72.

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Langsam fingen die Knospen der vielen Blumen und Sträuche an zu blühen und die Peitschende Weide schüttelte den restlichen Schnee ab und hieß den Frühling so willkommen. Die kalten Tage waren somit vorbei und die Zeit der Pollenallergie stand vor der Tür.

Die Sonne kam wieder zum Vorschein und der kalte Wind ließ nach. Man konnte die ersten Tiere aus ihren Verstecken kommen sehen.

Aber nicht an diesem Tag.

Denn als Elly in der Bibliothek ein Buch für Verwandlung studierte, prasselten eiskalte Regentropfen laut gegen die Glasscheiben und erschafften auf diese Weise eine beruhigende Stimmung, für die Elly sehr dankbar war.

Noch immer spukten Fred und ihr Streit in ihrem Kopf herum. Eigentlich hätte sie das alles schon längst vergessen sollen. Sie hatten schlussgemacht und da konnte man nichts mehr ändern. Dennoch wollte er einfach nicht aus ihren Gedanken raus.

Seufzend lehnte sich Elly zurück und blickte nach draußen; die Landschaft war durch die Regentropfen verschwommen, aber man konnte Hagrids riesige Gestalt erkennen, die sich, mit einem pinken Schirm vor den Tropfen schützend, in seine Hütte verkroch.

Elly fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht, damit sie etwas wacher wurde, was aber nicht half. Sie war immer noch nicht bei der Sache und würde sich heute auch nicht mehr konzentrieren können.

Schulterzuckend schlug sie das Buch zu, dann würde sie eben den Aufsatz morgen beim Frühstück schreiben. Unter Zeitdruck ist man doch meist eh kreativer.

Sie stand auf und begab sich auf dem Weg zum passenden Bücherregal, um das Buch zurückzulegen (sie hatte einmal den Fehler begannen, ein Buch in die falsche Abteilung gelegt zu haben. Madam Pince hatte ihr daraufhin einen gewaltigen Vortrag gehalten, denn sie nur ungern erneut hören wollte.)

Also suchte sie die Schilder der verschiedenen Abteilungen ab, um schließlich endlich das kleine Schild mit der Aufschrift die Kunst der Verwandlung gefunden zu haben. Inerlich jubelnd bog sie ab und sah direkt in das Gesicht eines blassen Slytherinsschülers.

"Hey, Elly", sagte Draco und lächelte schwach.

Sofort kehrte Elly um und entschloss kurzerhand, dass der Vortrag von Pince gar nicht so schlimm war. Sie hatte ihn ja kaum noch in Erinnerung und brauchte eine kleine Auffrischung.

Alles war besser, als jetzt mit Draco reden zu müssen.

Seit dem die Ferien vorbei waren, war sie ihm aus dem Weg gegangen. Jedes einzelne Mal, wenn sie ihn sah, musste sie an Fred denken und dann kamen ihr die Tränen. Die einzige Lösung, die sie sah, war, dass sie Draco aus dem Weg gehen musste.

Oder sie würde jedes mal heulen, sobald sie sich unterhielten.

Da wirkte die erste Option deutlich besser.

"Elly! Warte bitte!", rief Draco ihr hinterher und ließ das Buch fallen, welches er festgehalten hatte. Wie aus dem Nichts kam Madam Pince angerauscht und hielt ihn an seiner Schulter mit ihren spitzen Fingern fest. "Was haben Sie gedacht mit dem Buch zu tun, Mr Malfoy?", fragte sie giftig.

Erleichtert, dass Madam Pince ihr Draco vom Hals hielt, machte Elly, dass sie aus dem Staub kam. Sie ignorierte die Tatsache, dass sie das Buch achtlos auf einen der Tische legte und aus der Bibliothek stürmte.

In den Korridoren war der Regen noch lauter. Er prasselte auf die Scheiben und den Stein des Schlosses. Es war beruhigend und hatte etwas magisches an sich. Außerdem war der Regen so laut, dass sie ihre eigenen Gedanken kaum hören konnte.

"Elly?", fragte jemand hinter ihrem Rücken. Innerlich verfluchte Elly Madam Pince, dass sie ihren Vortrag nicht noch länger hätte halten konnte.

Langsam drehte sie um und stand, überraschenderweise, vor Neville, der nervös ein Buch in der Hand hielt. "Du hast das in der Bibliothek liegen gelassen und nicht ins Regal zurückgetan. Ich dachte, dass du es vielleicht vergessen hast und deshalb habe ich es für dich ausgeliehen ..."

