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Der gesamte Unterricht wurde eingestellt, alle Prüfungen verschoben. Einige Schüler wurden während der nächsten Tage von ihren Eltern eilends abgeholt - die Patil-Zwillinge waren noch vor dem Frühstück am Morgen nach Dumbledores Tod verschwunden, und Zacharias Smith wurde von seinem überheblich wirkenden Vater aus der Schule geleitet. Seamus Finnigan hingegen weigerte sich glatt, mit seiner Mutter nach Hause zu fahren; sie hatten eine lautstarke Auseinandersetzung in der Eingangshalle, die damit endete, dass seine Mutter ihm erlaubte, bis nach der Beerdigung zu bleiben. Sie hatte Schwierigkeiten, in Hogsmeade eine Unterkunft zu finden, berichtete Seamus im Gemeinschaftsraum, weil Zauberer und Hexen in das Dorf strömten, die Dumbledore die letzte Ehre erweisen wollten.

Unter den jüngeren Schülern, die das noch nie gesehen hatten, gab es einige Aufregung, als eine pastellblaue Kutsche, groß wie ein Haus, gezogen von einem Dutzend gigantischer geflügelter Palominos, am späten Nachmittag vor der Beerdigung vom Himmel gerauscht kam und am Waldrand landete.

Mittlerweile war eine Delegation aus Ministeriumsvertretern, darunter der Zaubereiminister persönlich, im Schloss einquartiert worden. 

Elly verbrachte die meiste Zeit allein. Neville war zwar aus dem Krankenflügel entlassen worden, aber er und Luna trafen sich oft in den Gewächshäusern und Elly wollte nicht stören. Ginny hing nun immer mit Harry, Ron und Hermine ab, wo sie auch keinen richtigen Platz hatte und von Draco fehlte jede Spur. Also blieb Elly nichts anderes, als allein in der Bibliothek zu lesen oder heimlich im Verbotenen Wald spazieren zu gehen.

Am Tag vor dem Begräbnis, welcher gleichzeitig auch der letzte Schultag war, saß Elly am Rand des Verbotenen Walds und hatte ein Buch auf ihrem Schoß liegen, aber sie konnte sich nicht auf die Sätze und deren Bedeutung konzentrieren, in ihrem Kopf schwirrte es viel zu sehr.

"Hey", sagte jemand sanft. "Ist hier noch Platz?", Elly blickte nach oben. Sie hatte bereits an der Stimme erkannt, dass es sich um Fred handelte. "Klar, setz dich."

Er setzte sich neben sie und sie blickten beide schweigend auf das Schloss hinaus. Sie sagten nichts, aber zugleich tauschten sie auch tausend Worte miteinander aus.

"Es ist seltsam, dass er jetzt nicht mehr da ist, oder nicht?", fragte Fred schließlich. Elly nickte. "Ich dachte immer, dass er unsterblich oder so wäre. Ich meine, er war doch sicherlich fast zweihundert Jahre alt."

"Eine wahre Antiquität", lachte Fred leise. Kichernd schlug Elly ihm gegen die Schulter. "Das ist fies. Du kannst doch nicht einfach Witze darüber machen."

"Ach, was. Er hätte es gefeiert.", Fred sah sie an. "Remus meinte, dass du dabei warst ...", sagte er vorsichtig. "Willst du darüber reden?"

"Ich bin mir nicht sicher", gab Elly zu. "Es ist noch zu unwirklich irgendwie, weißt du?"

Fred nickte. "Ich verstehe", er legte einen Arm um sie und zog Elly näher zu sich heran. "Als ich gehört habe, was hier passiert ist", erzählte er. "warst du mein erster Gedanke. Nicht Ron, nicht Ginny, nicht einmal Bill, obwohl Mum es uns sofort erzählt hatte. Nein, ich habe als erstes gedacht; scheiße, geht es Elly gut?", er schwieg wieder.

Elly wusste nicht, was sie daraufhin antworten sollte. Aber sie musste auch nichts sagen, denn Fred sprach schon weiter: "Ich wusste, dass ich dich hier finden würde"

"Ja?"

Er nickte. "Wenn du nicht gerade in der Bibliothek bist, bist du draußen. Und von hier aus kann man alles sehen. Der Platz ist verdammt schön.", er lächelte sie an. "In den Ferien heiraten Bill und Fleur, kommst du?"

"Soweit ich weiß, sind wir eingeladen, also ja"

"Cool. Cool ... willst du vielleicht als mein Gast aufkreuzen?", er fuhr sich durch Haare. 

Elly Riddle - das Mädchen, das lachteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt