54.

1.5K 97 6
                                    

Liebe Prinzessin,

ich hätte nicht gedacht, dass George und ich unsere Flucht schon so schnell bereuen würden, aber mit deinem Brief hast du meine Meinung geändert. Ich meine, jemand hat Umbridges Büro komplett umgefärbt! Wieso passiert sowas erst dann, wenn wir weg sind und wieso sind wir nicht auf diese Idee gekommen, als wir noch die Chance hatten? Wir hätten ganz Hogwarts färben können!

Wir sind gut angekommen. Glücklicherweise ist uns nämlich eingefallen, dass wir ja apparieren konnten, sobald wir Hogwarts hinter uns gelassen hatten. Ansonsten wäre es nicht gut für meinen Privatbereich geendet, wenn du verstehst, was ich meine.

Wir sind im Moment dabei unseren Laden auf Vordermann zu bringen. George packt gerade die Regale voll und meckert mich an, dass ich ihm nicht helfe. Aber meiner Freundin zu schreiben ist wichtiger. George sagt mir gerade, dass er mich hasst und du mich zurücknehmen sollst, also nach Hogwarts.

Ich weiß, dass bald deine Prüfungszeit beginnt, deshalb werden wir dir auch nicht so oft schreiben, damit du dich schön konzentrieren kannst. Es wird stressig, aber es wird auch vorübergehen.

Wie wäre es, wenn wir dich vom Bahnhof abholen würden? Würde dieser Gedanke deine Zeit, die du mit Lernen und Wiederholen verbringen wirst, erträglicher machen?

Ich muss jetzt wirklich aufhören zu schreiben, oder George wirft mich noch aus unserer Wohnung und ich kann mich noch nicht bei Mum blicken lassen. Sie würde mich sofort umbringen.

Ich soll dich auch von George grüßen. Er wünscht dir Glück.

Ich liebe dich, Prinzessin,

dein persönlicher edler Ritter

Elly seufzte, als sie den Brief zu Ende gelesen hatte und blickte sich im Gemeinschaftsraum um. Überall tümmelten sich die Fünftklässer herum und steckten ihre Nasen in die Bücher oder übten Zauberformeln. Eigentlich sollte Elly auch langsam mal anfangen zu lernen, doch ihr fehlte die Motivation. Aber das war keine gute Ausrede, also stand sie auf und streckte sich. Es würde eine lange Nacht werden ...

Beim Frühstück am nächsten Tag redete keiner der Fünftklässler sonderlich viel: Parvati übte halblaut Beschwörungen, während das Salzfässchen vor ihr hüpfte, Hermine las noch einmal ein Buch durch, Neville ließ dauernd sein Besteck fallen und Elly tunkte ihre Mitschriften ausversehen in ihre Teetasse.

Als das Frühstück zu Ende war, vertraten sich die Fünftklässer und Siebtklässer ein wenig die Beine, während die anderen Schüler in den Unterricht gingen. Dann, um halb zehn, wurde eine Klasse nach der anderen aufgerufen, wieder in die Große Halle zu kommen, wo nun mehrere einzelne Tische aufgestellt wurden. Die Schüler wurden aufgefordert leise zu sein und anzufangen zu arbeiten.

Mit pochendem Herzen drehte Elly das Prüfungsblatt um und linste auf die erste Frage: a) Nennen Sie die Bewegungsformel und b) beschreiben Sie die Zauberstabbewegung, die erforderlich ist, um Gegenstände fliegen zu lassen.

Eine flüchtige Erinnerung schoss Elly in den Kopf: Sie saß weinend auf dem Boden vor einem riesigen Bücherregal. Oben lag ihr kleines Kuscheltier, welches aus unerklärlichen Gründen da hoch gelangt war. Severus kam zu ihr und mit Hilfe seines Zauberstabes holte er es wieder herunter. An diesem Tag war Severus ihr Held gewesen.

Lächelnd fing sie an zu schreiben.

"Konntest du alles beantworten?", fragte Neville, noch immer sehr nervös. Elly zuckte mit den Schultern: "Schon, aber ob es richtig war, ist eine andere Frage.", sie streckte sich: "Ich denke aber jetzt nicht mehr daran. Diese schriftliche Prüfung ist vorbei."

Als nächstes war die praktische Prüfung dran. Sie wurden in die kleine Kammer neben der Großen Halle gebracht und warteten darauf, dass ihr Name aufgerufen wurde. Einer nach den anderen verließ die Wartenden, unter den Elly noch immer weilte, bis-

"Longbottom, Neville - Lupin, Elly - Lysander, Alexander.", Elly sah sich verwundert um. Soweit sie wusste, war sie die einzige Schülerin in der Fünften, die 'Elly' hieß. Und den Nachnamen 'Lupin' hatte sie bis jetzt auch nur ein einziges Mal gehört. Gespannt wartete sie, ob sich noch ein Mädchen auf den Weg machte, um sich den Aufgaben zu stellen, doch niemand bewegte sich. Nur Neville und dieser Alexander Lysander waren rausgegangen.

"Lupin, Elly!", ein älterer Zauberer steckte seinen Kopf in den Raum: "Wo ist Miss Lupin?", er wirkte genervt. Ron tippte Elly an: "Ich glaub, der meint dich."

"Aber-"

"Geh schon."

Elly hob ihre Hand: "Hier, aber ich heiße-", der Mann ließ sie nicht ausreden. Er nahm ihren Arm und zog sie raus in die Große Halle: "Professor Tofty ist gerade frei.", er zeigte auf einen alten kahlköpfigen Zauberer. Sie nickte und ging auf ihn zu.

"Miss Lupin, richtig?", Elly wollte was sagen, aber er sprach schon weiter: "Ich habe damals auch Ihren Vater durch die Prüfung gebracht. Remus Lupin. Er war ausgezeichnet - nur bekam er einen Punkt abgezogen, weil er dem jungen Sirius Black eine Blume auf der Nase gezaubert hatte ... "

"Wirklich?", fragte Elly leise lachend. Professor Tofty nickte: "Oh, ja. Ich erinnere mich noch genau daran. Black hatte sich zurück in die Halle geschlichen, weil er Ihrem Vater zuschauen wollte - doch Ihr Vater fand das Ganze nicht so amüsant. Aber die Blume war sehr schön.", er griff nach einem Formular: "Jetzt fangen wir aber an. Ich hoffe, Miss Lupin, dass Sie genauso begabt sind wir Ihr Vater."

"Das hoffe ich auch, aber ich heiße gar nicht Lupin mit Nachnamen.", korrigierte Elly ihn endlich. Professor Tofty sah auf sein Blatt: "Aber hier steht Elly Lupin.", meinte er stirnrunzelnd. Elly zuckte mit den Schultern: "Mein Nachname lautet Riddle."

"Mmh.", machte Tofty: "Sie sind also nicht die leibliche Tochter von Remus Lupin?"

"Er hat mich adoptiert."

"Das klärt dann das Problem.", rief er: "Wahrscheinlich hat das Zaubereiministerium angenommen, dass Sie gleich auch Ihren Nachnamen geändert haben, als sie die Nachricht bekamen.", er legte das Blatt zur Seite: "Jetzt bringen Sie bitte das Buch hier zum Schweben."

Insgesamt fand Elly, dass sie ganz gute Arbeit geleistet hat. Besonders gut gelang ihr der Farbwechselzauber, aber irgendwie schaffte sie es, dass ein Glas ganz groß wurde und am Ende in tausend Teile zersprang.

Doch sie hatte keine Zeit, um sich darüber Sorgen zu machen, denn sie hatte nur einen Bruchteil ihrer Prüfungen hinter sich. Es erwartete sie noch eine ganze Menge anderer Aufgaben ...

Elly Riddle - das Mädchen, das lachteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt