die Kugel geben.
„Wieso hast du mich geküsst?"
Ohne lang nachzudenken, sprach ich die Frage aus.
„Wieso nicht?", entgegnete er nach einigen Sekunden.
Die Antwort war zwar irgendwie frech, doch er sagte es mit einer total ruhigen Stimme, so als wäre das eine ernst gemeinte Frage.
„Weil man niemanden einfach so küsst?"
„Wir waren auch einfach so im Bett", argumentierte er und ich erkannte mit einem kurzen Blick zur Seite, dass er sich direkt nach diesem Satz auf die Lippe biss, so als würde er es bereuen, dass er dies ausgesprochen hatte.
Für einen Moment war ich sprachlos, wusste einfach nicht, was ich sagen sollte.
Es schien keine passende Antwort zu geben.
„Waren wir aber schon eine ganze Weile nicht mehr."
Nun bemerkte ich, wie Niall seinen Kopf zu mir drehte und mir einen Blick zu warf, den ich nur schwer kategorisieren konnte.
Dabei schien er fast schon amüsiert zu schmunzeln.
„Möchtest du mir etwas sagen, Liza?"
Gott, die Art, wie er meinen Namen aussprach.
Ich liebte es.
„Hm", machte ich und drehte meinen Kopf nun auch wieder zu ihm, sah ihm direkt in die Augen, „Vielleicht?"
Wir schwiegen beide, starrten uns nur wortlos an.
Einige Sekunden vergingen, dann öffnete Niall seinen Mund.
Seine rosa Lippen bewegten sich: „War er besser als ich?"
Ohne dass er einen Namen nannte, wusste ich, wen er meinte.
„Nein."
Es war die Wahrheit.
„Ich erinnere mich kaum daran, aber nein, das war es nicht."
Niall nickte langsam, sein ernster Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein leichtes Lächeln.
„Ansonsten hätte ich dich vom Gegenteil überzeugen müssen."
Auch meine Mundwinkel wanderten jetzt nach oben, während ich ihm nur entgegnete: „Ach, jetzt, wo du's sagst, ich bin mir doch nicht so sicher, ob er nicht etwas besser war."
Er grinste mich an und in mir wuchs das altbekannte Gefühl, das ich bei Niall viel zu oft empfand, wieder.
Wer wusste, was wir beide getan hätten, wenn nicht in genau dieser Sekunde Zayn und der Fahrer zurückgekommen wären und uns unterbrochen hätten.
***
„Also, macht's gut", meinte Zayn und verabschiedete sich von uns.
Er stand vor seiner Wohnung hier in einem Teil von London, wir waren ausgestiegen um ihn zu umarmen, nun drehte er sich mit seinen Koffern in den Händen um und lief zur Tür.
Erst als er im Hausinneren verschwunden war, stiegen wir wieder in den schwarzen Wagen mit den getönten Scheiben und fuhren weiter.
Nächste Station war mein Haus.
Noch ahnte ich nicht, dass ich in nicht allzu entfernter Zeit dieses Haus nicht mehr als mein zuhause ansehen würde.
Noch hatte ich keine Ahnung, wie sehr sich mein Leben verändern würde in nur wenigen Monaten.
Der Fahrer lud meine Koffer aus dem Haus und trug sie mir bis zur Haustür, Frauenbonus eben.
Er verabschiedete sich von mir mit einem kurzen „bye" und einem Lächeln, dann stieg er in den Wagen und ließ Niall und mir kurz Zeit.
Wir standen da, stillschweigend und einander anstarrend, wie die letzten Idioten.
Man könnte echt meinen, zwei Stumme würden aufeinander treffen.
„Man sieht sich, ja?", sagte Niall und ich nickte.
„Fliegst du zu deiner Familie?", fragte ich ihn kurz.
Es war irgendwie nur Smalltalk, kein richtiges Gespräch.
Davon, dass wir es vorhin beinahe auf der Rückbank getan hätten, war nun absolut nichts mehr zu merken.
„Nope, mein Bruder kommt mich besuchen für ein paar Tage, aber das war's dann auch schon. Werde mich mit Ed treffen und einfach etwas die Pause genießen. Und du?"
Statt ihm seine Frage zu antworten und ihm von meiner Zeit mit meiner Familie zu erzählen, riss ich erst einmal die Augen auf.
„ED SHEERAN?!"
Niall grinste mich leicht irritiert und leicht belustigt an: „Ehm ja?"
„Oh mein Gott, Niall. Du musst mich ihm vorstellen. Nein, warte, nein, auf keinen Fall. Ich würde mir vermutlich in die Hose machen und mich voll blamieren. Nein, lassen wir das, aber kannst du ihn fragen, ob er mir auf Twitter folgen kann oder so? Boah, ich würde das so feiern, ich schwöre!"
Nun begann der blonde Ire erst mal zu lachen und zwar sehr laut.
„Liza Devine, das Fangirl", grinste er, „Dass ich das auch noch mal erleben darf. Aber über unsere Fans machst du dich lustig, ja?"
„Hey, das ist gar nicht vergleichbar", protestierte ich.
Er lachte noch einmal kurz auf, dann legte er seine Arme um mich und drückte seinen warmen Oberkörper an meinen.
„Wir sehen uns", sagte er und ging dann zum Wagen.
Ich blieb noch stehen, winkte ihm, bis der Wagen in die nächste Straße einbog, dann packte ich meine Koffer und schleppte sie bis zur Haustür.
Dort drückte ich die Klingel, da ich meinen Hausschlüssel nicht dabei hatte.
Wieso auch?
Auf der Tour benötigte ich ihn ja nicht und bevor ich ihn in einer fremden Stadt verlor, ließ ich ihn lieber daheim.
Die Tür wurde stürmisch aufgerissen und Josy strahlte mich an.
„Liza, da bist du ja! Komm rein, komm rein", grinste sie, dann zog sie mich an meiner Hand ins Innere.
„JOSH, DAD", brüllte sie danach, „JEMAND MUSS LIZAS KOFFER REINBRINGEN!"
Lachend schüttelte ich nur den Kopf darüber.
Dass sie meinen Vater Dad nannte, war nicht wirklich überraschend, denn er war ein sehr offener Mensch und auch Zoe, meine Nachbarin, durfte ihn so nennen, nachdem sie eine halbe Ewigkeit jeden Tag bei uns gewesen war.
Josh umarmte mich und drückte Josy einen Kuss auf den Mund im Vorbeigehen, Dad umarmte mich ebenfalls und dann trugen die beiden meine Koffer nach oben in mein Zimmer.
„Liza, komm, das Essen ist fertig", meinte Josy und zog mich derweil in das Esszimmer.
Mom saß dort, fütterte bereits Stacy mit weichgekochten Babykarotten, so beschäftigt, dass sie mich nicht einmal bemerkte.
Ich ging zu ihr, drückte ihr einen Kuss auf die Wange und strich Stacy über den Kopf: „Hi Mom, hi Stacy!"
Wie erwartet überschüttete Mom mich nun mit Fragen und gottseidank kamen Josh und Dad zurück, die mich vor Mom retteten.
Josy füllte jedem seinen Teller mit Braten und Nudeln, dann setzten wir uns an den Tisch und begannen zu essen.
„Und, wie war es so?", fragte Josy, „Hast du dir einen Jungen klargemacht?"
Sie grinste mich an, während Josh seine Augenbraue hochzog und von Mom nur ein gezischtes „hoffentlich nicht den Iren" kam.
Ehe ich antworten konnte, fragte Dad nach Will.
„Hab das jetzt geklärt und wir bleiben Freunde", meinte ich und grinste ihn vielsagend an, da ich ja eigentlich nicht darüber sprechen durfte, dass William vom Management angeheuert worden war.
„Okay gut", meinte Josh, „Ich hab das echt nicht gerne gesehen mit euch beiden. Haben dich die anderen Jungs in Ruhe gelassen? Was ist mit der Vorband, haben die dich irgendwie belästigt?"
„Josh", lachte seine Freundin nur, „Sie ist achtzehn und nicht deine Tochter."
Mein Bruder zog nun eine Augenbraue nach oben und schenkte Dad einen kurzen, strafenden Blick: „Ihr Vater würde sie aber vermutlich sogar noch motivieren mit jedem dort ins Bett zu gehen, also muss ja jemand anderes ein Auge auf sie haben."
„Josy hat recht, ich bin achtzehn. Und Dad hat das wohl im Gegenteil zu dir verstanden. Ich könnte also schwanger sein von drei verschiedenen Typen auf einmal und es würde dich nichts angehen", giftete ich leicht wütend.
So langsam war ich bei dem Thema etwas empfindlich.
„Man kann nicht von drei Typen gleichzeitig schwanger sein", kam es nun trocken und fast schon belustigt von Josh.
„Schon mal ausprobiert?", fragte ich provokant, worauf Josh nur lachen konnte: „Nein, aber ich hab im Biologieunterricht aufgepasst."
***
Wir saßen noch lange zusammen im Wohnzimmer an diesem Abend, redeten über die Tour und über die Familie.
Meine Eltern erzählten mir von ihren Erlebnissen und ich wurde nach Dingen von der Tour gefragt, Josh vor allem schien alles zweimal zu hinterfragen.
Es war schon ein wenig nervig, doch ich war trotzdem froh, dass er auf mich aufpasste.
Mom und Dad verabschiedeten sich dann etwa um elf Uhr, Josy ging nicht ganz eine Stunde später nach oben.
Da waren es nur noch zwei.
„Josh?", fragte ich, „Wie machst du das jetzt eigentlich?"
„Wie meinst du das, Liza?", fragte er mich und legte seine Stirn ratlos in Falten.
„Na, dein Handgelenk ist ja jetzt wieder in Ordnung. Wirst du die ganze Tour nicht mehr spielen oder wirst du mich noch ablösen?"
Er seufzte leise, zuckte mit den Schultern, während er die Bierflasche in seiner Hand drehte.
Eine britische Talkshow lief leise im Fernsehen und machte das Schweigen noch unangenehmer.
„Dir gefällt es, hm?", lächelte er leicht.
Ich zögerte einige Sekunden, auch wenn ich nicht wusste wieso.
„Ja."
Die Leute waren meine zweite Familie geworden und es war aufregend.
Dennoch gab es da etwas, das mich störte.
Ich war es nicht gewohnt so im Rampenlicht zu stehen, auch wenn die Scheinwerfer beim Konzert nicht auf mich gerichtet waren.
Die Welt kannte meinen Namen, ich konnte während der Tour nicht ohne Bodyguard vom Gelände gehen und wurde von Fans umgerannt, die meinten, meine ganze Lebensgeschichte zu kennen.
Erst neulich hatte ich auf Twitter alte Schulbilder von mir gefunden.
Ich hörte, wie Josh laut ein- und ausatmete.
„Ich brauche das Geld, weißt du", meinte er langsam, „Ich mag Josy, ich mag sie sehr. Vielleicht ist das etwas übereilt, aber eines Tages möchte ich sie heiraten und noch ein Kind bekommen. Eine richtige Familie eben. Ich möchte ihr etwas bieten können, und Stacy auch."
Ich nickte langsam, auch wenn ich nicht wusste, wie ich das verstehen durfte.
Wenn er jetzt das Geld brauchte, dann wollte er sie also relativ bald heiraten?
„Ich habe mich schon beim Management gemeldet, weil ich ja eigentlich immer noch den Vertrag laufen habe und da du ja einen Vertrag unterschrieben hattest, der nur meine Vertretung betroffen hat, wäre das auch alles kein Problem. Die Sache ist nur, dass du ja den neuen Vertrag bekommen hast und der betrifft nicht meine Vertretung."
Josh sah mir nicht in die Augen, als er das erzählte.
Etwas verwirrt sah ich ihn an, da ich erst nicht verstand, was das bedeutete.
„Du hast meinen Job, Liza."
Er klang verletzt und unsicher und genau das verletzte mich.
Ich hatte also seinen Job und er würde ihn vermutlich nicht wiederbekommen, solange ich nicht kündigte.
Und obwohl ich seine Schwester war und ihn liebte, vertraute er mir nicht genug um das Ganze mit einer nicht so zittrigen Stimme erzählen zu können.
„Du hast Angst, dass ich dir den Job nicht wiedergebe?", fragte ich fast schon beleidigt nach.
So vertraute mein eigener Bruder mir also.
Noch immer sah er nicht in meine Augen, betrachtete lieber das Etikett der Bierflasche.
„Ich weiß es nicht. Die Leute sind toll und der Job ist echt gut. So eine Chance bekommt man nicht oft."
Meine Augenbrauen rasten in die Höhe und mein Mund formte sich zu einem „O".
„Du vertraust deiner eigenen Schwester nicht? Sag mal, spinnst du?", zischte ich und sprang auf, „Du musst mir nur sagen, wann du wieder dabei sein willst, dann kündige ich rechtzeitig und damit hat sich die Sache."
„Wirklich?", fragte er nach und schaffte es nun tatsächlich mir in die Augen zu sehen.
„Wirklich. Was denkst du, was ich bin? Drummer zu sein ist dein Leben und mein Hobby. Du gehörst auf die Bühne und ich gehöre ins Tattoostudio. Ich bin deine Vertretung, das heißt aber nicht, dass ich deinen Platz für immer einnehme, Josh."
Er nickte langsam und stand nun ebenfalls auf, umarmte mich, auch wenn ich es nicht unbedingt wollte.
„Ich hasse dich", murmelte ich in sein Ohr, auch wenn wir beide wussten, dass ich es nicht ernst meinte.
„Ich liebe dich auch", entgegnete mein Bruder.
***
Der nächste Tag begann für mich erst kurz vor dem Mittag und endete recht spät, denn ich ging mit Amy und einigen X-Factor Tänzern in einen Club.
Spätestens als wir zehn Minuten lang dort waren, bereute ich es aber, denn alle Anwesenden konnten besser tanzen als ich.
Ich wirkte da viel eher wie eine Epileptikerin mit Muskelzuckungen.
Der zweite Tag mit meiner Familie, also am 23. April, wurde dann tatsächlich zu einem Familientag.
Zoe kam zum Barbecue, meine liebenswürdige Großmutter kam kurz zu Besuch und auch sonst verbrachte ich nahezu jede Sekunde mit einem meiner Verwandten.
Dad und ich unterhielten uns echt Ewigkeiten, er erzählte mir davon, wie sehr er mich vermisste, auch wenn er mich und meine Unabhängigkeit jederzeit unterstützen würde.
Ich liebte ihn einfach so sehr, es war fast unglaublich.
Kaum eine meiner Freundinnen aus Schulzeiten hatte so eine gute Verbindung zu ihrem Vater.
Was ich ohne ihn machen würde?
Ich wusste es nicht.
Zoe und ich verstanden uns immer noch blendend, auch wenn wir einen großen Altersunterschied hatten.
Sie wollte alles Mögliche über die fünf Idioten wissen, besonders Harry hatte es ihr angetan.
Josh warf mir ab und zu hinter ihrem Rücken grinsende Blicke zu, doch Josy ermahnte ihn immer wieder etwas Verständnis zu zeigen, immerhin würde Stacy bestimmt auch eines Tages so werden.
Nie hätte ich es gedacht, dass seine Freundin meinen Bruder so unter Kontrolle haben würde.
Bis zu einem bestimmten Punkt, war das aber in Ordnung.
Die beiden turtelten immer herum, was ab und zu Aggressionen in mir auslöste, aber was sollte man schon machen, abgesehen davon das glückliche Paar zu töten, was definitiv keine Option war, da ein Teil dieses Paares mein Bruder war.
Mom und Dad hingegen schienen sich da eher zu streiten, ständig meckerte Mom an ihm herum und obwohl Dad einer der gelassensten Menschen überhaupt war, so ertappte ich ihn dabei, wie er Mom in der Küche ebenfalls etwas anschrie.
Es tat weh, die beiden so zu sehen.
Sie sollten sich lieben, nicht miteinander streiten.
Am 24. April bekam ich morgens eine Nachricht von Niall, er wollte wissen, ob ich heute schon etwas geplant hatte.
Nachdem ich zum einen wirklich noch nichts vorhatte und zum anderen sowieso alles abgesagt hätte, um mit ihm Zeit verbringen zu können, verabredete ich mich mit ihm also für den Nachmittag.
Vorher duschte ich noch, aß mit meiner Familie zu Mittag, schminkte mich und suchte mir etwas zum Anziehen, was sich als großes Problem darstellte, da ich irgendwie nichts gut genug fand.
Mir war klar, dass ich meine Koffer noch neu packen musste, da ich ja nicht immer die gleichen Klamotten tragen wollte.
Niall schickte mir seine Adresse und ich machte mich mit dem Wagen auf den Weg dorthin, fast schon pünktlich.
Okay, gut, ich kam eine halbe Stunde zu spät bei ihm an und unterwegs hatte ich beinahe eine extrem langsam fahrende alte Frau mitsamt ihrem Fahrrad umgefahren, aber das war ja wirklich nicht meine Schuld.
Als ich die Klingel neben der Haustür drückte, dauerte es einige Sekunden, bis mir die braune Holztür geöffnet wurde.
Niall stand dort mit seinen blonden Haaren und dem spöttischen Grinsen auf den Lippen.
„Pünktlich kommen ist ja auch überbewertet", kommentierte er mit einem leicht ironischen Unterton, den ich gepflegt zu ignorieren wusste.
„Genau, das dachte ich mir auch", erwiderte ich grinsend und umarmte ihn.
Er ließ mich eintreten und schloss die Tür hinter mir, dann leitete er mich weiter ins Hausinnere.
„Habe übrigens eine Überraschung für dich im Wohnzimmer", sagte er und lächelte mich an.
In diesem Moment hatte ich nur einen Gedanken: Gottseidank hatte ich mir vorhin noch meine Beine rasiert.
Dass ich vielleicht ein kleines bisschen verdorben war und Überraschungen nicht immer mit Sex verbinden sollte, merkte ich nur wenige Augenblicke später, als Niall mich ins Wohnzimmer schob und dort ein rothaariger junger Mann saß, der mich freundlich anlächelte.
Mein Körper schien sich zu Stein zu verwandeln, keinen Zentimeter konnte ich mehr gehen.
Auch wenn ich es nicht sehen konnte, so war ich mir sicher, dass meine Augen gerade eine unnatürliche Größe haben mussten.
„Du wolltest doch Ed kennen lernen", meinte Niall, so als wäre es das normalste auf der Welt, „Also hab ich ihn gefragt, ob er nicht auch Lust hätte dich kennenzulernen. Und er hat ja gesagt. Ed, das ist Liza. Liza, das ist Ed."
Er sah zwischen uns beiden hin und her und strahlte stolz, als er meine Reaktion sah.
„Oh mein Gott", flüsterte ich leise, räusperte mich und versuchte mich aus meiner Starre zu lösen.
Ed Sheeran stand nun vor mir.
Ed Sheeran.
ED FUCKING SHEERAN.
Okay, atmen, Liza, atmen.
"Hi", meinte er und umarmte mich zur Begrüßung, so als wäre es total normal, dass ein Sänger mit einer verdammt guten Stimme und so romantischen Songtexten mich einfach umarmen würde.
Mal abgesehen von One Direction und 5 Seconds Of Summer.
Selbst meine Mom mochte Ed Sheeran und trällerte seine Lieder ab und zu mal mit, wenn sie gerade im Radio liefen.
Wir saßen zusammen auf der Couch, unterhielten uns und sahen irgendeinen Film an, der ehrlich gesagt kein bisschen meine Aufmerksamkeit bekam.
Zu meiner rechten saß Ed Sheeran, zu meiner linken Niall.
Wie sollte ich mich also auf den Film konzentrieren?
Relativ spätabends, der Film war bereits vorbei, fragte Ed dann auf einmal, ob wir zusammen seien.
Nach einem übertriebenen Lachen und der Betonung, wie abwegig das denn sei, starrte Ed uns mit hochgezogener Augenbraue und belustigtem Grinsen an.
„Wow, Niall, wieso verheimlichst du mir deine Freundin? Ich bin echt beleidigt", meinte er.
„Ich bin nicht seine Freundin", protestierte ich, „Also nichts gegen dich, Niall, aber wir sind ja nur gute Freunde."
Eigentlich stimmte das ja auch.
Dennoch fühlte ich mich irgendwie ertappt, ich meinte, ich mochte Niall und ich mochte ihn mehr als man einen guten Freund mochte.
Nur irgendwie war die ganze Sache so kompliziert, dass das nichts werden würde.
Dachte ich zumindest.
Irgendwann ging Ed dann, er müsse morgen in der Frühe ins Tonstudio und sollte dann relativ wach sein.
Da waren es nur noch Niall und ich.
***
Wir saßen nebeneinander auf der Couch, schwiegen.
Niall legte seine Finger auf meine und ich richtete meinen Blick fragend auf ihn.
Er rutschte ein bisschen näher zu mir.
„Weißt du, ich vermisse das wirklich", sagte er leise.
„Keine Groupies, mit denen du ins Bett gehen könntest?", fragte ich ihn und er schüttelte den Kopf: „Solange du kein Groupie bist nicht."
Ich lehnte mich zu ihm rüber, legte meine Hand an seine Wange und zog sein Gesicht so nahe an meines, dass sich unsere Lippen fast schon automatisch aufeinander legten.
Während wir uns küssten, zog er mich auf seinen Schoß.
Seine Hand rutschte unter mein Oberteil, ich platzierte meine Lippen an seinem Hals.
Da ich auf seinem Schoß saß, spürte ich nicht nur, wie die Lust in mir wuchs, sondern auch, wie sich etwas in Nialls Hose veränderte.
„Fuck", stöhnte er leise auf.
Für einen Moment stoppte er mich und sah mich ernst an: „Wenn du nicht willst, dass wir weitergehen, sollten wir jetzt aufhören."
Als Antwort streifte ich mein Oberteil über meinen Kopf und schmiss es neben mich, dann erhob ich mich von seinem Schoß und ging zum Flur.
Im Türrahmen drehte ich mich noch einmal um: „Ich warte dann mal im Schlafzimmer auf dich. Falls ich es finde."
Niall grinste, dann sprang er ebenfalls auf und lief mir schnell hinterher.
Ich lief bereits die Treppe nach oben, erst vor einer Zimmertür, an welcher ich beinahe vorbeigelaufen wäre, stoppte er mich und zog mich hinein.
Er drehte mich um, sodass er mich küssend zum Bett führen konnte.
Als ich die Kannte in meiner Kniekehle spürte, ließ ich mich nach hinten fallen, er kniete mit seinen Beinen jeweils auf einer Seite neben mir.
Ich zerrte an seinem Oberteil, bis er sich so nach vorne beugte, dass ich es problemlos über seinen Kopf ziehen konnte.
Dann machte er sich an meine Hose, um sie mir von den Beinen zu streifen, musste er allerdings aufstehen.
Kaum trug ich nur noch Unterwäsche, drückte ich ihn auf die Matratze und machte dasselbe bei ihm.
Seine Augen waren ein wenig dunkler geworden, zumindest wirkten sie so.
Die rosa Zunge fuhr sehnsüchtig über seine Lippe, er stöhnte leise auf, als ich mit den Fingern über seine Boxershorts fuhr.
„Verdammt, Li", fluchte er, dann riss er mir fast schon den Slip vom Körper, beim BH hatte er etwas Probleme mit dem Verschluss, was ihn nur noch ungeduldiger machte.
Ich half ihm kurz, was ihm nicht besonders gefiel und dazu führte, dass er fest überzeugt war, mich dafür bestrafen zu müssen.
Solange er darunter nicht so Zeugs mit schlagen und würgen verstand, war das nicht so schlimm.
Dachte ich.
Da lag ich nun also, komplett entkleidet.
Ich fuhr mit meiner Hand in Nialls Boxershort, strich über sein Gemächt und zog dann sein letztes Kleidungsstück nach unten, er selbst streifte sie über seine Fußknöchel und schmiss sie irgendwohin auf den Boden.
„Warte, ich hab hier irgendwo Kondome", meinte er und beugte sich über mich, um an die Schublade des Nachttisches zu kommen.
Tatsächlich hielt er direkt danach eine Packung in der Hand, aus der er eines heraus holte und über sich überstreifte.
Er wollte sich gerade über mich stützen, da drückte ich ihn weg, sodass er auf dem Rücken neben mir lag.
„Was...?", fragte er und sah mich etwas verwirrt an, da schwang ich mein eines Bein über ihn und kniete mich so über seine Erektion, dann ließ ich mich ganz langsam darauf nieder, sodass es nicht weh tat.
Wir stöhnten beide leise auf, als er in mich eindrang.
Seine Hände legten sich an meine Hüfte, dann hielt er sie so, dass ich mich mit meinen Händen darauf abstützen konnte.
So bewegte ich mich wieder hoch, dann runter und so weiter, immer schneller werdend.
Jedes Mal, wenn ich unten auf seinem Körper ankam, klatschte es leise auf.
Es schien ganz still hier im Haus zu sein, lediglich das leise Quietschen des Bettes, das Geräusch des Aufeinandertreffens unserer Körper und unser beider Stöhnen war zu hören.
Nach einer kurzen Zeit zog Niall sich aus mir heraus, dann schob er mich von ihm runter, sodass ich auf dem Rücken neben ihm lag.
Nun stützte er sich mit seiner einen Hand neben mir ab, während die andere sich an sein Gemächt legte und es nun wieder in mich einführte, etwas unsanft, sodass ich leise vor Schmerz aufkeuchte.
„Alles in Ordnung?", fragte Niall besorgt und ich wies in nur an weiterzumachen.
Nun stützte er sich auch mit der zweiten Hand neben meinem Körper ab, dann machte er immer wieder stoßartige Bewegungen mit seinem Körper und brachte so erst mich zu meinem Höhepunkt und dann sich selbst.
Die Kraft schien ihn zu verlassen und so platzierte er seinen verschwitzten Körper auf meinem, nachdem er sich erneut aus mir herausgezogen hatte.
Er rutschte etwas nach unten, sodass sein Kopf auf meiner Brust lag, was seinem Blick zu Folge kein Zufall gewesen war.
Kleiner Perversling.
Aber gut, ich wollte mich nicht beschweren.
Nialls Atem wurde immer regelmäßiger und irgendwann war er dann eingeschlafen.
Ich hingegen blieb wach, schob ihn vorsichtig von mir und schrieb meinem Vater eine SMS, dass ich bei Amy übernachten würde.
Meine Familie wusste nicht, dass ich bei Niall war, es würde Mom und Josh nur unnötig aufregen.
Ich fand mein Oberteil nicht, also streifte ich mir Nialls über und zog mir auch meinen Slip wieder an, so viel musste sein.
Dann legte ich mich neben Nialls warmen, nackten Körper und schlief ein.
***
„Guten Morgen", wurde ich geweckt.
Ich grummelte nur.
Für einen Moment dachte ich, dass es Paul wäre, dass ich im Bus bei den Jungs liegen würde, doch so war es nicht und daran erinnerte ich mich dann auch nur wenige Sekunden später.
Blinzelnd öffnete ich die Augen.
Niall grinste mich an, jetzt war er bekleidet.
„Gut geschlafen?", fragte er, „Ich hab Kaffee gemacht. Möchte dich ja nicht rausschmeißen oder so, aber nach dem Frühstück kommt meine Mom vorbei und die zwingt mich noch dich zu heiraten, also..."
Ich grinste ihn an und nickte verständnisvoll.
„Bin schon so gut wie weg."
Ich setzte mich auf und bekam von Niall einen kurzen Kuss auf die Lippen gedrückt.
Das hier war keine Freundschaft.
Immer wieder kamen mir diese Worte in den Sinn.
„Netter Hintern. Ist das mein Oberteil?", fragte Niall, während wir beide nach unten gingen.
„Jop", meinte ich nur, „Hab meins gestern nicht mehr gefunden. Immerhin habe ich etwas getragen zum Schlafen, hm?"
Provozierend grinste ich ihn an und er „boxte" mir leicht in die Seite, es tat aber kein bisschen weh.
Niall hatte Rührei und Toasts gemacht, den Kaffee schenkte er nun in zwei Tassen ein.
Wir aßen relativ still, dann suchten wir zusammen meine Kleidung zusammen.
Das Oberteil lag dann irgendwo unter der Couch, unter der es überraschenderweise gar nicht mal so verstaubt war.
Zum Glück.
Es war kurz vor elf, als ich mich von ihm verabschiedete.
„Wir sehen uns dann ja am Flughafen", meinte Niall und strich mir meine Haare hinters Ohr, während er mich mit schief gelegtem Kopf musterte.
Er wirkte wie ein Vater, der sich von seiner Tochter verabschiedete, welche nun auf Klassenfahrt gehen würde.
„Mhm", machte ich nur, unfähig etwas mehr herauszubringen, da ich gerade unsicher war, wie wir uns verabschieden würden.
Würde er mich umarmen oder gar küssen?
„Danke für letzte Nacht", sagte er, „Ich hab das vermisst", er zögerte kurz, „Ich hab dich vermisst."
Ich musste lächeln, dann legte ich meine Arme um seinen Oberkörper, während ich ihn in eine Umarmung zog.
„Ich auch", meinte ich leise.
Er legte seine Arme ebenfalls um mich, als wir uns von einander lösten, legte er seine Hand an mein Kinn und steuerte mit seinem Mund meine Lippen an.
Würde ich behaupten, dass er ein schlechter Küsser wäre, würde ich lügen.
***
Der Verkehr war schrecklich und ich brauchte gefühlte Stunden um endlich zuhause anzukommen.
Dass dort aber nur Ärger auf mich wartete, hätte ich nicht gedacht.
Begrüßt wurde ich von Blicken, die ich nicht verstand.
„Ehm hi? Alles in Ordnung?", fragte ich und wurde nun doch etwas nervös.
Die Stimmung hier gefiel mir ganz und gar nicht.
„Wo hast du geschlafen?", wollte Mom wissen.
Sie klang besorgt, wütend und gleichzeitig neugierig.
„Bei Amy?", entgegnete ich nun doch etwas unsicher.
Ich hatte es in einer SMS geschrieben, also sollten sie das für den Normalfall glauben.
Da Mom aber jetzt nachfragte, bedeutete das eigentlich, dass sie es nicht glaubte oder es besser wusste.
Verdammt, war Amy hier gewesen?
„Wir haben versucht dich zu erreichen, du bist aber nicht an dein Handy gegangen, also haben wir Amy angerufen. Und die hat uns dann gesagt, dass sie dich nicht einmal mehr gesehen hat. Wo hast du geschlafen?", wiederholte Mom und klang nun etwas gereizt und ungeduldig.
„Wieso habt ihr versucht mich zu erreichen? Ist was passiert?"
Normalerweise versuchte man mich niemals zu erreichen, falls nichts Schlimmes passiert war.
Letztes Mal war meine Großmutter, also Dads Mom, gestorben.
Da war ich vielleicht sieben gewesen, ich wusste es nicht mehr so genau.
„Mom? Dad?", fragte ich langsam.
„Hier war ein junger Mann, der wollte zu dir. So ein blonder, hieß Ryan oder so. Und dann, gerade als er wieder gehen wollte, weil wir ihm sagten, dass du nicht da seist, tauchte da noch jemand auf. Dave. Die beiden haben dann irgendwie angefangen sich in die Wolle zu bekommen und am Ende hat die Polizei die beiden dann mitgenommen."
Ach du Scheiße.
In mir rasten gerade die Gedanken umher.
Woher hatte Ryan meine Adresse?
Was hatte Dave hier gewollt?
Hatte Ryan noch die Bilder?
Steckten die beiden jetzt im Knast?
Würde Ryan nochmal hier auftauchen?
Ließ Dave mich nicht in Ruhe?
Wie lange konnte man überhaupt wegen Körperverletzung in den Knast kommen?
War das überhaupt eine Schlägerei gewesen oder hatten die sich nur angeschrien?
Wieso passierte sowas immer mir?
„Liza, wer ist dieser Ryan?", fragte Mom nun.
Ich war innerlich so dermaßen froh, dass Josh gerade nicht da war.
„Ein Art Arbeitskollege. Naja, nicht ganz. Eine Arbeitsbekanntschaft besser gesagt?", versuchte ich mich aus der Sache herauszureden, auch wenn es eigentlich stimmte, „Er arbeitet in einem Fitnessstudio, in dem ich mal während der Tour war. Ich wurde sogar gezwungen dorthin zu gehen, glaub mir, Mom."
Sie nickte langsam.
„Und wieso hat er sich dann mit Dave um dich geprügelt?", fragte nun Dad.
Er klang nicht so streng wie Mom, sondern einfach nur etwas verwirrt.
„Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung. Vielleicht will er was von mir?"
Und wie er was von mir wollte und zwar entweder Rache oder Geld.
Keine Ahnung, was schlimmer war.
„Der sah vorher schon ganz schlimm aus", meinte Mom nun, „Vielleicht hat er ja ein Aggressivitätsproblem, wenn er sich da ständig mit Leuten schlägt. Kein guter Umgang für dich."
Ich schwieg kurz, dann nickte ich zu Moms und Dads Überraschung: „Wenn du das denkst, dann werde ich nichts mehr mit ihm zu tun haben."
Mit diesen Worten stand ich auf und ging hoch in mein Zimmer.
***
Es war der 28. April und somit der letzte Tag vor der Europa-Tour.
Ich freute mich wirklich sehr darauf, auch wenn ich nicht wusste, wie es danach weitergehen würde.
Die letzten Tage hatte ich damit verbracht, Kleidung aus- und einzupacken.
Natürlich hatte ich auch noch andere Dinge erledigt, ich hatte mich noch einmal mit Amy getroffen, dann hatte ich mich mit Caspar Lee, einem YouTuber getroffen und mit ihm ein Video aufgenommen, bei welchem er mir Fragen gestellt hatte.
Neue Musik hatte ich auch auf mein Handy gemacht und Bilder von meiner Spiegelreflexkamera waren nun auch auf meinem Laptop gesichert, sodass ich nun wieder eine leere SD-Karte hatte.
Mit Liam hatte ich gestern telefoniert, er hatte mir erzählt, dass er sich zwar mit Danielle ausgesprochen hatte, aber es ständig Streit gab und er gar keine Lust mehr darauf hatte.
Josy und ich verstanden uns echt gut, was Josh dann doch etwas verzweifeln ließ, da wir ein echt gutes Team gegen ihn bildeten, wenn er mal wieder meinte, dass er mich oder Josy provozieren müsste.
Die beiden waren echt süß zusammen und Stacy machte das natürlich auch nicht „unsüßer", da die drei einfach perfekt zusammen harmonierten.
Mom und Dad als Großmutter und Großvater waren ganz in ihrer Rolle und Dad hatte mir sogar schon gesagt, dass er kaum auf den Tag warten könnte, an dem er mein Kind in seinen Armen halten würde.
Auch wenn das vermutlich nie passieren würde, einfach weil Kinder und ich zusammen ein einziges Chaos waren, fand ich es einfach richtig süß von ihm.
Er war eben der beste Vater der Welt.
Das letzte gemeinsame Abendessen, man könnte fast schon Abendmahl sagen, aber dann würde ich das doch etwas zu arg mit Jesus vergleichen und ich schätzte Mal, dass man eine Kreuzigung kaum mit einer Europa-Tour vergleichen konnte, war echt schön, auch wenn ich ehrlich gesagt sagen musste, dass ich mich schon voll auf die nächsten Tage freute.
Nicht nur wegen den vielen verschiedenen Ländern, sondern weil ich einfach die Leute vermisste.
Um am nächsten Tag früh morgens fit zu sein, ging ich früh ins Bett.
Um sechs Uhr morgens ging mein Wecker, ich sprang schnell auf und duschte mich erst mal mit neuer Bestzeit, ganze vier Minuten brauchte ich nur.
Dann föhnte ich meine Haare, glättete sie, schminkte mich, zog mich an und packte meine letzten Kosmetikprodukte in meine Koffer.
Unten am Frühstückstisch saßen Mom und Dad.
Meine Mutter machte mir gerade ein Sandwich und Dad las die Zeitung, auf deren Titelseite nur irgendein Politikskandal vermeldet wurde.
Nach der zweiten Tasse Kaffee und dem Sandwich war ich bereit England zu verlassen und die Welt unsicher zu machen.
Josh und Josy verabschiedeten sich von mir, beide noch in ihrer Schlafkleidung, da sie sich wieder ins Bett legen würden.
Stacy fing beinahe schon an zu weinen und meinte, dass sie mich sehr vermissen würde.
Süß.
Mom beschloss, dass sie mich unbedingt zum Flughafen begleiten musste und Dad wollte ebenfalls mitkommen.
Kaum also waren meine Koffer von Dad in den Kofferraum gemacht worden, fuhr Mom auch schon los.
Es dauerte eine ganze Weile bis wir am Flughafen ankamen, doch als wir dann dort waren, wurde Mom auch schon emotional.
„Ich werde dich so vermissen", seufzte sie, „Diese ganzen Nicht-Briten werden keinen guten Einfluss auf dich haben."
Schon klar, Mom.
„Hm", machte ich nur und tauschte mit Dad einen vielsagenden Blick aus.
Ich verstand manchmal nicht, wieso er sie hatte heiraten können.
Die Fans, die natürlich wussten, dass wir heute fliegen würden, hatten sich schon überall versammelt, doch irgendwie hatten sie mir gefehlt.
Naja, nicht besonders zumindest.
Kleine hyperventilierenden Nervensägen mit Hormonschwankungen.
Es dauerte ganze zehn Minuten, bis ich mich zur Sicherheitskontrolle für den Privatflug vorgekämpft hatte.
Die Securities ließen nur mich durch, von meinen Eltern musste ich mich vorher schon verabschieden.
Jetzt durfte ich die beiden schweren Koffer schleppen, was nahezu unmöglich war.
Was machte ich nur ohne Dad.
Zum Glück kam ein hilfsbereiter Mann und half mir mit den Koffern, vermutlich war es sein Job, aber trotzdem sehr nett von ihm.
Da ich nur ganz dezent zu spät war, waren bereits alle im Flugzeug und ich wurde angestarrt, als ich den großen Flieger betreten hatte.
„Nicht gleich so pünktlich", grinste Harry mich an und ich streckte ihm die Zunge raus, während ich einen freien Sitzplatz suchte.
Bei Liam und Niall war noch einer frei, also fragte ich die beiden, ob es okay wäre, wenn ich neben ihnen sitzen würde.
Sie nickten und meinten aber, dass ich den Platz zwischen ihnen nehmen müsste, weil keiner von beiden dort sitzen wollte, da man so weder aus dem Fenster gucken, noch sich mit Harry, der auf der anderen Seite des Ganges saß, unterhalten konnte.
Nicht gleich so erwachsen und reif, Jungs.
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@LizaDevineDrums
FanfictionLiza Devine, 18 Jahre alt, Tätowiererin und Hobby-Drummer- bis zu dem Tag, an dem Josh sie darum bittet für ihn mit One Direction auf die TMH-Tour zu gehen, weil er verletzt ist. Dass diese Tour mehr als nur eine Reise um die Welt und eine Menge Gel...