89.

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Der erste September rückte immer näher und näher und näher, bis er schließlich da war. Normalerweise freute Elly sich immer auf den ersten September und konnte ihn eigentlich kaum erwarten, aber dieses Jahr war es anders. Der Tagesprophet hatte mehrere Artikel über das neue Schuljahr verkündet; der Schulbesuch war nun für jedes Kind Pflicht, was vorher noch nie vorgeschrieben war, zudem wurden auch Unmengen an Muggelstämmige gesucht, da ihnen der Raub von Magie angeklagt wird, was total absurd war.

Aber man konnte nichts dagegen tun – jedenfalls nichts, außer man hatte vor, selbst in Askaban eingewiesen zu werden, worauf nicht gerade jeder scharf war.

Es wurde auch der neue Schulleiter bekannt gegeben. Zu Ellys Leidwesen war es nicht Professor McGonagall oder Professor Flitwick, ja, selbst Binns wäre eine bessere Wahl gewesen, aber man hatte sich für niemand anderen als Severus Snape entschieden. Vor gut einem Jahr wäre Elly mehr als begeistert davon gewesen, aber jetzt konnte sie kaum Freude aufbringen.

Es war eine Tragödie, denn offensichtlich war Snape noch immer ein treuer Anhänger des Dunklen Lords. Somit war auch Hogwarts endgültig unter seiner Kontrolle. Elly konnte sich nicht vorstellen, wie sie Hogwarts vorfinden würde, wenn sie am Abend in die Große Hall gehen würde. Wahrscheinlich werden an jeder Ecke Todesser stehen und sie beobachten, Fächer wie Muggelkunde werden bestimmt abgeschafft und dunkle Flüche werden den Erstklässlern als erstes beigebracht.

Elly lief die Treppe runter und fand eine strahlende Dora und einen Remus, der auf den Tisch blickte, vor. „Warum so fröhlich?", fragte sie. „Seid ihr froh, dass ihr mich loswerdet?", das war eine rhetorische Frage, denn Remus hatte sich nur wenige Tage davor dazu geäußert, dass er Elly nur ungern nach Hogwarts lässt, aber da die Schulpflicht mittlerweile bestand, hatte er keine Wahl.

Dora lächelte strahlend zu Remus, der ihre Hände festhielt. „Erinnerst du dich noch daran, wie du mich immer angebettelt hast, eine große Schwester zu werden?"

„Ja?", sagte Elly langsam. Sie war sich nicht sicher, auf was dieses Gespräch hinauslaufen würde.

„Deine Bitte wird wahr."

Elly brauchte einen Moment, um zu realisieren, was gerade passiert war. „Meine - was?", sie sah zwischen den beiden hin und her, als ihr auffiel, wie Dora sich über den Bauch strich. „Warte ... warte", sagte sie. „Nein, oder doch?"

„Elly, benutz ganze Sätze", sagte Remus.„Du bist schwanger?", rief sie. „Ich nicht", sagte Remus. „Das ist nur Kuchen", er deutete auf die kleine Wölbung seiner Weste.

„Haha", sagte Elly, sah dann aber zu Dora. „Du bist schwanger?", sie nickte und sprühte gerade voller Freude. „Ja!"

„Das ist der Wahnsinn! Ich freue mich total für euch!", sie stand auf und umarmte Dora und dann Remus. „Ja, das ist alles schön und gut, aber wir müssen los, Elly", sagte Remus und sah auf die Uhr.
Es war halb elf.

Er stand auf und ohne etwas Weiteres zu sagen, nahm er Ellys Koffer und Elly und wartete darauf, dass sie sich von Dora verabschiedete. „Kommst du nicht mit zum Gleis?", fragte Elly, aber Dora schüttelte den Kopf. „Nein, wegen der Morgenübelkeit geht das schlecht."

„Ah, verstehe.", Elly umarmte sie nochmal. „Bis Weihnachten, ja?"

„Bis Weihnachten."

Remus zögerte keine Sekunde und apparierte mit Elly zum Bahnhof. Kaum standen sie am Gleis, sah Elly ihn verwirrt an. „Warum so schnell?"

„Was?", Remus hatte nicht zugehört. „Warum sind wir so schnell hierhergekommen? Und wieso hast du dich nicht einmal von Dora verabschiedet?"

„Ich habe danach noch was dringendes zu erledigen", sagte er nur.Elly sah ihren Dad an. Sie wusste, dass er sich nicht wohlfühlte, irgendwas bedrückte ihn sehr. Erst wusste Elly nicht, was es sein könnte, aber dann, als das Licht seine Narben betonte, fiel es ihr wie Schuppen vor den Augen. „Du willst gar kein Kind haben.", platzte es aus ihr raus.

Elly Riddle - das Mädchen, das lachteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt