97.

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Am nächsten Morgen wurde das frischgetraute Ehepaar von einem Sturm aus Klopfen an der Tür geweckt wurden, und der Gast, der vor der Wohnung stand, war nicht gerade gütig zu der Tür. Es hörte sich sogar ein bisschen so an, als könnte die Wohnungstür jeden Moment zusammenbrechen.

Total verschlafen stützte Elly sich auf, ohne darauf zu achten, auf wem sie sich genau aufstützte, und schob sich die wirren Haare von den Augen. „Au", machte Fred und verzog das Gesicht, ebenfalls noch nicht richtig wach. Elly stach mit ihrem Ellenbogen in seinen Bauch. „Ist dir klar, dass dein Ellenbogen mehr als spitz ist?"

„Das haben Ellenbögen so an sich, Fred", gähnte sie. Sie schmeckte den morgendlichen Mundgeruch in ihrem Mund und schüttelte sich.

„Ich bin schon seit einer Minute wach und hab noch nicht einen Kuss bekommen?", sagte Fred entsetzt. Elly schüttelte den Kopf. „Mein Atem stinkt.", erklärte sie.

„Meiner doch auch!", rief Fred und drückte sie an sich. „Das hat der Atem so an sich, nach einer langen Nacht.", er küsste sie und er hatte recht, sein Atem roch ebenfalls nicht so angenehm, aber das war Elly egal.

Da begann wieder das Geklopfe.

„Wer ist das denn in aller Herrgottsfrühe?", rief Fred genervt und stand auf. „Hoffentlich ist es wichtig."

„Willst du dich nicht anziehen?", fragte Elly und blickte auf Freds rosagepunktete Unterhose, mit kleinen tanzenden Erdbeeren drauf. „Warum denn?", fragte er und tanzte vor ihr herum. „Sie ist doch todschick.", er zwinkerte und schloss die Schlafzimmertür hinter sich.

Elly grinste. Sie stand ebenfalls auf, denn sie musste unbedingt aufs Klo und sich Zähne putzen.

Als sie schließlich einige Minuten aus dem Bad kam, mit leerer Blase und minzfrischen Mundgeruch, wurde sie beinahe umgerannt, allerdings nicht von Fred.

„Elly!", Remus drückte sie fest an sich. „Mein Gott, was hast du dir dabei gedacht, einfach wegzurennen? Ich habe mir mehr als Sorgen gemacht!"

„Bitte erdrücke meine Frau nicht, Remus", wandte Fred ein und Remus ließ Elly abrupt los. „Deine Frau?", fragte er verständnislos. „Wie bitte?"

Elly wusste nicht genau, was sie sagen sollte. Sie konnte schließlich schlecht erzählen, dass sie sich gestern Nacht von einem Poster haben getraut lassen. Natürlich würde das Remus vielleicht erleichtern, weil es in seinen Augen keine richtige Trauung war, aber für Fred und Elly war sie schon richtig gewesen. In deren Augen waren sie nun Mann und Frau, und niemand konnte etwas daran ändern, egal, wie sehr sie es versuchten.

„Du hast es richtig verstanden", sagte Elly schließlich. „Fred und ich haben geheiratet – auf inoffizieller Art und Weise, vielleicht, aber dennoch."

„Inoffiziell?", wiederholte Remus, er wirkte ein wenig geschockt.

„Unser lieber Elvis Presley hat uns getraut", erzählte Fred und zwinkerte zum Poster.

Remus sah einen Moment lang fassungslos zum Poster, dann aber drehte er sich zu Fred um und nahm ihn in eine große Umarmung. „Willkommen in der Familie, mein Junge."

Einige Tage später waren auch die Weihnachtsferien wieder vorbei, was Elly nur äußerst missfiel. Sie wollte lieber bei ihrer Familie sein, anstelle zurück in das Grauen, in das sich Hogwarts verwandelt hatte. Sie wollte nie wieder einen Fuß in das Schloss setzen, aber sie musste. Noch immer hatte sie sich nicht an den Gedanken gewöhnt, wie sich Hogwarts entwickelt hatte.

Und sie würde es auch nie.

Remus war der einzige, der sie zum Bahnhof geleitet hatte. Fred musste wieder arbeiten und Dora war noch immer bei ihren Eltern, ihre Mutter kannte sich deutlich mehr mit Schwangerschaften und die Probleme und Sorgen, die sie mit sich brachten, aus.

Der Bahnhof war genauso voll, wie es am Anfang des Schuljahres gewesen war, kein Schüler, der noch einen gesunden Verstand hatte, blieb freiwillig über die Feiertage im Schloss.
Außerdem wollte – oder eher sollte – jeder zu dieser Zeit bei seiner Familie sein, mochte sie noch so anstrengend sein.

„Ich habe noch etwas für dich", sagte Remus plötzlich, während sie auf die Abfahrt des Zuges warteten. "Und ... was?", fragte Elly neugierig.

Remus holte aus seiner Jackentasche einen kleinen Kasten heraus, das sich als Reiseradio herausstellte. „Hier, damit du auch in der Schule auf dem Laufenden bleibst.", er bückte sich zu ihr herunter und flüsterte: „Es gibt da so ein Programm, das berichtet, was los ist. Alle anderen sind auf der Seite von Du-weißt-schon-wem und folgen der Linie des Ministeriums, aber dieses eine ... warte, bis du es hörst, es ist toll. Nur können sie nicht jede Nacht senden, sie müssen ständig den Standort wechseln, damit sie in keine Razzia geraten, und man braucht ein Passwort, um den Sender zu empfangen. Der Sender heißt PotterWatch und das nächste Passwort lautet >Albus<"

„Das ist ... so cool", hauchte Elly und nahm das Radio an sich. „Danke, Dad", sie umarmte ihn.

Remus drückte sie und der Zug begann zu pfeifen, was bedeutete, dass Elly, wenn sie sich nicht beeilte, ihn verpassen würde. „Jetzt beeil dich aber, mein kleiner Hüpfer.", er strich ihr nochmal übers Haar, und schob sie dann Richtung Zug.

Elly beeilte sich und sprang im allerletzten Moment auf. Sie eilte durch die Gänge, auf der Suche nach einem leeren Abteil, oder nach bekannten Gesichtern, wie Ginny, Neville oder Luna.

Stattdessen fand sie nur Gesichter, die ihr zwar auch bekannt, aber ihr eher unerwünscht waren. Ein perfektes Beispiel wäre Draco Malfoy gewesen, der sich aufsetzte, als er Elly am Abteil vorbeigehen sah, sich aber wieder, leicht enttäuscht, setzte, da sie, ohne ihn nur eines Blickes zu würdigen, weiter eilte.

Erst am Ende des Zuges fand sie endlich das Abteil, in dem sich ihre Freunde verschanzt hatten.

„Meine Freunde!", rief sie laut und schob die Abteiltür auf. Neville erschrak und fiel von seinem Sitz, während Ginny sich ihren Kopf anstieß, da sie sich an das Fenster gelehnt hatte. „Würgende Wasserspeier, Elly!", Ginny rieb sich ihre Stirn und sah sie verärgert an. „Musst du immer so ein Tamtam machen?"

„Aber absolut", bestätigte Elly und setzte sich. „Ich muss euch unbedingt erzählen, was ich von Remus bekommen habe – wo ist Luna?", sie bemerkte erst, als sie saß, dass das verträumte blonde Mädchen fehlte.

Neville zuckte mit den Schultern. „Wir wissen es nicht. Sie war nicht am Bahnsteig und im Zug war sie auch nicht."

Elly sah nach draußen. „Das kommt mir nicht richtig vor. Es ist bestimmt etwas vorgefallen ..."

„Das habe ich mir auch schon gedacht", stimmte Ginny ihr zu. „Ich habe mir schon immer gedacht, dass es bei denen zu Hause nicht lange gutgehen kann. Ihr Vater schreibt doch immer gegen das Ministeriums in seiner Zeitschrift."

„Bestimmt hat man ihr verboten, zur Schule zu gehen", sagte Neville. Elly nickte. „Hoffen wir es."

„Was wolltest du uns denn zeigen?", wechselte Ginny das Thema.

Grinsend holte Elly das Radio hervor. „Unser Aufstand gegen das Ungeziefer in Hogwarts hat begonnen, meine Mitstreiter."

Elly Riddle - das Mädchen, das lachteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt