77.

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Die Sonne war bereits untergegangen, als Elly aus der Bibliothek trat. Madam Pince hatte sie rausgeschmissen, weil sie nicht damit klarkam, dass Elly mit ihrem Stuhl kippelte und die gesamte Zeit über Papier zerknüllte und es hinter sich warf. Madam Pince hatte also nicht lange gefackelt und sie kurzerhand rausgeworfen, mehr oder weniger buchstäblich.

Also lief Elly mit ihren Büchern unter dem Arm geklemmt und einen halbfertigen Aufsatz für Zauberkunst, der am nächsten Morgen fällig war – soweit sie es jedenfalls wusste, sie könnte sich nämlich auch einfach im Datum getäuscht haben - in der Hand, zusammen mit ein paar zerknautschten Federn und einem Tintenfass, das in ihrer Rocktasche steckte und höchstwahrschlich kurz vorm Auslaufen war.

Müde und genervt lief sie die Korridore entlang, als sie schließlich ins Treppenhaus landete. Sie ging die Stufen herauf und war schon fast dort, wo sie hinwollte, als es sich die Treppe anders überlegte und sich in eine komplett andere Richtung bewegte. Elly massierte sich die Schläfen. „Willst du mich jetzt eigentlich verarschen?", fragte sie die Treppe.

Die Treppe antwortete nicht, was total unhöflich war.

„Weißt du was? Scheiß drauf, ich lebe jetzt hier!", sie setzte sich auf die Stufen und breitete ihre Sachen vor sich aus. Elly schlug ihre Bücher auf und holte ihr Tintenfass aus ihrer Rocktasche.

Ihre Hände waren blau, als sie das Tintenfass hinstellte. Es war ausgelaufen.

Sie seufzte. „Warum hasst mich das Universum eigentlich?", fragte sie niemand bestimmten.

Wieder bekam sie keine Antwort.

Ihr Rock war auf der einen Seite jetzt total blau, was sie dann aber auch nicht mehr störte. Stattdessen tunkte sie ihre Feder in die restliche Tinte und machte sich an die Arbeit. Sie hatte vor total produktiv zu sein.

Nach einer Stunde schlief sie ein.

Was hatte man auch erwartet?

Wach wurde sie durch ein Rütteln an ihrer Schulter. „Miss Riddle?", fragte eine bekannte Stimme. „Was machen Sie denn hier auf der Treppe? Wachen Sie auf!"

Elly schoss hoch und knallte gegen Professor McGonagalls Kinn. „Was? Au – sorry, Professor.", sie rieb sich den Kopf.

„Was machen Sie hier, Miss Riddle?", wiederholte McGonagall mit einem leicht gequältem Gesichtsausdruck. „Ich habe beschlossen, dass ich ab sofort auf der Treppe hier lebe. Sie stehen also gerade in meinem Zimmer, Professor."

McGonagall seufzte tief. „Sind Sie sich eigentlich bewusst, wie viele grauen Haare Sie mir mittlerweile schon beschafft haben?"

„Ich könnte jetzt was sagen, aber ich denke, dass es eine rhetorische Frage war."

„Mehr als die Hälfte der anderen Schüler hier in Hogwarts, Miss Riddle.", beantwortete McGonagall ihre eigene Frage. „Sie sind eines meiner Sorgenkinder."

„Ist das gut oder schlecht?"

„In den meisten Fällen schlecht."

„Oh."

McGonagall nickte und zog sie an einem Arm hoch. „Jetzt erzählen Sie mir erstmal, warum Sie hier auf der Treppe geschlafen haben."

„Ich bin eingeschlafen, Professor.", erklärte Elly.

„Was Sie nicht sagen", McGonagall war wohl auch müde. „Jetzt beantworten Sie mir meine Frage bitte anständig."

„Ich war in der Bibliothek, wurde aber aus Gründen, die jetzt unwichtig sind, rausgeschmissen. Also wollte ich in den Gemeinschaftsraum, aber die Treppe hatte es sich anders überlegt. Ich hatte dann keinen Bock mehr und wollte hier meinen Aufsatz schreiben und bin dabei eingeschlafen."

Elly Riddle - das Mädchen, das lachteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt