In dem Moment wo Maudado ins Sonnenlicht trat, löste sich die Anspannung in seinen Schultern und er wurde sich erst bewusst, wie sehr er sich mit seinen kreisenden Gedanken eingesperrt hatte. Es war, als würde sich der Tellerrand ausdehnen und Platz zum Atmen schaffen. Doch wurden ihm im selben Moment auch die Muskeln schwer und er musste sich beinahe sofort auf die Bank neben dem Eingang zu seinem Kräutergarten setzen.Der Prinz stand noch am Türrahmen und hatte den Wissenshüter genau beobachtet. Wie eine Mutter die ihr kränkelndes Kind das erste Mal wieder hinaus ließ. Maudado schmunzelte bei dem Gedanken.
"Steh nicht so steif da, als würde ich gleich umkippen. Setz dich ruhig zu mir, mein Prinz.", neckte der Hüter den Brünetten und tatsächlich wurden die Ohrenspitzen von Micha etwas rot. Doch statt eine bissige Bemerkung, blieb es ruhig und der Prinz setzte sich tatsächlich.
Sie genossen die Sonne und leise plätscherte es, da ein kleiner Bach sich durch den verworrenen Kräutergarten zog und so die Kräuter vor dem verdursten ein ums andere Mal schon gerettet hatte.
"Hast du dich je gefragt was danach einmal sein wird..?", flüsterte Maudado und sah zu wie ein Käfer über den Salbei kletterte.
"..Wie meinst du das?", kam die Frage von dem Prinzen, denn so verwirrt wie er drein sah, schien er nicht zu verstehen auf welches 'danach...' er sich bezog. Die Zitronenfalter waren dieses Jahr stark vertreten und überall sah man ihre gelben Flügel mit dem schwarzen Punkt umher tanzen.
"Ich meine... wenn ihr zwei eurer Glück gefunden habt. Verheiratet seid ihr bereits und den Thron habt ihr auch schon bestiegen. Was sind eure Pläne für danach, nachdem der Trank gewirkt hat?"
Maudado beruhigte es wie leicht ihm die Frage über die Lippen bekommen hatte. Denn es war die Antwort die ihn vielleicht etwas Frieden und Vernunft verleihen und sein Gedankenchaos eine Neue Ordnung verleihen konnte.
Doch Stille kehrte zwischen sie...
Nur das zwitschern der Meisen und der Wind waren zu hören.
Es war fast so, als würde er auf diese Frage keine Antwort mehr bekommen.
Aber Micha seufzte einmal tief und setzte tatsächlich mit seinen Worten an: "Eine sehr lange Zeit hat mich Kummer, Furcht und Dunkelheit begleitet. Von einem zarten Alter bis in mein jetziges Leben sah ich nichts als nur diese düsteren Vorhänge vor mir. Sie machten meine Welt grau und selbst als ich meine Sonne, meine Prinzessin und Braut heiratete, gelang es ihr nicht die Schleier von mir zu nehmen. ...Ich glaube, wenn ich zum ersten Mal das tatsächliche Leben in all ihren Farben sehen kann, will ich einfach nur noch glücklich sein. Ein Leben das überwiegend von positiven Gefühlen beherrscht wird und ich den wahren Glanz meiner Sonne wirklich sehen kann. ...Und so will ich dann mein Reich auch führen können."
Der Wissenshüter war gerührt von den Worten. Es war eine Antwort die sein Herz schmerzen ließ und doch war es wie Balsam. Der Prinz wollte glücklich sein... Der simpelste aller Wünsche... Und Maudado war dabei ihm da zu unterstützen.
Es machte auf seltsame Art die Last auf seinen Schultern leichter, auch wenn die Erkenntnis von bittersüßen Gefühlen zeugt, motivierte es den Hüter doch ungemein.
"Weise Worte... ich hoffe, ihr werdet ein genauso weiser König.", schmunzelte Maudado.
Der Hüter erhob sich und strich sich die Falten seines Umhangs glatt.
"Was tut ihr?", fragte der Prinz etwas perplex.
"Eure Worte aufschreiben.", auf Maudados Antwort, legte Micha seinen Kopf schief, weshalb er seine Tat weiter erläutert. "Sie müssen für die Nachwelt festgehalten werden. Schließlich bin ich ein Wissenshüter und wer weiß, vielleicht spenden diese Worte noch anderen Menschen Trost und Hoffnung."
Written by -Notizbuch-
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Liebe ist (keine) Zauberei
FanficEin friedliches Königreich, ein gut regierender König, ein Prinz mit gutem Herz und eine traumhafte Hochzeit. Was könnte das Glück des Prinzen Micha da noch trüben? Das lernte er zu spüren als er die doch sehr freundliche Chessie zur Frau nahm und s...