Neville war einfach zu gut für diese Welt, dachte Elly lächelnd. "Das ist echt liebt von dir, Neville", er wurde rot, "aber ich habe es mit Absicht liegen gelassen."

"Oh", er senkte den Kopf. "warum?"

"Ich musste schnell aus der Bibliothek raus. Draco war da.", es reichte mittlerweile nur seinen Namen sagen zu müssen, und sofort wusste fast jeder worum es geht. Denn an dem Abend, als Elly die gesamte Situation Hermine schilderte, hörte Lavender mit einem Ohr zu und fragte, ziemlich laut, direkte Fragen. So wusste jeder, der an diesem Abend im Gemeinschaftsraum war, dass Fred Weasley und Elly Riddle nicht mehr zusammen waren und Draco Malfoy mehr oder weniger einer der Gründe war.

"Ich verstehe", meinte Neville. "bist du noch immer traurig darüber?"

"Ich werde wahrscheinlich immer traurig darüber sein, Neville. Aber das ist jetzt egal. Hast du gerade was zu tun?", wechselte Elly das Thema. Neville schüttelte den Kopf. "Nein, nicht wirklich. Ansonsten wäre ich dir wohlkaum hinterher gelaufen."

"Na dann", Elly hakte sich bei ihm unter und zusammen liefen sie durch die Korridore. "Schade, dass es regnet", meinte Neville schüchtern nach einer Weile. "wir hätten sonst draußen spazieren gehen können."

"Hindert der Regen uns wirklich daran?", fragte Elly und zog ihn in Richtung Innenhof. "Was hast du vor?"

"Wir gehen jetzt in den Regen spazieren.", erklärte Elly und lief raus.

Die Regentropfen fielen auf ihrem Gesicht und sie breitete ihre Arme aus. "Jetzt komm schon!", rief sie Neville zu. "Es ist nur Wasser, Neville."

Er seufzte und trat ebenfalls raus. "Es ist kalt.", murmelte er. "Dann muss du dich bewegen.", Elly nahm seine Hand und begann zu tanzen. "Du hast sehr gut auf dem Weihnachtsball getanzt, erinnerst du dich noch?"

Neville nickte und wurde röter. "Ja, ich habe auch geübt.", er hörte sich stolz an.

"Das hat man gesehen. Du warst mit einer der besten.", bestärkte sie ihm. "Und jetzt kannst du mir zeigen, ob du noch immer gut bist. Tanz mit mir, Neville."

"Wirklich?", fragte er verwundert, als wäre es seltsam mitten am Tag in einem Regenschauer spontan zu tanzen.

"Natürlich, warum denn auch nicht? Wir sind Freunde und Freunde können auch mal was ungewöhnliches machen, wie im Regen zu tanzen. Jetzt komm schon."

Und er gab nach.

Neville legte seine Hand auf ihre Hüfte und die beiden schritten über den gesamten Innenhof, während sich eine Pfütze nach der anderen zu ihren Füßen bildeten, denen sie auszuweichen versuchten - bis Elly schließlich eine bessere Idee hatte: Sie ließ ihn los und sprang mit beiden Füßen voran in eine Pfütze.

Das Wasser spritzte umher und sie wurde komplett nass. "Hast du den Verstand verloren?", fragte Neville erschrocken.

"Kann sein. Warum?", erwiderte Elly lachend. "Du wirst dich erkälten."

"Du dich auch. Schließlich sind wir schon seit über zehn Minuten im Regen. Jetzt spring mit mir durch diese Pfützen, Neville."

Wer aus den Fenstern zum Innenhof hinab sehen würde, würde zwei Schüler sehen, die noch einmal kurz Kinder waren und sich um nichts anderes als die nächste Regenpfütze Gedanken machten.

Eben so, wie es sein sollte.





Es tut mir echt leid, dass nichts kam in der letzten Woche, aber ich hatte zu tun (ich musste meine Frisur retten)

Es tut mir auch leid, dass dieses Kapitel später als sonst kam, aber ich hatte noch Nachhilfe bis vor gut einer Stunde. Wobei - ganz früher kamen neue Kapitel immer erst so um Mitternacht, als seit froh ;)

Egal ... ich hoffe, dass euch dieses Kapitel gefallen hat und wünsche euch noch eine gute Nacht :)

Elly Riddle - das Mädchen, das lachteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt