103.

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Neville trug Lavender auf beiden Armen, um sie in die Große Halle zu bringen. Greyback haben sie dort gelassen, wo er lag. Er verdiente es nicht, anständig verabschiedet zu werden. Elly trottete hinterher. Neville musste eine Menge an Energie und Ruhe verbrauchen, um Elly dazu zu bringen Lavender in die Große Halle zu tragen, damit ihre Familie und Freunde um sie trauern konnten.

Hogwarts lag zertrümmert in Schutt und Asche. Es gab kaum eine Ecke, die nicht beschädigt war. Es würde reichlich Zeit beanspruchen, um den Schaden zu reparieren, aber daran dachte gerade keiner. Jeder war mit den Gedanken bei seinen Geliebten.

Sie waren nicht mehr weit von der Großen Halle entfernt. Neville achtete darauf, dass er auf keine Steine oder Ähnliches trat, um nicht auszurutschen. Elly achtete da eher nicht so drauf. Ihr war es egal, wohin sie trat. Sie wollte auch eigentlich gar nicht mehr laufen. Sie wollte sich hinsetzen und einfach nichts mehr machen. Sie war erschöpft, ihr Hals tat weh und es bildeten sich bereits Blutergüsse dort, wo Greyback sie gepackt hatte. Das Atmen fiel ihr schwer, genauso wie das Sprechen. 

"Wir sind gleich da, Elly", versuchte Neville sie aufzumuntern. "Da sind dann dein Dad, Fred und George ... einfach alle, komm."

Elly nickte und schlurfte weiter hinter ihm her.

Als sie schließlich ankamen sahen sie, dass die Haustische verschwunden waren und der Raum brechend voll waren.Die Überlebenden standen in Gruppen beieinander, hatten sich gegenseitigdie Arme um den Hals geschlungen. Die Verletzten wurden auf demPodium von Madam Pomfrey und einigen Helfern behandelt. Unter denVerwundeten war auch Firenze; Blut strömte aus seiner Flanke, und er lagzitternd da, unfähig aufzustehen.Die Toten lagen in einer Reihe in der Mitte der Halle. Neville legte Lavender sanft auf den Boden. Elly ließ ihren Blick auf die Personen gleiten, die neben Lavender lagen und in diesem Moment zerbrach ihre Welt.

"Nein", sagte sie erst leise zu sich. "Nein. Nein. Nein!", sie stürzte zu den Leichnamen von Remus und Dora, sie sahen aus, als würden sie schlafen, aber Elly wusste es besser: Sie waren tot. Sie schliefen für alle Ewigkeiten.

"Bitte, Dad, wach auf!", sie hatte sich ihre Knie aufgeschrammt, es brannte höllisch, aber dieser Schmerz konnte nicht das Leiden ihres Herzens überragen, welches zu zerbrechen schien. Sie vergrub ihr Gesicht in Remus' Jacke und weinte. Er roch noch immer so, wie er immer gerochen hatte. "Dad, ich schaffe es doch nicht ohne dich. Ich bin doch dein kleiner Hüpfer. Du musst auf mich aufpassen, ich verletzte mich doch ständig. Dad, bitte!", sie schluchzte. 

Eine Hand berührte ihre Schulter, aber sie schlug sie weg, ohne zu wissen, wer es war.

"Und was ist mit Teddy, Dad? Und mit dir, Dora? Teddy braucht doch seinen Dad und seine Mum. Andromeda und ich können das doch nicht allein. Ich kann das nicht allein. Bitte, ich flehe euch an.", aber sie wachten nicht auf. Sie strengten sich auch kein letztes Mal an, um ihren Kopf zu streicheln oder zu sagen, wie sehr sie Elly geliebt haben.
Sie waren tot und daran konnte niemand was ändern.

"Ich liebe euch", flüsterte Elly. "Ich liebe euch so sehr."

Wieder griff eine Hand nach Ellys Schulter, dieses Mal ließ sie die Hand dort. "Komm, Elly", sagte Professor McGonagall. "Lassen wir dich mal verarzten", sie schob Elly sanft zu Madam Pomfrey, aber bevor Elly sich setzte, bemerkte sie, dass ein Haufen voller Rotschöpfe ebenfalls um einen toten Körper herumstanden und schluchzten.

Sie riss sich von McGonagall los, die traurig seufzte. Vermutlich wollte sie verhindern, dass Elly dorthin sah.

Aber Elly sah hin. Sie sah den Körper, der dort lag. 

Sie sah den großen, schlanken Körper, der mit Sommersprossen übersehen war.

Sie sah die roten Haare, die flach auf dem Boden lagen.

Elly Riddle - das Mädchen, das lachteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt