48.

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Als Elly am Montagmorgen in die Große Halle kam, war viel los. Dutzende Eulen umrundeten Harry, der etwas überfordert über den Schwarm blickte. Neugierig ging Elly auf ihn und den anderen zu:"Ich dachte, man bekommt Liebesbriefe immer zum oder vorm Valentinstag, Harry?", sie setzte sich an den Tisch und griff nach einem Umschlag:"Das sind keine Liebesbriefe, Elly.", erklärte Harry, während er vorsichtig in einen neuen Brief linste:"Das sind Leserbriefe.", Elly hob eine Augenbraue:"Leserbriefe? Was hast du denn gemacht?", Harry zuckte mit den Schultern:"Ich habe nur ein paar Fragen beantwortet. Du weißt schon - wegen dem, was letztem Sommer passiert ist.", Elly nickte und öffnete den Brief und warf einen Blick darauf:"Der hier meint, dass du einen völlig an der Klatsche hast. Allerdings ist die Handschrift von dem einfach fürchterlich - vielleicht meinte er auch, dass er dir Beifall klatscht oder so."

"Was machst du denn hier, Süße?", Fred kam zu ihnen. Elly drehte sich überrascht zu Fred, der sie von hinten umarmt hatte:"Süße? Seit wann nennst du mich denn Süße?", Fred grinste und quetschte sich zwischen sie und Ron:"Ich dachte, es sei Zeit für einen neuen Spitznamen. Gefällt er dir?", Elly verzog das Gesicht:"Nee, der andere war mir lieber."

"Okay, Prinzessin.", er drückte ihr einen Kuss auf die Wange und sah dann das Briefchaos auf dem Tisch:"Bekommst du Briefe von deinen vielen Verehrern?", fragte er Harry. Dieser rollte mit den Augen:"Nein, das sind alles Leserbriefe."

"Oh, wie lustig.", er griff nach einem Umschlag und öffnete ihn:"Der kann sich nicht so entscheiden", meinte er nachdem er den Text überflogen hatte:"Du kämst ihm zwar nicht wie ein Verrückter vor, aber eigentlich will er auch nicht glauben, dass Du-weißt-schon-wer zurück ist, also weiß er jetzt nicht, was er denken soll. Grundgütiger, was für eine Papierverschwendung."

Die anderen am Tisch lasen noch mehr Briefe, doch Ellys Aufmerksamkeit wurde auf eine Eule gelenkt. Es war ein dunkelbrauner Kauz, der sie mit schiefem Kopf musterte. In seinem Schnabel steckte ein Briefumschlag, auf dem ihr Name stand. Plötzlich wurde sie nervös. Sie wusste, von wem der Brief war.

Vorsichtig öffnete sie den Umschlag und holte den Brief heraus, als würde es sich um eine Stinkbombe handeln, die jeden Moment hochgehen könnte. Sie faltete das Blatt Pergament auseinander, während sie die Luft anhielt. Schließlich öffente sie die Augen und las den Brief.

Liebe Elly,

Dumbledore hat mich über dein Fehlverhalten unterrichtet. Ich werde dich gleich mal beruhigen, denn ich bin nicht sauer auf dich. Dich erwartet keine Strafe, wenn du nach Hause kommst und ich habe auch Dumbledore nicht gesagt, dass du Strafarbeiten bekommen solltest. Nein, ich bin einfach enttäuscht. Ich bin sehr enttäuscht, Elly. Ich hatte gehofft, dass du dich besser zu benehmen weißt, aber da habe ich mich wohl geirrt.

Ich weiß, dass Lehrer anstrengend sein können und, dass es ziemlich schwer sein kann, seinen Mund zu halten und höflich zu bleiben. Wenn ich ehrlich bin, ich war nicht anders. Ich habe mit Sarkasmus förmlich um mich geschmissen, aber ich hatte jedoch gehofft, dass ich dich zu einer jungen Dame erzogen habe, die andere Leute respektiert. Anscheinend habe ich versagt.

Ich hoffe doch sehr, dass du deine Lektion verstanden hast und dich nun zu beherrschen weißt. Ich wünsche mir, dass ich nicht erneut einen Brief deines Schulleiters lesen muss, der mir mitteilt, dass meine Tochter eine rüpelhafte Hexe geworden ist, statt eine charmante Dame, wie ich es gedacht hatte.

Dein Vater

Elly spürte, wie ihr die Tränen kamen. Remus hatte ihr noch nie gesagt, dass er sie enttäuscht hatte. Schlimmer noch: Er war der Meinung, dass es seine Schuld war. Es fühlte sich an, als wäre ihr Herz soeben in tausend Stücke zerschellt. Es wäre besser gewesen, wenn er ihr einen Heuler geschickt und sie angeschrien hätte. Aber nein, er musste sich die Arbeit machen einen Brief zu schreiben, seine Worte bedacht wählen und über die Sätze nachdenken. Elly fühlte sich schrecklich. Sie hatte sich noch nie so schrecklich gefühlt. Noch nie. Sie wollte nicht, dass Remus von ihr enttäuscht war. Sie wollte, dass er stolz auf sie war. Sie wollte, dass er stolz auf seine Tochter sein konnte.

"Hey", riss sie plötzlich eine sanfte Stimme aus ihren Gedanken:"Du weinst ja. Was ist denn los?", Fred wischte ihr eine Träne weg:"Hat dich ein Fanbrief von Harry so sehr berührt?", witzelte er, aber er verstummte sofort, als er Ellys Blick sah:"Ist alles in Ordnung? Tut dir was weh?", fragte er besorgt. Elly schniefte. Sie hatte nicht weinen wollen:"Nur mein zerbrochenes Herz.", sagte sie leise. Fred sah sie mit großen Augen an:"Zerbrochenes Herz? Was auch immer ich getan habe - es tut mir unendlich doll leid, Elly. Ich will nicht, dass du traurig bist."

"Du hast gar nichts damit zu tun.", erwiderte Elly, auch wenn es die Bruchstücke ihres Herzens erwärmte, dass Fred sofort annahm, dass er es war und sich auch sofort entschuldigte:"Es war der Brief von meinem Dad."

"Deinen Dad? Ach - du meinst Lupin.", Fred schlug sich gegen die Stirn:"Sorry, ich muss mich noch an den Gedanken gewöhnen, dass du nun eine Lupin bist - auch wenn du aus unerklärlichen Gründen deinen Nachnamen behälst.", er grinste sie schief an, wechselte seinen Gesichtsausdruck aber dann wieder:"Hey, ich versuche dich hier aufzumuntern.", er stupste sie mit seinem Ellbogen an. Elly schüttelte nur den Kopf:"Was ist denn passiert?", Fred ließ nicht locker. Wortlos überreichte Elly ihm den Brief. Fred nahm ihn und las. Nach einigen Minuten sah er sie an:"Wow.", sagte er:"Ich - ich weiß nicht, wie ich dich aufmuntern oder was ich sagen soll. Ich meine, unsere Mum schickt eigentlich immer Heuler und ist mehr wütend als-"

"Du brauchst nichts sagen. Ich muss jetzt eh los.", mit diesen Worten stand Elly auf und ging zum Unterricht. Ihr war nicht wirklich klar, warum sie dieser Brief zu runter machte. Sie hatte schon öfter mal Ärger bekommen. Die Hälfte seiner grauen Haare hatte Remus bestimmt wegen ihr, dennoch nahm sie dieser Moment so sehr mit.

Niedergeschlagen ging sie in den Kerker, da dort die Zaubertrankstunden stattfanden. Doch sie achtete nicht sonderlich auf den Unterricht oder auf ihren Trank. Sie war mit den Gedanken komplett woanders. Severus fiel das auch auf, weswegen er seine Nichte bat nach dem Unterricht noch einen Augenblick zu warten.

"Was ist los mit dir heute?", fragte er sie sanft. Elly zuckte mit den Schultern:"Ich sehe doch, dass etwas nicht stimmt. Hat es was mit dem Vorfall mit Professor Umbridge zu tun?", Elly sah ihn erstaunt an:"Du weißt davon?", Severus lachte leise:"Ich bin dein Professor, Elly und dein Onkel. Natürlich weiß ich davon.", er stand von seinem Stuhl auf und ging um seinen Schreibtisch herum:"Lass mich raten ... Lupin hat dir eine Antwort geschickt.", er sah sie an:"Und sie ist nicht zu deinen Gunsten ausgefallen.", Elly nickte:"Er ist enttäuscht von mir.", sagte sie leise. Severus strich ihr über den Kopf:"Wir beide kennen Lupin, Elly. Er wird nicht lange enttäuscht bleiben. Morgen hat er es bestimmt wieder vergessen.", er hatte schon irgendwie recht. Remus war nie lange wütend auf sie, allerdings war er ja enttäuscht von ihr und nicht wütend:"Du glaubst mir nicht, oder?", fragte Severus, da sie nichts gesagt hatte:"Nein, tu ich nicht.", antwortete Elly. Severus seufzte:"Vertrau mir, er wird es spätestens in ein paar Tagen vergessen haben. Außerdem hat er sowas wahrscheinlich schon erwartet, schließlich kennt er dich schon fünfzehn Jahre lang.", Elly verzog ihr Gesicht ein wenig:"Denkst du?"

"Natürlich.", er sah sie an, als würde er etwas überlegen:"Jetzt weiß ich, warum es dich so mit nimmt."

"Warum?", fragte Elly, ehrlich interessiert, weil sie es sich nicht erklären konnte, abgesehen von der Tatsache, dass sie nicht wollte, dass Remus von ihr enttäuscht war:"Es ist das erste Mal, dass du Ärger bekommen hast, seitdem er dich a-adoptiert hat.", Severus war noch immer nicht damit einverstanden, dass Remus beschlossen hat, dass Elly absofort auch offiziell seine Tochter war. Er fand es nicht mal berauschend, dass Elly damals zu seinem ehemaligen Schulkameraden kam, aber er fand sich damit ab, denn er wollte nur das Beste für seine Nichte.

Elly nickte:"Ich denke, du hast recht.", sagte sie langsam. Severus lächelte sie an und zeigte in Richtung der Tür:"Jetzt raus mit dir, ansonsten verpasst du noch das Mittagessen."

Elly nahm ihre Tasche und ging raus, doch sie drehte sich nochmal um und steckte ihren Kopf in den Klassenraum:"Bist du eigentlich enttäuscht von mir?", ihr Onkel schüttelte den Kopf:"Nein.", sagte er:"Ich kenne dich und habe nur auf diesen Moment gewartet. Außerdem", fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu:"hat sie es nur verdient."







Ich habe die ersten zwei Schultage geschafft! Auch wenn es insgesamt nur dreieinhalb Stunden waren, waren sie dennoch genug. Genug für das gesamte Schuljahr, wie ich finde :-)
Ich hoffe, euch hat das Kapitel wieder gefallen. Lasst es mich wieder in den Kommentaren wissen.
Ich wünsche euch noch einen schönen Tag/schönen Abend/schöne Nacht/schönen Morgen :-)

Elly Riddle - das Mädchen, das lachteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt