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Der Tag ging zur neige und sie waren nur ein Kraut weiter gekommen. Trotz konzentriertem Suchen nach der kleinen... 'Ablenkung' hatten sie weder den Baldrian noch das gelbe Johanneskraut gefunden. So waren sie lediglich mit der Mariendistel zu den beiden Frauen in den Turm zurückgekehrt.

Noch bevor sie ansetzen konnten etwas zu sagen, hatte sich Maudado in sein Arbeitszimmer begeben und abgesperrt.

So saß er nun da, hatte ein Alchemistenbuch vor sich aufgeschlagen und stellte ein neues Lavendelextrakt her. In die Arbeit eines Hüters vertieft, schaffte er es endlich seine wirren Gedanken für einen Moment zu vergessen und sich in den staubigen Untiefen seiner Forschungen zu verlieren.

Wie seine Hand nach der Feder griff und in einer schwungvollen und fließenden Bewegung die Formel sowie erklärende Notizen in ein weiteres aufgeschlagenes Buch notierte. Nichts lenkte dabei seinen Blick von den blubbernden Gebräu ab. Worte und Skizzen zierten bald zahlreiche Seiten. Sogar kleine Extrakttropfen fanden sich bald darauf nieder und während die Formel seine Vollendung findet, war bereits der Mond weit über den Himmel gewandert.

Die Bewegungen des Wissenhüters wurden langsamer und es zog ihn immer öfters die Lider zu.

Ein leises Klickgeräusch holte ihn schließlich aus seinen Sekundenschlaf und ließ ihn sich nach der Person umdrehen, welche den Raum nun doch betrat. 

An der Seite der Blondine schwebte ein kleines hellblaues Licht, welches in Gestalt eines zierlichen Jungen mit grünen Haaren war. 

"Danke Toff...", flüsterte Anna und die kleine Fee verschwand mit einem melodisch klingenden Singsang.

Maudados Augen schlossen sich wieder, die Müdigkeit war einfach zu groß. Er spürte aber noch wie sich eine Decke um ihn legte und sich die Tür wieder schloss.

Doch das Reich der Träume hatte nichts Ablenkendes für ihn bereit. Stattdessen konfrontierte es ihn mit den Scheitern eines Liebestrankes und dem angewiderten Blick eines brünetten Mannes...

~

Anna war heute ungewöhnlich schweigsam, als sie ihren Bruder den Korb mit dem Proviant in die Hand drückte. Maudado sah ihr an, dass auch sie ein schlechtes Bauchgefühl hatte, aber er konnte ihr die Sorge einfach nicht nehmen.

Er selbst fühlte sich nicht wirklich in der Lage heute den ganzen Tag zu laufen und dann auch gegen die ablenkenden Gedanken anzukämpfen, die aufkamen sobald der Prinz in sein Blickfeld rückte. 

Eben dieser stand bereits ungeduldig am Wegesrand und sah genervt zu den Zwei hinüber. Doch strahlte Prinz Michael bereits fiel mehr Lebensenergie aus, wie zu seiner Ankunft. Das würde jeder Anwesende bemerken. 

"Pass auf dich auf...", flüsterte seine Schwester dem Hüter noch zu.

Dieser nickte lediglich und hob den Korb etwas an. 

"Auf das wir schnell diese Aufgabe hinter uns bringen und wieder Normalität in unser Leben zurückkehrt." 

Und so wie er es gesagt hatte, meinte Maudado es auch.

~

Und da waren sie wieder. An dem Flusslauf an welchem sie gestern Nachmittag gescheitert waren und sich kurzzeitig so seltsam Nahe kamen. Bei der aufwallenden Erinnerung würde sich Maudado am liebsten die Zunge abbeißen. Es schmerzte wie sehr er seinen Körper nicht unter Kontrolle hatte und wie schnell sein Herz gestern schlug.

Es betrübte ihn und lenkte ihn ab!

Prinz Michael selbst, schien von den gestrigen Erlebnis keinerlei Spur hinterlassen zu haben und das erleichterte Maudado zunehmend. Wie nebenbei erzählte der Prinz sogar von seinem Palastgarten, welcher wesentlich überschaubarer und ordentlich gehalten wird. Das ihn dieses ewige Gesuche im flussnahen Unterholz nervte, da seine Schuhe im Schlamm stecken blieben und auch erzählte er von den schönen Rosengarten in welchem er meist zu Tee trank.

Maudado wusste nicht, weshalb der Prinz so redselig war, doch lenkte es ihn ungemein von seinen eigenen Gedankenspielen ab und ließ sich stattdessen vorstellen wie Michael wohl in seinem Palast lebte.

Als er dann schließlich einen freudigen Ausruf wahrnahm und an die Seite des Prinzen trat, schlich sich ein Schmunzeln auf seine Lippen.

"Ist das gelbes Johanneskraut?", fragte dieser ein zweites Mal nach und als Maudado nickte, freute sich der Prinz nur umso mehr.

Dem Hüter aber wurde erneut das Herz schwer.

Written  by -Notizbuch-

Liebe ist (keine) ZaubereiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt