Zum ersten Mal seit langer Zeit, ließen ihn die Dämonen in dieser Nacht in Ruhe. Micha bekam es nicht mal mehr mit, wie sein Kopf sich auf Maudados Schulter senkte.
Trotzdem erwachte der Prinz am nächsten Morgen wie gerädert. Müde rieb er sich den Nacken, versuchte die Muskelverspannungen zu lösen. Als er aufstand, knackten sämtliche seiner Gelenke. Micha fühlte sich, als wäre in der Nacht mehrere Jahre gealtert.
Maudado sah nicht besser aus. Die Schatten unter seinen blutunterlaufenen Augen, waren dunkler denn je.
"Du scheinst nicht gut genächtigt zu haben." Maudado zuckte erschrocken zusammen. Micha musste schmunzeln. Anscheiennd hatte der Wissenshüter gerade mit offenen Augen geschlafen.
"Mit Verlaub, Ihr seht nicht besser aus", antwortete der Blonde mit leichter Verzögerung. Der Prinz seufzte nur.
"Tatsächlich hab ich gut geschlafen, nur war der harte Waldboden nicht die optimale Ruhestätte. Es gibt bessere Betten." Micha begann sich zu strecken, um die Steifheit zu vertreiben.
"Bist du bereit, zum Turm zurückzukehren?" Und damit verschwand die gute Laune, die Micha bis eben noch gehabt hatte. All die Sorgen und Ängste legten sich wieder wie eine schwere Last auf seine Schultern. Beinahe hatte er das Gefühl in die Knie gehen zu müssen, um die Last stemmen zu können.
"Ich wünschte ich wäre es." Maudado lächelte ihm aufmunternd zu.
"Es ist nur der Turm, nicht der Palast", meinte er und klopfte Micha auf die Schulter,
"Dort steht ein eindeutig bequemeres Bett und außerdem gibt es warme Mahlzeiten. Und Anna macht sich sicher auch schon Sorgen."Micha senkte seufzend den Kopf. Anna und sich Sorgen machen? Nicht um ihn.
"Wieso kannst du mich nicht einfach hier zurücklassen?", fragte Micha leise. Maudado schnaubte belustigt.
"Und zulassen, dass ich dafür gehängt werde? Nein danke. Verzeih, aber mein Leben und meine Bestimmung sind zu wichtig, um dich gehen zu lassen. Auch wenn die Adelsfamilie meinen Wert vielleicht nicht auf diese Art zu schätzen weiß." Mit seinem Fuß erstickte der Wissenshüter die letzte noch leicht glimmende Glut, bevor er sich wieder Micha zuwand.
"Bestimmung also? Das klingt als hättest du dir nicht aussuchen können, was du bist. Dabei hatte ich immer das Gefühl, du brennst für was du tust. Im Gegensatz zu mir..."
"Ich wurde vielleicht nicht direkt dafür geboren, doch bin ich eindeutig der richtige hierfür. Natürlich gibt es Momente, da wünsche ich mir nichts sehnlicher, als jemand anderes zu sein. Aber diese Momente sind selten und werden von diesen wunderbaren Augenblicken überschattet, wenn man jemanden helfen konnte. Ich wusste von klein auf, dass ich das hier machen wollte, auch wenn Anna es nie verstanden hatte. Aber das Gefühl, den Leuten helfen zu können und sie wieder glücklich oder gesund zu machen ... - mein Leben hat dadurch eine Bedeutung bekommen. Ich kann das Leben anderer wirklich verändern. Ich kann den Leuten helfen. Das würde ich für nichts in der Welt aufgeben wollen, so sehr ich es mir manchmal vielleicht auch wünschen mag."
Micha musste unwillkürlich lächeln, als er den Enthusiasmus und die aufrichtige Freude in Maudados Stimme hörte. Er schien wirklich für das was er tat zu leben.
Wieso schaffte er es nicht die gleiche Begeisterung für seine Bestimmung aufzubringen? Ihm war es bestimmt König zu werden und über dieses Land zu herrschen. Wie viele Hunderte wünschten sich dies?
Doch all diese Leute wussten nicht, wie viel man opfern musste um herrschen zu dürfen. Und Micha war nicht bereit dazu diese Opfer zu bringen.
Irgendwann musste er sie bringen, doch dieser Tag war noch nicht heute. Micha holte tief Luft.
Darauf sollte er sich konzentrieren. Er hatte noch Zeit. Es war nur wenig, nur ein paar Tage doch musste er diese nutzen und mit so vielen guten Erinnerungen füllen, wie er nun konnte.
Und wenn der Moment der Abreise gekommen ist, vielleicht würde er es dann auch schaffen Maudado hier zurückzulassen. Doch bis dahin hatte er noch etwas Zeit.
"Wie bist du eigentlich genau Hüter geworden?"
Written by Federsturm
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Liebe ist (keine) Zauberei
Fiksi PenggemarEin friedliches Königreich, ein gut regierender König, ein Prinz mit gutem Herz und eine traumhafte Hochzeit. Was könnte das Glück des Prinzen Micha da noch trüben? Das lernte er zu spüren als er die doch sehr freundliche Chessie zur Frau nahm und s...