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Nach nur wenigen Wochen, fragte sich Remus, ob er es sich auch wirklich gut mit Tonks überlegt hat. Nicht, weil er sie doch nicht liebte oder so ähnlich. Nein, sondern weil Elly und Tonks sich sehr ähneln. Viel zu sehr. 

Beide sind unglaublich tollpatschig (das erste Familienessen war eine reinste Katastrophe), beide können nicht stillsitzen und sind am liebsten draußen, beide mögen keine Regeln und  beide haben einen ähnlichen Sinn für Humor.

Oh, und natürlich die Tatsache, dass sie beide Remus Lupin lieben, wenn auch auf unterschiedlicher Art und Weise.

Also kam es dazu, dass mindestens einmal am Tag ein Teller zerbrach und mindestens eine Person die Treppe mit einer Rutsche vertauschte. 

Elly lief an diesem Morgen im angrenzenden Wald umher, Remus hatte sie darum gebeten. Anscheinend wollte er mit Tonks etwas besprechen, wobei Elly nicht stören sollte.

Auch wenn man es als eine Beleidigung nehmen könnte, betrachtete Elly es nicht so. Sie wollte sowieso draußen allein spazieren gehen, denn sie hatte vor dem Frühstück einige Briefe bekommen, die sie in Ruhe lesen wollte.

Elly hüpfte über einige Steine und Wurzeln hinweg, bis sie einen großen Baum fand, der ihr Schatten spenden würde, sobald sie sich setzte. Neugierig holte sie die Briefe hervor. Es waren zwei.

Sie nahm den ersten und riss den Umschlag auf. Sie erkannte die feminine Schrift, die man eigentlich nicht von einem Mann erwartete. Sie begann zu lesen.

Liebe Elly,

du wirst wahrscheinlich nicht begeistert sein, diesen Brief zu lesen, und ich kann es verstehen. Aufgrund des Bildes, dass du nun von mir hast, denkst du vielleicht nicht mehr so gut von mir, wie du es sonst immer getan hast. Und ich verstehe auch das, denn was du gesehen hast, war, zum einen, nicht für deine Augen bestimmt und, zum anderen, sehr traumatisch.

Ich bestreite es nicht ab. Ich habe Albus Dumbledore umgebracht.

Aber ich weigere mich, dich uninformiert darüber zu lassen, warum ich es getan habe, denn es gab einige sehr gute Gründe, warum es nun einmal so geschah.

Leider kann ich dir nicht alle nennen, weil vieles nicht für deine Ohren bestimmt ist. Was ich dir aber sagen kann, ist, dass Dumbledore es wollte. Er hat es mir befohlen.

Du wirst mir nicht glauben, ich kenne dich und weiß das. Ein Brief ist für sowas eigentlich auch komplett ungeeignet, aber ich bezweifle, dass Lupin mich in deiner Nähe erlaubt, solange es außerhalb von Hogwarts ist. 

Ich biete dir an, dass ich es dir im Laufe des neuen Schuljahres noch einmal erkläre. Du musst aber nicht einverstanden sein. 

Ich wünsche dir noch weitere erholsame Ferien,

dein Onkel Severus

Elly sah den Brief ungläubig an. Darin stand nur totaler Blödsinn. Severus hatte recht, sie glaubte ihm nicht. Jedenfalls nicht mehr.

Das, was ihr Onkel getan hatte, war unverzeihlich. Keine Entschuldigung der Welt konnte das wieder gut machen!

Wütend zerriss sie den Brief in einzelne Stücke und warf sie fort. Ein Wind kam auf und wehte sie fort. Sie waren nicht mehr Ellys Problem.

Sie griff zum nächsten Brief. Auch diese Schrift erkannte sie sofort. Ohne, dass sie es wollte, begann ihr Herz schneller zu schlagen. Sie verfluchte sich dafür.

Liebste Elly,

ich weiß nicht, wie ich diesen Brief anfangen soll. Ich weiß nicht, wie ich alles, was ich sagen möchte, in Worte fassen soll. Und ich weiß auch nicht, wie du am Ende dieses Briefes reagieren wirst.

Wirst du glücklich sein? Erleichtert? Oder wirst du wütend sein? Ich weiß es nicht, aber da ich wahrscheinlich sowieso nie erfahren werde, wie du dich am Ende fühlen wirst, belastet es mich gerade auch nicht.

Elly, unser letztes aufeinander treffen hat meinen Tag gerettet. Jedes Mal wenn ich dich sehe, erscheint die Sonne wieder am Himmel und die Blumen beginnen zu blühen. Die Sterne der Nacht haben sich in deinen Augen verfangen und strahlen von dort aus und deine Stimme verleiht den Schmetterlingen in meinem Bauch die Kraft zum Fliegen.

Wenn das nicht Liebe ist, Elly, dann weiß ich es auch nicht.

Du bist mein erster Gedanke, wenn ich morgens aufstehe und mein letzter, wenn ich mich schlafen lege.

Ich liebe dich, Elly.

Ich weiß, dass ich eine Menge Mist gebaut habe, aber die Tatsache, dass ich mir diese Fehler eingestehe, ist doch ein wahrer Fortschritt und sehr gut, nicht wahr? 

Ich bete jede Nacht gen Himmel, dass du mir verzeihst und mir eine zweite Chance gibst. Mit dem Kuss hast du mir Hoffnung gemacht, weshalb ich mich auch dazu aufgerafft habe, dir diesen Brief zu schreiben.

Du musst nicht antworten. Du musst auch nicht mit mir reden, wenn wir uns bei der Hochzeit sehen. Aber, bitte, sei nicht traurig. Lächle, meine kleine Prinzessin.

Dein edler Ritter, Fred

Schmetterlinge im Bauch spürte Elly auch. Sie drückte den Brief fest an ihre Brust und spürte einige Tränen auf ihrer Wange. Mittlerweile war ihr klar, dass sie Fred noch liebte, wahrscheinlich würde sie es auch immer tun.

Es erwärmte auch ihr Herz, dass Fred sich entschuldigte und solche wunderschönen Sachen geschrieben hatte, aber es war nun einmal nicht alles Freds Schuld. Elly hatte auch einen gewaltigen Teil beizutragen, sie hätte ihm besser zu hören und seine Eifersucht erklären lassen sollen. Aber sie musste ja überreagieren.

Ein Regentropfen fiel ihr auf dem Kopf. Sie blickte hoch und es folgten noch drei weitere. Kurz darauf hörte sie ein fernes Donnern. Ein Sommergewitter.

Schnell stand sie auf und lief zurück zum Haus. Sollte wirklich ein Gewitter aufziehen, dann wollte sie nicht gerade im Wald stehen.

Mit nur einem einzigen Ausrutscher auf einem glitschigen Stein schaffte sie es rechtzeitig ins Haustür, denn in dem Moment, in dem sie mit der Tür ins Haus fiel, begann es wie aus Eimern zu schütten und gewaltiger Donner brach los.

"Schon zurück?", fragte Remus, während er Tonks anlächelte. 

"Ja", sagte Elly. "draußen ist ein Gewitter und heute von einem Blitz getroffen zu werden, steht nicht auf meiner To-Do-Liste.", sie sah zu den beiden und bemerkte, dass sie sich irgendwie viel zu glücklich anstarrten. Natürlich war das seltsame daran nicht, dass sie glücklich waren, sondern eher, dass Remus sich beispielsweise nicht darüber aufregte, dass ihre Schuhe komplett dreckig waren oder dass Tonks seit fast einer Minute nichts zerbrochen hat. Irgendwas stimmt nicht.

"Was ist passiert?", fragte Elly misstrauisch. Tonks strahlte sie an. "Ich werde deine neue Stiefmutter!"

"Das ist mir klar", sagte Elly. "Immerhin lebst du hier und bist mit meinem Dad zusammen ..."

"Sie meint, dass wir heiraten werden.", erklärte Remus und streichelte Tonks Hand. "Noch diesen Sommer"

Elly sah die beiden ungläubig an. "Wirklich?", Remus und Tonks nickten.

"Das ist ja fantastisch!", rief sie. "Wir werden dann eine richtige Familie sein, oder?"

"Sind wir das nicht schon längst?", fragte Remus und holte Elly zu sich. Er umarmte sie und sah sie dann fragend an. "Weißt du, Tonks und ich haben ja schon einiges besprochen, wie zum Beispiel, dass Charlie ihr Trauzeuge wird ... nun, du weißt ja, dass Sirius und James nicht mehr da sind, deshalb wollte ich dich fragen, ob du meine Trauzeugin sein willst - falls es dir nicht zu seltsam ist."

Elly lächelte. "Wie könnte ich da Nein sagen?"

Elly Riddle - das Mädchen, das lachteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt