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Die Erkenntnis drohte Micha beinahe von den Füßen zu reißen.

Er liebte Maudado.

Um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, stütze er sich sich an dem Regal ab und ließ sich langsam neben Maudado zu Boden sinken. Der blonde Magier rückte ein Stück ab und drückte das Buch enger an seine Brust.

Was sollte er jetzt nur sagen? Wie sollte er das Gespräch anfangen, was keiner von ihnen führen wollte?

"Ich verstehe es nicht." Maudado war es, der die Stille zwischen ihnen schließlich brach. Seine Stimme klang belegt.
"Ich war mir so sicher, dass die Prophezeiung zutreffen würde. Alles hatte darauf hin gedeutet. Aber... es macht keinen Sinn."

"Was für eine Prophezeiung?"

"Zwei Menschen, gebunden durch ein Versprechen, mögen Glück nicht greifen.
Ein Einzelner jedoch vermag Fortuna zu befreien. - Doch nicht Magie mag Wahres beherrschen.
Denn Glück verlangt nach der stärksten Macht auf Erden."

Ein elektrisierendes Kribbeln lief Michas Wirbelsäule hinunter. Dies waren machtvolle Worte. Sie hinterließen ein Prickeln in der Luft, machten etwas Verheißungsvolles aus. Selbst jemand, der nicht an Magie oder Prophezeiungen glauben sollte, wäre davon überzeugt wurden, dass diese Worte etwas bedeuteten.

"Die zwei Menschen - die waren du und Chessie. Ihr kamt verzweifelt hierher, verheiratet aber doch nicht glücklich miteinander. Mit einem Trank sollt ich euch das ersehnte Glück bereiten. Aber... zu dem Trank... kam es nie. Und jetzt geht ihr... ohne Glück gefunden zu haben. Wenn, dann habe ich die Situation nur noch schlimmer gemacht. I-ich... weiß auch nicht... wie kann das sein?" Der blonde Wissenshüter klang verzweifelt und fast schon resigniert, als hätte er bereits aufgegeben und sich damit abgefunden. Das passte so überhaupt nicht zu Maudado. Michas Herz zog sich schmerzhaft zusammen.

"Ich war mir so sicher. Auch... auch wenn Liebstränke nur in den seltensten Fällen funktionieren, bei euch hatte ich tatsächlich ein gutes Gefühl. Alles hatte gestimmt. Und doch... habe ich versagt. Ich konnte euch nicht helfen. Es tut mir Leid. Ihr habt besseres verdient. Ich hoffe ihr könnt euer Glück doch noch finden." Die Worte klangen so hohl und unwirklich, als würde Maudado sie von einem unsichtbaren Stück Pergament ablesen.

Genauso leer und müde wie seine Worte, war der Blick, mit dem er Micha nun anschaute. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Er konnte nicht gehen. Nicht jetzt, wenn es Maudado so zerstören würde. Das Königreich und Chessie mussten warten. Wenigstens für den Moment.

Vorsichtig rutschte Micha ein Stück näher und legte den Arm um Maudado. Einen Augenblick zögerte dieser, dann gab er sich der Nähe hin. Mit leiser Stimme redete er weiter:

"Dieses Buch ist ein letztes Geschenk von meinem Meister gewesen. Hier sind alle Geheimnisse von ihm und seinen Vorgängern gesammelt. Hätte ich dieses Buch etwas eher gefunden, diesen Raum mit all seinem Wissen etwas eher gefunden, vielleicht hätt ich euch dann besser helfen können. Eine so klare Bitte und doch kann ich euch keine Hilfe schenken. Wenn nur..."

"Bereust du es?"

Maudado versteifte sich. Auch sein Atem stockte kurz, dann richtete er sich auf. In seinen Augen konnte Micha einen Funken von dem alten Feuer entdecken, welches sonst in ihnen brannte.

"Tust du es denn?! Bestimmt. Aber ich kann es nicht. Und das ist vermutlich das Schlimmste an all dem. So sehr es mir auch widerstrebt, ich kann es nicht bereuen. Und noch weniger vergessen, denn jeder Fehler bringt uns vorran - jeder Fehler lässt uns wachsen. Aber ich kann nicht bereuen, dass ich versagt habe. Dafür hat es sich zu gut angefühlt. Dafür haben wir uns zu gut und zu... echt angefühlt. Und... i-ich weiß, dass ist das letzte was du hören willst, aber ich will, dass du das weißt. Ich will, dass wenn du dich in die Kutsche setzt, dich immer daran erinnerst, dass hier immer jemand sein wird, der verfluchen wird, dass du je einen Fuß auf diese Lichtung gesetzt hast. Der dich dennoch so sehr liebt, dass es wehtut. Der sein Versagen in Kauf nahm, um den selbstsüchtigen Wünschen seines Herzens nachzukommen."

Die Worte schmerzten so heftig, wie eine gut platzierte Ohrfeige. Sah er in dem, was zwischen ihnen beiden geschehen war, wirklich nicht mehr als einen Fehler, den er nicht bereuen konnte? Es war so falsch. Die Worte klangen so falsch, dass Micha die Galle hochstieg. Doch wenn er jetzt seinen Protest äußerte, würde der bevorstehende Abschied unmöglich werden.

Es wäre leichter, sie hinzunehmen. Maudado in dem Glauben zu lassen, dass er recht hatte, dass seine Worte zutrafen.

Aber... der leichte Weg war nur selten der richtige Weg.

Written by Federsturm

Nach guten fünf Monaten Prokrastination und ner quarter-life-crisis meld ich mich hier endlich zurück! Es tut mir unheimlich Leid, dass ihr so lange auf ein Update warten musstest, ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so lange dauern würde...
ABER für die restlichen Kapitel kann ich regelmäßige Updates garantieren, da ich es alles fertig geschrieben habe :D
Also frohe Kunde: es geht weiter^^

Liebe ist (keine) ZaubereiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt